Tote Leitung

Wenn man bei der Tickethotline des US-Senders NBC anruft, um Karten für die Aufzeichnung einer Fernsehshow in New York zu bestellen, sagt der Automat an, welche Ziffer man drücken muss, um zur gewünschten Sendung verbunden zu werden. Die „2“ ist für Saturday Night Live. Die „3“ für Late Night with Jimmy Fallon.

Komisch. Warum fängt es nicht mit der „1“ an? Und was passiert, wenn man sie trotzdem drückt?

Das: „Late Night with Conan O’Brien wird nicht mehr in New York City produziert. Die Tonight Show with Conan O’Brien beginnt am 1. Juni. Für Informationen zu Tickets besuchen Sie bitte nbc.com“.

Da hab ich wohl eine längst verfaulte Ansage entdeckt, die der Osterhase vor zwei Jahren versteckt und bis heute niemand bei NBC gefunden hat.*

*Die Tonight Show with Conan O’Brien aus Los Angeles begann am 1. Juni 2009 und wurde nach einer spektakulären Auseinandersetzung zwischen Sender und Moderator, die O’Brien zum großen Teil in seiner Sendung austrug, nach weniger als acht Monaten abgesetzt. O’Brien verließ NBC mit einer hohen Abfindung und sendet seit November 2010 beim Kabelkanal TBS..

Tote tragen keine Lacher

Um noch einmal auf eine Frage zurückzukommen, die das amerikanische Magazin „Entertainment Weekly“ vor sieben Jahren gestellt hat, als Friends, Frasier und Sex And The City zu Ende gingen:

Sind Sitcoms tot?

Antwort: Nein. Sie lagen nur kurz auf der Intensivstation. Für Langzeitbeobachter des Fernsehens dürfte das keine Überraschung gewesen sein. Jedes Genre hatte seine Glanzzeiten und seine stillen Phasen, und bisher ist noch fast jedes Genre immer wieder aus der Versenkung zurückgekehrt.

Entertainment Weekly: Sind Sitcoms tot?Das Quiz war lange kein Thema im Fernsehen, bis Wer wird Millionär? kam. Krimis galten als altbacken, bis CSI kam. Und auch die Sitcom war in den frühen 80er-Jahren schon einmal für tot erklärt worden, bis die Bill Cosby Show kam. All diese Serien lösten jeweils die Trendwende für ein ganzes Genre aus.

Die neue Trendwende wurde im Herbst 2009 durch den Erfolg des inzwischen mehrmaligen Emmy-Gewinners Modern Family ins Rollen ausgelöst. Gut zwei Jahre später ist die Sitcom wieder voll da. Zu den erfolgreichsten Sendungen des US-Fernsehens gehören wieder so viele halbstündige Comedys wie seit den Zeiten von Friends und Frasier nicht mehr. Und weil Comedyserien gerade so gut laufen, gibt es davon auch wieder wesentlich mehr als in den vergangenen Jahren. Auch die meisten deutschen Sender mit Ausnahme der Öffentlich-Rechtlichen und RTL haben das gemerkt und profitieren davon. Two And A Half Men, The Big Bang Theory und How I Met Your Mother sind auch bei uns erfolgreich, Mike & Molly, The Middle oder 2 Broke Girls hätten das Potenzial ebenfalls.

ProSieben zeigt ab heute eine der neuen Serien vom gerade erst vergangenen Herbst: New Girl mit Zooey Deschanel als junge Frau, die in eine Männer-WG zieht. Der Sender setzt offenbar große Stücke darauf und hat einen ungewöhnlich prominenten Sendeplatz für einen Neustart ausgewählt (sprich: nicht am Nachmittag): Die „Vorpremiere“ läuft heute nach The Voice Of Germany, fester Sendeplatz soll dann immer mittwochs um 21.15 Uhr nach Desperate Housewives sein. Beim US-Sender Fox startete die Serie mit hervorragenden Quoten, wodurch deutlich wird, wie sehr das US-Publikum nach all den Jahren voller Mord und Forensik wieder Lust auf Lachen hat. Denn die Serie selbst ist nicht mehr als Durchschnitt, aber Comedys sind eben im Trend. Stilistisch erinnert New Girl mit schnellen Schnitten und witzigen Flashbacks an andere moderne Serien wie Modern Family und How I Met Your Mother, es müsste halt nur noch genauso lustig werden.


