Heißa, wir werden weniger!
Gute Nachricht für Fernsehsender: Deutschland ist schon wieder geschrumpft. Um durchschnittlich 130.000 lag die Einwohnerzahl 2006 unter der des Vorjahres. Noch eine Möglichkeit, sinkende Zuschauerzahlen schönzureden!
Gute Nachricht für Fernsehsender: Deutschland ist schon wieder geschrumpft. Um durchschnittlich 130.000 lag die Einwohnerzahl 2006 unter der des Vorjahres. Noch eine Möglichkeit, sinkende Zuschauerzahlen schönzureden!
Die Emmy-Verleihung hat dieses Jahr keinen Moderator, sondern fünf. Vor ein paar Jahren hatten sich die Produzenten der Veranstaltung schon einmal gegen einen und für mehrere Gastgeber entschieden, und damals bestand weitgehende Einigkeit darüber, dass es nicht funktioniert hatte. Aber als einst der erste Marathonläufer tot am Ziel zusammenbrach, sagte man sich ja auch: Cool, daraus machen wir einen Massensport!
Es sind die fünf Nominierten einer neuen Kategorie, die heute Nacht beim wichtigsten amerikanischen Fernsehpreis gemeinsam gastgeben: „Beste Moderation einer Realityshow (Wettbewerb)“. Sie heißen Ryan Seacrest (wie im Vorjahr), Jeff Probst, Tom Bergeron, Howie Mandel und Heidi Klum und moderieren hauptberuflich die amerikanischen Versionen von Deutschland sucht den Superstar, Survivor, Let’s Dance bzw. Deal Or No Deal sowie irgendeine Modeshow, aber nicht das Gegenstück zu Gemany’s Next Topmodel.
Ja, Sie haben den richtigen Schluss gezogen: Heidi Klum moderiert auch im US-Fernsehen eine Realityshow, und ja, weil sie das so toll macht, ist sie für einen Fernsehpreis nominiert. Eigentlich müsste man also exakt jetzt bereits die Berichterstattung über diesen Preis einstellen.
Stundenlang werden diese Menschen also diese Gala begleiten, in der Preise an meist gute Serien vergeben werden, die in Deutschland noch nicht laufen und nur einer Minderheit bekannt sind, die wiederum sich dann später, sollten diese Serien jemals hierzulande gezeigt werden, darüber beklagt, wie schlecht sie synchronisiert sind. Aber auch einige Stars aus Erfolgsserien, die auch bei uns populär sind, sind für Preise nominiert oder treten als Laudatoren auf. Wir sind dabei.
2.00 Uhr: Schöne Idee: Bekannte Fernsehgesichter sagen bekannte Sprüche anderer bekannter Fernsehgesichter auf. Daraus könnte man ein prima Zuordnungsquiz machen.
2.01 Uhr: Oprah Winfrey betritt die Bühne und eröffnet die 60. Emmy Awards. Kann ich so früh nach dem Aufstehen schon so viel Gutmensch ertragen?
2.04 Uhr: Drei der fünf Moderatoren erklären laaaang und breeeit, dass sie überhaupt nichts vorbereitet haben und lassen dann Tom Bergeron allein mit Heidi Klum auf der Bühne stehen. William Shatner kommt dazu und reißt Klum die Kleider vom Leib. Jetzt trägt sie nur noch ein fesches Kleid statt des Anzugs von eben.
2.09 Uhr: Tina Fey und Amy Poehler aus Saturday Night Live sagen den besten Nebendarsteller in einer Comedyserie an, begrüßen aber zuerst die Fremdzuschauer, z.B. Menschen in Frankreich, Griechenland, Spanien, Italien, auf dem Mars und Papageien. Fey immer schön in der Landessprache, Poehler mit blöden Akzenten.
Fey: „Du hattest versprochen, du würdest das üben.“
Poehler: „Ich hab gelogen.“
Es gewinnt wie jedes Jahr Jeremy Piven für Entourage.
2.18 Uhr: Alter Ausschnitt aus Seinfeld. Gern. Besser alte Witze als gar keine.
2.21 Uhr: Julia Louis-Dreyfus sagt die beste Nebendarstellerin in einer Comedyserie an. Es gewinnt Jean Smart für Samantha Who?. Sie preist in ihrer Dankesrede zuallererst Hauptdarstellin Christina Applegate.
