Sommer im Fernsehen: Wenigstens die Werbung ist neu

Nein, ich gehöre nicht zu denen, die im Sommer darüber klagen, dass so viele Wiederholungen laufen, während sie im Winter darüber klagen, in welche neuen Produktionen Gebührengelder gesteckt werden.
Fakt ist aber, dass der erste erwähnenswerte Neustart dieser Woche nicht von Werbeblöcken unterbrochen wird, sondern im Werbeblock stattfindet. Der BILDblog-Spot mit Anke Engelke und Christoph Maria Herbst ist große Comedy und hat morgen gegen 18.20 Uhr Premiere bei MTV. Und weil der „Stern“, der online vorab darüber berichtet, auch schon die Pointe verrät, bekommt er hier keinen Link.

Sonne, Schwan und Nudel

Ich habe das ARD-Morgenmagazin nur ohne Ton gesehen und weiß deshalb leider nicht, worüber die beiden lustigen Alten gesprochen haben. Aber die abgefahrene Kulisse und die heiteren Perücken deuten darauf hin, dass sie einen alten Loriot-Sketch nachgespielt haben.


„Bitte sagen Sie jetzt nichts, Gesine.“
Screenshot: Das Erste

South Park enthüllt: Die Wahrheit über Obama und McCain

Es ist eher nicht die lustigste South-Park-Folge, aber bestimmt die reaktionsschnellste: Nur einen Tag nach der Wahl zeigte Comedy Central gestern in den USA, wie sich die Wahl von Barack Obama zum amerikanischen Präsidenten auf das Leben der Bewohner von South Park, Colorado, auswirkt …

… präsentierte die wahre Sarah Palin und enthüllte die gewaltige Verschwörung hinter dem scheinbaren Wahlkampf der Kandidaten. Die komplette Folge „About last night…“ ist auch kostenlos online.

Sozialdrama, Baby, Sozialdrama!

Bei Sat.1 sickert jetzt den ganzen Mittwochabend das Leben ins Programm.

Das ist bemerkenswert, denn die Realitätskompetenz des Senders liegt bei null. Tagsüber laufen Schein-Übertragungen aus Gerichtssälen, am Vorabend Schein-Reportagen über Ermittler, abends Romantic Comedys — die Nachrichten zwischendurch guckt natürlich kein Schwein. Vermutlich muss man Ulrich Meyer als das journalistische Aushängeschild des Sender bezeichnen.

Aber im Gefolge von Formaten wie Peter Zwegats Raus aus den Schulden schwappt gerade eine große Non-Fiction-Welle durch das Privatfernsehen, und anders als bei fiktionalen Sendungen scheint die Zuschauer das soziale Elend nicht abzuschrecken, im Gegenteil. Und so kam es, dass man nun immer mittwochs einen ganzen Abend bei Sat.1 nicht nur mit echten Ermittlern, sondern auch echten Hartz-IV-Empfängern, echten kriminellen Jugendlichen und echtem Elend verbringen darf.

Vor der empörenden Sozialschmarotzer-Empör-Doku Gnadenlos gerecht, die schon ein paar Wochen auf Sendung ist, läuft seit gestern Geheime Helfer — der Lichtblick des Abends. Es ist die schon vor über einem Jahr vom Sender angekündigte deutsche Adaption des preisgekrönten und überaus erfolgreichen britischen Channel-4-Formates „Secret Millionaire“: Ein gut betuchter Unternehmer begibt sich für eine Woche an die Armutsgrenze und gibt sich selbst als mittellos aus, um Menschen und Einrichtungen kennenzulernen, die helfen. Hinterher enthüllt er seine wahre Identität und unterstützt die, die es seiner Meinung nach verdient haben, mit Geld bei ihrer Arbeit.

Das klingt arg zynisch, und das letzte Drittel der Sendung, wenn den Bedürftigen reihenweise das Wasser aus den Augen fällt vor so viel unerwarteten Wohltaten und die Kamera bei jeder Umarmung auf Super-Slow-Motion umschaltet, entspricht exakt dem Kitsch- und Klischee-Ende all dieser Wir-haben-den-armen-Leuten-freundlicherweise-ihr-Haus-renoviert-Shows. Aber bis es soweit ist, funktioniert das Konzept tatsächlich als Vehikel, um das Leben am Existenzminimum in die Prime-Time des kommerziellen deutschen Fernsehens zu bringen.