Foto: ProSieben

Interessant ist übrigens auch, welche Sitcom derzeit die erfolgreichste von allen ist, und zwar in den USA wie auch bei uns. Das ist nämlich mit Two And A Half Men eine Serie, die nicht nur ganz altmodisch auf Rückblenden, Einschübe und schnelle Schnittmöglichkeiten verzichtet und weiterhin auf einer Bühne vor Publikum gedreht wird, sondern die 2004, als die Sitcom als solche für tot erklärt wurde, auch schon auf Sendung war.

Totgesagte…

Soso, Die Kommissarin wird also angeblich abgesetzt.

Nun, das wurde sie ja schon einmal. Das war 2001. Damals blieb noch ein Haufen bereits gedrehter Folgen der Serie mit Hannelore Elsner liegen, der erst Anfang 2004 gesendet wurde und eher aus Verlegenheit vom Vor- in den Hauptabend verlegt wurde, weil am Vorabend zwischen den Soaps und anderen täglichen Serien kein Platz mehr war. Und da war Die Kommissarin plötzlich so erfolgreich, dass sogar noch weitere neue Folgen gedreht wurden. Die liefen Anfang 2006 und waren vielleicht schon wieder die letzten, wenn man den Meldungen um die Absetzung glauben darf. Am Alter der Hauptdarstellerin, wie BILD mutmaßt, könnte es wohl kaum liegen, preist doch das Erste auf seiner offiziellen Serienhomepage: „Auch nach 66 Folgen wirkt Hannelore Elsners Kommissarin noch so dynamisch und einzigartig wie beim Sendestart der Serie vor mehr als zehn Jahren“. Ja dann.

Die erste Folge, die 2004 nach der langen Pause gesendet wurde, hieß übrigens „Totgesagte leben länger“.

Tratschmädel

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass die Menschen, die in Teenie-Soaps die Eltern der Protagonisten spielen, meistens sehr gut und für ihr Alter jung aussehen? Das ist an sich ja schön für sie, aber da die Hauptcharaktere meistens Teenager sind, die von deutlich älteren Darstellern verkörpert werden, ist es manchmal etwas schwierig, die Familienverhältnisse schnell zu durchblicken und den 35-jährigen Vater korrekt seinem 30-jährigen Sohn zuzuordnen.

Das ist bei Gossip Girl auch so, und auch sonst ist Gossip Girl wie die meisten Teenie-Serien: Irgendwann werden alle ringsherum miteinander geschlafen haben, und dann müssen eben neue Charaktere eingeführt werden. Bis dahin geht es wie üblich um eine Clique neureicher Zicken und ihre Freunde und was sie so treiben und mit wem. Ich kann nicht genau erklären, warum das kurzweiliger ist als die eigentlich baugleiche, aber völlig uninspirierte Serie 90210, die an diesem Samstag direkt im Anschluss startet, aber sie ist es. Es kann an der unterschwelligen Gesellschaftskritik liegen, die man in der Serie aber nur sehen kann, wenn man das will, oder daran, dass sie etwas mehr den Eindruck macht, als spiele in der Gegenwart und sei nicht zu Beginn der 90er-Jahre in einer Zeitschleife gefangen.

Große Überraschungen sollten Sie trotzdem nicht erwarten.


Foto: ProSieben

Gossip Girl, samstags gegen 16.00 Uhr auf ProSieben.

Trink den Gätjen

Eigentlich ist Schlag den Raab eine Sendung, die so gut, amüsant und spannend ist, dass man sie sich nicht schöntrinken muss. Anderseits ist sie aber auch sehr lang, und sie wird heute schon zum dritten Mal von Steven Gätjen moderiert.

Deshalb rege ich folgendes Trinkspiel an:

  • Immer wenn Gätjen „Wunderbar“ sagt, einen kleinen Schluck Bier trinken! (Gätjen sagt so oft „Wunderbar“, dass größere Mengen oder härtere Sachen unverantwortlich wären.)
  • Bei jedem „Meine Damen und Herren“ ein Schnaps.
  • Ich würde mal sagen, bei jedem „Ich würde mal sagen“ einen Likör.
  • Und immer, wenn Gätjen für etwas völlig Irrelevantes, also wenn zum Beispiel ein Helfer ein Wasser bringt oder ein Teilnehmer von der Toilette zurückkommt, um „einen riesengroßen Applaus“ bittet, wird das Bierglas in einem Zug leergetrunken und anschließend nachgeschenkt.

Damit der viele Alkohol eine ordentliche Grundlage hat, sollte es immer dann einen Happen Essen geben, wenn Stefan Raab sich über irgendetwas beschwert.

