Es ist sehr leicht, Meldungen exklusiv zu haben, die frei erfunden sind. Aber wäre es nicht lustig? Der „Spiegel“ bekäme doch noch jemanden vom ZDF und könnte seinen Einzelverkaufspreis senken, weil Evil Kiewel (geniale Spitznamenschöpfung: DWDL.de) jede Woche eine Coverstory übers Abnehmen machen und das Blatt auf diese Weise finanzieren würde. Vermutlich würde auch der „Spiegel“ selbst dünner.
Das ZDF braucht nun eine Nachfolgerin für Andrea Kiewel, die in mindestens zwei ZDF-Sendungen von Weight Watchers geschwärmt hatte (interne Kürzel: WWI und WWII) und an Körperumfang abnahm, während ihr Konto fetter wurde. Wunschkandidatin ist Inka Bause. Notfalls ließe sich das ZDF bestimmt auf den Kompromiss ein, dass Inka Bause auch nur die Suche nach einer Moderatorin moderiert. Als Castingsoap Fernsehgarten sucht Frau.
Etwa in der Mitte dieses selbst für Atzorn-Verhältnisse langweiligen Tatorts gestern Abend explodierte ein Fernseher, und es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr ich mir wünschte, meiner täte es auch endlich.
Doch das Ende versöhnte mich schon fast wieder: Der Fall wurde zwar gelöst, doch der Täter blieb frei, weil Korruption nicht immer zu bekämpfen und das Böse nicht immer zu besiegen ist. Ein unbefriedigender, aber realistischer Schluss angesichts der Tatsache, dass die Aufklärungsquote im echten Deutschland (55,4 Prozent) weit niedriger ist als im Fernsehdeutschland (vermutlich irgendwo oberhalb von 99 Prozent).
Ein festangestellter Redakteur musste sich gestern herablassen, das NDR-Satiremagazin Extra 3 zu moderieren. Anzusagen hatte er aber nur altes Archivmaterial.
Der eigentliche Moderator Tobias Schlegl hatte sich rund 400 anderen freien Mitarbeitern des NDR angeschlossen und einen Tag Auszeit genommen, um dagegen zu protestieren, dass sie alle grundlos rausgeworfen werden — nicht sofort, aber früher oder später.
Beim NDR ist das nämlich so: Freie Mitarbeiter werden nach etwa zehn Jahren vor die Tür gesetzt. Grundsätzlich. Die konkrete Zahl der Beschäftigungsjahre kann in beide Richtungen geringfügig abweichen, aber die Tatsache bleibt: Unabhängig von der Leistung oder davon, ob es zu Verfehlungen gekommen ist oder nicht, fliegt ein Freier nach einer bestimmten Zeit raus. In den 70er-Jahren haben sich wohl mal ein paar freie Mitarbeiter auf eine Festanstellung eingeklagt, und es muss um jeden Preis verhindert werden, dass so etwas noch einmal vorkommt.
Der WDR sichert sich auf einem anderen Weg ab: Dort dürfen freie Mitarbeiter in der Regel nur zehn Tage im Monat arbeiten, zu wenig für eine Klage auf Festanstellung, aber dafür ggf. ein Leben lang. Der RBB handhabt es ähnlich, hält aber in einem Parallelmodell einige Hintertüren offen, ggf. nach einer sechsmonatigen Beschäftigungspause. Die anderen ARD-Anstalten haben keine solchen Regelungen und trotzdem keine nennenswerten Probleme.
Wie dumm diese Regelung aus programmstrategischer Sicht ist, zeigte sich in den vergangenen Jahren wiederholt, als gleichzeitig mehrere populäre Hörfunkmoderatoren, die über die Jahre eine Fangemeinde gewonnen hatten, vor die Tür gesetzt wurden und die Sender damit gleich mehrere ihrer wiedererkennbaren Stars, ihrer Programmmarken, auf einmal verloren. Nicht nur das, sondern auch die Beschaffung adäquaten Ersatzes stellt ein Problem dar, denn warum sollte jemand, der nicht unbedingt Berufsanfänger ist, sondern zum Beispiel schon zwischen 30 und 40, ein Interesse daran haben, bei einem Arbeitgeber anzuheuern, der ihn in einem Alter in die Arbeitslosigkeit entlassen wird, in dem man schon als schwer vermittelbar gilt?