Das liegt vor allem an der Familie von Gelsenkirchener Hartz-IV-Empfängern, die der Wohltäter-in-spe in der ersten Folge trifft, die sich trotz (oder wegen) ihrer eigenen Sorge aufopfern, anderen zu helfen. Sie engagieren sich in verschiedenen Ehrenämtern und strahlen eine außerordentliche Herzenswärme aus. Es liegt aber auch an einer Produktion, die die Not dieser Menschen weder ausstellt noch beschönigt. „2,40 Euro für ein Stück Kuchen“, sagt die Mutter an einer Stelle nüchtern, „wer kann sich das leisten?!“

Die Sendung vermittelt auch ein Gefühl dafür, wie schwer es ist, seinen Stolz zu behalten, wenn man von ein paar Euro vom Staat lebt — und wie groß der Verteidigungsdruck gegen die andauernde Unterstellung, ein Schmarotzer zu sein. „Du brauchst nicht mit dem Kopf nach unten gehen, weil du arbeitslos bist“, sagt die Großmutter. „Wenn Du ein Ehrenamt hast und einer meckert, kannst Du sagen: Ich arbeite für mein Geld.“

Über eine Einrichtung, die der Kandidat kennen lernt, sagt der Sprecher aus dem Off: „Für zwei Euro Wochenbeitrag können Kinder und ihre Eltern hier ein warmes Essen bekommen. Es gehört zur sozialen Realität in Deutschland, dass sich manche selbst das nicht leisten können.“ Das sind bemerkenswerte Sätze für eine Sat.1-Show um 20.15 Uhr.

Aber das klappt nicht immer, dass das Leben wirklich ins Sat.1-Programm durchsickert. Die Reihe Die Jugendcops & Kommissariat 105 im Einsatz zwei Stunden nach den Geheimen Helfern nimmt sich zwar auch eine ganze Stunde Zeit, sich einem einzigen Problemjugendlichen zu widmen, der mit einer Horde Freunde zusammen einen ihm unbekannten, zufällig vorbeikommenden Mann aus einer reinen Laune heraus halb tot getreten hat.


Foto: Sat.1

Aber vielleicht hätte es schon geholfen, wenn die „Cops“ wenigstens einmal „Polizisten“ hätten heißen dürfen. Wenn der Erzähler nicht dauernd Quatschsätze gesagt hätte wie „Sie sind mit einem untrüglichen Gespür für sich anbahnende Straftaten ausgestattet“. Und wenn die coolen Bullen sich nicht auch noch als Musikband in Szene hätte setzen müssen. In keiner Sekunde fühlte sich das an wie das wahre Leben. Dies war bloß die Realität, in der Barbara Salesch Urteile fällt, Niedrig & Kuhnt ermitteln und Lenßen die Unschuldigen am Ende raushaut.

Sat.1 halt.

Spätes Oscar-Echo

Ich weiß, ich bin spät dran, aber tun wir einfach für einen Augenblick so, als sei das Fernsehlexikon eine Wochenzeitschrift, und schon haben wir einen Grund, auch heute noch brandaktuell über die Echo- und die Oscar-Verleihung zu reden.

Wahrscheinlich war es ein Fehler, beide Preisverleihungen hintereinander zu sehen (oder zu veranstalten), weil so die Qualitätsunterschiede noch deutlicher werden — aber auch schon die Unterschiede im Anspruch an die eigene Gala: Deutsche Preisverleihungen zeichnen sich normalerweise dadurch aus, dass sie sich selbst für ungeheuer wichtig halten, eine enorme Schwere durch den ganzen Abend schleppen und angestrengt bemüht sind, den Grad der ernsten Feierlichkeit bloß keinen Deut abfallen zu lassen. Amerikanische Preisverleihungen sind normalerweise humoristische Veranstaltungen, bei denen zwischendurch Auszeichnungen überreicht werden.