2.27 Uhr: Sämtliche Desperate Housewives stehen da und beteuern, dass sie von Beginn an immer eine glückliche, liebende Familie waren. Nur Eva Longoria-Parker sagt: „Mann, seid ihr gute Schauspieler!“
Sie übergeben den Emmy für den besten Nebendarsteller in einer Dramaserie an Zeljko Ivanek für Damages der sich damit u.a. gegen Ted Danson aus derselben Serie durchsetzt.
2.31 Uhr: Der großartige Ricky Gervais tritt auf. Er konnte im Vorjahr nicht kommen, gewann aber damals einen Emmy und reibt es jetzt allen unter die Nase. Mehrfach. Jon Stewart und Stephen Colbert übergaben den Preis damals stattdessen ihrem Freund Steve Carell, von dem Gervais die Trophäe nun einfordert.
2.43 Uhr: Conan O’Brien blickt auf seinen Karrierebeginn zurück, als er Autor für Die Simpsons war: „Als ich Dialoge für Bart Simpson schrieb, wurde mir klar, dass man auch mit einer blöden Frisur und einer Stimme wie ein Mädchen ein Fernsehstar werden kann.“
Er würde den Emmy für die beste Nebendarstellerin in einer Dramaserie an Dianne Wiest für In Treatment übergeben, aber sie ist nicht da. Also sagt er, Steve Carell bekomme ihn stattdessen.
2.49 Uhr: Der Emmy für die beste Autorenleistung einer Comedy-Varietyshow geht zum ersten Mal an The Colbert Report. Colbert vergibt Hollywood.
2.54 Uhr: Die Moderatoren bleiben langweilig, aber Laudatoren werden immer besser. Steve Martin kündigt einen Ehren-Emmy für Tommy Smothers an (der hatte vor 40 Jahren mal eine Comedyshow, das würde jetzt zu weit führen, aber das Publikum steht geschlossen auf, als er die Bühne betritt). Steve Martin erklärt den Ehrenpreis damit, dass Zeit gefüllt werden müsse. Steve Martin war damals ein junger Autor für die Smothers Brothers Comedy Hour. Noch früher, als Kind, sei er nach der Schule immer nach Hause gelaufen, habe sich schick angezogen und „60. Emmy Awards“ gespielt.
3.03 Uhr: Heidi Klum trägt schon das vierte Kleid des Abends. Und ich dachte schon, sie hätte gar keine Aufgabe. Josh Groban singt ein Medley aus bekannten Titelmusiken, jede etwa acht Sekunden lang. Schöne Idee. Inklusive South Park und Baywatch.
3.20 Uhr: Jon Stewart schreibt Emmy-Geschichte und gewinnt zum sechsten Mal hintereinander den Emmy für die beste Comedy-Variety-Show für The Daily Show with Jon Stewart. Damit zieht er insgesamt mit David Letterman gleich, der aber nur fünf seiner sechs Emmys in aufeinander folgenden Jahren gewann. Seit 1997 hat in dieser Kategorie nun schon niemand mehr gewonnen, der nicht Stewart oder Letterman war.
Stewart: „Ich freue mich schon auf die nächste Regierung, egal, wer sie stellt… Ich habe nichts, um diesen Satz zu ergänzen. Ich freue mich nur wirklich auf die nächste Regierung.“
3.27 Uhr: Hauptdarstellerin Tina Fey bedankt sich für ihren Emmy für die beste Autorenleistung in einer Comedyserie für 30 Rock: „Ich finde es toll, erst Autorin gewesen zu sein und es auch heute noch zu sein. Denn wenn man auf Hochzeiten sagt, man sei Autorin und nicht Schauspielerin, haben die Leute weniger Interesse, mit dir zu reden.“
3.35 Uhr: Christina Applegate bedankt sich für die netten Komplimente, die Christian Slater ihr macht. Sie würden jedoch nichts daran ändern, dass sie ihn im Herbst in den Quoten zerstören würde. Der Gag hinkt, denn ihre Serien Samantha Who? und My Own Worst Enemy laufen zwar am gleichen Tag auf verschiedenen Sendern, aber nicht gleichzeitig, sondern nacheinander.
