Furztrockenes Interview

Der Vorwurf, Reinhold Beckmann sondere vor allem heiße Luft ab, ist nicht neu. Stefan Raab war gestern so freundlich, den diese Woche endlich erbrachten Beweis auch allen zu zeigen, die Beckmann selbst am Montag nicht gesehen haben. Deutlich hörbar nach einer seiner Standardfragen:

Der Beweis bei TV Total.

Futur II

Seit einigen Wochen laufen in den USA die neuen Folgen der 2003 erstmals eingestellten Serie Futurama. Der Wiederaufnahme vorausgegangen waren vier Futurama-Filme, die direkt für den DVD-Verkauf produziert wurden, weil sich die Serien-DVDs so gut verkauft hatten. Im Fernsehen wurden sie erst später gezeigt.

Mit diesen Filmen beginnt auch ProSieben die Ausstrahlung des neuen Futurama-Materials ab Mitte September sonntagnachmittags.

Und das ist doch toll!

Halt: Die Filme laufen nicht am Stück. ProSieben gewährt nur einen einstündigen Sendeplatz, und da passt so ein Film nur halb rein.

Dann gibt’s eben ein paar Doppelfolgen. Auch gut!

Halt: Die zweite der beiden Folgen, die ProSieben sonntags zeigt, ist jeweils eine Wiederholung einer zehn Jahre alten Episode.

Und was heißt das für die vier Filme? Dass sie jeweils viergeteilt werden. Erst kommt ein Viertel des Films, dann schließt sich unmittelbar an den gerade unterbrochenen Handlungsstrang eine Geschichte an, die mit dem just Gesehenen nichts zu tun hat, und bis der Film zu Ende ist, dauert’s noch drei Wochen.

Irgendwie ist es ja auch beruhigend, dass man einfach so aus einer fünfwöchigen Schaffenspause zurückkommen kann, und die Sender verhalten sich noch genauso dämlich, unprofessionell und zuschauerunfreundlich wie eh und je. Man hat also nichts verpasst.

Gängige Praxis

Der fiese Agent aus Prison Break, die nette Jugendrichterin aus Für alle Fälle Amy und der verrückte Pilot aus Wings — Die Überflieger haben jetzt eine gemeinsame Arztpraxis. Trotz der bekannten Gesichter aus so vielen Serien ist Private Practice aber ein Spin-off von einer ganz anderen: Grey’s Anatomy — Die jungen Ärzte. Jene Serie war vor drei Jahren in jeglicher Hinsicht katastrophal gestartet. Sie war ein kreatives Desaster, arm an Überraschungen und weitgehend frei von Zuschauern. Grey’s Anatomy hat sich seitdem zu einem bemerkenswerten Erfolg entwickelt, so sehr, dass sogar ein eigener Serienableger Erfolg verspricht. In ihm steht Kate Walsh als Dr. Addison Montgomery im Mittelpunkt, die Ex von McDreamy. Sie zieht von Seattle nach Los Angeles, um dort in einer bunt zusammengewürfelten Gemeinschaftspraxis anzuheuern.

Private Practice ist eine solide, um Originalität bemühte Serie ohne nennenswerte Höhepunkte, aber auch ohne größere Langeweile, und transportiert die Anmutung der Mutterserie problemlos über eine weitere Stunde des Abendprogramms, weshalb ProSieben endlich eine Serie gefunden haben könnte, bei der Grey’s-Anatomy-Fans im Anschluss nicht sofort scharenweise abschalten.

Vor allem die Schauspielerriege ist beeindruckend: Amy Brenneman, Taye Diggs und Tim Daly hatten schon in mehreren Serien Titelrollen gespielt und treten hier als gleichberechtigtes Ensemble auf. Brenneman hatte in Für alle Fälle Amy an der Seite von Tyne Daly gespielt, hier lernt sie jetzt deren Bruder Tim kennen.

Die größte Überraschung für mich war Paul Adelstein, der den miesen Agenten Kellerman in Prison Break gespielt hatte, und den ich in Private Practice erst gar nicht erkannt habe. Er sieht zwar genau gleich aus, doch seine Rolle unterscheidet sich derart von seiner früheren, dass ich nicht auf die Idee gekommen wäre, es könnte sich um die gleiche Person handeln. Scheint ein großartiger Schauspieler zu sein, denn erst als ich seinen Namen las, ging mir ein Licht auf. Das ist mir das letzte Mal bei Anthony LaPaglia passiert, den ich als dauerbesoffenen, pöbelnden Bruder von Daphne in Frasier kannte und ihn plötzlich als FBI-Fahnder in Without A Trace sah.

