Familienkrimi mit Ach und Kracht

Die ARD glaubt, ein neues Genre erfunden zu haben: Die Familienkrimiserie. Eine Kreuzung aus Krimi und Familienserie. Mit Ermittlern, die ein Privatleben haben, das eine ebenso große Rolle spielt wie ihr jeweiliger Fall. Dolles Ding. Jetzt müsste es nur noch kurzweilig sein. Das hat bei der ersten von gleich drei neuen Familienkrimiserien, die in den nächsten Monaten montags mit jeweils sechs Folgen an den Start gehen sollen, leider nicht so gut geklappt.

Ein Fall für Nadja mit Marion Kracht als Hausfrau und Mutter, die plötzlich Privatdetektivin wird, ihr Leben nach einem schweren Unfall und einer Scheidung wieder in geregelte Bahnen bringen will und um das Sorgerecht für ihr Kind kämpft, hat einige nette Momente, aber leider noch mehr Längen. Die banalen Fälle wären in manch anderer Serie vermutlich innerhalb von zwei Minuten als Nebenschauplatz abgehandelt worden, hier füllen sie eine halbe Episode. Und die andere Hälfte macht klar, warum das Privatleben von Ermittlern sonst nie gezeigt wird: Es ist zu deprimierend.

Deshalb hier nur einer der netten Momente: Ihr zukünftiger Geschäftspartner stellt sich Nadja vor und hält ihr seine Visitenkarte entgegen.

Henry: „Wilkens. Henry Wilkens. Privatdetektiv.“
Nadja: „Da steht Theodor drauf.“
Henry: „Nee, is‘ durchgestrichen, ich hab‘ Henry drübergeschrieben.“

Interessant übrigens, dass sich bis zum Ende der ersten Folge bereits die Telefonnummer geändert hat, wie man auf dem neuen Geschäftsschild sehen kann.

Ein Fall für Nadja, montags um 20.15 Uhr im Ersten.

Family Guy: Ganze Episode abgetrieben

Nur weil man der höchstbezahlte Fernsehautor ist, heißt das noch lange nicht, dass das, was man schreibt, auch ins Fernsehen kommt.

Die Produktionsfirma 20th Century Fox liebt die Arbeit von Seth MacFarlane und zahlt ihm bis 2012 das Pauschalhonorar von 100 Millionen Dollar für seine Trickserien Family Guy und American Dad und alles, was er sonst noch macht. Kein anderer TV-Autor erhält so viel Geld.

Das Publikum liebt die Arbeit von Seth MacFarlane auch. Seine Serien laufen seit Jahren erfolgreich sonntags zur Primetime, und wenn sie mal abgesetzt werden, fndet es einen Weg, den Sender von seiner Liebe zu überzeugen.

Und sogar die Kritiker lieben die Arbeit von Seth MacFarlane und haben Family Guy für einen Emmy als beste Comedyserie nominiert. Einer Trickserie gelang das nicht mehr seit Familie Feuerstein 1961.

Nur dieser ausstrahlende Sender Fox, ein Anhängsel des Produktionsriesen, steht Mr. MacFarlanes Arbeit offenbar mit Zweifeln gegenüber. Zweimal setzte er die Serie Family Guy ab und nahm sie nur deshalb wieder ins Programm, weil die Wiederholungen bei anderen Sendern so erfolgreich waren und sich die DVDs so gut verkauften. Und schon einmal weigerte er sich, eine fertig produzierte Folge überhaupt auszustrahlen. Als die Hauptfigur Peter Griffin seinen Sohn zwingen wollte, zum Judentum zu konvertieren, weil Juden ja besser mit Geld umgehen könnten, hielt der Sender Fox das für antisemitisch. Drei Jahre später zeigte er die Episode doch.

MacFarlane liebt die Kontroverse. Sonst wäre Family Guy auch nicht Family Guy, sondern Bambi. Nun hat er eine Episode geschrieben, in der es um Abtreibung geht, und wieder ist das Thema den Föxen zu heiß, die ankündigten, die Episode nicht nur nicht, sondern „niemals“ zu zeigen. Es besteht zwar kein Zweifel, dass die Episode später auf DVD erscheinen wird, doch vorher noch wählten Seth MacFarlane, der auch mehreren Figuren in der Originalfassung seine Stimme gibt, und die anderen Sprecher eine andere Form, um die Story ans Publikum zu bringen: In einem Theater in Hollywood traten sie vor Mitgliedern der Academy of Television Arts & Sciences auf und lasen die Episode live vom Blatt, inkl. Regieanweisungen, und begleitet von einem Orchester, das die Gesangseinlagen untermalte, die die Werbepausen ersetzten.

