Emmys: Die Autorenfilme

Viele Veränderungen hat die Emmy-Verleihung in den vergangenen Jahren durchgemacht (mal abgesehen von immer denselben Nominierten und Preisträgern), weil die Quoten über mehrere Jahre rückläufig waren und man mit aller Gewalt gegensteuern wollte. Eine Konstante ist zum Glück geblieben: Die witzigen kleinen Filmchen, in denen sich die Late-Night-Autoren namentlich vorstellen, die in der Kategorie „Beste Autorenleistung in einer Comedy-/Varietyshow“ nominiert sind. Die Filme werden von den jeweiligen Teams der nominierten Sendung selbst beigesteuert.

Wir blicken auf die vergangenen vier Jahre zurück.

2009:

2008:

2007:

2006:

Ende gut, alles schon bekannt

Gerade mach‘ ich den Mund zu. Und schon schickt uns RTL den nächsten Beweis dafür, dass es ihnen eigentlich völlig egal ist, ob überhaupt noch jemand zuschaut. Ausgerechnet bei einer der Sendungen, die überhaupt noch jemand schaut, Dr. House.

Im Internet hat es sich eingebürgert, groß SPOILER über Texte zu schreiben, die den Fortgang einer Handlung schildern, die noch gar nicht ausgestrahlt wurde. Im Fernsehen schreibt man offensichtlich einfach nur „RTLtext“ darüber.

Die Videotextseite zur Folge vom Dienstagabend schilderte nicht nur die grobe Ausgangskonstellation, damit man weiß, worum es geht, sondern detailliert den Verlauf der Behandlung des Patienten der Woche, damit man auch gleich weiß, wie es ausgeht („Und zum Schluss stellt House fest…“). Ständig neue Erkenntnisse, zwischenzeitliche Rückschläge und Überraschungen sind das wiederkehrende Muster bei Dr. House. Wer sich vorher im Videotext informiert, wird höchstens noch davon überrascht, an welcher unpassenden Stelle RTL die Werbung reinknallt.

Endlich wieder Furzwitze!

Es ist passiert. Das deutsche Fernsehen ist endlich auf dem Niveau von Furzwitzen angekommen. In der orthographisch falsch betitelten und humoristisch altbackenen Versteckte-Kamera-Show Ist doch nur Spass dürfen Passanten dumme Gesichter machen, wenn sie in absurde Situationen geführt werden, die oft mit altertümlichen Scherzartikeln und Sprungfedern zu tun haben. Oder eben mit Furzsimulationen, wie in der ersten Folge, die RTL schon heute Vormittag zeigte. Das ist also die neue Wunderwaffe fürs Nachmittagsprogramm, wo die Show ab heute den Problemsendeplatz um 17.00 Uhr einnehmen wird.

Immerhin kommt niemand zu Schaden. Die vorgestern Nacht ebenfalls bei RTL gestartete Pannen-Clipshow Sport ist Mord rühmt sich ja allen Ernstes, „die härteste Clipshow der Welt“ zu sein, weil sie auch Sportunfälle zeigt, bei denen Menschen verletzt wurden.

Die Filmchen stammen durchweg aus Kanada, und die Sendung käme wie in der kanadischen Originalversion komplett ohne Moderator aus, doch RTL lässt den Schlagersänger Ben am Anfang eine kurze Ansage machen, um den Eindruck einer Eigenproduktion zu erwecken.

Wer sich übrigens fragt, wohin man sich nach den Furzwitzen noch steigern will: Gute Frage. Die Polizisten in Strapsen waren nämlich auch schon in der Premiere dabei.

Endlich wieder zu House!


Foto: RTL

Einsam, ohne Team, zieht House den Hausmeister zur Beratung an der Schreibtafel hinzu, der nach wenigen Augenblicken ausgerechnet Lupus als Diagnose vorschlägt. Wenig später bietet House Wilson an: „Wenn du pleite bist, kann ich dir ein bisschen von dem Geld leihen, das ich dir schulde.“ Und weil Wilson House dazu zwingen will, ein neues Team einzustellen, entführt er dessen Gitarre und erpresst ihn.

Ach wie schön, Dr. House ist wieder da, und er ist so gut wie immer. Cameron, Foreman und Chase vermisst man im Staffelauftakt nicht eine Sekunde, allerdings deutet das unveränderte Auftauchen der Namen ihrer Darsteller im Vorspann darauf hin, dass sie nicht nicht endgültig verschwunden sein werden.