3.42 Uhr: CSI-Chef William Petersen stellt seinen Nachfolger Lawrence Fishburne vor. Leider pointenfrei, zum Glück aber auch ohne aufgeschnittene Leichen.
3.45 Uhr: Jon Stewart und Stephen Colbert vergeben Film- und Miniserienpreise und sind sich einig: Heute keine Politik. Colbert fängt an, verschrumpelte Trockenpflaumen zu essen. Von denen könne man nie genug bekommen. Runzelige, alte Früchte brächten die nötige Erfahrung mit. Stewart fragt, ob es nach acht Jahren Pflaumen nicht endlich genug sei. Die Namen Bush und McCain fallen kein einziges Mal.
3.55 Uhr: Zwischendurch werden immer wieder Ausschnitte aus alten Fernsehsenmdungen gezeigt, um das Jubiläum der 60. Emmy-Verleihung zu feiern. Jetzt gerade M.A.S.H. Schöne Sache, so eine Art Fernsehmuseum. Wenn die Moderatoren schon langweilig sind.
3.57 Uhr: Fernsehärztin Sandra Oh aus Grey’s Anatomy erklärt, ihre Eltern könnten nicht stolzer sein, es sei denn, sie sei eine echte Ärztin.
4.01 Uhr: The Amazing Race gewinnt zum sechsten Mal den Emmy als beste Reality-Spielshow. Seit es diese Kategorie gibt, hat noch nie eine andere Sendung gewonnen. Es ist das erste Mal, dass eine Sendung sechs Jahre hintereinander in ihrer Kategorie gewinnt, seit vor 41 Minuten zum sechsten Mal The Daily Show gewann.
4.04 Uhr: Tom Hanks, Produzent des Mehrteilers John Adams, muss seine Oscars etwas näher zusammenschieben, denn er gewinnt einen Emmy für die beste Miniserie.
4.12 Uhr: Der 82-jährige Don Rickles bekommt keinen Ehren-Emmy, sondern einen ganz regulären für die beste Einzelleistung in einer Comedy-, Musik- oder Varietysendung. „Das ist ein Fehler. Ich bin seit 55 Jahren in diesem Geschäft, und der größte Preis, den ich bisher gewonnen habe, war ein Aschenbecher.“
Was sonst nur bei Ehrenpreisen geschieht: Das Orchester traut sich nicht, ihn in seiner Dankesrede zu unterbrechen und von der Bühne zu spielen.
4.16 Uhr: Beste Regie einer Dramaserie: Dr. House.
4.25 Uhr: Paul Giamatti erhält den Emmy als bester Film-Hauptdarsteller für John Adams: „Ich bin der beste Beweis, dass jeder einen Präsidenten darstellen kann. Jeder. Wirklich: Jeder.
4.28 Uhr: Der Emmy für den besten Hauptdarsteller in einer Comedyserie geht an Alec Baldwin für 30 Rock. Es ist sein erster Emmy. Die Preise werden jetzt wie am Fließband verliehen. Die Show scheint in verzug zu sein.
4.30 Uhr: Die nächste: Beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie: Glenn Close für Damages.
Direkt danach auf dem Emmy-Fließband: Estelle Getty, Bernie Mac, George Carlin, Sydney Pollack und die anderen Toten des Jahres. Es scheint niemand mehr zu moderieren. Auch egal. Vielleicht sind Heidi Klum aber auch nur die Kleider ausgegangen.
4.39 Uhr: Kiefer Sutherland verdient sein Geld heute in 24 Sekunden statt Stunden. „Wir sind spät dran“, darf er sagen und hurtig den Emmy für den besten Hauptdarsteller in einer Dramaserie an Bryan Cranston für Breaking Bad überreichen, und weg.
4.43 Uhr: Beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie: Tina Fey für 30 Rock. Sie sei deshalb so gut, weil ihre Regisseure sagten: „Spiel einfach Julia Louis-Dreyfus!“ Louis-Dreyfus sitzt im Publikum und streckt zähneknirschend grinsend die Daumen hoch. Sie war ebenfalls nominiert.
