Sat.1 hat einen frühen Vogel

Der Prestigesendeplatz am Samstagmorgen gegen 4.00 Uhr ist in Sat.1 bekannt für seine hochwertigen US-Produktionen. Seit Jahren läuft zu dieser publikumswirksamen Zeit die grandiose, lustige, warmherzige Serie Ed, und ab morgen kommt eine weitere dazu. Kennen Sie noch Will & Grace, die Comedyserie um den homosexuellen Anwalt Will, seine heterosexuelle beste Freundin, die Innenarchitektin Grace, und deren beste Freunde, die überdrehten Jack und Karen? Lief vor ein paar Jahren mal mittags bei ProSieben und war in den ersten Jahren eine wirklich gelungene Sitcom. In späteren Jahren wurde sie leider sehr albern und setzte fast nur noch auf prominente Gaststars statt auf interessante Geschichten und lustige Gags. Trotzdem gehörte sie bis zuletzt (2006) zu den erfolgreichsten Sitcoms, die damals in den USA im Programm waren und gilt immer noch zusammen mit Friends, Frasier, Alle lieben Raymond, King Of Queens und Two And A Half Men als einer der letzten klassischen Sitcom-Erfolge.


Foto: Sat.1

Nun, endlich erlebt die letzte noch verbliebene Staffel dieser Serie ihre deutsche Erstausstrahlung. Und welcher Sendeplatz wäre dafür angemessener als samstags morgens um halb fünf in Sat.1? Genau dann und dort kommt Will & Grace ab morgen. In Doppelfolgen. Direkt nach Ed. Es werden also all die Menschen doch noch etwas zu lachen bekommen, die gerade zu dieser Zeit vor dem Fernseher wach werden, nachdem sie Stunden vorher beim lahmen Fun-Freitag eingeschlafen waren.

Sat.1 ist blöd

Das ist nicht mal patzig gemeint. Wer so agiert, wie Sat.1 in Sachen Harald Schmidt Show, kann nur blöd sein. Der Sender stellt die Sendung ein, sie läuft Anfang Mai zum letzten Mal.

Harald Schmidt war schon in der ARD bis 2011 kein Quotenerfolg, erst recht nicht beim vom Privatfernsehen umworbenen jungen Publikum. Gut, die alte Harald Schmidt Show in Sat.1 war in zwei von acht Jahren ganz gut gelaufen, aber wollte man ernsthaft diese Zahlen als Richtwert nehmen? Zahlen aus einer Zeit, als die großen Erfolge von Sat.1 Der Bulle von Tölz und das alphateam waren? Sat.1 musste wissen, dass es sich mit dem Rückkehrer Schmidt keinen Heils- und Quotenbringer an Land zieht. Der Sender kann unmöglich so blauäugig gewesen sein, zu glauben, die neue Harald Schmidt Show werde von Beginn an ein Erfolg, nur weil sie jetzt wieder bei einem anderen Sender zu sehen ist. Es kann bei der Verpflichtung von Harald Schmidt doch eigentlich nur ums Image gegangen sein.

Und deshalb ist Sat.1 blöd, wenn sie nach nicht einmal einem Jahr schon wieder den Stecker ziehen. Und wenn sie ernsthaft geglaubt hatten, Schmidt würde ihren Marktanteil steigern, dann sind sie auch blöd. So oder so: Sie sind also blöd.

Die einzige verbleibende klassische Late-Night-Show im deutschen Fernsehen ist damit TV total mit Stefan Raab. Ausgerechnet der Retter des Genres Samstagabendshow hält auch dieses Genre am Leben.

Was wird jetzt aber aus Harald Schmidt? Eine andere Sendung als eine Late-Night-Show wollte er nicht mehr machen und kann sich auch niemand mehr mit ihm vorstellen. Und welcher Sender sollte sich jetzt noch eine Harald-Schmidt-Show leisten wollen, wenn sogar für Sat.1 die Quoten zu schwach sind? Vielleicht war’s das jetzt endgültig mit Harald Schmidt am späten Abend.

Blöd.

