Wieso, weshalb, warum?

Das Jubiläum keiner anderen Sendung wurde in der Vergangenheit so oft gefeiert wie das der Sesamstraße. Heute vor zehn Jahren beging Mediendeutschland ihren 30. Geburtstag, und seitdem noch zweimal den dreißigsten und dreimal den 35. Jahrestag. Als Daten halten üblicherweise der 1. August 1972 (Beginn der deutschen Synchronfassung in den dritten Programmen) und der 8. Januar 1973 (Beginn der „deutschen“ Fassung mit eigenproduzierten Studioanteilen) her.

In den USA lief die erste Folge bereits am 10. November 1969. Und das ist das Datum, das heute überall gefeiert wird, wenn es um den 40. Geburtstag der Sesamstraße geht. Also dann. Glückwunsch, glaub ich.

Immerhin wachsen bei der Sesamstraße permanent neue Zuschauer nach, die die bisherigen Geburtstage noch nicht mitgefeiert haben. Wetten, dass…? wird auch in zehn Jahren seine Jubiläen noch mit den Zuschauern von 1981 feiern.

Will denn niemand?

Vielleicht sind Bonuszahlungen für erfolglose Manager auch einfach nicht das richtige Thema, um jemanden ins Fernsehen locken zu können, der lautstark ruft:  „Ich bin dafür!“ Aber leider ist die Diskussion bei Anne Will langweilig, wenn alle der Meinung sind, solche Zahlungen seien böse.

Andererseits heißt Ausgewogenheit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ja nicht, dass alle Meinungen abgebildet werden, sondern dass die gleiche Meinung von Mitgliedern aller Parteien geäußert werden darf.

Will ist der Weg

Na sehen Sie. Man muss den ARD-Intendanten nur genug Bedenkzeit geben, dann finden sie schon noch einen Weg, Frank Plasberg selbst dann noch vor den Kopf zu stoßen, wenn auf den ersten Blick kein Weg an ihm vorbei führte. Als Günther Jauch die Sabine-Christiansen-Nachfolge abgesagt hatte, weil er das ARD-System durchschaut hatte, und anschließend Plasberg anrief, um ihm viel Glück zu wünschen, zeigte das, dass er das ARD-System eben doch noch nicht vollständig durchschaut hatte. Nun wird Anne Will, die den Job mit Sicherheit nicht schlecht machen wird, Sabine Christiansens Sendeplatz am Sonntagabend nach dem Tatort übernehmen, weil sich nach zehn Jahren Christiansen, Illner und Maischberger offenbar niemand mehr vorstellen konnte, dass ein Polittalk auch von einem Mann moderiert werden könnte.

Will-Diät

Wenn Anne Will heute öffentlich im Fernsehen darüber diskutiert, ob 7700 Euro ein angemessenes Monatseinkommen für Abgeordnete sind, müsste dann nicht nächste Woche der Bundestag öffentlich darüber diskutieren, ob geschätzte 80.000 Euro ein angemessenes monatliches Moderationshonorar für Anne Will sind?

Wir sind Kleber!

Als der seriöse Nachrichtenmoderator Claus Kleber am Nachmittag auf einem Kickboard mit wehenden Haaren durch die ZDF-heute-Redaktion fuhr, winkend wie der Papst, waren die Mitarbeiter zwar zunächst etwas irritiert, hielten es aber für eine ganz normale Laune.

Erst als einige Stunden später offiziell bekannt wurde, dass Kleber auch zukünftig Redaktionsleiter und Moderator des heute-journals sein werde, wurde die Interpretation einfacher. Kurz zuvor muss wohl der Moment gewesen sein, in dem er sich von einer schweren Last befreit und eine ebensolche Entscheidung getroffen hatte.

Wir sind ungeschickt

Der Sender Das Vierte scheint entgegen Meldungen aus der vergangenen Woche mit seinem knappen Prozent Marktanteil wohl doch derart zufrieden zu sein, dass er es sich leisten kann, Zuschauer systematisch zu verscheuchen. Kurz nach 22 Uhr kündigte die Off-Stimme an: Law & Order mit einer Doppelfolge, gleich nach dem Spielfilm!“

Nun haben wir ja durchaus dank jahrelanger Konditionierung durch Programmankündigungen einige Vokabeln parat und wissen, dass „jetzt“ soviel heißt wie „nach der Werbung und ein paar Trailern“. „Gleich“ ist dementsprechend noch deutlich weiter entfernt, und neben der Werbung und den Trailern trennen uns auch noch Programmversatzstücke von der nächsten beginnenden Sendung.

