Fern läge es uns, schon jetzt, noch vor Mitte Dezember, auf interessante Fernsehereignisse des Jahres zurückzublicken. Dies ist eher eine Dienstleistung für alle, die auf ihrer Weihnachtsfeier gern etwas Szenisches vorführen möchten, bisher aber nicht den richtigen Stoff gefunden haben.
Eva Hermans Abtritt bei Kerner.
Die schönsten Szenen im Wortlaut.
Sitzordnung: Kerner hinter dem Schreibtisch, neben ihm (von links nach rechts) Eva Herman, Senta Berger, Margarethe Schreinemakers, Mario Barth.
Kerner (zu Herman): Du hast Dich darüber beschwert und hast gesagt, also die Formulierung war, hast Dich beschwert über die gleichgeschaltete Presse in dieser Angelegenheit.
Herman: Ja.
Kerner: Das ist keine glückliche Wortwahl. Weil auch dieses Wort kommt aus dem dritten Reich, wie uns der Historiker sagen kann.
(…)
Herman: Ja, Sie müssen nur Google eingeben und dann können sie jede Zeitung durchgehen, welche Zeitung diesen Begriff bereits benutzt hat.
Kerner: Aber auch falsch. Auch falsch.
Herman (lauter): Natürlich ist er da benutzt worden, aber es sind auch Autobahnen damals gebaut worden, und wir fahren heute drauf.
(Tumult bricht aus, ein Teil des Publikums applaudiert.)
Historiker: Ja, das ist ja das Schlimme. Adolf hat die Autobahnen gebaut, ja, das war’s ja. Das Autobahnargument ist das Beste!
Herman: Ja Moment…
Berger: Also, das ist…
Schreinemakers: Nein, nein Das kann nich sein, das kann nich sein…
Berger (ungerührt): Das ist jetzt gleich der nächste Satz, der zitiert wird.
Schreinemakers: Das kann nich sein, was du hier sachst.
Herman: Nein, nein!
Schreinemakers (laut): Tut! Mir! Leid! Egal, wer hier auch immer applaudiert, es tut mir Leid…
Herman: Nein, wir sitzen.
Schreinemakers: Das kannst du so nicht sagen.
Herman: Nein, Moment, wir sitzen hier…
Schreinemakers: Es geht nich.
Herman (versteht die Welt nicht mehr): Wir sitzen jetzt hier in einer Sendung, und mir wird pausenlos unterstellt, ich sei im Kopf rechts! Und ich bin es einfach nicht…
Schreinemakers: Ja, oder nich überlegt. Entschuldige mal, dann überlegste nich.
Barth (vermittelnd): Nein, es sacht ja keiner, dass du das bist, es sacht, dass die Äußerung, dass äh, diesen Eindruck erweckt, und du hast bis jetzt ja nich jesacht, die Äußerung is wirklich Kacke jewesen, sondern… (Applaus) …also, ick war ja jetzt ooch aufer Schule, und vielet versteh ick dann ooch einfach nich, weil et so, weils grade so medienpolitisch äh… – äh wird da drumrum jeredet, und man redet ja immer von Familie, und von Frauen zu Hause. Ick weiß nich ob die alle wirklich so studiert haben, dass die das alle auch so verstehen, was jetzt hier teilweise so, so äh…
Kerner: Du meinst, weil’s auch so ne Mediendiskussion ist, so ein bisschen.
Barth: Ja, also, ich persönlich, ich sach sowat nich, ick würd so was auch nich sagen, ich persönlich bin sehr glücklich in meiner Situation, meine Freundin ooch, darf machen was se will… (Gelächter)… Ick glaub, der… ja , der Grund ist ja letztendlich, ich versteh das auf der einen Seite, äähm, dass es mit Sicherheit Leute gibt, wo ne Außenwirkung entsteht, dass Frauen, die Kinder zu Hause haben, oder so, schlechter sind als andere. Ähm, aber ich find dieses Pauschalieren immer so doof, dass alle Frauen da drunter leiden. (Applaus.)
Kerner: Ähm. Ja. Es gibt so ein paar Sachen.