Doch Paul Adelstein ist nicht der Star dieser Serie. Schade.

Private Practice — mittwochs um 22.15 Uhr auf ProSieben.

Götzenverehrung

Schon vor 50 Jahren spielte Götz George in Heimatfilmen mit und vor knapp 40 Jahren Hauptrollen in Fernsehserien, darunter Ein Jahr mit und ohne SonntagDiamantendetektiv Dick Donald und Lancier, der Söldner. Ein nationaler Star wurde er jedoch erst, als er 1981 die „Scheiße“ in den Tatort brachte. Seine Figur Schimanski ist noch heute so beliebt, dass die ARD am Sonntagabend bei der neuen Folge damit überrascht wurde, nicht nur beim Gesamtpublikum, sondern sogar in der jungen Zielgruppe Marktführer zu sein.

Im vergangenen September hielt der Produzent Nico Hofmann eine lange Rede auf Götz George, der den Ehrenpreis der Stifter des Deutschen Fernsehpreises für seine Lebensleistung erhielt. Und weil Hofmann damals schon behauptete, George sei im vorangegangenen Sommer 70 Jahre alt geworden, gilt die Rede heute als Geburtstagsständchen, wenn George tatsächlich 70 wird.

An Götz Georges Geburtstag zeigt Das Erste heute um 20.15 Uhr den Film Die Katze. Die rasante Bankräuberaction Die Katze mit Götz George und Gudrun Landgrebe kam 1988 in die Kinos. Die ist es nicht. Stattdessen drehte die ARD einen neuen Film mit gleichem Namen, der jetzt ein Ehedrama mit George und Hannelore Hoger und eine Erstausstrahlung ist. Die Filme haben außer dem Titel und dem Hauptdarsteller nichts gemeinsam, aber das macht wenigstens Götz Georges Filmographie so lustig verwirrend.

Der BR zeigt außerdem um 21.45 Uhr die Krimikomödie Blatt und Blüte und der WDR um 23.15 Uhr den Schimanski-Kinofilm Zabou. Durch geschicktes Umschalten können Sie also alle drei Filme direkt hintereinander sehen und verpassen dann sogar noch das Porträt Nicht reden, machen im Anschluss an den Film im Ersten.

Gratulation zum Geburtstag auch von uns.

Götzenverehrung. Tolle Sache.

Einer der besten Entertainer, die ein Drittes Programm jemals zum Star gemacht und behalten hat, wurde gestern 50: Dr. Götz Alsmann,  der in der Regel mehrere Sendungen von Zimmer frei hintereinander aufzeichnet, und anhand seines Heiterkeitsgrades zu erraten, die wievielte Sendung des Tages da gerade ausgestrahlt wird, ist ein lustiges Saufspiel für den Sonntagabend.

Zum Geburtstag spendiert der WDR heute nachträglich eine lange Götz-Alsmann-Nacht ab 22.55 Uhr, mit Porträt, zwei Folgen Zimmer frei und Lala, und bei uns gibt’s Alsmanns Avanti, Gong-Show, Zimmer frei und große Nachtmusik aus dem gedruckten Fernsehlexikon endlich online.

Gülcan, Superstar

Gerade erst gehört, dass ProSieben die programmliche Begleitung der Hochzeit von Gülcan Karahanci und Sebastian Kamps als „Celebrity Doku-Soap“ anpreist.

Also, entweder haben die in der PR-Abteilung wirklich Humor.

Oder es schreibt sich, analog zur Unterscheidung von A- und B-Promis, C-Lebrity.

Güllcan: Simpel live

Ich bin jetzt schon gespannt, wie vehement der Widerspruch in den Kommentaren sein wird, wenn ich behaupte, Gülcan Kamps sei nicht halb so nervig wie Paris Hilton.


Bild: ProSieben/Oliver S.