Sat.1 und die Mittwochsserien

Weil man „den Audience Flow optimieren“ wolle, zeigt Sat.1 seine Mittwochsserien Allein unter Bauern, GSG 9 und The Unit ab heute in neu zugeloster Reihenfolge. Mit GSG 9 fängt der Abend nun an, und weil der Übergang von dieser zur anderen rasanten, explosiven, lauten Actionserie The Unit offenbar nicht fließend genug war, werden die beiden ernst gemeinten Reißer nun von der leisen, beschaulichen, freundlichen und amüsanten Familienserie Allein unter Bauern unterbrochen.

Nein, das müssen Sie nicht verstehen. Tut bei Sat.1 wahrscheinlich auch keiner. Die sind einfach nur verzweifelt. Und dass die quotenschwachen Serien nur getauscht und nicht sofort abgesetzt werden (was zumindest im Fall von Allein unter Bauern sehr schade wäre), hat vermutlich weniger mit Geduld und Vertrauen ins eigene Programm zu tun, sondern damit, dass dem armen Sat.1 langsam der Seriennachschub ausgeht.

Sat.1 zeigt’s nochmal allen

Sat.1 muss dringend Geld sparen, damit ProSiebenSat.1 statt 22,2 Prozent bald 30 Prozent Rendite schafft. Der Sender soll weniger ins Programm investieren, weniger Mitarbeiter haben und weniger Sendungen machen, die man beim flüchtigen Hinsehen für aktuelle Informationsprogramme halten könnte. Der „Tagesspiegel“ zitiert einen ungenannten Sat.1-Mitarbeiter mit den Worten, der Sender solle vom Vollprogramm zur „Abspielstation“ umgebaut werden.

Ich vermute, dass die Rationalisierungsmeister von McKinsey bei Sat.1 ungeahnte Einsparpotentiale entdeckt haben. Warum, zum Beispiel, zeigt Sat.1 nicht häufiger diese lustigen, günstigen und immer noch nicht völlig total unbeliebten „Asterix“-Filme?

Gut, heute Abend lief auf Sat.1 „Asterix erobert Rom“, ein Film, den Sat.1 bereits 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 wiederholt hatte.

Okay, und letzten Samstag lief auf Sat.1 „Asterix und Kleopatra“, der Trickfilm, den Sat.1 schon 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 gezeigt hatte.

Und, ja: Am vorletzen Samstag brachte Sat.1 zur sogenannten Primetime „Asterix, der Gallier“, den Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1967, den der Sender bereits 1991, 1993, 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 im Programm hatte.

Sicher, nächsten Samstag lockt Sat.1 mit „Asterix — Sieg über Caesar“, der schon in den Jahren 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 ein Sat.1-Programm-Highlight war.

Und am Samstag darauf folgt „Asterix bei den Briten“, Sat.1-Zuschauern noch aus den Jahren 1994, 1995, 1996, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 bekannt.

Und noch eine Woche später macht Sat.1 Asterix-Freunden eine Freude und strahlt, wie schon in den Jahren 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006, „Asterix — Operation Hinkelstein“ aus.

Und noch eine Woche darauf, wir schreiben inzwischen den 11. August, steckt in der großen „Sat.1-Familienpackung“ der Zeichentrickfilm „Asterix in Amerika“, den der Sender erst zehnmal gezeigt hat: 1998, im Januar 1999, im Juni 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006.

Der „Asterix“-Realfilm „Asterix und Obelix gegen Cäsar“, mit dem der Sender in der darauf folgenden Woche seinen Samstagabend bestreitet, lief bislang nur 2002, 2003, 2004 und 2005 auf Sat.1.

Und wenn am 25. August, wie zu erwarten, aber noch nicht bestätigt, „Asterix — Mission Kleopatra“ läuft, ist das quasi eine Free-TV-Premiere (wenn man die Sat.1-Ausstrahlungen 2004, 2005 und 2006 nicht mitzählt).