Es war nicht das erste Mal, dass die Mitarbeiter von Extra 3 ihren Protest zum Ausdruck brachten. Bereits im Dezember wurde dieses Video im Internet veröffentlicht, das die Situation der Freien sehr anschaulich und amüsant erklärt:
Die Erkenntnis muss ProSieben aus heiterem Himmel getroffen haben: „Huch, wir haben ja schon seit über einer Woche nichts mehr abgesetzt!“ Nur so ist die Kurzschlusshandlung zu erklären, dass mit Extreme Activity ausnahmsweise eine Reihe kurzfristig aus dem Programm fliegt, die gar keine fortlaufende Handlung hat. Es kann natürlich auch daran liegen, dass derzeit gar keine Serien mit fortlaufender Handlung mehr im Programm sind, weil ja schon alle abgesetzt wurden. Doch zum Glück starten heute Abend drei neue.
Und so wird der Teufelskreis immer enger, in den sich ProSieben selbst manövriert hat: Durch immerschnellereAbsetzungen reagiert der Sender auf miese Quoten, und mit miesen Quoten rächen sich die Zuschauer an der Unzuverlässigkeit von ProSieben und verweigern sich zu Recht jedem Neustart, weil sie das Vertrauen verloren haben, dass die Sendung eine Weile im Programm bleiben könnte.
Da in diesem Kreislauf kein Ende abzusehen ist, bleibt für ProSieben eigentlich nur ein Weg aus der Krise und zurück zu einem verlässlichen Ruf: Filme, Filme, Filme. Dann erwartet wenigstens niemand in der nächsten Woche eine neue Folge.
Ungefähr eine Minute lang dachte ich, wie erfrischend es sei, dass das neue Sat.1-Quiz Das weiß doch jedes Kind! ganz anders aussieht als alle anderen Quizshows seit Wer wird Millionär?, nämlich dem Thema angemessen ganz bieder nach Schulklasse mit Holz und hell und so. Also so angenehm nach Sat.1. Aber dann kamen doch das unvermeidliche blaue Licht und die albern-dramatische Musik wie überall.
Die Idee ist originell, Erwachsenen Kinderwissen abzuverlangen und zu zeigen, wie die anwesenden Fünftklässler die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn der Kandidat schon an der ersten Frage scheitert, wie viele Ecken eine Bienenwabe hat. Immerhin Cordula Stratmann ist erfrischend anders als Quizmoderatorin, und weil es ja Schulwissen geht und die Fragen deshalb formal nicht so schwer sind, gibt es zur Abwechslung mal keine vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. Leider währt der Spaß an der originellen Idee nicht ewig, und so kosten die ganzen Schulklassensperenzchen, Wechsel der „Banknachbarn“ (Kinder, die als Joker zur Verfügung stehen) etc. letztlich einfach nur viel Zeit, in der man lieber ein paar Fragen mehr hören würde. Auch die schauspielerische Leistung der Kinder, die offensichtlich angewiesen wurden, die Hände möglichst oft über dem Kopf zusammenzuschlagen oder mit den Augen zu rollen, hält sich auch in Grenzen.
Ihr Wissen dagegen ist bemerkenswert. Ich sollte bei ihnen Nachhilfe nehmen.
Nicht alle Sendungen wählen zur musikalischen Untermalung ihrer Beiträge das jeweils Naheliegendste, wie wir es hier schon parodiert haben, also zum Beispiel „Bicycle Race“ von Queen, wenn jemand mit dem Fahrrad fährt, oder „Money“ von Pink Floyd, wenn es um Geld geht. Andere machen es sich noch einfacher und spielen einfach etwas völlig Egales ein, das nicht den geringsten Bezug zum Gezeigten hat, aber wahrscheinlich gerade irgendwo in Armnähe rumlag.