4.47 Uhr: Die fünf Moderatoren sind wieder auf der Bühne versammelt, jetzt als Nominierte in ihrer Reality-Moderatoren-Kategorie. Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel macht das, was sonst die Reality-Moderatoren machen: Er siebt allmählich aus, ohne wirklich auszusieben, und vertröstest sie dann bis nach der Werbung.
4.51 Uhr: Es gewinnt Jeff Probst für Survivor.
4.53 Uhr: Ausschnitt aus Mary Tyler Moore mit Mary Tyler Moore und Betty White. Anschließend Auftritt Mary Tyler Moore, die seit dem Ende ihrer Serie vor 31 Jahren keine Nahrung mehr zu sich genommen hat. Niemand hat sich getraut ihr zu sagen, dass sie erst wieder ärmellose Kleider tragen sollte, wenn wieder Fleisch ihre Oberarmknochen umgibt. Betty White kommt dazu. Sie übergeben den Emmy für die beste Comedyserie an das Team von 30 Rock.
4.58 Uhr: Der Abend endet, und zwar pünktlich, mit Tom Selleck, der die Serie Mad Men als beste Dramaserie auszeichnet.
Drei Stunden mögen lang sein, aber ohne die lieblose Fließbandabfertigung in der letzten Dreiviertelstunde hätte man vielleicht noch zwei bis vier unterhaltsame Elemente in der Schlussphase der Show sehen können, die leider alle kurzfristig gekappt wurden.
Vielleicht hätten die fünf Realityhansel auch einfach nur noch weitere Zeit totgeschlagen.
Over.
Wer immer das Gefühl hatte, deutsche Hauptstadtkrimis seien nicht betulich genug, darf aufatmen: Felix Huby schreibt wieder. Der Schöpfer von Tatort-Kommissar Bienzle hat sich einen neuen schwäbischen Polizisten ausgedacht, ihn aber nach Berlin verfrachtet. Er spricht gar nicht schwäbisch, aber viel, ist jung und wirkt schon in den ersten Minuten des ZDF-Fernsehfilms Der Heckenschütze, als habe er das Potenzial, seinen Kollegen und uns Zuschauern gehörig auf den Keks zu gehen. Das legt sich zum Glück im Lauf des Films.
Foto: ZDF/Britta Krehl
Peter Heiland (Fabian Busch) heißt der Mann („Ich bin der Heiland“), und vielleicht werden die TV-Krimis mit ihm eine Reihe. Die Bücher sind es schon. Seit 2005 veröffentlichte Felix Huby drei Romane mit Peter Heiland (eine Besprechung des Debüts finden Sie bei unseren Freunden vom Tatort-Fundus), die wichtige Unterschiede zur Fernsehfassung aufweisen. Im Buch gibt es eine direkte Verbindung zwischen Heiland und Bienzle: Bienzle war früher Heilands Chef, bevor der nach Berlin ging. Im Film ist davon keine Rede. Das heißt natürlich nicht, dass Bienzle-Darsteller Dietz-Werner Steck nicht mitspielt. Aber er spielt eine völlig andere Rolle, einen Wirt. Und noch natürlicher ist auch der schwäbische Volksschauspieler-Veteran Walter Schultheiß dabei, der Bienzles Vermieter und Robert Atzorns Vater in Hubys Oh Gott Herr Pfarrer spielte. Wenn Felix Huby eines Tages nicht mehr schreibt, muss Schultheiß wahrscheinlich schon in Alter von 216 Jahren in Rente gehen. Insofern gibt es zumindest indirekte Verbindungen zu Hubys früheren Werken.
Foto: ZDF/Britta Krehl
Kommissar Heiland muss eine Mordserie aufklären. Ein Serienkiller bringt eine Reihe von Schwaben um, und Heiland selbst ist in Gefahr. Die Geschichte ist okay, die Umsetzung hätte jedoch auch in der halben Zeit funktioniert. Ein wahrer Lichtblick ist der völlig bescheuerte Straßensänger, eine Mischung aus Cosmo Kramer und Troubadix, den Heiland zu Beginn des Films vor einer Schlägerei bewahrt, und der daraufhin beschließt, Heilands bester Freund zu sein. Das und ein sehr unerwartetes Ende machen Der Heckenschütze insgesamt zu einem sehr ansehnlichen, wenn auch nur mäßig spannenden Film.
