Die Briten haben Talent (fürs Fernsehen)

Ob die Leute, die für RTL Das Supertalent produziert haben (und gerade an der zweiten Staffel arbeiten), sich wohl manchmal die Inselvariante Britain’s Got Talent angucken und dann leise weinen, um wieviel besser so eine Sendung sein kann, wenn man mitreißende Kandidaten hat und ein hingerissenes Publikum, Ant & Dec statt Marco Schreyl als Moderatoren, Simon Cowell statt Dieter Bohlen in der Jury — und vor allem, wenn man weiß, wie man die Auftritte so komponiert und instrumentiert, dass sich auch den kalkuliertesten Emotionen kein Zuschauer entziehen kann.

Jedenfalls: Die zweite Staffel von Britain’s Got Talent ist gerade angelaufen (über die erste habe ich schon einen ähnlichen Eintrag verfasst).

[via Nobbi]

Die daneben werden die in der Mitte sein

Wer ein großer Star werden möchte, sollte die Hauptrolle in einer Sitcom besser ablehnen. Eine Nebenrolle wäre aber ein richtiger Schritt.

Ich kann nicht erklären, wie es kommt, aber mir fällt auf, dass in mehreren Fällen der Hauptdarsteller einer Serie neben den „Neben“-Figuren verblasst. Aktuelles Beispiel: How I Met Your Mother. Josh Radnor ist als Ted Mosby die zentrale Figur, um die sich eigentlich die ganze Serie dreht. Der tatsächliche Star ist aber längst Neil Patrick Harris als Barney Stinson, von dem nicht nur die meisten Sprüche stammen, die legendär geworden sind, sondern der auch über die Serie hinaus inzwischen eine große Nummer in Hollywood geworden ist. Zuletzt war er der menschliche Hauptdarsteller in der Kinofassung der „Schlümpfe“ und wirkte im „Harold & Kumar“-Weihnachtsfilm mit, in dem er zwar weder Harold, noch Kumar spielte, aber zwischen den beiden den Mittelpunkt des Filmplakats einnahm.

Sogar Jason Segel, der den Langweiler Marshall Eriksen spielt, hat eine beachtliche Kinobilanz: In „Bad Teacher“ spielte er jüngst neben Cameron Diaz und Justin Timberlake, und als Hauptdarsteller hatte er Erfolg mit dem Film „Nie wieder Sex mit der Ex“, den er auch geschrieben hatte. Für den neuen Film „Die Muppets“, der im Moment in den Kinos läuft, listete der „KulturSPIEGEL“ die Hauptdarsteller wie folgt: „Kermit, Miss Piggy, Jason Segel, Amy Adams, Gonzo.“ Auch hier ist Jason Segel wieder Co-Autor des Drehbuchs.

Und was macht Josh Radnor nebenbei? Auch er hat schon eine Kinohauptrolle in einem Film gespielt, dessen Autor und Regisseur er war, „happythankyoumoreplease“. Der war gar nicht schlecht, bekam gute Kritiken und gewann den Publikumspreis beim Sundance Festival. Nur: Im Kino wollte ihn niemand sehen. Einspielergebnis: 215.000 Dollar. In Deutschland startete der Film erst gar nicht, erschien aber mittlerweile auf DVD. Zum Vergleich: „Nie wieder Sex mit der Ex“ spielte 105 Millionen ein, „A Very Harold & Kumar 3D Christmas“ 34 Millionen und „Die Schlümpfe“ mehr als eine halbe Milliarde.

In den 80ern war es Woody Harrelson, der als naiver Barkeeper in Cheers nur eine Nebenrolle spielte, aber im Gegensatz zu Hauptdarsteller Ted Danson Kinokarriere machte.

Und es gibt noch ein anderes bekanntes Beispiel aus jüngerer Zeit: Topher Grace war der Hauptdarsteller der langlebigen Sitcom Die wilden 70er, die erst vor sechs Jahren zu Ende ging. Er spielte auch in ein paar Kinofilmen mit, u.a. „Valentinstag“, „Reine Chefsache“ und „Spiderman 3“ – aber wer erinnert sich heute noch an ihn? Oder fragen wir anders: Für wen ist Topher Grace eher ein Begriff als zwei andere Mitglieder aus dem damaligen Ensemble: Mila Kunis und Ashton Kutcher?

