Es geht auch Ehrlicher

Nach dem Schwaben Bienzle zum Jahresbeginn wird dem Tatort heute ein weiteres Stück erkennbare regionale Färbung abhanden kommen. Das Leipziger Duo Ehrlicher und Kain ist heute um 20.15 Uhr zum letzten Mal im Einsatz. Es ist ihr 45. Fall. In der ewigen Liste der meistbeschäftigten Tatort-Kommissare belegen sie damit den zweiten Platz hinter dem aktuellen Münchner Team Batić und Leitmayr, werden aber in naher Zukunft von den Kölnern Ballauf und Schenk und der Ludwigshafenerin Lena Odenthal überholt werden, die im Dienst bleiben.

Ehrlicher war ein angenehm anzuschauender Zeitgenosse, der ruhig und besonnen vorging und trotzdem oft recht lustig war. Nur setzte er seine Pointen eben so unauffällig, als seien es gar keine.

Die Schauspieler Peter Sodann, 71, der nicht freiwillig geht, und Bernd Michael Lade, der zwangsläufig mitgehen muss, werden von Martin Wuttke und Simone Thomalla abgelöst, und immerhin sie wurde in Leipzig geboren. Dennoch setzt der Tatort seinen Marsch weg vom einstigen Prinzip der regionalen Unterscheidbarkeit fort, hin zu neutralen Teams auf neutralem Grund, deren Spielorte beliebig austauschbar wären. Glücklicherweise kommen weiterhin in der Regel gute Filme dabei heraus.

Mehr zum Tatort-Abschied von Ehrlicher und Kain steht bei unseren Freunden vom Tatort-Fundus.

Es ist 2008!

Puff! Kawumm! Krach! Brztl! Oooooooooooooooh! Aaaaaaaaaaaaaaah!

Ein neues Jahr hat begonnen. Ein schönes solches wünschen wir!

Es kann nur aufwärts gehen!

Ich habe das perfekte Timing. Mein Sender ist auf dem letzten Platz, ich bin in einen Staat gezogen, der bankrott ist, und der Sponsor der heutigen Sendung ist General Motors.

Conan O’Brien in seiner ersten Tonight Show.

Es wird gesendet, was auf den Tisch kommt

Reiner Calmund. Essen. Lacher. Altes Fernsehgesetz, funktioniert immer. Bring den dicken Calmund mit großen Portionen in Verbindung, und das Publikum tobt. Auf dieser Weisheit basierte bereits der RTL-Panelshow-Versuch Wer glaubt denn sowas? vor einem Monat, und auf ihr basiert auch die neue Vox-Kocharena. Calmund ist Juror und muss testessen, was frühere Sieger des perfekten Dinners und ein Starkoch (heute: Johann Lafer) im Einzelwettstreit gekocht haben, und bewerten, wem das gleiche Gericht besser gelungen ist.

Die Zeit zwischen den „Calmund isst viel“-Witzen füllen der Sportmoderator Florian König und der Reporter Heiko Wasser, die die Veranstaltung wie ein Formel-1-Rennen kommentieren, und das streckenweise so todernst, dass es schon wieder komisch ist. Konsequenterweise gibt es Zeitlupenwiederholungen von überkochenden Suppentöpfen.

Foto: Vox / Frank Hempel

Johann Lafer tritt in jeder Runde an, wenn er einen Gegenkandidaten besiegt hat, kommt der nächste. Es ist ganz amüsant, ihm dabei zuzusehen, wie es ihn einerseits erkennbar wurmt, wenn ein Kandidat von einem Juror mal mehr Punkte bekommt als er selbst, aber andererseits unentwegt die Kochkünste seiner Gegner in den höchsten Tönen lobt. Er selbst sei gepriesen, dass er sich auf diesen Wettbewerb überhaupt einließ, denn Johann Lafer hat weder die zusätzliche Aufmerksamkeit nötig, noch muss er noch irgendwem beweisen, dass er kochen kann.