Insofern muss man Oliver Pocher zunächst ein Kompliment machen, dass er sich zumindest bemüht hat, Komik in die Echo-Verleihung zu bringen, und ihm das an vielen Stellen sogar gelungen ist. Retten konnte er den Abend leider auch nicht, der von langweiligen Laudatoren und verkorksten Interviews geprägt war. Depeche Mode musste im Gespräch mit Barbara Schöneberger nicht mehr als seine Anwesenheitspflicht erfüllen, und von Lionel Richie zu erwarten, dass er seine Tourtermine auswendig aufsagen kann, war lächerlich, auch wenn der Termin seines Berlin-Konzerts, der 20. April, für uns in Deutschland „ein ganz besonderer Tag“ ist, so Pocher.

Den peinlichsten Bock schoss die völlig unvorbereitete Barbara Schöneberger mit den bis dahin elfmaligen Echo-Preisträgern Kastelruther Spatzen, als sie sich an einem Witz über das eine von zwölf Jahren versuchte, in dem die Spatzen keinen Preis auf der Echo-Bühne entgegennehmen konnten.

Barbara Schöneberger: Ich weiß ja ganz sicher, dass Ihr auch mal in einem Jahr keinen Echo gewonnen habt. Erinnert ihr Euch noch an dieses schwarze Jahr? Ist das wahr, gab’s auch mal ein Jahr, wo’s nicht geklappt hat? Und was war das los?

Kastelruther Spatz: Ja, das liegt jetzt zehn Jahre zurück schon. Wir haben ihn da schon bekommen, da war damals leider auf schreckliche Art und Weise unser Manager, der Karl-Heinz Groß, ermordet worden, und, ja, da hat jemand anders von uns den Echo abgeholt.

Barbara Schöneberger: Okay, aber ihr habt ihn gewonnen in dem Jahr.

Immerhin eine große Überraschung gab es am Echo-Abend: Der Sänger der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, Klaus Eberhartinger, ist jetzt offenbar bei Depeche Mode:

Leider konnte man schon einen Abend später feststellen, wie die Echos sogar gegen eine der langweiligeren Oscar-Verleihungen der vergangen Jahre abstank. Moderator Hugh Jackman war zwar harmlos, aber stellenweise recht lustig, sang nur etwas zu oft. Höhepunkt sowohl aus humoristischer als auch emotionaler Sicht war die Vergabe des Preises für das beste Drehbuch durch die Laudatoren Steve Martin und Tina Fey an Dustin Lance Black für den tollen Film Milk. Zuerst machten sich Martin und Fey mit einigen erfunden Begriffen über Scientology lustig.

Steve Martin: Guten Abend, ich bin Steve Martin.

Tina Fey: Und ich bin Tina Fey.

Martin: Und ich bin Steve Martin.

Fey: Es hieß einst: Schreiben heißt ewig leben.

Martin: Der Mann, der das geschrieben hat, ist tot.

Fey: Aber wir alle wissen, wie wichtig Schreiben ist. Jeder große Film beginnt mit einem großen Drehbuch.

Martin: Oder einer sehr guten Idee fürs Filmplakat. Aber in der Regel mit einem Drehbuch.

Fey: Und jeder Autor beginnt mit einer leeren Seite.

Martin: Und jede leere Seite war einst ein Baum.

Fey: Und jeder Baum war einst ein kleiner Samen.

Martin: Und jeder kleine Samen auf der Erde wurde vom außerirdischen König Rondelay hierher gebracht, um unsere Titrate zu fördern und unseren positiven Transfer anzutreiben.

Fey: Ach Steve, niemand will etwas über unsere Religion hören, die wir erfunden haben.

Spannungsstufe Falb

Allmählich scheinen dem deutschen Fernsehen die US-Serien auszugehen. Deshalb gräbt Sat.1 jetzt als Deutschlandpremiere einen Terrorthriller aus, der schon vor fünf Jahren gefloppt ist.