Der Heckenschütze, Montag, 20.15 Uhr im ZDF.
Kurzinfo für alle, die sich gefragt haben, was diese Lorielle London eigentlich beruflich macht, außer „sein“.
Peter Bond zu Lorielle London:
Es gibt Künstler, und es gibt Leute, die arbeiten. Verstehst Du? Du bist Künstlerin.
Heroes ist eine Mysteryserie. Das merkt man schon daran, dass es völlig rätselhaft ist, warum sie so populär ist. Sie ist kurzweilig, aber man weiß nicht warum, denn es passiert eigentlich nichts. Ihre Spannung zieht sie allein daraus, dass irgendwann etwas passieren könnte.
Die Sache ist die: Ein paar an sich langweilige Typen entdecken an sich selbst Superkräfte, wissen aber nicht, was sie damit anfangen sollen. Jeder hat andere Fähigkeiten. Eines Tages werden sie erfahren, dass sie ihre Fähigkeiten bündeln und die Welt retten müssen. Der erste, der die bevorstehende Katastrophe kommen sieht, ist der nervtötende japanische Comicfan Hiro, weil er die Zeit anhalten und in die Zukunft reisen kann. Die Rettung der Welt liegt in den Händen eines Trottels. Na super.
Zunächst mal lernen wir ihn und die anderen samt ihrer Eigenarten ausführlich kennen und sehen ihre individuellen Geschichten und Erfahrungen mit ihren Fähigkeiten. Manche Wege kreuzen sich bereits. Und dann ist da wohl noch eine Verschwörung oder sonstwas, was man noch nicht durchschaut. Jedenfalls gibt es diesen undurchschaubaren Menschen, der gezielt undurchschaubar aussieht und guckt, als führe er Böses im Schilde. Der führt bestimmt Böses im Schilde.
Heroes ist nicht so langweilig und deprimierend wie Jericho und nicht so verwirrend wie Lost, müsste Fans beider Serien dennoch und anderen deshalb gefallen. In den USA hat die Serie in der vergangenen Saison einen Hype ausgelöst, in England löste ihn die BBC bereits aus, bevor sie vor zwei Monaten die Ausstrahlung begann. Jetzt beginnt sie bei RTL2, das sich gerade nach fünf Staffeln von einer anderen Fankultserie (24) verabschiedet hat. Mit seinen vergleichsweise billig in Kanada produzierten Sciencefiction-Serien, die in den USA nur bei kleineren Kabelsendern oder Lokalstationen laufen, ist RTL2 seit Jahren mittwochs abends recht erfolgreich. Mal sehen, ob das auch mit einer hochwertigen US-Produktion des großen Networks NBC funktioniert.
Heroes, mittwochs um 20.15 Uhr bei RTL2.
Mal was Neues: Zielgruppenmarktführer um 20.15 Uhr: RTL2.
Heroes lag gestern vor der Super Nanny, den Desperate Housewives und Criminal Intent.
Werbung wirkt.
Jane Tennison hat als Polizistin in London immer schon gegen mehr als Kriminelle zu kämpfen gehabt. Sie musste sich als Frau gegen die Männer durchsetzen, als Ermittlerin gegen korrupte Vorgesetzte, als Neuling gegen das Establishment. Im letzten Teil von Heißer Verdacht („Prime Suspect“) kämpft sie vor allem gegen sich selbst. Sie hat Karriere gemacht, steht kurz vor der Pensionierung, aber sie ist einsam, Alkoholikerin, hat Gedächtnisaussetzer, und das Sterben ihres Vaters reißt alte Wunden wieder auf. Trotzdem will sie es noch einmal allen (und sich selbst) beweisen und den Mord an einem jungen Mädchen aufklären.