Halt! Nicht so beim Vierten. Zwischen der Ankündigung „gleich nach dem Spielfilm“ und dem Beginn von Law & Order gab es lediglich zwei Sponsorenhinweise und ein kleines Imagejingle, in der Summe maximal 20 Sekunden, und nicht einmal mehr einen Spielfilmrest. Das war alles. Das haben freilich nur jene Zuschauer bemerkt, die nicht noch einmal für eine halbe Stunde weggezappt haben.

Demnächst wird aber sowieso alles anders, denn es heißt, Das Vierte wolle in Zukunft mehr deutsches Programm senden. Dann muss aber der Slogan „Wir sind Hollywood“ weg. Vielleicht kann man in dem neuen ja irgendwie den Deutschland-Anspruch und den Sendernamen gleichzeitig unterbringen. Zum Beispiel: „Wir sind Viersen“. Wenn das niemanden anzieht…

Wir sind Zini!

In den Kommentaren zu den gekreuzten Trickbetrügern postierte Nils einen tollen Link, den ich hier exponieren möchte, denn er wird uns Stunden voller Spaß bescheren. Und Spaß mag ja eigentlich jeder gern.

Erinnern Sie sich an Zini, das lustige Wuslon aus Spaß am Dienstag mit der verzerrten Quietschstimme?

Auf www.wuslon.com können wir jetzt alle Zini sein. Nur die Stimme muss man selbst machen. Ich empfehle Helium. Klicken Sie hin. Erklärt sich von selbst. Gute Unterhaltung!

Wir zappen für Sie!

Aufregend. Augenreibend. Auch ohne Zappen vermitteln uns die Sender das Gefühl, in der Werbepause mal kurz bei einem anderen Kanal gelandet zu sein. Da wirbt doch die ARD, die in ihren Programmen gern die Privaten totschweigt, weil sie glaubt, dann bemerken die Zuschauer deren Existenz nicht, bei RTL in der Werbepause von Wer wird Millionär? für ihre Fernsehlotterie. Mitsamt Frank Elstner. Sehr interessant.

Wird aus dem amerikanischen Frühjahrsputz ein langer deutscher Winterschlaf?

Das deutsche Fernsehen wird sich im kommenden Jahr maßgeblich ändern – weil das amerikanische es so will. Denn was in den USA nicht mehr gebraucht wird, steht auch für Deutschland nicht mehr zur Verfügung.

Gleich drei langjährige Serien, die auch in Deutschland erfolgreich waren, enden in diesem Frühling in den USA. Bei zweien, Dr. House und Desperate Housewives war dies schon länger bekannt, was den Autoren die Chance gab, jeweils ein ordentliches Finale zu schreiben – wenn es schon nicht gelungen war, ordentliche Handlungsstränge für größere Strecken der letzten Staffeln zu erfinden.

Bei Dr. House war ich zwar noch der Meinung, die Zusammenführung von House und Cuddy sei gut gelungen und habe der Serie ein paar neue Impulse geben können, aber wie sie dann mit ihrer Trennung in der siebten Staffel umgingen, hat meine Liebe zur Serie doch sehr abkühlen lassen. Die achte Staffel hat dann zwar wieder ein paar schöne Episoden, aber insgesamt ist es doch ganz gut, wenn es nun bald vorbei ist. Ein bisschen schade werde ich es trotzdem finden.

Bei Desperate Housewives kann ich das Ende dagegen kaum abwarten. Die achte Staffel zieht sich gefühlt endlos dahin, nervt nur noch mit mühsamen und vorhersehbaren Handlungskonstrukten, willkürlichen Aneinanderreihungen einzelner Ereignisse ohne größeren roten Faden und wirft die Frage auf, was die ganzen Autoren, die jahrelang gute Geschichten und schöne Gags geschrieben haben, inzwischen eigentlich beruflich machen.