Leider gibt es neben dem Calmund-Essen-Gesetz aber noch ein anderes, und es hat mit vielen Köchen und Brei zu tun. Dabei ist eigentlich weniger die Menge der Köche als die Länge der Sendung das Problem. Sie ist ja durchaus unterhaltsam und hat viele witzige Momente, aber sie läuft jetzt bereits seit zwei Stunden und geht noch eine weitere. Sie kennen das vielleicht von Jubiläumsfeiern, Hochzeiten etc.: Man genießt das leckere Essen, freut sich für eine Weile auf den jeweils nächsten Gang, doch irgendwann hat man das Gefühl, jetzt endlich genug Zeit mit Essen verbracht zu haben und möchte aufstehen und spazieren gehen. Genau das tu ich jetzt.

Es! Geht! Nich!

Fern läge es uns, schon jetzt, noch vor Mitte Dezember, auf interessante Fernsehereignisse des Jahres zurückzublicken. Dies ist eher eine Dienstleistung für alle, die auf ihrer Weihnachtsfeier gern etwas Szenisches vorführen möchten, bisher aber nicht den richtigen Stoff gefunden haben.
  

Eva Hermans Abtritt bei Kerner.
Die schönsten Szenen im Wortlaut.

Sitzordnung: Kerner hinter dem Schreibtisch, neben ihm (von links nach rechts) Eva Herman, Senta Berger, Margarethe Schreinemakers, Mario Barth.

Kerner (zu Herman):  Du hast Dich darüber beschwert und hast gesagt, also die Formulierung war, hast Dich beschwert über die gleichgeschaltete Presse in dieser Angelegenheit.

Herman:  Ja.

Kerner:  Das ist keine glückliche Wortwahl. Weil auch dieses Wort kommt aus dem dritten Reich, wie uns der Historiker sagen kann.

(…)

Herman:  Ja, Sie müssen nur Google eingeben und dann können sie jede Zeitung durchgehen, welche Zeitung diesen Begriff bereits benutzt hat.

Kerner:  Aber auch falsch. Auch falsch.

Herman (lauter):  Natürlich ist er da benutzt worden, aber es sind auch Autobahnen damals gebaut worden, und wir fahren heute drauf.

(Tumult bricht aus, ein Teil des Publikums applaudiert.)

Historiker:  Ja, das ist ja das Schlimme. Adolf hat die Autobahnen gebaut, ja, das war’s ja. Das Autobahnargument ist das Beste!

Herman:  Ja Moment…

Berger:  Also, das ist…

Schreinemakers:  Nein, nein Das kann nich sein, das kann nich sein…

Berger (ungerührt):  Das ist jetzt gleich der nächste Satz, der zitiert wird.

Schreinemakers:  Das kann nich sein, was du hier sachst.

Herman:  Nein, nein!

Schreinemakers (laut):  Tut! Mir! Leid! Egal, wer hier auch immer applaudiert, es tut mir Leid…

Herman:  Nein, wir sitzen.

Schreinemakers:  Das kannst du so nicht sagen.

Herman:  Nein, Moment, wir sitzen hier…

Schreinemakers:  Es geht nich.

Herman (versteht die Welt nicht mehr):  Wir sitzen jetzt hier in einer Sendung, und mir wird pausenlos unterstellt, ich sei im Kopf rechts! Und ich bin es einfach nicht…

Schreinemakers:  Ja, oder nich überlegt. Entschuldige mal, dann überlegste nich.

Barth (vermittelnd):  Nein, es sacht ja keiner, dass du das bist, es sacht, dass die Äußerung, dass äh, diesen Eindruck erweckt, und du hast bis jetzt ja nich jesacht, die Äußerung is wirklich Kacke jewesen, sondern… (Applaus) …also, ick war ja jetzt ooch aufer Schule, und vielet versteh ick dann ooch einfach nich, weil et so, weils grade so medienpolitisch äh… – äh wird da drumrum jeredet, und man redet ja immer von Familie, und von Frauen zu Hause. Ick weiß nich ob die alle wirklich so studiert haben, dass die das alle auch so verstehen, was jetzt hier teilweise so, so äh…

Kerner:  Du meinst, weil’s auch so ne Mediendiskussion ist, so ein bisschen.

