Zwei Fliegen

Könnte nicht Edmund Stoiber die Nachfolge von Sabine Christiansen antreten? Das käme doch auch zeitlich hin.

Zwei Serien zum Fall von einer

Die Krimiserien CSI und Without A Trace haben sich gestern Abend in den USA an einer Crossover-Doppelfolge versucht: In CSI wurde ein Fall angebrochen, der in Without A Trace zu Ende geführt wurde, und Gil Grissom und Jack Malone ermittelten gemeinsam. Für rund 20 Millionen amerikanische Zuschauer war das ein abendfüllendes Ereignis in Spielfilmlänge, denn bei CBS laufen beide Serien hintereinander.

In Deutschland dagegen liegen ihre Rechte bei verschiedenen Sendergruppen, weshalb die Chancen, dass wir hier ihre einzelnen Hälften zu sehen bekommen, eher gering sind, und dass wir sie zusammenhängend sehen, ungefähr Null. Vox zum Beispiel ließ die Folgen aus Crossing Jordan, die Crossover-Doppelfolgen mit der ProSieben/Kabel-1-Serie Las Vegas bildeten, einfach aus, und ProSieben ließ Las Vegas gleich ganz aus.

Schade. Der CSI-Without-A-Trace-Film war bestimmt spannend.

Zweieinhalb Männer besiegen ein ganzes House

Two And A Half Men hat Dr. House geschlagen.

Zum ersten Mal haben die beiden Folgen der erfolgreichsten US-Sitcom ab 21.15 Uhr auf ProSieben minimal mehr Zuschauer in der Zielgruppe erreicht als die eigentlich erfolgreichste US-Serie im deutschen Fernsehen gleichzeitig bei RTL (1,62 zu 1,61 Millionen).

Natürlich sind Einschaltquoten zwischen Weihnachten und Silvester nicht repräsentativ, aber die Angleichung der Zahlen schritt auch in den Wochen davor schon allmählich fort.

Das ist eine Überraschung, aber kein Wunder.

Two and A Half Men hatte sich im Nachmittagsprogramm von Kabel 1 zum Hit entwickelt und war auch im Abendprogramm von ProSieben schon zum Start im September überraschend gut angekommen. In den folgenden Wochen entwickelten sich die Quoten sogar noch positiv.

Bei Dr. House ging die Kurve schon seit Monaten in die andere Richtung. Das geschah langsam und ohne Grund zur Sorge, lag die Serie doch immer noch haushoch vorn. Doch der ständige Einschub von Wiederholungsstrecken an unpassenden Stellen (und sogar der Abbruch von Wiederholungsstrecken an denkbar unlogischen Stellen) zermürbte auch einige der treuesten Zuschauer. Die „aktuelle“ Staffel ging bei RTL im März los und ist immer noch nicht zu Ende. So endlos hat RTL noch nie eine House-Staffel totgestreckt. Zuletzt brach RTL vier Folgen vor Schluss ab, gerade in dem Moment, als mit Kutner eine der Hauptfiguren gestorben war und sein plötzlicher Tod Aufarbeitung benötigt hätte – bei seinen Kollegen und bei uns Zuschauern. Stattdessen wurden genauso plötzlich in eine Zeit zurückversetzt, als wir ihn noch gar nicht kannten. Weiter geht’s frühestens Mitte Februar, nach drei Monaten Pause mitten in der zuschauerstarken Jahreszeit.

War ausgerechnet dieser Moment, auch angesichts der stärker werdenden Konkurrenz, der richtige Zeitpunkt, die quotenträchtigen, spannenden Erstausstrahlungen auszusetzen und der Konkurrenz die Möglichkeit zu geben, weiteren Boden gutzumachen?

Halt, andere Frage: Sitzen ausgerechnet in der Programmplanung von RTL kompetente Mitarbeiter, die sich über solche Dinge Gedanken machen?

Ach, dann haben wir ja die Antwort.

Zweieinhalb Männer für Charlie

Es muss ungefähr der Moment gewesen sein, in dem klar denkende Menschen aufgegeben hatten, der wiederkehrenden Behauptung, die Sitcom sei tot, zu widersprechen, als sich zweieinhalb Männer anschickten, das Gegenteil zu beweisen.


