Sternstunde

Im gleichen „Stern“, in dem sich Horst Seehofer für eine Karriere in der Erpressungsbranche empfiehlt, steht auch ein toller Text von Till Raether über Jörg Pilawa, der im vergangenen Jahr 230 Fernsehsendungen moderiert hat.

Ein Auszug:

Für das laufende Jahr hat er den Vorsatz, etwa 10 bis 20 Sendungen weniger zu machen: „Das heißt, ich bin dann irgendwann eindeutig unter 200 Sendungen, und das ist im Vergleich zu einst 270 oder 280 Sendungen im Jahr schon eine Steigerung der Lebensqualität.“ Hiermit meint Pilawa die Steigerung seiner eigenen Lebensqualität, nicht die der Fernsehzuschauer.

Sternstunden

Ich lerne gerade Braille. Das hier heißt zum Beispiel „Micaela Schäfer“:

Stimme entzogen

ProSieben hat einen Weg gefunden, Heidi Klum erträglich zu machen. In ihrem Gastauftritt bei Desperate Housewives wurde sie synchronisiert. Perfekt!

Kann man das bei Germany’s Next Topmodel in Zukunft bitte auch so handhaben?

Streikende nehmen sich Golden Globes zur Brust

In diesem Jahr wird es keine festliche Gala zur Golden-Globe-Verleihung geben. Die Gewerkschaft der Schauspieler solidarisiert sich mit den streikenden Drehbuchautoren, und weil sich ohne Stars schlecht feiern lässt, findet statt einer festlichen Gala eine einstündige Pressekonferenz statt, in deren Verlauf die Gewinner bekannt gegeben werden sollen. Soweit die Fakten, jetzt ein Potpourri der Google-News-Ergebnisse von heute zu diesem Thema:

FAZ online: „Golden Globes: Pressekonferenz statt Fernsehgala“

NZZ online: „Golden-Globes-Show fällt ins Wasser“

Berliner Morgenpost: „Golden Globes ohne Stars?“

Bild online: „Beyoncé hatte die schönsten Golden Globes“

Hinter letztgenanntem Link findet man einen Bericht über die Globes-Verleihung 2007, in dem es hauptsächlich um Brüste geht.

Streiklustige Typen

Fünf Monate dauerte der letzte Streik der amerikanischen Film- und Fernsehautoren im Jahr 1988, und noch heute sind viele Autoren der Meinung, im Streit um die Beteiligung an Gewinnen aus Videoverkäufen damals zu früh eingeknickt zu sein. Um genau diesen Punkt geht es auch diesmal im Wesentlichen, nur dass aus den damals unbedeutenden Kaufvideos heute DVDs und Internetportale geworden sind, die eine immer größere Rolle spielen, während die Einschaltquoten für Fernsehausstrahlungen durch die Bank rückläufig sind.

Bei fiktionalen Produktionen wird man den Streik erst später spüren. Viele Episoden sind bereits fertiggestellt und müssen nur noch gesendet, andere schon geschrieben und müssen nur noch gedreht werden. In etlichen Monaten kann es aber sein, dass aktuelle Staffeln zum Beispiel von Dr. House, CSI: Miami oder Boston Legal nach deutlich weniger als den sonst üblichen 24 Folgen zu Ende gehen. Besonders merkwürdig wäre das im Fall von 24.

Sofort betroffen sind die Late-Night-Shows, die auf täglich frisches Material ihrer Autoren angewiesen sind. Ohne sie sei er nicht lustig, sagte Marktführer Jay Leno, suggerierend, im Normalfall sei er es. Leno, David Letterman, Jon Stewart, Conan O’Brien, Craig Ferguson, Jimmy Kimmel und Stephen Colbert haben ihren aktuellen Betrieb sofort eingestellt, bis auf Weiteres werden Wiederholungen gezeigt. Doch irgendwann werden sie wieder auf Sendung gehen, und dann wird es spannend, was sie zu senden haben. Den kleinsten Schaden könnte David Letterman davon tragen, dessen Show schon im Normalfall aus vielen absurden Situationen besteht, die einfach nur fragende Blicke ins Fernsehgerät verursachen.

Von Juni bis August 1988, nach einer dreinhalb Monate langen Auszeit, füllte er während des Autorenstreiks mit den folgenden Maßnahmen Sendezeit. Wie es sich für Letterman gehört, sind sie in eine Top-10-Liste gegliedert.