Threat Matrix – Alarmstufe Rot ist wieder so eine extrem amerikanische Serie im Stil von The Unit – Eine Frage der Ehre oder E-Ring – Military Minds und zum Teil auch in der Art, aber nicht in der Qualität von 24. Im Grunde geht es auch hier wieder darum, dass arabisch sprechende Terroristen die Welt (sprich: die USA) zerstören wollen und eine Gruppe mutiger Spezialkräfte die Welt (sprich: Amerika) retten muss. Doch so spezial diese Kräfte auch sein mögen, sie werden immer wieder davon überrascht, dass die Vereinigten Staaten nicht von einer Horde planloser Dreijähriger angegriffen werden, sondern von ausgebildeten Terrorkämpfern. Zumindest fallen Sätze wie „Wir haben es mit Profis zu tun“ in den ersten beiden Folgen auffallend häufig. Auch sonst ist die Serie sehr klischeehaft, wird aber in den letzten Minuten doch sehr spannend, wie es immer sehr spannend wird, wenn eine Bombe in letzter Sekunde entschärft oder ein Terrorist im letzten Augenblick überwältigt werden muss. Da ist es fast schon verschossen, dass diese Szenen immer nur wenige Minuten dauern. Daraus hätte man mehr machen können, und dann wäre die Serie vielleicht nicht schon nach 14 Folgen abgesetzt worden.


Foto: Sat.1

Ein nachträglicher Vorteil für die Serie von 2003 mag sein, dass nach all den Jahren die beiden Hauptdarsteller bei uns einigermaßen bekannt sind. James Denton kennen wir, oder zumindest Frauen, als Mike Delfino in Desperate Housewives, und Kelly Rutherford kennen wir, oder zumindest unerschütterliche Sat.1-Zuschauer, als Sonny Liston aus E-Ring – Military Minds. Beide Serien entstanden nach dem Threat-Matrix-Flop, wurden in Deutschland aber vorher gezeigt.

Threat Matrix – Alarmstufe Rot, donnerstags um 22.15 Uhr in Sat.1.

Spiel’s noch einmal

Um noch mal auf Familie Dr. Kleist zurückzukommen: Jetzt ist die Gattin also tot, und der Doktor wagt den Neuanfang in einer anderen Stadt. Nun, wenigstens ist die Ausgangskonstellation eine, die es noch nie gegeben hat.

Ähm… halt, vielleicht doch:
 

  1. Nach dem Tod ihres Mannes zieht Doris Martin mit ihren beiden Söhnen auf die Ranch ihres Vaters (Doris Day in…, ARD, 1970).
  2. Nach dem Tod seines Vaters zieht Karl Siebrecht aus einem kleinen Dorf in der Uckermark nach Berlin (Ein Mann will nach oben, ZDF, 1978).
  3. Nach dem Tod ihres Mannes zieht Ivy Unsworth in einen kleinen Ort (Bei uns liegen Sie richtig, ARD, 1983).
  4. Nach dem Tod seiner Frau zieht Professor Larry Fischer mit den Kindern nach Neuseeland (Kiwi – Abenteuer in Neuseeland; ZDF, Pro Sieben, 1983).
  5. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Wissenschaftler Dr. Michael Larson mit seinen Kindern nach Australien (Das Geheimnis der Delphine, Pro Sieben, 1990).
  6. Nach dem Tod seiner Frau zieht Witwer Tom vom Land nach London (Immer Ärger mit Tom, ARD, 1985).
  7. Nach dem Tod ihres Vaters zieht die Anwältin Cornelia Bürger von Berlin in einen kleinen Ort in Brandenburg (Kanzlei Bürger, ARD, 1993).
  8. Nach dem Tod seiner Mutter zieht der Bayer Valentin Gruber auf das geerbte Anwesen auf Rügen (Ein Bayer auf Rügen, Sat.1, 1993).
  9. Nach dem Tod ihrer Tochter zieht Dr. Julia Laubach in eine Kleinstadt (Julia – Eine ungewöhnliche Frau, ARD, 1999).
  10. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Düsseldorfer Zahnarzt Dr. Achim Hagenau mit seinen sechs erwachsenen Kindern auf einen Bauernhof im Schwarzwald (Unser Pappa, ARD, 2002).
  11. Nach dem Tod seines Vaters zieht Phillip Block wieder in seinem Elternhaus ein (Mama und ich, Sat.1, 2003).
  12. Nach dem Tod seines Vaters zieht Nate Fisher zurück nach Los Angeles (Six Feet Under – Gestorben wird immer, Vox, 2004).
  13. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Arzt Dr. Andrew Brown in die Provinz (Everwood, Vox, 2005).
  14. Nach dem Tod der Eltern ziehen die Kinder Bradin, Nikki und Derrick zu ihrer Tante nach Kalifornien (Summerland Beach, Pro Sieben, 2006).
  15. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Ranger Stefan Leitner von Kanada nach Küblach und wird Förster (Forsthaus Falkenau, ZDF, 2006).