Aber bestimmt haben die McKinsey-Leute kritisch angemerkt (und dafür erschrockene Zustimmung in der ProSiebenSat.1-Konzernzentrale in München geerntet), dass zwischen all diesen günstigen und bewährten Filmen auf Sat.1 unnötigerweise andere und teurere Programme laufen. Und wenn da jetzt nicht jemand ganz schnell die Notbremse zieht, läuft womöglich Anfang September am Samstagabend auf Sat.1 schon wieder irgendein Film, der nicht einmal eine zweistellige Zahl von Wiederholungen aufweisen kann.

Was wäre das für eine Verschwendung!

PS: Was auf Sat.1 demnächst anstelle von Sendungen wie Sat.1 am Mittag und Sat.1 am Abend laufen soll, ist noch unbekannt. Mein Tipp wäre: Ladykracher. Mit den 39 halbstündigen Folgen hat Sat.1 bis jetzt 247 Stunden Programm gefüllt, Stand heute. Morgen kommen wieder 2 Stunden hinzu.

Sat.1-Programm löst sich auf

Ich habe mal bei einem Radiosender gearbeitet, der Kündigungsschreiben an Moderatoren während ihrer Sendungen in die Postfächer warf. Natürlich mit sofortiger Wirkung, damit sich bloß niemand beim Publikum verabschieden kann und Aufmerksamkeit auf das Geschehen lenkt. Angesichts dieser Erfahrung halte ich die DWDL-Schilderung, die Moderatorin Mareile Höppner habe während der Live-Sendung Sat.1 am Mittag erfahren, dass es sich um ihre letzte handele, für realistisch. Die Mehrheit der Zuschauer wird es morgen erfahren, wenn stattdessen eine Wiederholung von Richterin Barbara Salesch läuft. Der Informationsgehalt beider Sendungen unterscheidet sich zwar nicht sonderlich, aber das ist jetzt ausnahmsweise mal nicht der Punkt.

Saupack

Entdeckt von Marsellinho, hinterlassen als Kommentar unter dem Housearrest. Soll da aber nicht so versteckt bleiben:

MTV hat es heut doch tatsächlich geschafft, die großartige „Cartoon Wars“-Doppel-Episode von South Park direkt hintereinander in umgekehrter Reihenfolge auszustrahlen. Da kann man sich nur noch an den Kopf fassen…

Saupreis: Zu viel der Ehre

Die Idee war schon so putzig wie der ganze Deutsche Fernsehpreis an sich, einen Literaturkritiker, der im Fernsehen genau zwei Sendereihen gestaltet hat, die er sinngemäß damit zubrachte, den Menschen zu empfehlen, lieber Bücher zu lesen als fernzusehen, mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk wegen seiner Verdienste um das Fernsehen auszuzeichnen.


Marcel Reich-Ranicki und Hellmut Karasek im Februar 1990 im Literarischen Quartett. Foto: ZDF

Dieser Deutsche Fernsehpreis wurde am Samstagabend in Köln verliehen, und weil das ZDF die Aufzeichnung der Verleihung erst am Sonntagabend zeigt, muss es normalerweise hoffen, dass noch nicht zu viele Preisträger vorher durchsickern, damit es halbwegs spannend bleibt. Sehr schnell durchgesickert ist allerdings, welcher Preisträger gar keiner sein wollte.

Vorab bekannt war, dass der 88-jährige Marcel Reich-Ranicki den Ehrenpreis fürs Lebenswerk bekommen sollte, und Thomas Gottschalk erzählte am Donnerstagabend bei Schmidt & Pocher, wie er sich auf die Laudatio vorbereitet und dass er deshalb noch einmal mit Reich-Ranicki telefoniert hatte.

Die Laudatio hat er gehalten.

Den Preis wollte Reich-Ranicki aber nicht mehr haben.

Er trat auf die Bühne und erklärte, nicht gewusst zu haben, was ihn erwarte, bezeichnete die bis dahin geehrten Sendungen und die ganze Veranstaltung als Blödsinn und verweigerte die Annahme des Preises.

Ich finde es schlimm, was wir uns über Stunden hier ansehen mussten.

Wer hätte gedacht, dass der Deutsche Fernsehpreis jemals einen erinnerungswürdigen Fernsehmoment hervorbringen würde?