Der Vergleich zwischen Gülcan und Paris hinkt an vielen Stellen. Die offensichtlich durch The Simple Life mit Paris Hilton und Nicole Richie „inspirierte“ ProSieben-Reihe Gülcan und Collien ziehen aufs Land funktioniert schon im Ansatz nicht: Der Reiz, zwei verwöhnte Millionärstöchter, die ihr Leben lang keinen Finger rühren mussten, mitten im Mist zu sehen, ist nicht gegeben, wenn man bedenkt, dass Gülcan und Collien durchaus Finger rühren mussten. Beide sind Einwanderertöchter, Gülcans Vater ernährte die Familie mit seinem Einkommen als Taxifahrer in Travemünde. In Saus und Braus ist Gülcan Kamps, geborene Karahanci, mit Sicherheit nicht aufgewachsen, und den Reichtum, in dem sie seit einigen Jahren lebt, hat sie sich, so lustig es klingt, selbst erarbeitet. Ferner ist Gülcan, wie schon an anderer Stelle zu lesen war, die Älteren werden sich erinnern, nicht halb so nervig wie Paris Hilton, und abgesehen davon ist dies natürlich nicht die erste Fernsehsendung mit Gülcan oder Collien, in der viel Mist zu sehen ist.

In der Umsetzung funktioniert es dann trotzdem, weil die Sendung ausschließlich mit dem Holzhammer produziert wurde: Gülcan und Collien spielen die verwöhnten Dummchen, sagen Sätze wie „Ich will jemanden, der meinen Koffer trägt, so wie immer“, fürchten sich vor Spinnen, wissen nicht, wie man ein Ei aufschlägt und tragen auch im Stall tief ausgeschnittene Tops, was wahrscheinlich ebenso eine Anweisung des Senders war wie die an die Bauernfamilie Estermann, geschlossen in Tracht aufzutreten und dazu so tiefes Bayerisch zu sprechen, dass Untertitel nötig sind. Off-Sprecher und Schnitte amüsieren sich derweil über die Schnitten.

Leider funktioniert es maximal 20 Minuten, dann hat man im Grunde alles gesehen, was kommen kann. Da ist die Sendung aber noch nicht einmal halb zu Ende, und wenn sie es endlich ist, wird schmerzlich bewusst, dass dies erst die erste Folge einer ganzen Serie war. Stimmt, die Mädels müssen ja noch lernen, an welchem Ende man eine Mistgabel korrekt anpackt.

Natürlich ist es ein bisschen traurig, dass Gülcan und Collien für die Arbeit auf dem Bauernhof, die sie schlecht machen, vermutlich wesentlich großzügiger entlohnt werden, als die Bauern, die dieselbe Arbeit gut machen. Dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass der eigentliche Beruf der beiden ja nicht die Landwirtschaft ist. Ihr eigentlicher Beruf, für den sie entlohnt werden, ist es, im Fernsehen reiche Tussis zu spielen. Und diesen Job machen sie vorbildlich und unterhalten damit Millionen.

Die Bauern ernähren uns ja nur.

Gürkisch für Fortgeschrittene

Opa: „Ihr habt mich im Auto vergessen!“

Doris: „Vati, wir haben das Fenster doch extra einen Spalt offen gelassen, damit du Luft kriegst.“

Nach eineinhalb Jahren Pause fragen jüngere Menschen in Deutschland ihre Eltern wieder, auf welchem Programmplatz man eigentlich das sog. „Erste“ findet, denn Türkisch für Anfänger ist wieder da!

(Streng genommen ist die Serie schon seit ein paar Wochen wieder da, aber heute beginnt die Erstausstrahlung einer neuen Staffel.)


Fotos: ARD/Richard Hübner

Die neuen Folgen dieser anderen hervorragenden Serie von Doctor’s Diary-Erfinder Bora Dagtekin laufen ab heute wieder dienstags bis freitags um 18.50 Uhr im Vorabendprogramm der ARD, der man dafür huldigen muss.

Und so geht’s weiter: Total beschissen. Zumindest trägt die erste neue Folge den Titel „Die, in der es total beschissen weitergeht“. Sie ist aber in Wirklichkeit so großartig, wie wir es von dieser Grimme- und Fernsehpreis-geehrten Serie gewohnt sind. Lena, genannt „Gurke“, hat endlich das Abi, im Gegensatz zu ihrem Schwarm Cem, dessen Vater Cems Scheitern die Laune verdirbt, als die Familie eigentlich zur Abifeier aufbrechen will.

