Jetzt trennt sich auch noch ProSieben von Sarah Connor

Marc Terenzi hat’s vorgemacht. Nachdem seine Gemahlin Sarah Connor und er pflichtbewusst die Ausstrahlung ihrer Doku-Soap Sarah & Marc Crazy In Love ausgesessen haben, bevor sie sich trennten, passiert nun etwas, das mit dieser Geschichte rein gar nichts zu tun hat, aber die Überschrift rechtfertigt. Und damit auch wirklich niemand denkt, beides habe miteinander zu tun, terminiert ProSieben den Titel der im Januar starteten Serie Terminator: The Sarah Connor Chronicles mit frei erfundenen Personen der Handlung und ändert ihn in Terminator: SCC.

Das war’s auch schon. Entschuldigen Sie die Störung.

Ach so: Vielleicht kann Sarah-Connor-Darstellerin Lena Headey ja in der nächsten Doku-Soap Terenzis Gattin mimen.

Jetzt wird durchparodiert!

Dass toll gemachte Fernsehparodien auch länger als eine halbe Stunde lustig sind, bewies ProSieben schon, indem es grundlos jeweils zwei neue Folgen von Switch Reloaded hintereinander zeigte. Der durchparodierte Abend von Anke Engelke und Bastian Pastewka in Sat.1 namens Fröhliche Weihnachten! bestätigte das und brachte zugleich eine andere Erkenntnis: Komiker galten bisher im Regelfall als unparodierbar, weil sie ja bereits selbst lustig sind. Doch dann kam Mario Barth. Anke Engelke (!) glänzte als Mario Barth ebenso wie Bastian Pastewka als Ottfried Fischer, der Kindern die Weihnachtsgeschichte erzählte. Daran versuchte sich auch Eva Herman, die mehrfach darauf hinwies, dass sie „nur vorliest“ und sich jeder Meinung enthalte, denn sie wolle in keine Ecke gedrängt werden.

Die Fröhliche-Weihnachten-Show war eine feine Mischung aus Parodien auf die Fernsehereignisse des Jahres (die Kinder entscheiden sich dafür, Eva Herman vorzeitig zu verabschieden; Schuldenberater Peter Zwegat fragt Maria und Josef: „Ich sehe, Sie haben Ochs und Esel, muss wirklich beides sein?“) und Parodien auf zeitlose Prominente, die immer gehen (Howard Carpendale, Nina Hagen, Ricky). Der Fall von Ricky zeigt, wie eine gute Parodie ein selbstverständliches Eigenleben entwickeln kann. Ohne die Parodie könnte sich heute an die echte Ricky niemand mehr erinnern.

Ich weiß zwar noch nicht, was ich mir dieses Jahr zu Weihnachten wünsche, aber mein Wunschzettel für 2008 steht schon: Kann es diese Weihnachtsshow bitte jetzt jedes Jahr geben?

Am Sonntagmittag wird die Show wiederholt. Wer sie verpasst hat, sollte diesen Fehler kein zweites Mal machen.

Jetzt: Lieferung frei House

Als Kind wäre ich bestimmt sehr, sehr stolz darauf gewesen, Co-Autor eines der Top-5-Comics zu sein.

Ach, ein bisschen bin ich es auch heute noch.

Ach so, ein kleiner Hinweis für alle Fans, die sich aus Chronistenpflicht immer die kompletten Top 5 zulegen: Die ab sofort lieferbare „kleine House-Apotheke, der Beipackzettel zur Kultserie“, hat natürlich rein gar nichts mit Comics oder Mangas zu tun.

Aber das macht ja nichts.

Wenigstens sind wir aus den Top 100 der medizinischen Ratgeber schon wieder rausgefallen. Wer weiß, wer uns alles verklagt hätte.

Jubiläum nah am Wasser gebaut

Wenn Fernsehserien ein Jubiläum feiern, bekommt die Abteilung für Spezialeffekte zusätzliche Arbeit.

So jagte Gute Zeiten, schlechte Zeiten in der 2500. Folge Daniels Bar in die Luft, und Without A Trace – Spurlos verschwunden, die Vermisstenserie, die Sat.1 manchmal donnerstags zeigt, setzt heute Abend zur 100. Folge New Orleans unter Wasser.

Aber tat das nicht schon der Hurrikan Katrina?

Genau darum geht es, und das lässt schon erahnen, dass Without A Trace etwas mehr Tiefgang haben wird als GZSZ jemals hatte.