Wunderbar. Meine Damen und Herren, ich würde mal sagen, einen riesengroßen Applaus für einen feucht-fröhlichen Abend!

Trompeten und Monster

Ein Atompilz steigt auf. Die Stadt ist von der Außenwelt abgeschnitten. Was ist passiert? Ein Unfall? Krieg? Außerirdische? Ein Anschlag? Es ist bemerkenswert, wie Pro Sieben das Spiel mit der Ungewissheit, das die neue Serie Jericho anfangs treibt, schon in der Titelzeile brutal zerstört, indem der Sender dem Originaltitel den deutschen Zusatz „Der Anschlag“ verpasst. Riesenidee, oder?

Jedes Jahr werden in den USA düstere, verworrene Serien wegen Erfolglosigkeit vorzeitig abgesetzt. Das sind die Serien, mit denen Pro Sieben wenig später seinen Mystery-Montag bestückt und das für ein Prestigeobjekt hält, seit in den 90er-Jahren mit Akte X mal eine Mysteryserie erfolgreich war.

Wer wissen will, welche Serien in einigen Monaten im Nachtprogramm von Pro Sieben oder bei Kabel 1 zu sehen sein werden, der muss sich nur das heutige Primetime-Programm anschauen. Dass Jericho für die Dauer der gesamten Staffel seinen Sendeplatz behalten wird, ist unwahrscheinlich. Das lässt sich so zuverlässig vorhersagen wie Regen. Die Regenwahrscheinlichkeit berechnet sich auch ausschließlich aus Erfahrungswerten in ähnlichen Situationen. Pro Sieben hat sich in den letzten zwei Jahren mit Las Vegas, Invasion, Numb3rs, Verrückt nach Clara, 5ive Days To Midnight usw. einen Namen als der Sender gemacht, der von den meisten Serien nur noch die ersten paar Folgen zeigt. Manche kommen auf einem ungünstigeren Sendeplatz zurück, andere gar nicht. Aber das steckt ja schon im Sendernamen, der erfüllt werden will. ZDF steht für „Zweites Deutsches Fernsehen“, RTL für „Radio Télé Luxembourg“ und Pro Sieben steht eben für „Pro Erfolg sieben Flops“.

Doch fangen wir vorn an. Der neue Mystery-Montag beginnt mit Primeval — Rückkehr der Urzeitmonster. Immerhin ist hier die Wahrscheinlichkeit des hartnäckigen Durchsendens auf dem 20.15-Uhr-Sendeplatz deutlich größer, denn es handelt sich um eine englische Serie, und deshalb ist die erste Staffel nur sechs Folgen lang.
Furchteinflößende Riesenmonster von vor Millionen von Jahren haben durch ein Magnetfeld ein Tor zur Gegenwart gefunden und halten nun die Menschheit in Schach. Es gibt noch die Suche nach der Erklärung für das Phänomen und die Geschichte einer verschwundenen Ehefrau, die der Wissenschaftlerdarsteller in der Hauptrolle aufspüren will, doch vordergründig geht es in der lauten Actionserie um nichts anderes als zu zeigen, wie geil echt die Viecher aussehen, die die Trickabteilung am Rechner gebastelt hat, und mit welch tollen Spezialeffekten die alles platt machen. Wer „Jurassic Park“ oder „Godzilla“ mochte, wird an Primeval Gefallen finden.

Und wer nach dieser aufwühlenden Stunde ein wenig runterkommen muss, kann gleich dranbleiben. Jericho — Der Anschlag zieht so sehr runter wie keine andere Fernsehsendung seit der Live-Übertragung der Terroranschläge vom 11. September 2001. Die Serie ist düster und deprimierend, apokalyptisch ohne jeglichen Hoffnungsschimmer und verschwendet keine Zeit damit, mal ein paar der vielen Rätsel wirklich aufzuklären. Und schließlich, ohne Inhaltliches vorwegzunehmen, wird sie auch offen mit einem Cliffhanger enden, der nie aufgelöst wird, und damit auch nicht das große Gesamträtsel, das hinter der Serie steckt, weil sie vor wenigen Wochen vom US-Sender CBS abgesetzt wurde. Nach 22 Folgen. So lange muss es Pro Sieben erst mal schaffen.

Primeval — Rückkehr der Urzeitmonster, montags um 20.15 Uhr auf Pro Sieben.

Jericho — Der Anschlag, montags um 21.15 Uhr auf Pro Sieben.

Tuk-Tuk. Tschüss, tschüss.