Foto: ProSieben

Two And A Half Men mit Charlie Sheen und Jon Cryer ist nicht die einzige verbliebene Sitcom, die noch Erfolg hat, es ist nur die, die den meisten hat, und das trifft mittlerweile auf die USA genauso wie auf Deutschland zu. Das ist nicht selbstverständlich. Oft wurden in Deutschland Sitcoms zum Kult, die in ihrer Heimat zwar solide liefen, aber gar nicht zu den großen Überfliegern gehörten, z.B. Die Nanny oder King Of Queens, während die ganz großen US-Erfolge wie Seinfeld oder Frasier hierzulande ein Schattendasein fristeten.

Unter dem Titel Mein cooler Onkel Charlie startete Two And A Half Men vor vier Jahren auf ProSieben ebenfalls verhalten und entwickelte sich erst allmählich zum Erfolg. Ob das damit zu tun hat, dass ab der zweiten Staffel auch bei uns der Originaltitel verwendet wurde, lassen wir mal dahingestellt. Die Quoten am Samstagnachmittag stiegen, aber es musste erst Kabel 1 kommen und die Serie als Dauerschleife mit Doppelfolgen ins werktägliche Nachmittagsprogramm aufnehmen, bevor ProSieben merkte, welche Perle sie da im Programm haben.

Ab heute ist Two And Half Men im Hauptabendprogramm zu sehen, jeweils dienstags ab 21.15 Uhr zeigt ProSieben zwei neue Folgen, immer nach den Simpsons. Dass die Serie auch zur Primetime ein solch großer Erfolg wird wie nachmittags, ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, denn ProSieben hat sich für den Sendeplatz entschieden, auf dem gleichzeitig bei RTL Dr. House läuft. Aber so miserabel wie der ganze eigenproduzierte Schrott der jüngeren Vergangenheit kann es eigentlich gar nicht laufen.

Zweieinhalbtes Deutsches Fernsehen

Das ZDF, das in den 90ern mal eine gewisse Comedy-Kompetenz mit Krachern wie Lukas und Salto Postale hatte, möchte gern zurück ins Comedygeschäft. Als Vorbild hat Programmdirektor Thomas Bellut etwas auserkoren, das mit seiner Aneinanderreihung an Sex- und Saufwitzen kaum weniger zet-de-effig sein könnte. DWDL zitiert ihn so:

So etwas wie Two And A Half Men muss auch in Deutschland möglich sein. Wir haben doch gute Autoren.

Dieses Zitat spricht für zwei Dinge: Thomas Bellut hat noch nie Two And A Half Men gesehen. Oder eine ZDF-Serie.

Zweitverwertung im Ersten

Der Sendeplatz in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gegen 2.00 Uhr mag für Das Erste nicht ganz so wichtig sein wie der am Vorabend um 18.50 Uhr, aber zumindest wirkt seine Besetzung auf den ersten Blick ähnlich willkürlich. Seit vergangenem Sommer wurden dort Doppelfolgen der betulichen Familiensitcom Harry und die Hendersons gezeigt, heute beginnt (mit dem spielfilmlangen Pilotfilm um 0.50 Uhr und einer weiteren Folge im Anschluss) die Endzeit-Sciencefiction-Serie Earth 2.

Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch das Konzept dahinter und die Kontinuität: Das ist der ARD-Sendeplatz für RTL-Nachmittagsserien aus den 90er-Jahren!

Dann sehen wir Familienhilfe mit Herz und Staatsanwalt Posch ermittelt also vielleicht doch eines Tages wieder…

Zwischensaison; kleines Wunder

Viel wurde in jüngerer Zeit über den Erfolg und die Qualität aktueller amerikanischer Serien im Gegensatz zu deutschen geschrieben, auch hier. Nun sollten in dieser Woche gleich drei neue Serien starten, so viele auf einmal wie sonst nur zum Saisonstart im September oder zum Jahresbeginn: eine deutsche, eine deutsch-italienische Koproduktion und eine amerikanische.

Die amerikanische, Blind Justice, wäre diesmal mit Abstand die schlechteste gewesen.

Das heißt noch nicht zwingend, dass die Talsohle durchschritten ist, und auch nicht, dass amerikanische Serien wieder schlechter werden. Diese ist schon zwei Jahre alt und längst abgesetzt, und heute zog sogar Kabel 1 kurzfristig die Notbremse und setzte die deutsche Erstausstrahlung ab, bevor sie überhaupt begonnen hatte.

Aber es fällt eben auf. Wenn die Serien selbst jetzt noch dem Publikum auffallen, ist der Anfang gemacht.

Die verbleibenden Neustarts, Allein unter Bauern (Sat.1, Mittwoch) und Donna Roma (ZDF, Donnerstag) werden wir jeweils am Sendetag ausführlich an dieser Stelle besprechen.