Star der Show: Lebe deine Woche!

Zwei neue Shows begannen heute um 21.15 Uhr zeitgleich im deutschen Privatfernsehen: Die Show der Woche, ein Wochenrückblick bei RTL, und Lebe deinen Star!, eine Doppelgänger-Meisterschaft in Sat.1.
Ein Hin- und Herschalt-Protokoll.

21.13 Uhr: Gleich geht’s los. Die RTL-Show mit Oliver Geissen mag ich jetzt schon lieber, denn sie ist nach 75 Minuten vorbei. Im Ernst, Sat.1, drei Stunden???

21.15 Uhr, Sat.1: Die Ankündigung im Vorspann der Double-Show verspricht u.a. Amy Winehouse und Tina Turner auf einer Bühne. Geht’s wirklich um Doppelgänger oder darum, wer die meisten Vögel in seiner Frisur verstecken kann?

21.16 Uhr, Sat.1: Hella von Sinnen hat ordentlich abgenommen. Oder wer ist die blonde Frau, die neben Hugo Egon Balder moderiert? Ach so, Mirjam Weichselbraun. Von mir aus.

21.17 Uhr, RTL: Geissen zeigt lustige Pannenvideos. Ein Hochspringer scheitert. Hahahahahaha! Vielleicht ist das bei RTL die Double-Show, und nicht die in Sat.1. Sieht zumindest bis jetzt wie die Kopie von tausend anderen Shows aus.

21.20 Uhr, Sat.1: Verona Pooth. Die echte. Und der echte Sohn von Art Garfunkel, der spricht, als ernähre er sich ausschließlich von Helium. Dann ein Film über ABBA. Balder doubelt seine eigenen Hit-Giganten.

21.22 Uhr, RTL: Thema ist der Gewichtheber Matthias Steiner und sein bewegender Olympiasieg. Ach so, die Show der Woche ist gar kein Rückblick auf die aktuelle Woche, sondern auf irgendeine.

21.24 Uhr, RTL: Matthias Steiner kommt zum persönlichen Talk. Ich verstehe: Jauchs Jahresrückblick kommt jetzt wöchentlich mit Geissen. Vielleicht muss Jauch dann am Jahresende nur noch das Beste aus der Geissen-Show zeigen.

21.25 Uhr, Sat.1: ABBA-Doppelgänger treten auf. Ah, die Show ist also ein Double der Rudi Carrell Show.


Es gibt leider überhaupt keine schönen, interessanten, aufregenden, aussagekräftigen oder unterhaltsamen Bilder aus einer der beiden Shows. Sehen Sie stattdessen Wassertiere. Tiere gehen ja immer.

21.27 Uhr, RTL: Niedlichkeitsoffensive. Ein Kind stellt Passanten Fragen aus dem Einbürgerungstest. Schnell weg.

21.28 Uhr, Sat.1: Mirjam Weichselbraun zu einem ABBA-B: „Du hast ja mehr Haare auf der Brust als Hugo auf dem Kopf.“ Schnell zurück zu dem niedlichen Kind.

21.29 Uhr, RTL: Zu spät. Jetzt geht’s schon um zwei Leute, die eine Woche in einem leeren Raum verbringen und sich ausschließlich kostenlos übers Internet ernähren müssen. Man kann der Show nicht vorwerfen, sie würde jedes Thema zu lange zerreden.

21.32 Uhr, Sat.1: Der Vorspann von Der Prinz von Bel-Air läuft. Cool! Ich bleibe dran.

21.32 Uhr, Sat.1: Pech, es ist wieder nur so ein Einführungsfilm für ein Will-Smith-Double. Aber erst Werbung.

21.34 Uhr, RTL: Zwei Menschen in einem leeren Zimmer sitzen vor einem Computer, öden sich an und sind gereizt. Laaangweilig!