Die neuen Folgen der vierten Staffel laufen schon ab heute dienstags um 21.15 Uhr, und weil RTL vergangene Woche lieber das Cliffhanger-Finale der zweiten als das der dritten Staffel noch einmal zeigte, erinnern wir hier daran, was zuletzt geschah.


Foto: RTL

Folge 70. „Menschen machen Fehler“ („Human Error“)

Die Kubanerin Marina hat ein rätselhaftes Herzproblem, und plötzlich bleibt das Herz stehen.

Diagnose: Menschliches Versagen.

Es sieht so aus, als wolle House endlich eine Revanche für den in Folge 41 unentschieden ausgegangenen Wettkampf gegen Gott. Wir wissen ja bereits, dass House im Heilen von Krankheiten ungefähr so gut ist wie Gott, und offenbar ist er auch ungefähr so bekannt wie Gott. Leichter aufzufinden ist allerdings House.

Und so macht sich ein kubanisches Paar auf die Seereise Richtung USA, um bei dem berühmten Dr. House vorstellig zu werden. Die Frau hat eine rätselhafte Herzkrankheit, und ihr Mann Esteban hat gehört, House sei der Arzt, der niemals aufgibt und jedes noch so verzwickte Rätsel löst. Was er nicht gehört hat, ist, dass House ein Ekel ist, das sich am liebsten vor der Arbeit und vor Patienten drückt.

Esteban: „Ich bin tausend Meilen gekommen, um ihn zu sehen!“
Chase: „Es ist ihm egal. Tut mir leid, aber so ist er. Das ist der, für den Sie Ihr Leben riskiert haben. Und Sie haben die richtige Wahl getroffen.“

Leider mussten die beiden aus Seenot gerettet werden, wobei der Koffer mit den medizinischen Unterlagen verloren ging, und so muss das Team bei Null anfangen. Und noch sind ja alle da, auch wenn Foremans letzter Arbeitstag gekommen ist und House noch immer nichts unternommen oder gesagt hat, um ihn zum Bleiben zu überreden.

Wilson: „House, du spielst seit der neunten Klasse die gleiche Gitarre.“
House: „Achte.“
Wilson: „Du lebst seit 15 Jahren im selben Apartment. Du fährst ein zehn Jahre altes Auto. Du kommst mit Veränderung nicht gut klar!“
House: „Das stimmt, aber ich habe mich verändert.“

Noch energischer als Wilson und Cuddy redet Chase auf ihn ein, dass er Foreman gefälligst halten soll. House reagiert.

House: „Sie sind gefeuert.“
Chase: „Wa… weil ich Sie angeschrieen habe?“
House: „Weil Sie am längsten hier sind und entweder genug oder gar nichts gelernt haben, wie auch immer, es ist Zeit für eine Veränderung.“

Aha. Na dann haben Cuddy, Cameron und Wilson nun wenigstens vorübergehend ein anderes Thema, dessentwegen sie auf House rumhacken können.

Zeit dafür ist aber eigentlich keine, denn bei einer Routineuntersuchung bleibt Marina das Herz stehen. Niemand weiß warum. Menschliches Versagen sagen alle, aber das kommt für House nicht in Frage. Mit Bypässen wird sie vorerst am Leben erhalten. House braucht Hilfe und stört Wilson mitten in einer Operation.

Wilson: „Ich bin beschäftigt! Du hast ein Team, mach deine Differenzialdiagnose mit denen!“
House: „Foreman und Cameron machen Reanimation.“
Wilson: „Dann hättest du Chase nicht feuern sollen. Veränderung ist lustig, was?“

Auf ebenso ungeklärte Weise wie es aufhörte, beginnt Marinas Herz erneut zu schlagen – just in dem Moment, als House aufgibt und die Maschinen abstellt. Esteban dankt Gott. Fragend sieht House Richtung Himmel.

House: „Antibiotika haben sie nicht zum Leben erweckt.“
Cameron: „Außer einem Wunder ist das die einzige Erklärung für ihre Symptome.“
House: „Wie kommt es, dass Gott immer nur die Lorbeeren bekommt, wenn etwas Gutes passiert? Wo war er, als ihr Herz stoppte? Was wenn es kein menschliches Versagen war, sondern göttliches?“

Chase hat inzwischen eingesehen, dass es dämlich war, der genervten Cameron jeden Dienstag zu sagen, wie sehr er sie mag. Doch am Abend steht sie vor seiner Tür.