Erkennen Sie die Musik, die über weite Strecken diesen Beitrag aus Brisant über Hannes Jaenicke untermalt, während er über Bio-Lebensmittel und die Verletzung der Menschenrechte in China spricht? Es ist die Bloodhoung Gang mit „Screwing You On The Beach At Night“. Auf diese Idee muss man erst mal kommen.
Bitte beachten Sie nebenbei auch, dass Hannes Jaenicke, sofort nachdem er erklärt hat, er kaufe aus praktischen Gründen grundsätzlich keine weiße Wäsche, damit er alles in einer Maschine waschen könne, in einem weißen T-Shirt am Strand zu sehen ist. (Die Sendung ist schon vom vergangenen Jahr, das T-Shirt also wahrscheinlich mittlerweile grau.)
Bild: ProSieben
Keine Ahnung, was da bei dieser Leiche so absteht. Wahrscheinlich ist Pinocchio beim Lügen gestorben.
Man würde sich wirklich wünschen, dass mal wieder eine Serie daherkommt, die auf den Ich-Erzähler aus dem Off verzichtet. Doch auch die Vampirserie Moonlight tut es nicht. Anderseits blieben uns dann schöne Erklärungen wie diese vorenthalten:
Mein bester Freund Joseph. Einer der ältesten Vampire in L.A.. Er wird 400, benimmt sich aber wie 30. Er ist das lebende, na ja, untote Beispiel dafür, dass Paranoia niemals aus der Mode kommt.
Das ist ganz nett, aber besser als das wird es nicht mehr. Wir lernen noch, dass Null-positives Blut einen besseren Nachgeschmack hat als A-positives, fragen uns aber, wie weit die Autoren der Serie gegangen sind, um die Behauptung zu recherchieren.
Der Titelheld ist natürlich kein böser, sondern ein guter Vampir, der auf der Seite der Menschen steht und niemals einem Normalsterblichen Blut absaugen würde. Er klärt aufregende Kriminalfälle auf, verliebt sich in ein Menschenweibchen und nervt mit der künstlich cool-arroganten Intonation seiner Off-Erzählung.
In den USA ist die Serie schon wieder abgesetzt worden, und damit ist sie wie geschaffen für den Mystery-Montag auf ProSieben. Wer aber lieber lebensbejahende Kurzweile mag, sollte stattdessen zur gleichen Zeit Doctor’s Diary bei RTL schauen.
Man verliert bei vielen Serien leicht den Überblick, wann sie eigentlich gezeigt werden, weil sie so oft verlegt werden. Bei Without A Trace – Spurlos verschwunden kommt erschwerend dazu, dass die Serie auch noch permanent den Sender wechselt. Eigentlich müsste Jack Malones Fahndungsdezernat genug damit zu tun haben, den eigenen Sendeplatz zu finden, doch tatsächlich bleibt noch ein wenig Zeit, vermisste Personen aufzuspüren.
Nun, nach ProSieben, Kabel 1 und Sat.1 ist die Serie jetzt mit neuen Folgen zurück bei Kabel 1, aber nicht mehr wie früher freitags, oder wie zuletzt donnerstags, oder wie ganz früher mittwochs, sondern montags um 20.15 Uhr. Diese Verlegung ins Gegenprogramm der Vox-Serie CSI:NY, die nicht nur an den meisten Montagen Zielgruppenmarktführer ist, sondern auch ein sehr ähnliches Publikum ansprechen dürfte, ist sicher nicht die beste Idee, die Kabel 1 je hatte, aber die treuen Zuschauer von Without A Trace werden ihre Serie schon finden. Sie haben ja Übung darin.