Der Hollywood Reporter gibt einen kleinen Eindruck von dem, was die Fernsehzuschauer zum Thema Abtreibung verpassen.

Peter Griffin: „Es bedeutet, Babys umzubringen! Wenn Gott gewollt hätte, dass wir Babys umbringen, hätte er aus allen chinesische Mädchen gemacht!“ 

Fans nagen an ProSieben

Unfreiwillig komisch war die Stelle in dem taff-Beitrag über den 16-jährigen Popstar Justin Bieber, an der sich ausgerechnet Tokio Hotel, Scooter und Mark Medlock über die Qualität von Biebers Musik äußern sollten. Gewollt komisch waren dagegen die Wortspiele wie „Bieber-Butzemann“, die Bemerkungen über seine Frisur und die kleine Nudel und die Untermalung des Beitrags mit Ausschnitten aus Heintjes „Mama“. Der gehässige Unterton fiel sogar Justin Biebers Fans auf.

Nun sind minderjährige Fans polarisierender Stars eher selten dafür bekannt, besonders viel Humor zu haben oder besonders tolerant gegenüber anderen Meinungen als der eigenen zu sein, wenn es um diesen Star geht. Wer sich negativ äußert, wird übel beschimpft, und so ging es auch ProSieben nach der Ausstrahlung des Beitrags. Das kann man diesen Fans nicht einmal vorwerfen, denn es ist nicht ihre Schuld. Sie sind einfach noch unreif und werden erst in ein paar Jahren weit genug sein, die Angelegenheit differenzierter zu betrachten.

Der „Bravo“ zum Beispiel ist das bewusst, weshalb es dort keine gehässigen Artikel über die Stars ihrer Zielgruppe gibt. Solche stehen eher in Zeitungen, die sich an ein erwachsenes Publikum richten.

Aber was glaubt ProSieben eigentlich, wer taff guckt? Reife, meinungsfreudige Erwachsene, die eine journalistische Magazinsendung von einem schlechten Scherz unterscheiden können? Haha!

Farina, Farina, Farina…

Der Neue ist da. Den Platz des verstorbenen Jerry Orbach bei Law & Order nimmt ab heute Dennis Farina ein, der aussieht wie ein unehelicher Sohn von Prinz Frederick von Anhalt und Rudi Völler.

Dennis Farina

Neben diesen beiden halben sind weiterhin mehrere ganze bekannte Gesichter dabei, darunter das des New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg, der vor sechs Wochen schon einmal mitspielte.

Fast vorbei: Ein Last-Minute-Dschungel-Text

Für die Bild-Zeitung und mehrere TV-Magazine sind die kommenden Wochen wahrscheinlich schlimmer als das Sommerloch. Es ist das Loch nach dem Dschungelcamp. Wenn Ich bin ein Star – holt mich hier raus heute Abend zu Ende geht, was um Himmels Willen sollen die Dschungel-Begleitmagazine Spiegel TV, Extra und Markus Lanz eigentlich in den nächsten Wochen noch senden?

Dass RTL seine eigenen Magazine dazu nutzt, tagsüber für die Dschungelshow zu werben und am späten Abend von Dranbleibern zu profitieren, ist klar. Das Ausmaß, in dem sich Markus Lanz im ZDF mit dem Dschungel befasste, ist dagegen erstaunlich. In fünf der sechs Sendungen in den vergangenen beiden Wochen waren ehemalige Camp-Bewohner zu Gast, darunter mit Ross Antony, Ingrid van Bergen und Desirée Nick drei Gewinner der Dschungelkrone (die beiden anderen waren Carsten Spengemann und Sarah Dingens). Nachvollziehbar ist die Gästeauswahl aus reinem Opportunismus durchaus. Lanz‘ Sendung beginnt an den meisten Abenden, wenn das Dschungelcamp gerade endet, und mit ehemaligen Camp-Insassen lassen sich bestimmt ein paar heimatlose Zapper abgreifen. Kurios ist aber, dass Lanz auch dienstags über den Dschungel redete, wenn seine Sendung parallel zum verlängerten Dschungelcamp lief. Hat das Sinn? Sollte man nicht davon ausgehen, dass Menschen, die ein Interesse an der Dschungelshow haben, in dieser Situation eher die Dschungelshow gucken?