Barth: Meene Freundin nich.
Kerner: Es gibt so ein paar Sachen, die sind einfach problematisch. Ich persönlich… Was heißt problematisch, die gehen nicht, und Autobahn geht eben auch nicht.
Berger (lachend): Nee, nicht wirklich.
(…)
Kerner (zu Herman): Würdest du das heute alles noch mal genau so wieder machen und sagen? Ich, äh, ich mein, ich will dich ganz fair behandeln, und ich will dir alle Möglichkeit geben, das darzustellen.
Herman (ständig dazwischenstammelnd): Ich, ich, ich…
Ich könnte hier jetzt sagen, ich würde es wieder so machen, aber natürlich wird man durch solche Dinge, durch solche Vorfälle vorsichtiger, ich muss einfach lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten. Ja.
(Allgemeiner Tumult bricht aus.)
Berger: Waaaas? Den Verlauf der Geschichte!
Schreinemakers: Das is ja wohl gar nich!
Berger: In Gefahr geraten?
Barth: Das stimmt ja nich, nee, das stimmt ja nich.
Schreinemakers: Das geht doch jetzt alles hier nich, entschuldige mal…
Berger: Nee, wir können das hier auch gar nicht diskutieren.
Schreinemakers: Es! Geht! Nich! Das is ne Ebene, die geht nich, da muss ich mich jetzt sogar fast von distanzieren hier zu sitzen. Entschuldige bitte.
Kerner (dazwischen): Ja. Äh – Margarethe, is ja alles klar…
Schreinemakers: Und Mario auch… (zu Barth:) Jetzt red ich schon für dich mit… Das ist unerträglich auch für Senta, sorry, (zu Senta Berger:) wir mögen dich, aber das geht nich, sorry…
Kerner: Es ist für mich auch nicht leicht zu ertragen, nein, nein…
Schreinemakers: Ich krieg erhöhten Puls, sorry, aber…
(Gelächter, Applaus.)
Kerner: Ich wollte nur, sozusagen, an dem Punkt, wo ich merke, dass wir inhaltlich nicht weiter kommen, lassen wir’s dann natürlich, ich wollte nur zum Ende des Gesprächs, weil ich mich der Fairness verpflichtet fühle, noch mal Gelegenheit geben, dir die Möglichkeit zu bieten, zu sagen, dass du vielleicht auch nach der Diskussion, irgendetwas irgendwie anders siehst, du hast gesagt, dass du das nicht anders siehst, das ist dein gutes Recht, und dann beenden wir das Gespräch an dieser Stelle. Vielen Herzlichen Dank.
(Applaus.)
Herman: Danke.
Kerner: Und jetzt Margarethe. Margarethe?
Schreinemakers: Jetzt sitzen wir hier und haben ein Problem. Und ich habe anfangs noch gedacht, Eva hat gar nich gewusst, was sie sacht. Ja, nich so richtig, da waren so viele Informationen, und sie wollte ihr Buch verkaufen und war so eifrig, und da geht was daneben, und da geht an einer Stelle was daneben, wo leider überhaupt nichts daneben gehen darf. Du gibst ihr jetzt jede Chance dieser Welt, mit einer Engelsgeduld, aber es kommen Dinge, die kann man nich vertreten, die kann man nich sagen, und dazu kann man auch nich ruhig hier sitzen.
Kerner: Ich würde schon sagen, dass ich versucht habe, Eva Herman Gelegenheit zu geben, das darzustellen…
Schreinemakers: Ja. Mehr als das.
Kerner: …und zu versuchen, uns das erklären zu lassen, die historischen Zusammenhänge von einem ausgewiesenen Fachmann dafür, der sehr viel veröffentlicht hat über die, über das NS-Regime, über die Nazi-Zeit, und wir haben hier, wie ich finde, nicht uninteressant miteinander gesprochen, irgendwann ist der Punkt, wo ich dann in diesem Fall jetzt an Eva keine weiteren Fragen habe, aber das heißt ja nicht, dass unsere Zeitung zu Ende ist, wir haben ja noch ein paar Seiten Zeitung hinten dran.