Inzwischen ist dieser Ashton Kutcher nach mehreren Kinoerfolgen auch wieder in einer Sitcom zu sehen. Diesmal zweifellos als Hauptdarsteller. Vielleicht wird aus Jon Cryer also doch noch ein Superstar.

Die DDR schafft sich ab

Das Schöne an Geschichtsdokumentationen ist, dass man gegebenenfalls etwas lernt und in jedem Fall dem aktuellen Tagesgeschäft entfliehen kann. Zumindest eine Dreiviertelstunde mal Gesichter der Vergangenheit sehen, und nicht dieselben Nasen, die sonst den ganzen Tag die Schlagzeilen beherrschen.

Im ersten Teil der ARD-Doku Damals nach der DDR schildern Zeitzeugen, Mauerspechte, Flüchtlinge, Politiker, was vor zwanzig Jahren… Ähm – MOMENT! Dieses Gesicht der Vergangenheit kenne ich doch!

Thilo Sarrazin!?

Gut, klar, er war damals im Bundesfinanzministerium für innerdeutsche Beziehungen zuständig; in seinen Bereich fielen das Begrüßungsgeld und die Währungsreform.

Und so jemanden will man in einer solchen Doku doch sehen: Einen kompetenten Gesprächspartner, der von allen ernst genommen wird!

Ah, richtig, da war der Haken, beim Ernst. Lenkt in diesen Tagen nicht allein schon sein Anblick vom Inhalt ab? Hätte man Thilo Sarrazin vor der Ausstrahlung der weißgottwann produzierten Doku aus aktuellem Anlass herausschneiden müssen? Natürlich nicht. Auch wenn es vermutlich konsequent gewesen wäre, ihn nach allem anderen auch aus einer bereits fertigen Fernsehsendung zu entfernen. Hätte man vielleicht einen Hinweis einbauen können, wann die Sendung produziert wurde? Auch Quatsch. Titel und Thema besagen schon, dass es um 1989/1990 geht.

Irgendwie wirkt es zwar merkwürdig, aber zugleich sogar ganz angenehm, dass Thilo Sarrazin auftreten und darüber reden kann, wie das damals war, als die DDR-Bürger in den Westen kamen, ohne dass sofort alle Zeter und Mordio schreien.

Die ARD schafft es, mit Thilo Sarrazin ein sachliches Gespräch über Zuwanderung zu führen! Wer hätte das gedacht?

Vielleicht ist das alles aber auch nur Teil des ARD-Themenabends „Von den Ereignissen überholt“. Der anschließende Trailer, der für die Rückkehr von Harald Schmidt am Donnerstag wirbt, endet mit den Worten der Off-Sprecherin „Natürlich im Ersten“ und einem anschließenden Ausschnitt aus einer alten Schmidt-Sendung, in dem er gerade „Nicht zu fassen“ sagt. Das wirkt heute auch unfreiwillig viel lustiger als es gedacht war.

Antworten kann ohnehin nur der allwissende Beckmann geben. Dessen Thema heute: „Der richtige Umgang mit Thilo Sarrazin“.

Die deutschen Fernsehpreise

Stellen Sie sich vor, Thomas Gottschalks Gäste kommen aus der Tür, und keiner klatscht. Harald Schmidt und Oliver Pocher sind lustig, aber keiner lacht. Günther Jauch empfiehlt den Publikumsjoker, aber keiner ist da.

Fernsehshows sind darauf angewiesen, den Saal voller Menschen zu haben, die hörbar reagieren, damit die große Show-Atmosphäre überhaupt erst aufkommen kann. Die Macher der Shows haben von der Anwesenheit des Publikums deshalb wesentlich mehr als das Publikum. Für die Zuschauer ist die Anwesenheit im Studio meistens eine nette Sache, für die Produzenten ist sie existenziell. Deshalb gilt es, dem potenziellen Publikum den Besuch so schmackhaft wie möglich zu machen, zum  Beispiel durch niedrige Eintrittspreise.

Hier sind einige Beispiele, wie viel Sie bezahlen müssen, um deutsche Fernsehshows im Studio oder in der Halle zu sehen. Alle Preise in Euro inkl. Bearbeitungsgebühr.