  1. David Letterman ließ sich von einem Frisör rasieren.
  2. Er ließ sich einen Anzug schneidern. (Special Event. Konnte man fünf Tage lang ausschlachten.)
  3. Er toastete Brotscheiben und warf sie ins Publikum. Gemeinsam mit seinem Gast John Cleese bestrich er sie mit Marmelade. Der Toaster war das Geschenk des Senders NBC anlässlich seiner 1000. Sendung.
  4. Live-Übertragung per Satellit der Geschehnisse in einem Waschsalon.
  5. Live-Übertragung per Satellitaus einem feinen Restaurant, in dem NBC-Chefs speisten, um zu zeigen, wie sie auf ihre tollen Ideen kommen.
  6. Ein Video zeigte den Präsidentschaftskandidaten Michael Dukakis, der seinen Rasen mähte.
  7. Late-Night-Ikone Johnny Carson persönlich erteilte David Letterman die Erlaubnis, sein Spiel „Stump The Band“ zu stehlen, bei dem Zuschauer aus dem Publikum versuchen mussten, sich von der Studioband Lieder zu wünschen, die niemand kennt.
  8. 14 Minuten Pantomime.
  9. Live-Übernahme von Lokalnachrichten eines anderen Senders.
  10. David Letterman versuchte sich an einer Wettervorhersage vor einer echten Wetterkarte der NBC-Nachrichtenredaktion und erinnerte damit an den Beginn seiner Karriere, als Letterman als Wettermann eines Lokalsenders in Indiana Hagelkörner in der Größe von Dosenschinken vorhersagte und einem tropischen Sturm zur Beförderung zum Hurrikan gratulierte.

Strg+Z

Jetzt ist es amtlich: Der US-Sender NBC hat den Generationswechsel an der Spitze seiner Tonight Show rückgängig gemacht: Im März übernimmt Jay Leno die Moderation von Conan O’Brien, der sie im Juni von Jay Leno übernommen hatte. O’Briens letzte Sendung ist schon morgen. Letzter Talkgast wird Will Ferrell sein, der auch sein erster Gast vor sieben Monaten war.

Alle, die das Late-Night-Chaos bei NBC noch immer nicht durchschaut haben, bekommen hier eine einleuchtende Erklärung:

Strike!

Dass wir seit einiger Zeit kaum noch was vom Streik der amerikanischen Fernsehautoren gehört haben, lag nicht etwa daran, dass der Streik vorbei ist. Es tat sich nur einfach nichts. Seit drei Wochen gab es keine neuen Verhandlungen mehr.

Doch jetzt bewegt sich was.

Die NBC-Late-Night-Moderatoren Conan O’Brien und Jay Leno, die das restliche, gezwungenermaßen nicht arbeitende Personal in den vergangenen Wochen aus eigener Tasche bezahlten, haben angekündigt, im Januar wieder auf Sendung zu gehen – ohne Autoren. Auf diese Weise haben Techniker, Kameraleute, Maskenbildner etc. wieder einen Job und werden wieder vom Sender bezahlt, der das Personal Anfang Dezember gefeuert hatte. Was die beiden allerdings senden wollen, weiß kein Mensch. Weder Leno noch O’Brien sind für ungeschriebene Anarchie berühmt. Es ist ihr Konkurrent David Letterman, der es schafft, bei Bedarf Sendezeit sogar unterhaltsam damit zu füllen, Melonen von Dächern zu werfen oder sich rasieren zu lassen. Ausgerechnet der hat das diesmal aber nicht nötig.

Variety berichtet, Letterman und der ihm abendlich folgende Craig Ferguson, dessen Produzent Letterman ist, kehrten am gleichen Tag wie Leno und O’Brien auf Sendung zurück – aber mit ihren Autoren!

Nachdem die Verhandlungen zwischen der Autorengewerkschaft WGA und der Produzentenvereinigung AMPTP über einen branchenweiten Tarifvertrag ergebnislos abgebrochen worden waren, hatte die WGA begonnen, mit einzelnen Produktionsfirmen über eigene Verträge zu verhandeln. Die Firma Worldwide Pants, deren Alleineigentümer Letterman ist und die wiederum Alleineigentümer der Late Show with David Letterman und der Late Late Show with Craig Ferguson ist, ist die erste, mit der eine Einigung erzielt wurde.

Produzent Letterman hatte seine streikenden Autoren von Beginn an unterstützt. Zugleich war er der erste der Late-Night-Stars, der klargestellt hatte, dass die anderen Mitarbeiter weiterhin bezahlt würden. Die jetzt erzielte Einigung entspricht laut Variety den Forderungen der Autorengewerkschaft, die die Verhandler der Produzentenvereinigung zuletzt als indiskutabel zurückgewiesen und die Verhandlungsbereitschaft der Autoren in Frage gestellt hatten.