Doris: „Nimm’s nicht so schwer. Der Junge ist zeugungsfähig. Das ist doch viel wichtiger für Deutschland.“

Metin: „Vielleicht fange ich an zu trinken.“

Doris: „Oh, da mache ich mit. Gurke, ich bleibe auch hier!“

Lena: „Gut, dann kannst Du mich nicht lächerlich machen.“

Und Gurkes Stiefschwester Yagmur träumt von einem romantischen Heiratsantrag ihres geliebten Stottergriechen Costa.

Yagmur: „Dann wird er diesen wunderbaren Diamanten rausholen, für den sich seine Familie hoch verschuldet hat, weil ich es wert bin.“

Lena: „Für dich kein Sat.1 mehr.“

Eben. Ab heute am Vorabend nur noch ARD. Die 16 neuen Folgen erstrecken sich über dreieinhalb Wochen. Und wer dieses sog. „Erste“ tatsächlich nicht findet: In vier Wochen erscheint die gesamte Staffel bereits auf DVD.

G-viertel-nach-8

Und da sagt man immer, die Privatsender kümmerten sich nicht um politische Themen. Anlässlich des G8-Gipfels in Heiligendamm zeigt Sat.1 heute zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr… eine romantische Komödie. Nun gut.

In „Frühstück mit einer Unbekannten“ kommen sich Jan Josef Liefers und Julia Jentsch näher und engagieren sich nebenbei gegen Armut in Afrika. Außerdem spielt Iris Berben als Kanzlerin mit, was ihr die Chance gibt, auch dieses Jahr wieder für den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Iris Berben“ nominiert zu werden, den abwechselnd sie und Hannelore Elsner gewinnen.

Aber ich schweife ab.

Es ist natürlich nichts Schlechtes, ein bisschen Relevanz ins Unterhaltungsprogramm zu bringen. Die grandiose Vox-Serie Boston Legal macht jeden Mittwoch eindrucksvoll vor, wie man ernsthafte Auseinandersetzungen über Religionsfreiheit, Völkermord oder die Beschneidung von Bürgerrechten in eine Stunde herrlichen Klamauks einbettet.

Doch heißt das, dass Günther Jauch zu einer Spezialausgabe von Wer wird Millionär? bald vier Vertreter des Nahost-Quartetts begrüßt? Und dass bei Wetten, dass…? Til Schweiger raten muss, ob es dem Kandidaten Thomas aus Zug innerhalb von drei Minuten gelingen wird, mit einem Schaufelbagger den Klimawandel zu stoppen?

Ich bin sehr gespannt…

G8? Treffer. O5? Treffer. J8? Versenkt.

G8 macht Spaß. Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn man sich mal die Mühe macht und in diesen Tagen nicht die offizielle G8-Berichterstattung anschaut, also nicht die Sendungen, die mit ihren Anchormen/-women am Zaun von Heiligendamm sind, sondern die etwas abseitigen Sendungen. So wie gestern Abend das manchmal ganz nette Polylux. Frage: Wogegen demonstrieren eigentlich die lustigen bunt gekleideten fusselbärtigen Studenten/Lehrer/Sozialpädagogen? Die Antwort: Keine Ahnung, aber die Party ist gut.

Eine andere Frage konnte mir aber leider auch Polylux nicht beantworten: Ist es eigentlich Pflicht, dass jede Globalisierungsgegnergruppe mindestens einen Jongleur mit sich führen muss?

Wer gestern übrigens wie ich kurzfristig den Eindruck gewann, der Admiral’s Cup würde noch laufen, der täuschte sich. Das waren gar nicht die Begleitboote der sündteuren Rennsegler, die sich da vor der Ostseeküste ein Rennen lieferten. Bemerkt hatte ich meinen Denkfehler erst, nachdem in dem kleinen Fenster links neben Bush und Blair zehn Minuten lang kein einziges Segelboot zu sehen war.    

Und damit zum Sport:

Speedboat: GP von Heiligendamm.
Erster Platz: die Wasserschutzpolizei Mecklenburg-Vorpommern.
Zweiter Platz: Greenpeace (sechs Leichtverletzte, inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen).

Meanwhile back in Düsseldorf: Hermann Joha, Produzent der Fernsehserie Alarm für Cobra 11 prüft die Machbarkeit einer Actionserie mit Polizeischlauchbooten. Demnächst bei RTL.

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