Die Bilanz zum Ende der siebten Staffel ist positiv. Nach Quoten war sie die zweiterfolgreichste. Nur Staffel 5 mit Jay, Indira und Sarah sowie Peer Kusmagk als König hatte noch ein paar Zuschauer mehr. Es waren die einzigen beiden Staffeln, die im Schnitt mehr als sieben Millionen Zuschauer erreichten. Der neue Moderator Daniel Hartwich machte seine Sache toll. Nur am Anfang der Staffel wirkte er noch ein bisschen unsicher und hölzern, als er die Texte aufsagen musste, die früher immer für Dirk Bach geschrieben worden waren. Dann fand er aber schnell zu sich selbst und wurde glaubwürdig in seiner Rolle. Einhergehend damit hatte ich allerdings das Gefühl, dass er mit jeder neuen Sendung zwischen seinen Sätzen lauter einatmete. Das klingt schon fast nach besorgniserregender Atemnot. Hoffentlich braucht Sonja Zietlow nicht bald schon wieder einen neuen Co-Moderator. Wäre schade. Ich habe mich schnell an das neue Duo gewöhnt.

Darüber hinaus ist es angenehm, zu beobachten, wie in der sehr guten und sehr erfolgreichen Sendung immer noch nach und nach Verbesserungen vorgenommen werden, und wenn es nur Kleinigkeiten sind. Lief vor einiger Zeit die Uhr bei den Dschungelprüfungen noch vorwärts, was für die Zuschauer gar keine Hilfe war, weil die Zeitbegrenzung jedes Mal eine andere war, läuft sie inzwischen rückwärts Richtung Null. Und die vorproduzierten Anrufaufrufe mit ebenso bemühten wie lustigen Wortspielen, die noch zu Beginn der Staffel oft zweimal innerhalb einer Stunde vor den Werbepausen gezeigt wurden, gab es in den letzten Tagen nur noch einmal, und vor der nächsten Pause stattdessen einen Live-Aufruf mit neuem Text.

Ein bisschen schade ist nur, dass sich Ich bin ein Star – holt mich hier raus fast im gleich Umfang mit der Bild-Zeitung befasst wie die Bild-Zeitung mit der Show. An fast jedem australischen Morgen werden die Schlagzeilen des vergangenen deutschen Morgens kommentiert und dabei oft vorausgesetzt, dass Deutschland wisse, wovon die Moderatoren sprechen. Ich als Teil der fast 70 Millionen Menschen zählenden Bevölkerungsmehrheit derer, die die „Bild“ nicht lesen, habe oft keine Ahnung, worum es geht und muss es mir selbst zusammenreimen. Andererseits betrachtet RTL dies vielleicht als eine Art umgekehrten Bildungsauftrag. Das Dschungelcamp wird von mehr Akademikern gesehen als jede andere RTL-Sendung. Dann kann man denen bei der Gelegenheit schließlich mal zeigen, womit sich der Bild-Leser eigentlich so beschäftigt.

Bleiben nur noch zwei Fragen: Als RTL immer und immer wieder die Rückansicht von Klaus Baumgarts Gemächt zeigte, war es den Machern zu plump, oder kamen sie etwa nicht auf die Idee, dessen eigenen Hit „Klingeling, hier kommt der Eiermann“ einzuspielen?

Und zweitens: Wer wird denn nun Dschungelkönig? Olivia, die als Einzige in keinerlei Hinsicht jemals ihre Maske fallen ließ? Oder Joey, der den Mund ebenso oft offen hatte wie Olivia, nur dabei weniger sagte? Oder Claudelle, von der es eigentlich nach dem ersten Abwahltag schon eine Überraschung war, dass sie noch dabei war, die danach aber an Bildschirmpräsenz gewann? Zum Glück ist die Antwort ja völlig egal.

Fat List — Jedes Kilo zählt

Die Idee von McDonald’s, Kai Pflaume als Werbestar zu verpflichten, um McDonald’s als Fitness-Marke zu etablieren, ist ungefähr so gut wie die von Sat.1, Kai Pflaume als Quizmoderator einzusetzen, um es an unlogischen Stellen besonders spannend zu machen.