Damit gibt Letterman nicht nur seinen Mitarbeitern ihre Jobs zurück und den Zuschauern neues, hochwertiges Programm, sondern auch der Autorengewerkschaft die Möglichkeit, öffentlich darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Forderungen ja so abwegig offenbar gar nicht zu sein scheinen. Worldwide-Pants-Präsident Rob Burnett ließ demonstrativ verlauten: „Ich empfand die Gewerkschaft als aufrichtig und unkompliziert.“

Vielleicht verhandeln die deutschen Lokführer ja ab Januar mit einzelnen Bahnhöfen.

Sturm im Wassertopf

„Das ist keine Programmierung, die man nach zehn Tagen wieder umschmeißt.“
Vox-Chefredakteur Kai Sturm vor zehn Tagen im DWDL-Interview über das neue Nachmittagsprogramm.

Nach zehn Tagen schmeißt Vox-Chefredakteur Kai Sturm das neue Nachmittagsprogramm um. Statt des Promi-Kochduells laufen dann um 15.00 Uhr wieder die Gilmore Girls.

Das Gewinndatum unseres Absetz-Wettspiels lautet also 9. November, ein Datum, an dem ja auch schon andere Dinge abgebrochen wurden. Sollte Vox nicht kurzfristig sogar noch früher aus der bisherigen Programmierung aussteigen, werden wir am Montag den Gewinner bekanntgeben. Alle Tipps, die ab jetzt eingehen, werden nicht mehr berücksichtigt.

Super, natürlich!

Die Wand muss inzwischen ziemlich verbeult sein. Sie wissen schon, diese Wand, an die ProSieben jedes Jahr ein halbes Dutzend Mysteryserien wirft, in der Hoffnung, dass eines Tages eine kleben bleibt. Die letzte, die kleben blieb, war vor dreizehn Jahren Akte X. Die letzte, die runterfiel, war vor zwei Monaten Jericho. Ironischerweise begegnen uns beide in der ersten Folge der neuen Mysteryserie Supernatural, die ProSieben heute an die Wand wirft.

Sam und Dean sind zwei Brüder auf Dämonenjagd, und schon in dieser Hinsicht ist Supernatural eine Art Collegeversion von Akte X. Ihr erster Fall führt sie ausgerechnet in die Kleinstadt Jericho, wo sie sich zunächst als FBI-Agenten ausgeben, und Dean nickt zwei Polizisten mit den Worten zu: „Agent Mulder, Agent Scully.“

Jared Padalecki spielt Sam, und Jensen Ackles spielt Dean, was etwas verwirrend ist, denn in Gilmore Girls hatte Jared Padalecki den Dean gespielt. Jensen Ackles war ein Jahr lang als Jason in Smallville zugegen, wo er bereits Erfahrungen mit Merkwürdigkeiten sammeln konnte. Solche gibt es hier auch, und die meisten führen zu irgendjemandes Tod. Die Serie ist stellenweise recht brutal und bedient Freunde des Horrorgenres ebenso wie Freunde des hölzernen Schauspiels. Zu viele Gedanken daran würde ich allerdings nicht verschwenden, denn ProSieben wäre nicht ProSieben, wenn sie tatsächlich alle angekündigten 22 Folgen der ersten Staffel zeigten. Die Wand wird nämlich allmählich auch morsch.

Supernatural, montags um 20.15 Uhr auf ProSieben.

Superquote

Eine Fernsehsendung benötigt heute nur noch halb so viele Zuschauer wie vor 15 Jahren, um als Erfolg zu gelten. Die Zahl der Sender nimmt stetig zu, die der Zuschauer nicht, und so verteilt sich die gleiche Menge Publikum auf immer Programme, was zur Folge hat, dass reihum die Quoten bröckeln und gigantische Zuschauerzahlen wie in 80er-Jahren für einzelne Sendungen heute eigentlich nicht mehr möglich sind. Das böse Internet und DVDs ziehen zusätzlich Zuschauer vom Fernsehen ab.

Da kommt die Nachricht aus den USA überraschend, wo der Super-Bowl-Sieg der New York Giants über die New England Patriots von 97,5 Millionen Menschen gesehen wurde. Noch nie hatte ein Super Bowl so viele Zuschauer, und überhaupt gab es in der Geschichte des amerikanischen Fernsehens nur eine einzige Sendung, die mehr Zuschauer hatte: 106 Millionen Menschen sahen 1983 das Finale von M.A.S.H.

Zusammengefasst: Quoten wie früher gibt’s heute nicht mehr. Es sei denn es kommt was Interessantes.

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