Schreinemakers: Das is jetzt schwierig…
Berger: Das ist wirklich schwierig.
Schreinemakers: Das ist jetzt sehr, sehr schwierig. Ich finde auch schade, dass wir hier in so einer weitläufigen Distanz sitzen, ich finde auch sehr schade, wenn Eva sacht, sie lehnt es ab mit einem ausgewiesenen Fachmann, der sich mehr als drei Gedanken zum Thema gemacht hat, und der weit davon entfernt ist, nur zu polemisieren, ich finde es schade, dass sie ablehnt, überhaupt dann auch noch sacht, mit Ihnen red ich überhaupt nich. Also das is ne Basis, wo ich sage: Geht auch nich.
(Applaus, es folgt eine unerquickliche Diskussion um Krippenplätze und weitere Thesen aus Eva Hermans Buch, Senta Berger diskutiert lustlos mit, bis:)
Berger: Also, äh, ich muss jetzt gehen. Es tut mir wirklich leid…
Schreinemakers: Ich auch nich mehr.
Berger: …ich kann diese Diskussion nicht wirklich ernsthaft führen, dafür müsste ich mich vorbereiten, müsste ihre Bücher kennen, oder aber, wir machen, was wir eigentlich äh – auch mal vorgesehen haben…
Herman: Ich würde das auch vorschlagen…
Berger: Ich geh jetzt gerne, okay?
(lang anhaltender Applaus.)
Kerner: Es sind ja doch die ganz spannenden Momente, wo man sich selbst so ein bisschen Gedanken macht, und überlegt, wie man weiter macht, und die hab ich mir jetzt gemacht, und hab mich entschieden, dass ich mit meinen drei Gästen weiter rede und dich Eva, verabschiede.
Herman: Danke.
Kerner: Vielen herzlichen Dank. Danke dir. Danke.
(Applaus, Eva Herman geht, Mario Barth steht auf.)
Barth: Soll ich mich dahin setzten?
(Barth setzt sich auf Hermans Platz.)
Berger (enthusiastisch): Ja! Bitte! Also, es hängt jetzt an Mario. Mach mal was, Mario.
Kerner: Bitte? Nein, nein, hehehehe. Nein. Ich, ich…
Schreinemakers: Der muss jetzt alles rausreißen hier.
Barth: Ick sehe grade im Monitor, meine Haare sind nich jemacht.
Berger: Ja, ist ganz niedlich.
Barth: Sieht jut aus? Ick bin ein großer Fan von Ihnen.
Berger: Aber ich dachte, Männer und Frauen passen nicht zu einander…
Barth: Nee, hab ick nie…
Berger (unbeirrt): Hat er geschrieben. Doch, hat ein Buch geschrieben, heißt „Männer und Frauen passen nicht zueinander“. Das stimmt ja auch.
Barth: Nein, det is jemand anders. Ick hab jeschrieben, Deutsch–Frau/Frau–Deutsch.
Kerner: Die können nicht miteinander reden. Also ein Wörterbuch.
Barth: Ick hab ein Wörterbuch, damit die Frauen die Männer besser verstehen, und die Männer die Frauen besser verstehen.
(…)
Kerner (seriös inquirierend): Wo sind denn die größten Missverständnisse?
Barth: Die größten Missverständnisse zwischen Männer und Frauen? Ick glaub, dass man sich nicht zuhört!
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Und wenn Sie diese Szenen gern sehen würden, wie sie mit Playmobil-Figuren nachgespielt werden, weil Sie das für angemessen halten, haben wir hie noch einen Veranstaltungstipp:
Schillers Räuber (stark gekürzt) und der Jahresrückblick.
Eine Playmobil Performance.
Theater Rampe, Filderstraße 47, 70180 Stuttgart.
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31.12.2007, 17.00 Uhr und 21.00 Uhr.
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15.01.2008, 20.00 Uhr (Dingstag, d.h. die Eintrittskarte kostet kein Bargeld, sondern wird gegen einen Gegenstand Ihrer Wahl eingetauscht. Motto: Was ist Ihnen Kultur wert?)
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19.01.2008, 20.00 Uhr.