Erst seit ein paar Tagen ist außerdem bekannt, dass auch CSI: Miami nach zehn Jahren nicht fortgesetzt wird. In diesem Fall habe ich zwar schon vor Jahren aufgehört zuzusehen, als ich endlich wusste, wie man eine Sonnenbrille ordnungsgemäß auf- und absetzt, bedaure für die vielen Fans allerdings, dass es hier zu keinem vernünftigen Schluss kommen wird. Als CBS die Absetzung bekanntgab, war das, was nun die letzte Folge bleiben wird, schon seit einem Monat ausgestrahlt. Das ist unbefriedigend und weder den Machern noch den Zuschauern langjähriger Erfolgsserien gegenüber fair, aber beim skrupellosen Gesamtmarktführer CBS leider gewohnte Praxis. Auf die gleiche lieblose Weise hatte CBS vor einigen Jahren auch die Dauerbrenner Für alle Fälle Amy und Without A Trace entsorgt.

Für RTL bricht damit der Rest seines verbliebenen Dienstagsprogramms weg, für ProSieben der verlässlichste Part des Mittwochs. Wie die Sender die baldigen Lücken stopfen wollen, ist offen. Weder erweckten sie jüngst den Eindruck übermäßiger Produktionswütigkeit, was eigene Serien angeht, noch gab sich irgendwer die Mühe, Nachfolger aus den USA aufzubauen. Was von dort nachkam, wurde oft ungeduldig in die Nächte oder feige zu den hauseigenen Kleinstsendern RTLnitro bzw. Sixx abgeschoben. Man muss aber auch einräumen, dass der Nachschub weniger wurde. Zwei der jetzt zu Ende gehenden Serien, House und die Housewives, starteten in der US-Saison 2004/05, einer ungewöhnlich guten Saison, die auch Grey’s Anatomy, CSI: NY und Boston Legal hervorbrachte und damit so viele Dauerbrenner wie kaum eine Saison vorher oder danach. Die letzte vergleichbare war 1994/95 mit den Starts von Friends, Emergency Room, Chicago Hope und Ein Hauch von Himmel.

Sich einfach wieder bei Vox zu bedienen wie bei CSI: Miami und CSI kommt für RTL diesmal kaum infrage. CSI: NY ist dafür längst nicht mehr erfolgreich genug und wird vermutlich nächstes Jahr um diese Zeit ebenfalls eingestellt, und die anderen Krimis laufen dort allenfalls mit Marktanteilen, die für Vox schon lediglich zufriedenstellend sind. Was dazukommt: Auf die Serien, die der zuverlässige Krimilieferant CBS inzwischen produziert und ins RTL-Format passen würden, hat RTL keinen Zugriff, seit ProSiebenSat.1 einen exklusiven Output-Deal mit CBS Studios geschlossen hat, der gerade erst verlängert wurde. Navy CIS und The Mentalist z.B. sind CBS-Serien, über die RTL jetzt vermutlich sehr glücklich wäre, die aber erfolgreich bei Sat.1 laufen.

ProSieben könnte dank dieses Paketdeals zwar problemlos auf haufenweise Krimis zugreifen, bräuchte zwischen Vampiren und Übernatürlichem aber eigentlich eher leichtere, frauenaffinere Serien und Comedys. So etwas wie Modern Family oder Nurse Jackie. Zu blöd, dass ausgerechnet diese beiden RTL gehören und bei RTLnitro versteckt werden.

Vielleicht können sich die Sendergruppen ja auf dem Schulhof treffen und ein Tauschgeschäft abwickeln.

Wird vielleicht ein Flugblatt

Miley Cyrus will ihre Memoiren schreiben. Sie sollen nächstes Jahr veröffentlicht werden. Das ist Pointe genug, mehr muss ich nicht schreiben.

Und falls Sie Miley Cyrus nicht kennen, dann ist das normal. Sie ist der Star der Super-RTL-Jugendsitcom Hannah Montana und die Tochter des Country-Sängers Billy Ray Cyrus („Achy Breaky Heart“). Miley Cyrus ist 15 Jahre alt.

Nachtrag 24. April:

Die Meldung scheint schon nicht mehr ganz frisch zu sein. What Would Tyler Durden Do? hatte bereits vergangene Woche sogar eine Pointe in der Form eines exklusiven Vorabkapitels:

Kapitel 9 — 10. Juli 2004

Heute sah ich ein Pferdchen. Ich sagte: Hallo Pferdchen!

ENDE

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