Die Harald Schmidt Show ist Geschichte. Mal wieder. Aber diesmal wahrscheinlich endgültig. Denn wo hätte Schmidt mit seiner Show nach Sky noch senden können? Außer vielleicht in diesem Internet, von dem man so viel hört. Dort, wo die letzte Show gestreamt wurde, damit wenigstens zum Abschied noch einmal ein paar Menschen auch außerhalb des Sky-Abonnentenkreises die Gelegenheit hatten, zuschauen zu können.
„Danke, dass Sie eingeschaltet haben. Wäre schön gewesen, wenn Sie es auch in den letzten drei Jahren mal gemacht hätten“, sagte Schmidt sinngemäß, sprach aber später von 19 fantastischen Jahren.
Dass die Harald Schmidt Show in den letzten 11 dieser 19 Jahre kaum noch eine Rolle spielte, ist seine eigene Schuld. Zu spät erkannte er, dass Late Night und sonst nichts seine Berufung ist. Er wäre in der Lage gewesen, dem Genre auch in Deutschland einen Stellenwert zu geben, den es in den USA hat. Aber gerade, als er seine Show nach acht Jahren nicht nur etabliert, sondern auch zu einem Erfolg gemacht und die Anzahl der wöchentlichen Sendungen von vier auf fünf erhöht hatte, warf er Ende 2003 hin. Ein Late-Night-Format lebt von der Regelmäßigkeit und der Sehgewohnheit. Eine solche Sendung nicht zu sehen, ist auch eine Gewohnheit. Harald Schmidt gab den Zuschauern ab 2004 viel Gelegenheit, sich daran zu gewöhnen, seine Sendung nicht zu sehen. Indem erst ein ganzes Jahr lang gar nicht gesendet wurde und danach über viele Jahre an mindestens vier Tagen in der Woche und vier Monaten im Jahr ebenfalls gar nicht. Denn irgendwann war schließlich immer Sommerpause, Fernsehpreis, Satire-Gipfel, Montag, Freitag oder Schmidt & Pocher. Richtig, Schmidt & Pocher. Noch zwei Jahre, in denen die regelmäßige Harald Schmidt Show aussetzte. Zwei weitere Jahre für viele der verbliebenen Fans zur Abgewöhnung.
Schmidt hat uns sich selbst über viele Jahre schrittweise abgewöhnt. Auf diese Weise ist es klar, dass man nicht ewig auf Sendung bleiben kann. Für kaum noch jemanden wird sich nach dem Ende seiner Sendung eine Gewohnheit ändern.
Hätte er Ende 2003 einfach weitergemacht, könnte er jetzt vielleicht noch unverändert fünfmal pro Woche in Sat.1 auf Sendung sein und wäre die Instanz, von der sich Deutschland vor der Bettruhe das Tagesgeschehen durch den Kakao ziehen lassen. Oder durch das deutsche Wasser. Das wäre schön gewesen. Dann hätte es ganz allein in seiner eigenen Entscheidung gelegen, ob und wann er abtritt.
Falls er abtritt.
Zum Ende der letzten Sendung wurde jedenfalls noch mal die Ticket-Hotline eingeblendet.
In dieser Woche geben die amerikanischen Fernsehsender bekannt, was sie ab Herbst zu senden gedenken. „Upfronts“ nennt man diese Veranstaltungen für Werbewirtschaft und Medien, und jeden Tag ist ein anderer Sender an der Reihe.
Neben den neuen Serien, die Deutschland frühestens 2008 erreichen, kann man den veröffentlichten Programmplänen entnehmen, welche Serien ihr Ende gefunden haben. Die Einstellung einiger Klassiker war bereits bekannt (King Of Queens, Gilmore Girls), andere wurden kalt von ihrem Fehlen im Herbstprogramm erwischt. Und so ist es eine Ironie des Schicksals, dass die erste Serie, die bei den diesjährigen Upfronts über den Jordan ging, Crossing Jordan war. Am Mittwoch läuft in den USA die letzte Folge.