Jack Bauer hat jetzt Höhenangst.
Touch, die neue Serie mit Kiefer Sutherland, versucht einen ganz anderen Kiefer Sutherland zu zeigen als im Rastlos-Thriller 24: Einen mit Ängsten, einen sensiblen Vater, einen einfachen Gelegenheitsarbeiter. Das gelingt auch ganz gut, bis dieser Martin Bohm, den Kiefer Sutherland spielt, anfängt sich zu prügeln oder seinem Gegenüber erklärt, er könne ihm das jetzt nicht erklären, er müsse ihm einfach vertrauen.
Dennoch hat Touch so gut wie gar nichts mit 24 gemeinsam. Touch ist im Kern eine Heile-Welt-Serie mit der Botschaft, dass am Ende alles gut wird, wenn wir uns nur richtig anstellen. Und das geht so: Der autistische elfjährige Sohn von Jack-Martin Bauerbohm schreibt permanent Zahlen auf, die für den Vater zwar keinen Sinn ergeben, denen er aber zu folgen versucht, indem er sich das ein oder andere erschließt. Das tut er zum Beispiel über Zahlenkombinationen, die wie eine Telefonnummer aussehen. Wir lernen: Die Telefonnummern-Rückwärts-Suche ist eine der nützlichsten Funktionen, um Leben zu retten. Denn Leben werden auch in dieser Serie gerettet. Oder zumindest zum Positiven verändert. Das geschieht vor allem durch das Aufeinandertreffen von an sich unbedeutenden Ereignissen, die wie zufällig geschehen, die von dem autistischen Jungen aber vorgesehen werden, weil er die Begabung hat, den Zahlencode des gesamten Universums entschlüsseln zu können. Natürlich.
Man muss das ja nicht unbedingt glauben. Wir haben 24 schließlich auch nicht geglaubt. Oder Schweinchen Dick.
Die Serie besteht vor allem aus vielen kleinen, abwechselnd erzählten Episoden innerhalb der einzelnen Folgen: Von überall auf der Welt werden Geschichten gezeigt, deren Berührungspunkte im Lauf der Episoden erkennbar werden. Dieser Teil erinnert ein bisschen an Heroes, eine Serie, hinter der ebenfalls Tim Kring steckte, der auch Touch erfand. Dass Kiefer Sutherland loszieht, um die Zukunft zu verändern, nachdem ein stummer Junge ihm nur undeutliche Hinweise gegeben hat, erinnert dagegen eher an eine Mischung aus Zurück in die Vergangenheit und Lassie.
Ungewöhnlich an der Serie ist der Ausstrahlungsmodus. Die Pilotfolge hat ProSieben schon einzeln vor einem Monat gezeigt und wiederholt sie am Sonntagabend um 23.40 Uhr noch einmal. Die weiteren Episoden, die erst donnerstags in den USA zum ersten Mal gezeigt werden, laufen vier Tage später montags um 21.10 Uhr schon synchronisiert auf ProSieben. Da fragt man sich doch: Ach, das geht? Warum ist der Normalfall dann, dass wir in Deutschland ein Jahr warten müssen, bis eine Serie auch uns erreicht? Schon deshalb wären der Serie und damit diesem Modell gute, hohe Zahlen zu wünschen, damit es Nachahmer findet. Dann hätte der stumme Junge sogar das Leben von uns Fernsehjunkies zum Positiven verändert.