Barth:  Ja, also, ich persönlich, ich sach sowat nich, ick würd so was auch nich sagen, ich persönlich bin sehr glücklich in meiner Situation, meine Freundin ooch, darf machen was se will… (Gelächter)… Ick glaub, der… ja , der Grund ist ja letztendlich, ich versteh das auf der einen Seite, äähm, dass es mit Sicherheit Leute gibt, wo ne Außenwirkung entsteht, dass Frauen, die Kinder zu Hause haben, oder so, schlechter sind als andere. Ähm, aber ich find dieses Pauschalieren immer so doof, dass alle Frauen da drunter leiden. (Applaus.)

Kerner:  Ähm. Ja. Es gibt so ein paar Sachen.   

Barth:  Meene Freundin nich.

Kerner:  Es gibt so ein paar Sachen, die sind einfach problematisch. Ich persönlich… Was heißt problematisch, die gehen nicht, und Autobahn geht eben auch nicht.

Berger (lachend):  Nee, nicht wirklich.

(…)

Kerner (zu Herman):  Würdest du das heute alles noch mal genau so wieder machen und sagen? Ich, äh, ich mein, ich will dich ganz fair behandeln, und ich will dir alle Möglichkeit geben, das darzustellen.

Herman (ständig dazwischenstammelnd):  Ich, ich, ich…
Ich könnte hier jetzt sagen, ich würde es wieder so machen, aber natürlich wird man durch solche Dinge, durch solche Vorfälle vorsichtiger, ich muss einfach lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten. Ja.

(Allgemeiner Tumult bricht aus.)

Berger:  Waaaas? Den Verlauf der Geschichte!

Schreinemakers:  Das is ja wohl gar nich!

Berger:  In Gefahr geraten?

Barth:  Das stimmt ja nich, nee, das stimmt ja nich.

Schreinemakers:  Das geht doch jetzt alles hier nich, entschuldige mal…

Berger:  Nee, wir können das hier auch gar nicht diskutieren.

Schreinemakers:  Es! Geht! Nich! Das is ne Ebene, die geht nich, da muss ich mich jetzt sogar fast von distanzieren hier zu sitzen. Entschuldige bitte.

Kerner (dazwischen):  Ja. Äh – Margarethe, is ja alles klar…

Schreinemakers:  Und Mario auch… (zu Barth:) Jetzt red ich schon für dich mit… Das ist unerträglich auch für Senta, sorry, (zu Senta Berger:) wir mögen dich, aber das geht nich, sorry…

Kerner:  Es ist für mich auch nicht leicht zu ertragen, nein, nein…

Schreinemakers:  Ich krieg erhöhten Puls, sorry, aber…

(Gelächter, Applaus.)

Kerner:  Ich wollte nur, sozusagen, an dem Punkt, wo ich merke, dass wir inhaltlich nicht weiter kommen, lassen wir’s dann natürlich, ich wollte nur zum Ende des Gesprächs, weil ich mich der Fairness verpflichtet fühle, noch mal Gelegenheit geben, dir die Möglichkeit zu bieten, zu sagen, dass du vielleicht auch nach der Diskussion, irgendetwas irgendwie anders siehst, du hast gesagt, dass du das nicht anders siehst, das ist dein gutes Recht, und dann beenden wir das Gespräch an dieser Stelle. Vielen Herzlichen Dank. 

(Applaus.)

Herman:  Danke.

Kerner:  Und jetzt Margarethe. Margarethe?

Schreinemakers:  Jetzt sitzen wir hier und haben ein Problem. Und ich habe anfangs noch gedacht, Eva hat gar nich gewusst, was sie sacht. Ja, nich so richtig, da waren so viele Informationen, und sie wollte ihr Buch verkaufen und war so eifrig, und da geht was daneben, und da geht an einer Stelle was daneben, wo leider überhaupt nichts daneben gehen darf. Du gibst ihr jetzt jede Chance dieser Welt, mit einer Engelsgeduld, aber es kommen Dinge, die kann man nich vertreten, die kann man nich sagen, und dazu kann man auch nich ruhig hier sitzen.

Kerner:  Ich würde schon sagen, dass ich versucht habe, Eva Herman Gelegenheit zu geben, das darzustellen…

Schreinemakers:  Ja. Mehr als das.