Faule Auslese

Wer dachte, nach Opas letzter Wille sei die Talsohle im Reality-TV durchschritten, muss umdenken. „Are U Hot“ ist noch schlimmer, findet nur nicht mehr ganz so öffentlich statt, nämlich bei Viva.

„Are U Hot“ ist im Prinzip wie Deutschland sucht den Superstar, nur dass die Kandidaten nichts mehr tun müssen, bevor sie abgeurteilt werden. Sie müssen einfach nur da und schön sein. Wer schön genug ist, darf bleiben. Um nichts anderes geht es. In einer ersten Runde siebt die dreiköpfige Jury gut die Hälfte der Teilnehmer aus, nachdem sie sich bei jedem einzelnen ausreichend Zeit zur Beratung nimmt, ob sie den „Hot“- oder den „Not“-Buzzer drücken. Wirklich, es kann bis zu zehn Sekunden dauern, bevor jemand nach Hause geschickt wird. Sprechen darf in dieser Runde noch niemand, weder Jury noch Kandidaten. Deshalb ist das sogar noch die erträglichere Runde. Nur eine Off-Stimme kündigt die Schönlinge mit Sätzen an wie „Gut aussehen ist sein Hobby. Na, dann zeig dich mal.“ Und Moderatorin Collien Fernandes plärrt rum, als sei sie auf der Kirmes. Kirmes hat aber mehr Anspruch.

In der zweiten Runde urteilt die Jury verbal über die Verbliebenen. Es ist eine hochkarätig besetzte Jury. Wer würde beim Stichwort „Anmut“ nicht sofort an Scooter denken? Scooter-„Sänger“ H.P. Baxxter („How Much Is The Fish?“), Nova Meierhenrich und der Künstlermanager Alain Midzic, der fast so prominent ist wie Nova Meierhenrich, arbeiten sich durch die Kategorien. Jaaha, es gibt mehrere! Man kann Menschen schließlich nicht nach nur einem Gesichtspunkt bewerten. Nein, die drei Kategorien sind „Face“, „Body“ und „Sex-Appeal“. Und dann sitzt Alain Midzic da, und eklig schwitzend sagt er zum Beispiel: „Face, … ja, … is okay.“ H.P. erkennt auf einem fremden Kopf eine Frisur, die ihn an einen explodierten Wellensittich erinnert. Das Schlimme ist, dass man ihm zutraut, tatsächlich schon mal einen explodierten Wellensittich gesehen zu haben. Auch die kaum noch bekleideten Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürfen in dieser Runde sprechen. Eingangs sagen sie einstudierte Sprüche auf wie „Mit meinem Hintern kann man Nüsse knacken“, ausgangs „Danke“ oder „Tja, war wohl nix“. Letzterem schließe ich mich insgesamt an. Am Ende bleiben eine junge Frau und ein junger Mann übrig, die angeblich die Sieger der Show sind. Sie müssen im Finale in ein paar Wochen noch einmal antreten. Wie sehr dies ein Gewinn ist, ist also strittig.

Immerhin habe ich bei der Gelegenheit festgestellt, dass bei Viva zur besten Sendezeit die alte Pro-Sieben-Abschlussklasse wiederholt wird. Keine Ahnung, wie lange die das schon tun, aber noch ein Grund, noch seltener Viva zu schauen. Ich habe ohnehin schon einen Klingelton.

Fear Factor

2004 (RTL). Einstündige Gameshow mit Sonja Zietlow.

Sechs Kandidaten müssen ihre Ängste überwinden und riskante oder eklige Aufgaben bewältigen, in der Premiere z. B. mit einem Fahrrad von einem Dach ins Leere springen und sich an einem Netz festkrallen, den Kopf in einen Behälter mit Maden oder Kakerlaken stecken und sich auf einem rotierenden Sitz drehen lassen sowie kopfüber unter Wasser mit einem Gewicht in den Händen so lange wie möglich die Luft anhalten. Bei den ersten Spielen scheidet aus, wer versagt, der Gesamtsieger ist derjenige, der beim letzten Spiel am längsten durchhält. Er gewinnt 25 000 €.