Cameron: „Es ist Dienstag.“
Chase: „Ähm, nein, es ist Montag.“
Cameron: „Ich weiß, ich hatte nur keine Lust zu warten.“

Dann küssen sie sich. Wenigstens ist es jetzt keine Affäre im Kollegenkreis mehr.

Houseschlüssel: Drittes Ostium. House findet heraus, dass Marina ein drittes Ostium (Öffnung zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern) im Herzen hat, wo es eigentlich nur zwei geben sollte. Das dritte sorgte für Verwirrung und Unregelmäßigkeiten. Für House ist klar, dass der Schöpfer Schuld hat.

House: „Ein Mensch würde nicht derart großen Mist bauen.“

Esteban schaut sich hinter einer Glasscheibe die rettende OP seiner Frau an. House sieht zu ihm hinüber und warnt ihn: „Wagen Sie es nicht zu beten! Hierfür will ich die Anerkennung!“

Nach getaner Arbeit und in einem Moment menschlicher Schwäche geht House so weit, Foreman offen zu sagen, dass er ihn behalten möchte, dass er ihn braucht. Wilson macht ein extrem erstauntes Gesicht. Wir auch. Das von Wilson sieht man aber im Fernsehen. Doch es ist zu spät.

Foreman: „Ich möchte keine Fälle lösen, ich möchte Leben retten.“
House: „Glauben Sie, es kümmert sie? Oder ihren Mann? Glauben Sie, die Kinder, die sie meinetwegen bekommen kann, interessiert es, warum ich sie gerettet habe?“
Foreman: „Mich interessiert es.“
House: „Sie interessiert nur Ihr eigenes Ego. Sie sind der selbstsüchtige Bastard, nicht ich. Deshalb haben Sie mit Freude Ihren kleinen Abgang drei Wochen lang ausgewalzt!“

Ja… ähm… glaubt vielleicht irgendwer, dass dieser Ausbruch Foreman zum Bleiben überreden konnte? Eben. Wortlos geht er.

Bleibt nur noch Cameron.

Housemeister: Ach ja, Cameron… das ist so eine Sache. Sie übergibt House einen Briefumschlag. Es sind nicht die erhofften Nacktfotos, es ist ihre Kündigung.

House: „Was erwarten Sie von mir? Dass ich niederknie und mich entschuldige? Chase anflehe zurückzukommen?“
Cameron: „Ich erwarte, dass Sie tun, was Sie immer tun. Einen Witz machen und fortfahren. Ich erwarte, dass Sie klarkommen. Ich werde Sie vermissen.“

Wen hat House jetzt noch? Da wären natürlich Esteban und Wunder-Marina, in deren Krankenzimmer die Männer gemütlich eine rauchen, während House feststellt, dass eigentlich alles okay ist.

House: „Original amerikanische Zigarren! So was bekommt man in Kuba nicht. Hundert Prozent gesund.“

Housenummer: Eine Vicodin. Ein leiser Abschied.

Housemusik: Zu Hause angekommen, nimmt House seine alte Gitarre von der Wand und packt eine neue aus, die gerade geliefert wurde. Währenddessen hören wir Josh Ritter mit „Good Man“.

(Aus diesem Buch „Die kleine House-Apotheke“, vgs, 2008)

Endlich: Eine Frottee-Sitcom für das Haselhörnchen und den Jammerlappen

„Die Haselnuss“, schreibt Dr. Helmut Kaupe in der „Bürstädter Zeitung“, „hat als Frucht in der Bevölkerung seit Jahrhunderten einen hohen Bekanntheitsgrad“. Und weil das Eichhörnchen sich nicht nur von Eicheln und „Sämereien wie Bucheckern“ ernähre, sondern auch von Haselnüssen, „die es geschickt zu knacken versteht“, könnte das Eichhörnchen genauso gut auch „Haselhörnchen“ heißen.

Nur müsste man dann, der besseren Unterscheidung halber, natürlich einen neuen Namen für das gleichnamige orangefarbene Frotteetier finden, das nicht im Wald lebt, sondern einem Fernsehstudio von Super RTL, und dessen Liebe zu Bucheckern deutlich von der zu schlechten Kalauern übertroffen wird. Ab heute hat es, gemeinsam mit seinem Freund, dem Jammerlappen, endlich eine eigene Mini-Sitcom. Und noch lustiger ist die filmische Pressemitteilung dazu:

Ein ausführliches Portrait über Martin Reinl, den Mann in und hinter dem Haselhörnchen, von dem auch der Hund Wiwaldi und früher die Anspruchsvollen Rollen in Zimmer frei stammen, habe ich vor dreieinhalb Jahren für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ geschrieben.