Hat schon mal jemand heute nacht gesehen? Die Spätausgabe der heute-Nachrichten wird in dieser Woche von Normen Odenthal moderiert. Ebenso wie sein Vorname (tatsächlich Normen, so wie Norman, nur eben falsch geschrieben) ist der Moderator, nun ja, sagen wir mal: etwas eigen. Hier die Moderationsperlen von gestern Abend:

Hier werden gleich noch Frösche quaken, und zwar im Dienst der Wissenschaft. Ganz im Dienst der Nachrichten ohne Quark jetzt erst mal Sonja Stang.

Nach einem Bericht über Tuk-Tuk-Taxis in den Niederlanden:

Das war jetzt das Tuk-Tuk und jetzt Ruck-Zuck zum Wetter.

Nach dem Teasing auf das anschließend folgende kleine Fernsehspiel:

Schauen Sie mal rein. Das gilt auch für morgen Nacht, bei Heute Nacht, bis dahin Tschüss, tschüss.

Oh-Oooh.

heute nacht, nächste Woche mit Tinky-Winky, Dipsy, Laa-Laa und Po.

Winke-Winke!

Tunnelblick

So. Ich habe es getan. Ich habe mir die Channel-4-Dokumentation „Diana – The Witnesses In The Tunnel“ angesehen, um die es im Vorfeld – auch in deutschen Medien – so viel Aufregung gab. Es kostete mich einige Überwindung, weil mich diese Prinzessin schon zu ihren Lebzeiten nicht interessiert hatte.

Gestern zeigte der britische Channel 4 den Film und musste feststellen, dass offenbar auch das Interesse der Briten an toten Prinzessinnen allmählich nachlässt. Trotz des Boheis im Vorfeld erreichte der Film nur eine knapp unterdurchschnittliche Einschaltquote.

Die Aufregung war ohnehin völlig übertrieben, denn sie wurde wie üblich von Leuten geschürt, die den Film noch gar nicht gesehen hatten. Jawohl, es wurden Fotos aus jener Nacht und jenem Tunnel gezeigt, in der und dem Diana von ihrem betrunkenen Fahrer gegen einen Pfeiler gefahren wurde. Doch sie waren grundsätzlich schwarzweiß und unscharf, und Dianas Gesicht wurde von einem grauen Balken verdeckt. Das einzige Farbfoto war eine Übernahme (mit Quellenangabe) aus der deutschen „Bild“-Zeitung, und der Rest waren Rekonstruktionen, die nicht mehr nachstellten als die Situation, in der Fotografen um ein kaputtes Auto herumstanden. Der Tonfall der Dokumentation war nicht sensationslüstern, sondern dezent, allenfalls die ständige Untermalung mit getragenen Streichern etwas übertrieben. Und schließlich war es sogar ganz interessant, die Schilderung der Ereignisse von damals zur Abwechslung aus der Sicht der Paparazzi zu hören, die bisher immer nur die Buhmänner waren.

Weder ergreife ich hiermit Partei für diese Paparazzi, noch hatte ich den Eindruck, der Film tut es. Und obwohl ich die Aufregung um die Sendung von Beginn an für übertrieben hielt, hatte ich dennoch weit Schlimmeres erwartet von einem Sender, der seine Primetime normalerweise mit Realiyshows füllt, die Titel haben wie „The World’s Worst Sex Change Surgeon“, „Embarassing Illnesses“, „How To Look Good Naked“, „Will I Still Love My Mum?“ „How Clean Is Your House?“ und „What’s That Thing Stuck Between Your Front Teeth?“*

Sofort nach der Diana-Doku kam übrigens Big Brother.

*Nur der letzte Sendetitel ist erfunden.
Den Rest gibt oder gab es wirklich.

Tür 1

Willkommen im Dezember zu unseren traditionellen 24 Türchen bis Weihnachten.

Immer morgens um 6 Uhr erscheint hier eine Tür aus dem Fernsehen, und wer mitraten möchte, woher genau sie stammt, ist dazu herzlich eingeladen. Am nächsten Morgen um sechs folgt die Auflösung und die nächste Tür.

Leider sind die Bauarbeiter bis zum Start des diesjährigen Spiels nicht ganz fertig geworden, weshalb die erste Tür eigentlich nur ein Loch ist. Dafür gibt’s morgen dann zwei.

Also: Wer kennt diese „Tür“?

Tür 10

Das Türchen mit der Nummer 9 war in Wirklichkeit das Haus mit der Nummer 30 und gehörte entsprechend hierher.

Und was ist mit dieser Tür?

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