Anders als beim gleichnamigen britischen Vorbild der von Endemol produzierten Show, die auch in viele andere Länder verkauft wurde, sollte der Schwerpunkt eher auf sportlichen Leistungen als auf dem Ekelfaktor liegen. Es war dann doch ziemlich eklig, aber auch ziemlich unspektakulär. Sechs Folgen, davon ein Prominenten-Special, liefen donnerstags um 21.15 Uhr.

Fehdenhits 1

„Katja Ebstein: Schwere Anschuldigungen gegen Grand-Prix-Star Cicero“ wäre so eine Überschrift gewesen, aus der Medien, die gern Worte verdrehen und Zitate aus dem Zusammenhang reißen, eine prima Fehde hätten spinnen können.

Nein, Roger Cicero ist kein altbekannter Trinker, auch wenn Katja Ebstein in Johannes B. Kerners ultimativer Chartshow Unsere Besten über ihn sagte:

[audio:http://www.fernsehlexikon.de/wp-content/rogercicero.mp3]

Der war doch vorher schon voll in seinen Konzerten.

Was sie sagen wollte, war, dass er, im Gegensatz zu ihr selbst, seine Konzerte auch schon vor vollem Haus gespielt habe, bevor er am Eurovision Song Contest teilnahm.

In der gleichen Sendung, in der übrigens Herbert Grönemeyer zu „unserem besten Musikstar“ aller Zeiten gekürt wurde, sich Udo Jürgens knapp gegen Wolfgang Amadeus Mozart im Kampf um Platz 2 durchsetzte, Johann Sebastian Bach von DJ Bobo geschlagen wurde und Richard Wagner nur einen Platz hinter den Puhdys ins Ziel kam, erklärte wenig später der Achtunddreißigstplatzierte Roland Kaiser über seine eigenen Konzerte:

[audio:http://www.fernsehlexikon.de/wp-content/rolandkaiser.mp3]

Wenn du den Abend beginnst, ist es eine bange Angst.

Dann geht es ihm ja wie dem Publikum.

Fernsehen für laue Sommerabende

Merkzettel: Eine Serie wird nicht allein dadurch spannend, dass die Hintergrundmusik so ähnlich klingt wie in 24 und man dauernd eine Uhr zeigt.

Die Spannung in der neuen Sat.1-Actionserie Deadline – Jede Sekunde zählt über ein Krisenteam der Berliner Polizei geht ein wenig dadurch flöten, dass die Deadlines sehr willkürlich und an den Haaren herbeigezogen wirken und sie sich zudem im Lauf einer Episode mehrmals ändern.

Ebenfalls merkwürdig: Ausgerechnet eine Deadline wird bis zur allerletzten Sekunde ausgereizt, die sich auf einen durchschnittlichen ungefähren Erfahrungswert bezieht: Wie viele Stunden Zeit hat man, Menschen aus einem geschlossenen Kühlraum zu befreien, bevor sie erfrieren? Fraglich, ob der Körper sich in diesem Fall an den sekundengenauen Durchschnitt gehalten hätte.

Auch sonst schafft es Sat.1, völlig an der Realität vorbeizusenden, weil es bei der Produktion wieder völlig egal war, wann etwas ausgestrahlt wird. Deshalb wird uns heute eine ohnehin völlig unnötige Off-Stimme, die einen Radiomoderator darstellen soll, aber noch unbeholfener klingt als viele tatsächliche Radiomoderatoren, am Anfang und Ende der heutigen Episode vorstöhnen, wie entsetzlich heiß es doch in Berlin ist, und dann passend dazu einen tollen Sommerhit ankündigen. Irgendwann kündigt auch mal jemand die besten Hits der 90er an und spielt dann einen Song der Eurythmics aus dem Jahr 1985. Gehen wir gutwillig einfach davon aus, dass die Produzenten damit dilettantische Dudelradios parodieren wollten und nicht selbst die Dilettanten sind. Aber das nur am Rande.

Das gesagt, ist Deadline beim besten Willen keine Offenbarung, aber die Angela-Merkel-Ähnlichkeitsfrisur der klischeehaften Kriminaldirektorin (Katharina Thalbach) eine Erwähnung wert und die Serie an sich zumindest nicht langweilig. Sonst hätte ich mir bestimmt nicht alle drei Folgen angesehen, die Sat.1 vorab verschickt hat.

Deadline – Jede Sekunde zählt, donnerstags um 20.15 Uhr in Sat.1

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