Wetten, dass…? 30,– bis 50,–
Genial daneben 15,50
TV Total 20,–
Mario Barth präsentiert 21,50
Schmidt & Pocher 19,50
Wer wird Millionär? 19,– bis 24,–

Und so viel bezahlen Sie für einige der populärsten amerikanischen Fernsehshows. Alle Preise in US-Dollar inkl. Bearbeitungsgebühr:

Late Show with David Lettermann 0,–
Late Night with Conan O’Brien 0,–
Daily Show with Jon Stewart 0,–
The Colbert Report 0,–
Saturday Night Live 0,–
Who Wants To be A Millionaire? 0,–

Hm. Sieht aus, als schätzten die Amerikaner die Bedeutung des Publikums etwas anders ein als die Deutschen. Oder sie sind einfach freundlichere Geber.

Was sonst noch über die amerikanischen Shows interessant ist, steht im Buch „New York für Fern-Seher“, und hier erfahren Sie, wer dafür wie viel bezahlen muss. Alle Preise in Euro inkl. Mehrwertsteuer.

Insa T., Hann. Münden 0,–
Klaus S., Lingen 0,–
Simon T., Ennepetal 0,–
Michael S., Münster 0,–
Norman S., München 0,–
alle anderen 12,95

Insa, Klaus, Simon, Michael und Norman sind die ausgelosten Gewinner unseres Gewinnspiels. Die Lösungen waren:

1)     Late Show with David Letterman (Ed Sullivan Theater am Broadway in New York, hier wird die Show aufgezeichnet)
2)     Will & Grace (Puck Building, hier hat Grace Adler ihr Designstudio)
3)     King of Queens (Unisphere-Weltkugel in Flushing Meadows, zu sehen im Vorspann)

Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner und viel Spaß mit dem Buch, herzlichen Dank an alle fürs Mitmachen, und ebenfalls einen großen Dank für das Lob für unsere kleine Seite, das in vielen Mails mitkam!

Die Droge „Charlie Sheen“

In einem der acht Milliarden wirren Interviews, die Charlie Sheen in den vergangenen Tagten gegeben hat, erklärte er, er sei durchaus auf einer Droge, sie heiße „Charlie Sheen“.

Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel sendete wenig später den Arzneimittel-Werbespot.

Die Fernsehlexikon-Bilderrätselkönige

Wir haben nicht nur einen Fernsehlexikon-Bilderrätselkönig, sondern gleich sieben! Sieben Mitspieler haben von den 18 Fragen, die wir in den vergangenen drei Wochen gestellt haben, 16 richtig beantwortet — mehr wusste niemand.

Es sind:

Andreas Corak, Thorben Frischlowski, Roman Gössinger, Stefan Pietsch, Alexander Svensson, Unison und Walter Mitty.

Wir sind schwer beeindruckt und sagen: Herzlichen Glückwunsch!

Aber auch für „nur“ zwölf richtige Antworten gibt es einen Preis; unter den Teilnehmern mit elf Punkten musste das Los entscheiden. Die weiteren Gewinner sind:

15 Richtige: Caroline Hafner, Sven Wagner.

14 Richtige: Shari Littmann, Thomas Schröder.

13 Richtige: Daniel Benedickt, Sascha Bunzel, Ralph Förster, Tim Leips, Thomas Mühlbauer, Tobias Müller, Till Oldemeyer, Oliver, Sabine Olk, Richard Ott, Markus Pawlik, Elke Pohn, Katja Preißner.

12 Richtige: Lutz Albrecht, Marc Exner, Jörg Fischer, Florian Galbarz, Andreas Grün, Vetter Itt, Sven-Lukas Müller, Sonja Seifert, Alexander Stirn, Klaus Storm, Björn Symanzik, Michael Weiland, Christopher Winter, Torsten Wiesner.

11 Richtige (und Losglück gehabt): Christian Melchert, Daniel Niemann, Florian Sawatzki, Polona Veren, Sebastian Schweitzer, Stefan Thom.

Wir haben, soweit möglich, die angegebenen Wünsche bei den Preises berücksichtigt. Je mehr richtige Antworten jemand wusste, desto größer seine Chance, seinen Lieblingspreis zu bekommen. Die Briefe und Päckchen sind auf der Post. Mit etwas Glück könnten die meisten Heiligabend noch ankommen.

Vielen Dank an alle fürs Mitmachen. Uns hat es viel Spaß gemacht — wir freuen uns über Anregungen und Kritik in den Kommentaren oder per Mail.

Ein besonderer Dank gilt Vox, Hofmann & Voges, ProSieben und vgs, die so nett waren, uns so viele Preise zur Verfügung zu stellen!