Angenehm an der Jubiläumsfolge „Die Ruhe vor dem Sturm“ ist, dass zwar der Anlass ihrer Handlung ein besonderer ist, sie aber darüber hinaus auf Effekthascherei verzichtet. Die überfluteten Straßen sind nur in zwei Rückblicken zu sehen, die eigentliche Handlung spielt in der Gegenwart und stellt wie immer ein Einzelschicksal bzw. das einer Familie in den Vordergrund, im konkreten Fall das Schicksal einer Familie aus New Orleans, die bei der Katastrophe alles verlor.

Diese auch sonst hervorragende Serie zeigt in ihrer Jubiläumsfolge auf bemerkenswerte Weise, wie man einen besonderen Anlass begehen kann, ohne sich selbst hochleben zu lassen.

Without A Trace – Spurlos verschwunden, Folge 100, heute, 20.15 Uhr, Sat.1

Jungle Break


Foto: RTL

Also dann. Der Dschungel hat wieder geöffnet und setzt die RTL-Themenwoche „Knast“ fort. Nach dem Staffelstart von Prison Break gestern sitzen heute gleich drei ehemalige Gefangene im Camp: Ingrid van Bergen (Gefängnis), Günther Kaufmann (Gefängnis) und Lorielle London (Körper eines Mannes). Dazu zwei ehemalige Gameshow-Moderatoren, Riskier-was-Gundis Zámbó und Glücksrad-Peter Bond, der als Luxusartikel vermutlich ein ERNSTL mitbringt, eine Verwandte (Giulia Siegel) und eine Ex-Frau eines Prominenten (Mausi Lugner), der Marienhof-Bewohner Michael Meziani, der Eiskunstläufer Norbert Schramm sowie jemand namens Nico Schwanz, der schon vor fünf Jahren berühmt genug für Die Alm war und dort auf jemanden namens Lorenzo traf, der heute Lorielle London heißt und mit Schwanz im Dschungel sitzt. (Platz für den naheliegenden Witz: _____________________________________.)

Da sitzen sie also nun wieder, langweilen sich, müssen ganz furchtbaren Kram essen, sich ganz furchtbar schmutzig machen und ganz furchtbar von Sonja Zieltow und Dirk Bach belästern lassen, und wir diskutieren darüber. Hoffen wir, dass es so lustig wie bisher wird und andernfalls Michael Scofield kommt und alle rausholt.

Ich bin ein Star – holt mich hier raus!, täglich um 22.15 Uhr bei RTL.

Juni ist der neue September


Kommt nächste Woche mit neuen Folgen: Kalkofes Mattscheibe.
Bild: ProSieben

Es gab eine Zeit, da lag im Sommer das Fernsehprogramm brach. Wiederholungen hielten die Sendeplätze warm, bis endlich im September neue Staffeln und neue Serien begannen.

Dann kam die Zeit, in der die Fernsehzuschauer begannen, sich von alten Serien abzuwenden und neue zu verschmähen, weil die Sender sie viel zu lange mit belanglosem Kram unterfordert und mit Kamikazeprogrammierungen vergrault hatten. Die absoluten Zuschauerzahlen sanken, die Marktanteile auch, und ebenso das Niveau der hastig ins Programm gehobenen Reality-Allzweckfüller, wenn mal wieder eine Serie nicht die Erwartungen der Anzugträger erfüllt hatte. Angst und Panik bei den Sendern wuchsen, immer länger lagerten neue Produktionen in den Archiven, weil sich niemand mehr traute, sie zu zeigen, aus Angst vor einem Flop, und immer schneller wurden sie wieder abgesetzt, falls es dann doch soweit war. Einige langlebige Serien fristen ihr Restdasein jetzt im Spätprogramm, wo sie vermeintlich nicht so großen Schaden anrichten können.


Kommt nächste Woche mit neuen Folgen: 24.
Bild: ProSieben

Genau diese Philosophie scheint auch hinter dem diesjährigen Sommerprogramm zu stecken: Bevor im Herbst wieder alles scheitert, versenden wir den Kram doch lieber im Sommerloch, wenn eh alles egal ist! Allein an den ersten beiden Tagen der nächsten Woche starten deshalb die brandneuen Serien Doctor’s Diary und Moonlight und neue Staffeln von 24, Elton vs. Simon, Dr. Psycho und Kalkofes Mattscheibe.