Haselhörnchen — Hier knallt die Ente: vier Doppelfolgen ab heute immer sonntags, 17.30 Uhr, auf Super RTL.

Entlarv den Raab!

Schlag den Raab ist angeblich eine Live-Sendung, und wegen des Spielprinzips lässt sich ihre tatsächliche Sendezeit noch schlechter vorhersagen als bei Wetten, dass?

Und warum steht dann im Teletext von ProSieben, dass die Sendung bis 0:16 Uhr geht? Gut, irgendeine Uhrzeit müssen die dahinschreiben, aber ausgerechnet 0:16??

Wenn die Live-Sendung wirklich gleich um 0.16 Uhr zuende ist, bin ich einem ganz großen Fernsehskandal auf der Spur, aber einem ganz großen.

Nachtrag, 0.17 Uhr. Okay. Das nächste Mal suche ich mir eine Verschwörungstheorie, die sich nicht nach wenigen Minuten von selbst zerstört.

Erfolgreicher Ausbruch

Seit Prison Break nur noch nach 23 Uhr läuft, kann RTL mit den Marktanteilen sehr zufrieden sein. Noch zufriedener können Azad und Adel Tawil sein. Die beiden singen den Titelsong von Prison Break, der nur in der deutschen Synchronfassung verwendet wird, und stehen damit seit heute auf Platz 1 der deutschen Single-Charts. Damit verdrängen sie RTL-Superstar Mark Medlock auf Platz 2 und die ProSieben-Popstars Monrose auf Platz 3.

Zumindest als Werbeplattform für Musik funktionieren die großen Privatsender also weiterhin hervorragend.

Erinnerung; Zwischenstand

Unsere Abstimmung samt Gewinnspiel ist inzwischen auf Seite 2 gerutscht, deshalb hier eine kleine Erinnerung: Bis Sonntagabend (30. September, 18.00 Uhr) können Sie noch über die Ihrer Meinung nach besten Fernsehsendungen aller Zeiten abstimmen und ein gedrucktes Fernsehlexikon gewinnen.

Beim aktuellen Zwischenstand zeichnet sich ab, dass bei „aller Zeiten“ vor allem die Gegenwart eine Rolle zu spielen scheint:

1. Die Simpsons
2. Lost
3. Stromberg
    Dr. House
5. Scrubs

Noch keine einzige Stimme haben einige der erfolgreichsten Sendungen überhaupt erhalten, z.B. Die Schwarzwaldklinik, Wetten, dass…? und Dallas.

Wer noch nicht mitgestimmt hat, ist herzlich eingeladen! Bitte hier entlang.

Erosion Song Contest

Heute versingen und verpunkten sie sich wieder. Das Interesse am Eurovision Song Contest hat zwar in den vergangenen Jahren leicht nachgelassen (repräsentative Umfrage unter mir selbst), aber dennoch sei zweierlei empfohlen: Bei Stefan läuft noch bis zum Beginn der Punktevergabe die Grand-Prix-Wette 2008, und bei Lukas wird ab Beginn der Show livegebloglästert.

Ersatzrolle benötigt

Die Figur sei auserzählt, hat der Serienschauspieler Robert Atzorn beschlossen und will deshalb nicht länger den Tatort-Kommissar Casstorff spielen. Weil es im Tatort ja so sehr um die Figuren geht und so wenig um die Fälle.

Robert Atzorn hatte schon immer merkwürdige Begründungen parat, wenn er wieder aus einer Serie ausstieg. Mit dem Argument, nicht längerfristig auf eine Rolle festgelegt werden zu wollen, beendete er seine Tätigkeit als Pfarrer Wiegandt in Oh Gott, Herr Pfarrer nach nur 13 Wochen, um anschließend siebeneinhalb Jahre lang unseren Lehrer Dr. Specht zu spielen. Jetzt sagt er auch wieder, ihn reizten neue Rollen. Das ist verständlich. Als Pfarrer, Lehrer, Kapitän, Kommissar oder Kanzleramtschef war er immer der verständnisvolle, besserwisserische, humorlose Gutmensch mit Hang zur Arroganz. Wir können also auf seine zweite Rolle sehr gespannt sein.

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