Sechs Wochen auf Bewährung

War es Zufall, dass nach Uli Hoeneß‘ Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung die Zahl der Selbstanzeigen wegen Steuererziehung in Deutschland deutlich zunahm? Sicher nicht. Dann ist es bestimmt auch kein Zufall, dass seit Uli Hoeneß‘ Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe die Anzahl der Gefängnisserien im deutschen Fernsehen deutlich zunimmt. Erst vergangene Woche begann Sky Atlantic mit der deutschen Erstausstrahlung der 17 Jahre alten US-Serie Oz – Hölle hinter Gittern, heute startet bei RTL die neue Serie Der Knastarzt (21.15 Uhr, geplant sind zunächst sechs Folgen). Vielleicht ist die Ansiedlung einer RTL-Serie im Gefängnis aber auch nur die logische Konsequenz daraus, dass die RTL-Macher für viele ihrer letzten Serienversuche eigentlich eingebuchtet gehört hätten.


Der Doktor und sein Schließer. Foto: RTL

Die Handlung von Der Knastarzt erklärt man am besten so: Haben Sie die Folge von Dr. House zu Beginn der achten Staffel gesehen, als House im Knast einsitzt, aber auch dort einen Patienten heilt? So. Hier geht es so ähnlich: Ein junger neureicher Arzt, gespielt von Bernhard Piesk, muss wegen Mordes ins Gefängnis, obwohl er doch nur eine alte Frau von ihrem Leiden erlöst hatte. Im Knast macht ihn die Anstaltsleiterin zum inhaftierten Gefängnisarzt, weil sie kein Geld hat, um einen angestellten Gefängnisarzt zu beschäftigen. Und so muss sich der neue Knastarzt durch ein paar mysteriöse Krankheitsverläufe housen, bis er am Ende eine Lösung findet.

Die Serie beginnt als leichtes Drama und hebt sich schon damit deutlich vom letzten Serienversuch Schmidt – Chaos auf Rezept ab, der als seichte Comedy begann und nur eine Woche später endete. Schon in der zweiten Folge bleibt Der Knastarzt gar nicht so leicht und zeigt auch die düsteren Seiten des Gefängnisalltags. Meine Zuchthauserfahrung reicht nicht aus, um beurteilen zu können, wie realistisch die Darstellung ist, aber meine medizinische Erfahrung reicht ja auch nicht aus, um den Arztserienanteil professionell zu beurteilen, also was soll’s. Natürlich bedient sich die Serie auch der üblichen Klischees, aber immerhin bemüht sie sich nicht gleichzeitig um jeden Preis, mit schnellen Schnitten und anderen „innovativen“ Stilmitteln aus dem Rahmen zu fallen, wie es zuletzt zu oft der Fall war. Die konventionelle, vergleichsweise ruhige Erzählweise macht den Knastarzt heutzutage beinahe schon wieder unkonventionell.

Bernhard Piesk misslingt es zwar, seiner Figur irgendetwas zu verleihen, das mir als Zuschauer ihm gegenüber eine Gefühlsregung abringen würde (vielleicht ist das der Grund, warum der eindeutige Hauptdarsteller im Vorspann erst an vierter Stelle auftaucht), aber dafür ist Michael Starkl als hinterhältiger Schließer auf einem guten Weg, einer der viel gehassten Fernsehfieslinge zu werden. Die Figur darf nur nicht im weiteren Verlauf ins Fanlager des Knastarztes überlaufen. Wenn nicht, tu ich es nämlich vielleicht.

Sehr unartig

Ex-Spice-Girl Geri Halliwell ist wieder solo, steht in „Bild“. Da steht auch, sie habe von Männern die Nase voll. Aufregend.

Woher ich das weiß? Jedenfalls nicht aus „Bild“. Diese Information bezog ich aus der Presseschau in der Sendung arte Kultur. Ich wiederhole: arte Kultur. Bei arte.

Sieht aus, als greift arte eine völlig neue Zielgruppe von Zuschauern an, die sich für ihre Themen nicht interessieren.

Sehr witzig

Conan O’Brien hat wieder einen Job.

Anfang des Jahres hatten wir mehrfach darüber berichtet, dass US-Late-Night-Star Conan O’Brien seinen langjährigen Arbeitgeber NBC verlassen hat, weil der O’Briens Show um eine halbe Stunde auf 0.05 Uhr verschieben wollte. O’Brien begründete seine Kündigung damals u.a. damit, dass ein Weitermachen nicht fair gegenüber Jimmy Fallon gewesen wäre, dessen anschließende Show durch die Verschiebung ebenfalls tiefer ins Nachtprogramm gewandert wäre.