Zwischenstand

Für solche knappen und prägnanten Antworten muss man Jürgen von der Lippe einfach lieben.

SWR1-Moderator Stefan Siller in der Sendung „Leute“:
„Ihr größter Hit ist ‚Guten Morgen, liebe Sorgen‘, oder?

Jürgen von der Lippe: „Bis jetzt.“

(Tipp von Chucky. Danke!)

ηὕρηκα!

Fans von Lost sollten die Hoffnung nicht schon heute Abend nach den ersten beiden Folgen des Sendeplatzersatzes Eureka — Die geheime Stadt aufgeben. Wer weiß, vielleicht dauert es ja nur ein paar Wochen, und dann kapiert man dort auch nicht mehr, worum es eigentlich geht.

Heute kann man noch folgen. Ein US-Marshal verirrt sich samt kleinkrimineller Tochter in eine Kleinstadt, in der ausschließlich Genies leben. Die Stadt ist ein geheimes Forschungszentrum der Regierung, in dem allerdings nicht nur brillante Erfindungen gemacht werden, sondern auch allerlei merkwürdige Dinge geschehen, die sich erst mal nicht erklären lassen. Das Schöne an Eureka ist, mit welcher Gelassenheit die Bewohner mit den Merkwürdigkeiten umgehen, an die sie sich längst gewöhnt haben. Als ein Junge verschwindet, will sich der frisch angekommene Marshal Carter sofort in den Fall einmischen: „Ich habe viel Erfahrung in diesen Dingen.“ Der alte Sheriff erwidert nur lapidar: „Glauben Sie mir, das haben Sie nicht.“

Der lockere Tonfall zieht sich durch die ganze Serie, auch in ernsten Situationen.

Mitten in der Nacht klingelt das Telefon neben dem Bett eines eben noch schlafenden Mannes, der bis dahin noch nicht zu sehen war. Er hebt ab und meldet sich wie folgt: „Ich habe einen 18-stündigen Flug aus Indonesien hinter mir. Überlegen Sie sich, welche Auswirkungen dieser Anruf auf Ihre Karriere haben kann, wenn er nicht von äußerster Wichtigkeit ist.“ Eine Stimme am Telefon sagt: „Es geht um Eureka, Sir. Eine Situation von höchster Priorität.“ Der Mann im Bett entgegnet sofort: „Wecken Sie den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses. Holen Sie alle in den Sitzungssaal. Thema der Diskussion wird sein: Das hab‘ ich Ihnen ja gleich gesagt.“

Und selbst dem Problem des bevorstehenden Untergangs begegnet Marshal Carter auch noch in der Hitze des Augenblicks beschwichtigend: „Zerstören Sie doch nicht gleich diese verrückte Das-Ende-der-Welt-Maschine!“

Eureka ist die erfreulichste Mystery-Sciencefiction-Serie der vergangenen Jahre. Sie hat alle notwendigen Bestandteile aus kleinen und großen Rätseln, nimmt sich aber selbst nicht so furchtbar ernst. Sie ist nicht so verworren wie Lost und nicht so düster wie Jericho, aber so humorvoll wie Picket Fences und so verrückt wissenschaftlich wie Dr. Honigtau-Bunsenbrenner.

In die USA läuft die Serie noch. Mal sehen, wie lange ProSieben durchhält.

Eureka — Die geheime Stadt, montags um 21.10 Uhr bei ProSieben.

„Das sind noch Menschen wie du und ich, Annegret!“

Für den Inhalt der Wahlwerbespots sind die Parteien verantwortlich. Diese Klarstellung verhieß seit jeher gute Unterhaltung seitens kleiner Parteien, die im Traum niemand gewählt hätte, über deren Spots voller unfreiwilliger Komik aber Schulhöfe und Kantinen voller unfreiwilliger Zuschauer am nächsten Morgen sprachen.

Auch die Spots großer oder heute großer Parteien werden lustiger, je älter sie sind. Dieser Spot für Franz Josef Strauß aus dem Jahr 1980 wurde deshalb bei YouTube in der Kategorie „Comedy“ eingeordnet.

Der Off-Sprecher hat sein Lächeln in der Stimme übrigens einem gewissen Timm Thaler abgekauft.

Komisch, dass Horst Frank immer nur Bösewichter-Rollen übernahm.

Die Grünen dagegen warben im gleichen Jahr mit Szenen, die Loriot offenbar kurz zuvor aus seinem „Ein Klavier! Ein Klavier“-Sketch herausgeschnitten hatte.

Dank an Bastian.

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