Kommt nächste Woche mit neuen Folgen: Dr. Psycho.
Bild: ProSieben

Das ist zugleich schön und schade. Schön, weil niemand mehr motzen kann, dass im Sommer nichts Neues kommt, und schade, weil die meisten dieser Reihen ein größeres Publikum verdient hätten als im Sommer zu erreichen ist. Die Frage aber ist, ob die Rechnung der Sender aufgeht: Mit den gleichen absoluten Zuschauerzahlen, die im Winter als Flop gelten, kann man vielleicht im Sommer noch einen halbwegs ordentlichen Marktanteil erreichen. Doch mit dem gleichen Marktanteil wie im Winter steht im Sommer bei der absoluten Zuschauerzahl in Millionen womöglich eine Null vor dem Komma. Wie groß die Panik dann erst wird, und wie klein das Vertrauen in neue Programme, darüber will ich gar nicht nachdenken. Und auch nicht darüber, was die Sender jetzt eigentlich im September noch senden wollen.

König auf Abruf

King Of Queens war nie eine der besten oder erfolgreichsten Sitcoms im amerikanischen Fernsehen. Die Serie um den dicken Paketausfahrer Doug, seine gehässige Frau Carrie und ihren nervenden Vater Arthur, der mit im Haus wohnt, gewann nicht einen einzigen wichtigen Preis, und die beste Platzierung in der Hitliste der meistgesehenen Sendungen war Position 19 (Durchschnittswert für die vierte Staffel).

Wird man so eine der langlebigsten Sitcoms in der Fernsehgeschichte?

Offensichtlich ja.

Alle Serien, in deren Schatten King Of Queens immer stand (Friends, Frasier, Will & Grace und vor allem Alle lieben Raymond) sind mittlerweile beendet, und so ist King Of Queens seit Herbst 2006 die langlebigste noch laufende Sitcom. Gerade noch. In genau einer Woche geht auch sie in den USA zu Ende, nach neun Jahren und 207 Folgen. Wenige Serien erreichen solche Zahlen. King Of Queens schaffte es, weil die Serie zwar nie Spitze, aber immer deutlich über Durchschnitt war und besonders treue Fans hatte. Trotzdem genoss sie in ihrer Heimat nie den besonderen Stellenwert im Gesamtangebot an Sitcoms, den sie in Deutschland vor allem durch hartnäckiges Dauersenden seitens RTL2 erlangte. Deshalb hatte niemand damit gerechnet, dass der Fortbestand von solcher Dauer sein könnte. In einem Artikel zur 200. Folge zitierte Variety Carrie-Darstellerin Leah Remini mit den Worten: „Als wir unsere 100. Folge gedreht hatten, stieß (Sony-TV-Chef) Steve Mosko auf uns an und sagte: ‚Auf die nächsten 100!‘ Ich glaubte, er sei ein Idiot.“

Heute beginnt bei Kabel 1 diese letzte Staffel. Sie umfasst nur noch 13 Folgen, so viele wie RTL2 zeitweise an einem einzigen Tag zeigte. Sie beginnt leider mit einer recht langweiligen Folge, in der außer Doug und Carrie kein weiteres Mitglied des Ensembles auftritt, nicht einmal Arthur. Und selbst die beiden haben kaum gemeinsame Szenen, die sonst oft die Stärken der Serie sind. Doug versucht sich im Zweitjob als Eisverkäufer, und Carrie merkt in ihrer Hälfte der Episode, dass sie eigentlich ganz gern Kinder hätte. Nächste Woche wird’s wieder lustiger. Im Anschluss an die neue Folge wiederholt Kabel 1 die grandiose Episode „Dancing Queen“ aus der achten Staffel, in der Doug seine Frau zum Pole Dancing überredet.

Zum Abschied erhielt King Of Queens in den USA übrigens gerade ein unerwartetes Quotengeschenk. Als die Serie im April nach drei Monaten Pause für die letzten sechs Folgen zurückkehrte, fand sie sich in der völlig neuen Situation wieder, plötzlich doch noch die meistgesehene Sitcom im amerikanischen Fernsehen zu sein.

Ein Zustand, der jetzt schon mehrere Wochen anhält. Es ist so ähnlich wie in der großen Samstagabendshow, wo am Ende alle noch einmal auf die Bühne kommen: Zum Schluss kommen alle Fans noch einmal für einen würdigen Abschied zusammen.