Für Helen Mirren, die mit der Darstellung von Königin Elizabeth in „The Queen“ endlich zu einem Weltstar wurde, ist die ehrgeizige, aufrechte, aber höchst fehlbare Polizistin Jane Tennison die Rolle ihres Lebens. In 15 Jahren sind insgesamt sieben düstere Folgen entstanden, die meisten davon mit doppelter Spielfilmlänge, was es den Filmen erlaubte, die Charaktere außergewöhnlich gründlich zu entwickeln, die Handlung verschlungene Wendungen nehmen zu lassen und der Psychologie viel Raum zu geben, wenn Tennisson oder ihre Kollegen wieder einmal mit einem Verdächtigen im Verhörzimmer sitzen und versuchen, ihn zum reden zu bringen. Es ist die vielleicht beste Krimireihe der Welt, und man muss die ersten Teile nicht gesehen haben, um den letzten zu verstehen.
Und sich danach die anderen auf DVD zu kaufen oder auf dem Pay-TV-Sender 13th Street anzusehen, der die früheren Teile gerade donnerstags um 20.13 Uhr wiederholt.
Heißer Verdacht: Das Finale. Heute und am kommenden Sonntag, 22 Uhr, ZDF.
Heute Abend läuft die zweite Folge von Der Comedy-Flüsterer, die Kabel-1-Show, in der zwei verkleidete Prominente vor versteckter Kamera nach den Anweisungen von Mike Krüger grausame Spiele mit unschuldigen Opfern treiben. Und wer nach knapp einer Stunde immer noch zuguckt, wird für sein Durchhaltevermögen (oder die Klugheit, gerade erst eingeschaltet zu haben) dadurch belohnt, dass er für 50 Cent anrufen und aus den beiden Prominenten den „Lockvogel der Woche“ wählen darf und möglicherweise sogar noch was gewinnt. Der Sieger-Promi freut sich dann total und der andere guckt ein bisschen bedröppelt.
Und das ist doch erstaunlich, denn selbstverständlich ist Der Comedy-Flüsterer keine Live-Sendung. Woher wusste Mike Krüger also schon bei der Aufzeichnung der heutigen Sendung, ob die Zuschauer Lucy von den No Angels besser finden würden als Thomas Anders? Oder haben die das vorher einfach ausgelost (kann ja von außen eh niemand kontrollieren, wie das Publikum wirklich abgestimmt hat)?
Die Kabel-1-Sprecherin ist dann aber ein bisschen empört, dass man ihrem freundlichen kleinen Sender so einen Zuschauerbetrug zutraut. Nein, sagt sie, natürlich sei der „Lockvogel der Woche“, der da ausgezeichnet wird, exakt der, den das Publikum gewählt hat. Bei der Aufzeichnung werden einfach zwei Fassungen vom Ende der Sendung gedreht. Einmal gewinnt der eine, einmal der andere, und je nach Zuschauervotum hängt der diensthabende Kabel-1-Techniker am Abend der Ausstrahlung den passenden Schluss an.
Hm. Vielleicht bin ich altmodisch oder naiv, aber das ist doch Käse. Welchen Sinn hat es denn, den Gewinner zu küren, wenn ich nicht einmal sehen kann, wie er sich über seinen Gewinn freut, sondern nur, wie er spielte, wie er sich freuen würde, wenn er gewinnen täte? Ruft dann morgen wenigstens noch jemand bei Lucy an und sagt ihr: „Hey, Lucy, ich weiß nicht, ob du’s gesehen hast… nicht? okay, jedenfalls: Die Zuschauer haben mehrheitlich für dich gestimmt und wir mussten nicht die Fassung ausstrahlen, in der du enttäuscht guckst, weil du nicht gewonnen hast.“ Oder wird sie es womöglich nie erfahren, dass sie „Lockvogel der Woche“ war?
Was kommt als nächstes? Sind vielleicht schon alle Finalshows von Deutschland sucht den Superstar fertig aufgezeichnet und RTL muss je nach Zuschauervotum nur noch die einzelnen Gewinner- und Verlierergesichter korrekt zusammenpuzzeln?
Okay, ich reg mich wieder ab. Natürlich ist es vollständig egal, wer „Lockvogel der Woche“ war oder wird. Fairerweise könnte man das natürlich auch den Zuschauern sagen. Und um trotzdem Einnahmen aus den Telefonanrufen zu generieren, könnte man einfach sagen: „Rufen Sie jetzt für 50 Cent an, wenn Ihnen diese Sendung gefallen hat.“
…ah, halt, ich sehe, warum das nicht funktionieren würde.