Kerner:  …und zu versuchen, uns das erklären zu lassen, die historischen Zusammenhänge von einem ausgewiesenen Fachmann dafür, der sehr viel veröffentlicht hat über die, über das NS-Regime, über die Nazi-Zeit, und wir haben hier, wie ich finde, nicht uninteressant miteinander gesprochen, irgendwann ist der Punkt, wo ich dann in diesem Fall jetzt an Eva keine weiteren Fragen habe, aber das heißt ja nicht, dass unsere Zeitung zu Ende ist, wir haben ja noch ein paar Seiten Zeitung hinten dran.

Schreinemakers:  Das is jetzt schwierig…

Berger:  Das ist wirklich schwierig.

Schreinemakers:  Das ist jetzt sehr, sehr schwierig. Ich finde auch schade, dass wir hier in so einer weitläufigen Distanz sitzen, ich finde auch sehr schade, wenn Eva sacht, sie lehnt es ab mit einem ausgewiesenen Fachmann, der sich mehr als drei Gedanken zum Thema gemacht hat, und der weit davon entfernt ist, nur zu polemisieren, ich finde es schade, dass sie ablehnt, überhaupt dann auch noch sacht, mit Ihnen red ich überhaupt nich. Also das is ne Basis, wo ich sage: Geht auch nich.

(Applaus, es folgt eine unerquickliche Diskussion um Krippenplätze und weitere Thesen aus Eva Hermans Buch, Senta Berger diskutiert lustlos mit, bis:)

Berger:  Also, äh, ich muss jetzt gehen. Es tut mir wirklich leid…

Schreinemakers:  Ich auch nich mehr.

Berger:  …ich kann diese Diskussion nicht wirklich ernsthaft führen, dafür müsste ich mich vorbereiten, müsste ihre Bücher kennen, oder aber, wir machen, was wir eigentlich äh – auch mal vorgesehen haben…

Herman:  Ich würde das auch vorschlagen…

Berger:  Ich geh jetzt gerne, okay?

(lang anhaltender Applaus.)

Kerner:  Es sind ja doch die ganz spannenden Momente, wo man sich selbst so ein bisschen Gedanken macht, und überlegt, wie man weiter macht, und die hab ich mir jetzt gemacht, und hab mich entschieden, dass ich mit meinen drei Gästen weiter rede und dich Eva, verabschiede.    

Herman:  Danke.

Kerner:  Vielen herzlichen Dank. Danke dir. Danke.

(Applaus, Eva Herman geht, Mario Barth steht auf.)

Barth:  Soll ich mich dahin setzten?

(Barth setzt sich auf Hermans Platz.)

Berger (enthusiastisch):  Ja! Bitte! Also, es hängt jetzt an Mario. Mach mal was, Mario.

Kerner:  Bitte? Nein, nein, hehehehe. Nein. Ich, ich…

Schreinemakers:  Der muss jetzt alles rausreißen hier.

Barth:  Ick sehe grade im Monitor, meine Haare sind nich jemacht.

Berger:  Ja, ist ganz niedlich.

Barth:  Sieht jut aus? Ick bin ein großer Fan von Ihnen.

Berger:  Aber ich dachte, Männer und Frauen passen nicht zu einander…

Barth:  Nee, hab ick nie…

Berger (unbeirrt):  Hat er geschrieben. Doch, hat ein Buch geschrieben, heißt „Männer und Frauen passen nicht zueinander“. Das stimmt ja auch.

Barth:  Nein, det is jemand anders. Ick hab jeschrieben, Deutsch–Frau/Frau–Deutsch.

Kerner:  Die können nicht miteinander reden. Also ein Wörterbuch.

Barth:  Ick hab ein Wörterbuch, damit die Frauen die Männer besser verstehen, und die Männer die Frauen besser verstehen.

(…)

Kerner (seriös inquirierend):  Wo sind denn die größten Missverständnisse?

Barth:  Die größten Missverständnisse zwischen Männer und Frauen? Ick glaub, dass man sich nicht zuhört!

____________

Und wenn Sie diese Szenen gern sehen würden, wie sie mit Playmobil-Figuren nachgespielt werden, weil Sie das für angemessen halten, haben wir hie noch einen Veranstaltungstipp:

Schillers Räuber (stark gekürzt) und der Jahresrückblick.
Eine Playmobil Performance.
Theater Rampe, Filderstraße 47, 70180 Stuttgart.

  • 31.12.2007, 17.00 Uhr und 21.00 Uhr.