NBC gab Jay Leno seinen langjährigen Sendeplatz um 23.35 Uhr zurück, und im Internet formierte sich eine empörte Conan-Gefolgschaft, die in den Hintergrund drängte, was der Grund dafür war, dass NBC Conan O’Brien verdrängen wollte: Die Einschaltquoten von Conans Tonight Show waren nur noch gut halb so hoch wie unter seinem Vorgänger Leno. Und seit Leno vor sechs Wochen zurückkehrte, hben sich die Zahlen wieder verdoppelt.

Dennoch galt Conan O’Brien weiterhin als eines der ganz großen Late-Night-Talente und ausgerechnet der Marktführer Fox als wahrscheinlicher neuer Arbeitgeber. Der hatte bisher keine eigene Late-Night-Show, allerdings im Spätprogramm großen Erfolg mit Wiederholungen der Simpsons und anderer Sitcoms, die natürlich wesentlich billiger sind als eine Eigenproduktion mit Starmoderator und Band.

Heute die Überraschung: Conan O’Brien moderiert ab November seine Late-Night-Show beim US-Kabelsender TBS, einen vergleichsweise kleinen Kanal, der fast ausschließlich Wiederholungen von Sitcoms zeigt, die vorher bei anderen Sendern liefen. Slogan: „Very funny“. Montags bis donnerstags um 23.00 Uhr soll die Show laufen. Das ist einerseits ein großer Coup für TBS, andererseits ein Eingeständnis, dass Conan O’Brien für einen größeren Sender nicht mehr interessant ist — keines der übrigen großen Networks CBS, ABC und Fox war bereit, sich auf die Programmänderungen einzulassen, die für eine Conan-Show erforderlich gewesen wären. TBS schon.

Das Interessante ist nämlich: TBS hat schon eine eigene Late-Night-Show: Lopez Tonight mit George Lopez läuft bisher auf dem Sendeplatz. Ab November wird Lopez um eine Stunde auf Mitternacht verschoben.

Sehr, sehr viele Köche

Herrje, heute kommt ja schon wieder Deutschland ist schön, die neue Sat.1-Sketchcomedy mit mehr als 20 prominenten Komikern. Nun denn, das gibt mir wenigstens die Gelegenheit, mal für eine halbe Stunde das Haus zu verlassen und das im Titel als so schön beschriebene Land zu genießen.

Selbst ist der Leser: Fernsehpreis live!

Guten Abend meine Damen und Herren. Dieser Text kommt live aus der Lobby eines Hotels. Dort gibt es nämlich Internet. Leider kein Fernsehen. Das unterscheidet die Lobby von meinem Zimmer. Da gibt es Fernsehen, aber leider kein Internet. Willkommen im Jahr 2009!

Die geplante Live-Bloggung zum Deutschen Fernsehpreis muss deshalb leider ausfallen, was aber niemanden daran hindern muss, unten Nettig- und Gehässigkeiten abzusenfen.

Gute Unterhaltung, und mögen die Besseren gewi… — Halt, die sind ja in vielen Fällen gar nicht nominiert.

Selten so gelacht

Sagt der Sat.1-Geschäftsführer Matthias Alberti zum „Spiegel“:

Wir zerstören die Loyalität der Zuschauer, wenn wir immer schon nach ein paar Folgen die Reißleine ziehen.

Eine Riesenpointe, die den Sat.1-Funfreitag womöglich im Alleingang gerettet hätte.

Selten so gelacht (2)

Eine nicht näher genannte ProSieben-Sprecherin bezeichnete die ursprünglich geplante Absetzung der Serie Jericho in den USA als „unerklärlich“, schreibt DWDL.

ProSieben nennt eine Absetzung „unerklärlich“.

Das ist die beste Pointe seit dieser vom Schwestersender.

send-ungUm BENANNT

Der Pokal hat seine eigenen Gesetze und das ZDF seine eigene Rechtschreibung. Deshalb heißt das neue ZDF-Wochenjournal mit Kay-Sölve Richter nach hauseigener Schreibung  ZDFwochen-journal. Bisher buchstabierte man es Top 7.

Serientäter

Am Set der Fernsehserie Rom hat es gebrannt.

Ob Nero ein Alibi hat?

Serientäter

Auch beim sonntäglichen Tatort ist eine Kontinuität zu erkennen. Gut, die Kommissare sind jede Woche andere, aber wenigstens sind die Mörder und Verdächtigen jede Woche dieselben!

Johannes  Johann von Bülow, der am vergangenen Sonntag im Kölner Tatort einen Unternehmensberater umgebracht hat, spielt heute im Konstanzer Tatort den Gatten des Opfers. Hach, ich bin so gespannt, ob er’s wieder war! Und ob die Bodensee-Polizei kompetent genug ist, um durch eine bundesländerübergreiufende Zusammenarbeit herauszufinden, dass der Typ in Nordrhein-Westfalen Dreck am Stecken hat.

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