21.37 Uhr, Vox: Werbung für die Kocharena. Aber das ist heute nicht das Thema.

21.38 Uhr, RTL: Matthias Steiner sitzt noch zum Talk da. Sehr sympathischer Mann. Dann Klatsch und Tratsch der Woche in einem auf lustig gemachten Einspielfilm. Und Pol Pot Paul Potts bei The Dome.

21.40 Uhr, Sat.1: Es geht weiter. Der falsche Will Smith erinnert tatsächlich ein bisschen an Will Smith. Vielleicht habe ich mir vorhin nur eingebildet, dass ABBA nicht die geringste Ähnlichkeit mit ABBA hatte. Dann singt der falsche Will Smith und klingt nicht im Geringsten wie Will Smith. Da klang Falsch-ABBA dem Original schon ähnlicher. Aber für mich hören sich auch alle Weißen gleich an.

21.43 Uhr, RTL: Kaya Yanar erzählt Witze. Sind auch nicht unbedingt aus der aktuellen Woche, aber deutlich frischer als die von Mario Barth, der sonst so oft auf diesem Sendeplatz zu sehen ist.

21.46 Uhr, Sat.1: Jeanette Biedermann ist auch da. Die echte. Sie sitzt auf der Couch, um mit Balder alles zu zerreden. Hat die gleiche Stimmlage wie James Garfunkel. Als beide miteinander sprechen, hört man keinen Unterschied.

21.47 Uhr, RTL: Ist RTL jetzt werbefrei? Lustig, wenn man sich über übel platzierte Werbeblöcke mitten in Spielhandlung beschwert, heißt es immer, man sei gesetzlich sehr eingeschränkt in der zeitlichen Platzierung der Werbung. In so einer Freitagabendshow kann man den Block aber wohl erst bequem nach 33 Minuten senden, oder wann immer man Bock hat.

21.48 Uhr, RTL: Nämlich jetzt.

21.50 Uhr, Sat.1: Das Udo-Lindenberg-Double sieht aus wie Udo Lindenberg, aber das ist ja nicht schwer. Er klingt auch wie Udo Lindenberg. Aber das ist ja auch nicht schwer. In der Imitatorenschule ist Udo normalerweise Lektion 1, zum Warmwerden.

21.55 Uhr, Sat.1: Verona Pooth: „Überlegt mal, ihr sucht ein Double für mich! Was macht ihr denn dann? … Warum lacht ihr denn jetzt alle?“ Dann Werbung.

21.57 Uhr, RTL: „Gimmick der Woche“: Kaya und Oli testen zwei Massagestühle eines amerikanischen Shoppingsenders. Ich bekomme nur noch den Rest mit. Man muss wohl dabei gewesen sein.

21.59 Uhr, RTL: Die Kinocharts der Woche. Clips aus den erfolgreichsten Filmen. Ja… Ein bisschen wie Fernsehen der 80er mit Sabine Sauer. Wirkt komisch, aber warum nicht?

22.00 Uhr, RTL: Pierce Brosnan singt „Mamma Mia“ auf Platz 3. Darum nicht!

22.02 Uhr, RTL: Geissen, Yanar und Steiner sitzen auf einer Couchecke und reden über die gerade gesehenen Clips. Irgendwo habe ich auch dieses Konzept schon mal gesehen.

22.03 Uhr, RTL: Fantastisches Jubiläum: 50 Jahre Radarfalle! Diese Fernsehleute berichten über dieselben weltbewegenden Themen wie die Morningshows im Radio.

22.04 Uhr, RTL: Versteckte Kamera: Eine eigens installierte Radarfalle blitzt Radfahrer und Fußgänger, die von einem „Polizisten“ gestellt werden. Nette Idee. Ich habe mich schon immer gefragt, ob man mit seinem Fahrrad eigentlich legal durch eine Spielstraße fahren darf.

22.08 Uhr, RTL: Überraschendes Ende des Einspielfilms: Der falsche Polizist wird von zwei echten Zivilpolizisten gestellt und aufgefordert, seinen Schabernack zu beenden. Das ist tatsächlich mal sehr lustig, wenn auch nicht so geplant. Aber schön, dass es gezeigt wird.