  • 15.01.2008, 20.00 Uhr (Dingstag, d.h. die Eintrittskarte kostet kein Bargeld, sondern wird gegen einen Gegenstand Ihrer Wahl eingetauscht. Motto: Was ist Ihnen Kultur wert?)

  • 19.01.2008, 20.00 Uhr.

ESC: Das erste Halbfazit

21.00 Uhr: Ungewohnte Eröffnung: Die Eurovisionshymne zu Beginn einer ProSieben-Sendung.

21.03 Uhr: Die Gags von Stefan Raab zünden auf Englisch genauso gut wie auf Deutsch.

21.11 Uhr: Die norwegische Sängerin kann genauso gut Englisch wie Raab.

21.20 Uhr: Steven Gätjen, der sich heute den deutschen Kommentar mit Peter Urban teilt, findet es in der Kommentatorenkabine zu heiß, denkt aber leider nicht daran, sie zu verlassen.

21.27 Uhr: Als fünfter Teilnehmer ist die Türkei der erste, der Männer ins Rennen schickt und bei dem Gitarren ertönen. Aha, das ist also doch erlaubt. Dazu ein neues Instrument: Luftkeyboard.

21.30 Uhr: Stefan Raab setzt zu einer Moderation an, aber nach nur einer Silbe knallt ProSieben Werbung rein. Gängiges Vorgehen beim Eurovision Song Contest, bei dem Moderationen nur gemacht werden, um die Zeit für die Länder zu überbrücken, in denen keine Werbung gezeigt wird. Länder wie die ARD. Aber vielleicht auch ein schöne Idee für Sendungen mit Johannes B. Kerner.

21.39 Uhr: Die Auswahl des Titels aus der Schweiz scheint durch Lenas Sieg vom Vorjahr beeinflusst worden zu  sein. Ist aber bis jetzt der beste.

21.41 Uhr: Steven Gätjen kann Vergleiche mit Lena nicht nachvollziehen. Entweder hat er hier mitgelesen oder steht mit dieser Ansicht allein da.

21.47 Uhr: Anke Engelke hatte sich zu Beginn der Sendung mit „German Comedienne“ vorgestellt, obwohl jeder im Ausland weiß: „There’s no such thing“. Aber sie zeigt, dass nicht nur sicher in englischer Moderation ist, sondern auch lustig.

21.53 Uhr: Stille. „Die Kommentatorenleitung aus Düsseldorf ist unterbrochen. Wir bitten um etwas Geduld.“ Klar, kann schon mal passieren, wenn der Eurovision Song Contest erstmals von so weit her übertragen wird.

21.56 Uhr: Peter Urban kommentiert jetzt per Telefon. Ich fühle mich an Fußballübertragungen in den frühen 80er-Jahren erinnert. Kam damals nicht auch schon mal ein Grand Prix aus Deutschland?

22.07 Uhr: Island mit der rührendsten Geschichte des Abends: Der eigentliche Sänger des Liedes ist im Januar gestorben, und Freunde treten nun für ihn an. Das Lied ist auch noch schön: Erfreulich harmlos und an sich unauffällig, nach ESC-Kriterien damit schon wieder auffällig. Ich zähle den Song zu den großen Favoriten und verweise gleichzeitig darauf, dass ich bei Grand-Prix-Wetten noch nie auch nur annähernd richtig gelegen habe.

22.17 Uhr: Eilmeldung aus Portugal: Gebrüder Blattschuss fusionieren mit Village People.

22.19 Uhr: Gätjen und Urban immer noch altmodisch über Telefon. Ich erwäge, diese Zusammenfassung nicht im Internet zu veröffentlichen, sondern per Bänkelsänger auf dem Dorfplatz verkünden zu lassen.

22.32 Uhr: So, alle 19 für heute durch. Eine Männerquote scheint’s nicht zu geben.

22.35 Uhr: Der Schnelldurchlauf macht die Lieder nicht besser, nur kürzer. Das ist bei den meisten aber besser.

22.38 Uhr: Habe gerade aus Langeweile die kompletten Regeln des ESC durchgelesen. Interessant: „Es dürfen während des Vortrags höchstens sechs Personen auf der Bühne stehen.“ Dann könnte nächstes Jahr also die komplette FDP auftreten.