Irgendwie gehören Monk und die neue RTL-Serie Psych zusammen. In den USA laufen sie direkt hintereinander mit gleichem Erfolg, sie haben die gleichen Fans, und amazon.com verkauft die aktuellen Staffeln von Monk und Psych als gemeinsames DVD-Boxset („TV-Marathon-Detektiv-Zweierpack“). In Deutschland hat Monk ab heute für ein paar Monate Pause. Den Sendeplatz übernimmt Psych.
Die Gemeinsamkeiten der beiden Serien sieht man weniger, man fühlt sie. Es ist die Anmutung, das Leichte, das Sympathische, das Skurrile, das Augenzwinkern. Monk und Psych sind die neue Generation des Schmunzelkrimis, der seine beste Zeit vor Jahrzehnten hatte und dank dieser beiden eine Renaissance erlebt. Sie sind der Gegenpol zu den coolen Wissenschaftlern der Forensikerkrimis. Sie verlassen sich auf ihre Intuition. Beide Protagonisten sind private Ermittler, die für die Polizei arbeiten, dort aber mit großer Skepsis konfrontiert werden. Und da enden die Gemeinsamkeiten der Hauptfiguren.
Shawn Spencer (Psych) und Adrian Monk könnten kaum unterschiedlicher sein. Shawn ist ein cooler Frauenheld. Ein entspannter Lebenskünstler. Ein verlogener Hochstapler. Er behauptet, ein Hellseher zu sein, um nicht ins Gefängnis zu müssen. In Wirklichkeit beobachtet er einfach nur schärfer und schlussfolgert schneller als andere. Verbrechensaufklärung auf den ersten Blick. Weil die Polizei ihn für einen Mittäter hält (wer sonst sollte so viele Informationen haben?) und Shawn nicht glaubt, sie könnten ihm seine wirkliche Gabe abnehmen, erfindet er kurzerhand die Sache mit dem Hellsehen. Die ist zwar noch viel absurder, aber die glauben sie ihm. Sehr widerwillig zwar, aber zumindest kommt er damit durch und zu einem Job im Polizeiauftrag.
Und so löst dieser Mann, der noch keinen Job länger als ein paar Wochen behielt, fortan verzickte Kriminalfälle, immer unter der Tarnung des Hellsehers. Sehr zum Missfallen seines grimmigen Vaters, einem ehemaligen Polizisten, der von seinem Sohn ohnehin schon enttäuscht war: „Bei der Polizei haben wir zwei Dinge gehasst: Privatdetektive und Hellseher. Herzlichen Glückwunsch. Du hast es geschafft, beides auf einmal zu sein.“
Psych ist sehr nett anzusehen, denn die Serie ist amüsant und ein bisschen spannend, vermeidet aber das Abdriften ins Alberne, obwohl die Versuchung sehr groß ist. Die Serie startet mit einem Fall in Spielfilmlänge, bei dem man ein paarmal den Eindruck hat, nun sei die Sache aber gegessen, bevor die Geschichte doch noch eine neue Wendung nimmt. Ab nächster Woche haben die Episoden reguläre Serienlänge mit einer Stunde Bruttolaufzeit.
Man muss kein Hellseher sein, um der Serie auch in Deutschland gute Einschaltquoten vorherzusagen. Wer Monk mag, wird auch Psych mögen. Und wer Dr. House als Vorprogramm hat, kann sowieso kaum verlieren.
Psych, dienstags um 22.15 Uhr bei RTL.
Denkt Euch, ich habe Zwei Weihnachtsmänner gesehen, einen sehr schönen Weihnachtszweiteiler, der am 18. und 19. Dezember in Sat.1 gezeigt wird und schon eine Woche vorher auf DVD erscheint. Eine ausführlichere Empfehlung werde ich am Sendetag des ersten Teils ausformulieren. Auf den Heimseiten der Hauptdarsteller Bastian Pastewka und Christoph Maria Herbst können Sie die DVD aber jetzt schon gewinnen.