22.10 Uhr, RTL: Nach dem Kino nun die Top 5 der Musikcharts. Konsequent. Ich stelle fest, dass ich seit etwa einer Viertelstunde kein Bedürfnis hatte, mal nachzuschauen, ob in Sat.1 die Werbepause schon vorbei ist.

22.11 Uhr, Sat.1: Ist sie. Schade.

22.12 Uhr, RTL: Thomas Godoj singt ein neues deutsches Lied. Nicht halb so live wie die Sat.1-Doppelgänger, aber auch noch nicht halb so ausgelutscht wie deren Lieder und Stars.

22.13 Uhr, Sat.1: Jon Bon Jovi. Eben. Oder wie Frau Weichselbraun sagt: Tschon äh Bon äh Tschovi. Ich mag Bon Jovi ja, aber dann doch lieber ein Original als ein Double, selbst wenn das Original Thomas Godoj ist. Der wird übrigens Vater, erfahre ich. Sagenhaft. Werbung.

22.18 Uhr, Sat.1: Mit der richtigen Frisur und einer Sonnenbrille sieht vermutlich jeder aus wie Tschon äh Bon äh Tschovi. Sonnenbrillen verdecken das Gesicht ja ganz praktisch.

22.22 Uhr, Sat.1: Filmchen über Justin Timberlake. Verzeihung: Tschustin äh Timberlake. James Garfunkel quietscht seine Meinung zu Justin Timberlake, aber leider können seine Stimmfrequenz nur Hunde hören. Und kann Mirtscham Weichselbraun mal jemand beibringen, wie man ein weiches englisches J spricht?

22.26 Uhr, RTL: Die Kandidaten in dem leeren Raum sind immer noch nicht verhungert, aber weiterhin langweilig.

22.29 Uhr, RTL: Die Show der Woche ist vorbei. Aus aktuellem Anlass schalte ich auch Lebe deinen Star! aus, da ist eh gerade Werbung. Im Vergleich wirkte Die Show der Woche zumindest im letzten Drittel recht unterhaltsam, aber wer weiß, wenn ich die Show von Anfang an ohne Wegschalten gesehen hätte, ob ich überhaupt so lange drangeblieben wäre.

Stark(e)s Programm

Man könnte mit dem Vergleich mit Dr. House beginnen, doch das würde dem Anwaltskrimi Shark nicht gerecht. In gewissen Punkten erinnert dieser Sebastian Stark, Spitzname „Shark“, zwar an Gregory House, doch die Unterschiede überwiegen. Stark ist ein ganz anderes Arschloch. Er ist ein Arschloch aus freien Stücken, ohne Schmerzen. Er ist ein Arschloch, weil es ihn beruflich weiterbringt. House ist das Arschloch aus Schmerz, dessen Art ihm im Arztberuf eher hinderlich ist. Und jetzt ist das böse Wort Arschloch aber auch oft genug gefallen.

James Woods ist Sebastian Stark. Stark ist Anwalt. Als Strafverteidiger der bösesten Buben machte ihn seine kompromisslose Art berühmt. Noch mehr aber wurde er durch seine Bilanz berühmt: Stark verliert nicht. Er paukt alle raus. Wäre es nicht toll, so ein Typ würde für die gute Seite arbeiten? Eben. Und da beginnt die Serie: Sebastian Stark wechselt die Seiten, arbeitet fortan für die Staatsanwaltschaft, behält aber seine bisherige Arbeitsweise bei. Das ist für die gute Seite natürlich manchmal problematisch, weil diese Arbeitsweise nicht zwingend mit dem Gesetz in Einklang zu bringen ist.

Hier gibt es wieder eine Gemeinsamkeit mit Dr. House: Beide kommen mit fragwürdigen Methoden zum gewünschten Ziel, und schon ist ihre Arroganz vergessen. Doch es gibt auch eine Gemeinsamkeit mit Edgar Selge im Polizeiruf 110: James Woods als Star der Serie ist so stark, dass nicht einmal Michaela May an seiner Seite stören würde. Stark hat zwar eine ganze Gruppe Lakaien um sich herum, die für ihn die Laufarbeit machen, und die Autoren machen sich sogar die Mühe, deren Charaktere zaghaft zu erforschen, doch es ist nicht zu übersehen: Shark ist eine One-Man-Show. Das Ensemble ist völlig egal. Nach Ansicht der ersten zehn Folgen kann ich aus dem Stand noch immer keinen einzigen Namen eines Teammitglieds nennen. Nur den der Tochter: Julie.