22.53 Uhr: Ausdauertrommler überbrücken die Pause bis zum Voting-Ergebnis. Ich warte auf eine Unterbrechung durch Duracell-Werbung. Zeit für mich, die Halle, das Bühnenbild und die schönen Filmeinspielungen zwischen den Songs zu würdigen. Fein und beeindruckend.

23.00 Uhr: Jetzt sollte eigentlich Schluss ein. Kommt noch eine Punktevergabe?

23.02 Uhr: Keine Punktevergabe. Langweilig. Nur zehn „Umschläge“ mit den Namen der Finalteilnehmerländer. Das ist ja wie bei Unsere Lena für Lena. War das im Halbfinale schon immer so? In den vergangenen Jahren habe ich mich immer den Bemühungen der ARD gebeugt, die Halbfinales möglichst publikumslos verstreichen zu lassen.

23.10 Uhr: Island ist immerhin noch im Finale dabei. Die Türkei ist draußen. Dann müssen wir uns am Samstag also ein neues Land suchen, dem wir 12 Punkte geben können. Die Verkündung live von der Reeperbahn übernimmt dann Ina Müller. Endlich wird also mal jemand im Fernsehen genauso knülle sein wie die Personen davor.

Von meiner Seite gibt’s übrigens keine Live-Begleitung am Samstag. Man darf so ein vernachlässigtes Blog ja auch nicht gleich wieder überfordern.

Eurekameisterschaft geht weiter!

Die Europameisterschaft ist vorbei, die Monatsmarktanteile von ARD und ZDF sind an denen von RTL vorbeigezogen, und ihre Intendanten feierten das vermutlich in der Nacht mit einem Autokorso vor der Wohnheimen ihrer Stammzuschauer, die das fröhliche Hupen glücklicherweise nicht hören konnten. Die ganze Nacht durchgefeiert haben dürften auch die Geschäftsführer von Media Markt, die ihren Kunden für viele Produkte 100 Euro pro Finaltor der deutschen Nationalmannschaft hätten zurückzahlen müssen, wenn denn eins gefallen wäre.

Ab heute kehrt das Fernsehen zum Normalzustand zurück, und auf ProSieben beginnt um 21.15 Uhr die zweite Staffel der schönen Serie Eureka – Die geheime Stadt.


Bild: Universal Television

Moment… die zweite Staffel? Einer Serie, deren erste vor ein paar Wochen erst zu Ende gegangen ist? Auf dem gleichen Sendeplatz? Auf ProSieben?

Ich korrigiere: Wann das Fernsehen zum Normalzustand zurückkehrt, lässt sich noch nicht absehen.

Europa sucht den Superstar

Merkwürdig. Es ist Samstagabend, im Fernsehen singen Menschen um die Wette, und nirgendwo tauchen Dieter Bohlen oder Heinz Henn auf, um ihren Senf dazuzugeben. Sehr ungewohnte Situation.

Event-Mehrwöcher: Der Vulkan

Die halbe europäische Radiobranche scheint derzeit in den USA festzusitzen. Chris Moyles, Morgenmoderator von BBC Radio 1, sitzt in New York fest und konnte am Montag die erste Show nach seinem Urlaub nicht wahrnehmen, mein Kollege Josh Kochhann von SWR3 kommt ebenfalls nicht aus New York weg, und da können wir dann heute alle einen Medienstammtisch machen, denn ich weiß auch noch nicht, wann ich wieder zur Sendung zurück bin.

In der Zwischenzeit übersende ich ein paar Urlaubsverlängerungsimpressionen.

Der Grund für die verzögerte Rückkehr könnte nämlich auch das Tempolimit auf einigen Strecken sein. Genaue Forschungen haben vermutlich ergeben, dass ein Tempo von 25 Meilen pro Stunde eindeutig zu waghalsig wäre.

Ex-Oberstaatsanwalt wird nicht Präsident

Der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Fred Dalton Thompson hat nach dem schlechten Abschneiden bei mehreren Vorwahlen seine Kandidatur zurückgezogen.

Das kurze Statement auf seiner Wahlkampfhomepage gibt keine Auskunft darüber, ob er jetzt seine Rolle als Oberstaatsanwalt in Law & Order zurückhaben will.

(Auch heute zeigt RTL wieder eine Episode mit ihm.)

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