King Of Queens, die letzte Staffel als Deutschlandpremiere, montags um 21.15 Uhr bei Kabel 1. Wiederholungen alter Folgen im Anschluss und jeden Werktag um 18.15 Uhr und 18.45 Uhr.

Bei der Gelegenheit noch ein nettes Zufallsfoto: Als ich am „Lemon Ice King Of Corona“ vorbeikam, dem Eisladen in Queens, vor dem Doug in jeder Folge im Vorspann das Eis runterfällt, parkte dort ausgerechnet ein Paketlieferwagen, wie Doug ihn fährt.

Nachtrag 16. Oktober 2007: Manchmal lassen sich amerikanische Verhältnisse eben doch auf Deutschland übertragen. Mit der deutschen Erstausstrahlung der letzten Folge war King of Queens zum ersten Mal Marktführer im deutschen Zielgruppenfernsehen.

König Heinrich gegen König Fußball

ProSieben zeigt ab heute das Kostümdrama Die Tudors – Mätresse des Königs. Leider war das Budget des amerikanischen Pay-TV-Senders Showtime offenbar zu knapp bemessen, um die Serie durchgehend mit den aufwändigen Kostümen aus dem 16. Jahrhundert auszustatten, weshalb einige Darsteller bedauerlicherweise in etlichen Szenen unbekleidet agieren müssen.


Foto: ProSieben

Es geht um das Leben des jungen Königs Heinrich Tudor, genannt Henry VIII., der kriegslüstern ist, aber noch mehr lüstern, und zwischen den Sachen, die man heute noch macht, machen die Menschen solche Sechzehntesjahrhundertsachen wie Reiten, Morden, Duellieren, Intrigieren und gestelzt Parlieren. Im ersten Teil lässt sich jedoch eine schöne Weisheit erlernen:

Kardinal: „Ich hoffe doch, Ihr behaltet meine Belange immer gut im Auge.“
Pace: „Gewiss, Eminenz. Wie ein Adler.“
Kardinal: „Ich will keinen Adler, Mr. Pace. Die fliegen viel zu hoch. Eine Taube müsst Ihr sein. Die scheißt auf alles.“
Pace: „Sehr wohl, Eminenz.“

Ich bin dann mal eine Taube und beende den Text vorzeitig. Und zwar mit einem SPOILER: Heinrich VIII. ist heute nicht mehr Amt.

Die Tudors – Mätresse des Königs; samstags ab 20.15 Uhr auf ProSieben (ProSieben verteilt die zehn Folgen der ersten Staffel auf vier volle Samstagabende, damit man in Ruhe im anderen Programm Fußball gucken kann).

Kalte Umschläge

Die ProSiebenSat.1 Media AG hat mir einen großen, leeren Briefumschlag geschickt, und ich frage mich, ob das bereits eine Aussage über das kommende Programm ist. Aber Briefumschläge kann man ja eigentlich immer gebrauchen.

Kann man Bremen von hier aus sehen?

Die „geringe Sichtbarkeit“ von Radio Bremen innerhalb der ARD ist ein Thema im „Focus“, der nachgezählt hat, dass der kleine Sender nur noch 30 Stunden Programm im ganzen Jahr zum Ersten beisteuert.

Für Das Erste und die seiner Zuschauer, die noch wach sind, ist diese geringe Sichtbarkeit mindestens ebenso tragisch wie für Radio Bremen selbst. Denn über viele Jahre war es ausgerechnet das kleine Radio Bremen, das einige der innovativsten, erfrischendsten, mutigsten und witzigsten Sendungen nicht nur der ARD, sondern des gesamten deutschen Fernsehens produziert und damit einige der größten Fernsehstars für Generationen entdeckt hat:

Also gut, das ist alles eine Weile her. Kann irgendjemand aus dem Stand eine aktuelle Sendung von Radio Bremen im Ersten nennen?

Aber vielleicht läge hier die Möglichkeit, auch mit wenig Geld und wenig Sendestunden zumindest die gefühlte Sichtbarkeit wieder zu erhöhen. Denn klein war Radio Bremen schon immer, aber damals fiel der Sender eher auf. Die Innovationsfreude muss wieder her, der Mut, die Lust an Experimenten. Dann kann Radio Bremen auch ohne Masse wieder an Bedeutung gewinnen. Denn auf die ebenso risiko- wie ideenlose Nummer Sicher setzen die anderen ARD-Anstalten schon. Bitte, Bremer: Einer muss es doch mal machen.

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