Die Gleichgültigkeit der Vielen

Eigentlich wollte ich mir heute Günther Jauchs neue Show Die Weisheit der Vielen ansehen, in der Herr Jauch unentwegt Zahlen abfragte. Dann habe ich aber zur besten Sendezeit in Spielfilmlänge telefoniert und deshalb nur die erste und die letzte halbe Stunde gesehen. Trotzdem habe ich merkwürdigerweise nicht das Gefühl, etwas verpasst oder irgendetwas nicht verstanden zu haben.

Weil die Zuverlässigkeit von Menschenmengen durch den Publikumsjoker in Wer wird Millionär? seit 1999 noch nicht ausreichend erforscht wurde, stellte Herr Jauch den ganzen Abend Fragen ans anrufende Publikum: Mit welcher Geschwindigkeit wurde ein Fußball geschossen, was wiegt die Kuh, wie viele Kinder kamen heute in Hamburg zur Welt, wie viele Zähne hat der Alligator da? Dann verglich er das Mehrheitsergebnis (bzw. den Mittelwert der genannten Zahlen) mit der Antwort eines Experten (bzw. Ursula von der Leyen). So sollte herausgefunden werden, ob eher die Mehrheit Recht hat oder der Experte. Das Ergebnis: Mal so, mal so. Ach was. Am Ende gab es einen nichts sagenden Gleichstand. Gelernt habe ich nur, dass der Kopf eines Alligators aus der Nähe aussieht wie ein Mohnbrötchen.

Günther Jauch ist nach wie vor der mit Abstand beste deutsche Fernsehmoderator. Er könnte vermutlich auch eine zweistündige Sendung moderieren, die aus nichts als dem 50:50-Joker besteht. Selbst ohne Fragen und Antwortmöglichkeiten, nur mit Buchstaben. Aber man muss es ja nicht unbedingt ausprobieren.

Die größten Loser

Marketing, Lektion 1: Achten Sie darauf, dass Ihre Botschaften nicht durcheinandergeraten.

Lektion 2: Scheißegal, immer feste druff.


Screenshots: ProSieben

Die Königin der Borg

Für alle, die wegen Deutschland sucht den Super-Wok die wirklich wichtige Entscheidung des Abends verpasst haben, hier unser kleiner Service: Yasmin-Melanie hat den Musikantenstadl-Nachwuchswettbewerb gewonnen und sich damit nicht nur gegen die Guggi-Buam durchgesetzt, sondern auch gegen die hoch favorisierten Zappler.

Riesensache.

Wer den Musikantenstadl mit Andy Borg zu Recht länger nicht gesehen hat: Er unterscheidet sich eigentlich durch nichts von den Volksmusikparodien in Switch Reloaded.

Aber es ist interessant, dass es heute immer noch Live-Sendungen gibt, in denen während des Auftritts eines Künstlers jemand aus dem Publikum einfach so aufstehen und dem Künstler einen unidentifizierten, blumenstraußähnlichen Gegenstand in die Hand drücken kann. Oder sind die etwa auch gecastet?

Die Knuff-Hoff-Show

Diese Woche wird David Hasselhoff in die Pfanne gehauen.

Die Tradition des „Roasts“ im amerikanischen Fernsehen geht bis zu Dean Martin in die 60er-Jahre zurück, und außerhalb des Fernsehens bis in die 20er. Freunde und Weggefährten des zu Röstenden kommen zusammen, um in dessen Anwesenheit über ihn herzuziehen.

David Hasselhoff, der sich selbst „The Hoff“ nennt und sich zuschreibt, die Berliner Mauer zu Fall gebracht zu haben, weil er kurz vorher dort „Looking For Freedom“ sang, aber bekannt wurde wegen eines sprechenden Autos, roter Badekleidung und eines zerfallenden Cheeseburgers, stellt sich am Sonntagabend im amerikanischen Comedy Central als Opfer zur Verfügung (beim deutsche Comedy Central am 30. September).

Die Witze der bereits produzierten Sendung sind etwa auf dem Niveau der Monolog-Witze in amerikanischen Late-Night-Shows, die Unterschiede liegen darin, dass Hasselhoff als Zielscheibe direkt daneben sitzt und das alles über sich ergehen lassen muss, und dass diese Witze von Menschen vorgetragen werden, die das nicht können, z.B. Pamela Anderson, Jerry Springer oder Hulk Hogan.

Die Sendung selbst ist deshalb allenfalls mittellustig. Aber die Myriaden Trailer, mit denen Comedy Central auf sie hinweist, sind grandios.

 

 

 

 

 

 

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