Jawohl, denn Shark hat tatsächlich noch eine zweite Facette: Unter den schnellen Krimi mischt sich eine Familienserie: Denn Teenie Julie entscheidet sich unerwartet, ihre Mutter zu verlassen und bei ihrem geschiedenen Vater einzuziehen, und mit dieser ungewohnten Vaterrolle kann der harte Macho mit den wechselnden Freundinnen überhaupt nicht umgehen. Das heißt nicht, dass er nicht bereit ist zu lernen…

Das Fazit ist trotzdem: Wer Dr. House mag, müsste auch Shark mögen. Und in die erfolgreichen Vox-Krimis reiht sich die neue Serie ohnehin prima ein, denn sie ist im Wesentlichen das, was die meisten Vox-Serien sind: Ein unauffälliger Sensationserfolg. Vox zeigt selten Serien, um die es einen großen Hype gab. Vox-Serien sind zurückhaltend, aber erfolgreich. Vox hat keine Desperate Housewives, Vox hat Criminal Intent, und trotzdem genauso gute Quoten. Das viel gepriesene 24 lief zeitgleich woanders, aber mehr Zuschauer sahen Boston Legal auf Vox. Und die als Kultserie gehandelte Dauerverwirrung in Lost unterlag Woche für Woche dem stringenten und konstanten CSI: NY.

Die Fernsehsaison 2006/2007 brachte in den USA einen neuen Fanfavoriten hervor, um den der Hype enorm war. Die Serie zierte die Cover fast aller relevanten Zeitschriften, die Hauptdarsteller wurden in den populärsten Talkshows gefeiert, ein Merchandising-Imperium aufgebaut, und um Platz für alle mit der Serie verbundenen Diskussionen und Theorien zu haben, musste das Internet vermutlich anbauen. Diese Serie war Heroes. Der nach Zuschauerzahlen erfolgreichste Neustart der Saison war Shark.

Shark, montags um 21.05 Uhr bei Vox.

Stehaufquizchen

Vor knapp acht Jahren, etwa ein Jahr nach dem Start von Wer wird Millionär?, war der Sensationserfolg von Günther Jauchs RTL-Quiz Titelthema vieler Zeitschriften. Kaum eine Publikation kam am Thema vorbei, und keine hatte Negatives zu berichten. Zwölf Millionen Menschen sahen damals zu.

Seit knapp einem Jahr hat die Berichterstattung über Wer wird Millionär? vor allem in zwei viel gelesenen Online-Mediendiensten eine entgegengesetzte Einseitigkeit angenommen. Immer wieder wurde thematisiert, dass Jauchs Marktanteile in der Zielgruppe hinter die der Vox-Serie CSI: NY oder der Sat.1-Montagsfilme oder gar beider zurückgefallen seien. Neue Negativrekorde, zuletzt vor einer Woche, schienen immer eine eigene Schlagzeile wert.

Gute Quoten sind kaum noch Thema, womöglich weil sie noch immer als Normalfall angesehen werden. Insgesamt entsteht durch diese Art der Berichterstattung aber das Bild einer dahinsiechenden Show kurz vor dem Exitus, das weit von der Wahrheit entfernt ist (ebenso wie die ständig neuen Negativrekorde von Wetten, dass…? die Show noch auf viele Jahre nach Zahlen nicht zu einem Misserfolg machen werden).

Deshalb, und nur deshalb, damit das Bild zurechtgerückt wird, sei an dieser Stelle kurz darauf hingewiesen, dass Wer wird Millionär? sowohl am Freitag als auch gestern nicht nur beim Gesamtpublikum, sondern auch in der Zielgruppe mit Marktanteilen jeweils um 20 Prozent mit deutlichem Abstand Marktführer um 20.15 Uhr war und die Show mit sechs bis acht Millionen Zuschauern auch nach fast neun Jahren noch immer eine der erfolgreichsten im deutschen Fernsehen ist.

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