Würde er ihn nehmen, müsste man Reich-Ranicki für diesen Auftritt schon wieder mit einem Fernsehpreis auszeichnen.

Fernsehlexikon.de bloggt die Aufzeichnung der Sendung heute Abend „live“ ab 20.15 Uhr.

Schützenhilfe

Verfechter der These, das Fernsehen sei obsolet und wurde oder werde bald von anderen Unterhaltungsformen abgelöst, erhielten in dieser Woche unerwartete Unterstützung. Und zwar ausgerechnet vom Fernsehen. Der Sender Super RTL untermauerte die Argumente mit einer neuen Show namens „Webmix – Das Lustigste aus dem Internet“.

Schade um den Schaden

Nur noch 220.000 Zuschauer sahen gestern die fünfte und nur noch 150.000 die sechste Folge der fantastischen Serie Damages bei Kabel 1. Das sind nur noch unwesentlich mehr als gewöhnlich bei „Rock am Ring“ vor der Bühne stehen. Der Anwaltsthriller mit Glenn Close und Ted Danson startete vor zwei Wochen leider schon quotenschwach, und wenn der seitdem anhaltende Abwärtstrend so weiter geht, spielen schon nächste Woche mehr Menschen in der Serie mit als ihnen dabei zusehen.

Dass speziell gestern die Zahlen so schlecht waren, mag aber neben dem bedauerlicherweise ohnehin geringen Interesse noch andere Gründe gehabt haben. Kein normaler Mensch käme auf die Idee, dass am Pfingstmontag die Ausstrahlung einer wöchentlichen Serie regulär fortgesetzt werden könnte. Stattdessen würde man zum Beispiel einen Spielfilm erwarten. (Oder die Menschen wollen an Feiertagen einfach keine regulären Serien sehen. Auch die sonst erfolgreichen Vox-Krimiserien hatten gestern deutlich weniger Zuschauer als an normalen Montagen.) Und wer doch auf die Idee kam und zum ausgedruckten Starttermin um 21.10 Uhr Kabel 1 einschaltete, fand sich tatsächlich in der Mitte der „Nackten Kanone“ wieder und schaltete vielleicht wieder ab. Kabel 1 hatte das Programm geändert und nach zwei Wochen die Startzeit der Serie von 21.10 Uhr auf nach 22.00 Uhr verschoben. Doch vermutlich soll diese Tatsache den Fernsehzuschauern gegenüber weiterhin geheim gehalten werden. Denn auch am Ende der gestrigen Doppelfolge folgte wieder der offenbar schon vor langer Zeit an die Episode geklebte Hinweis, dass es nächsten Montag um 21.10 Uhr weitergehen werde. Was natürlich nicht stimmt.

Aber zum Glück hat es ja fast niemand gesehen.

Schall und Rauch

Wenn Vox heute an seinem „neuen Serien-Freitag“ Law & Order: Special Victims Unit startet, dann ist das dieselbe Serie, die donnerstags und sonntags bei RTL2 unter dem Titel Law & Order: New York läuft, nur die Episoden bei Vox sind deutlich älter. Das ist auch schon das Neue am „neuen Serien-Freitag“ im Vergleich zum alten Serienfreitag von vor zwei Jahren: Am neuen Serienfreitag kommen alte Serien. (Die andere Hälfte des Abendprogramms besteht aus Drittausstrahlungen von CSI: NY.)

Dass Vox den US-Originaltitel für die Serie wählt, korrigiert zwar einerseits den albernen deutschen Titel von RTL2 (denn auch alle anderen US-Serien der „Law & Order“-Familie, also Law & Order und Criminal Intent, spielen in New York), verwirrt aber in erster Linie die Zuschauer.


Captain Donald Cragen (Dann Florek). Foto: Vox

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Serie parallel unter zwei unterschiedlichen Titeln bei verschiedenen Sendern läuft. Die heutige ZDF-Soap Reich und schön lief 1989 und 1990 bei RTL unter eben diesem Titel und bei Tele 5 als Fashion Affairs; in den gleichen Jahren war eine populäre US-Sitcom im ZDF als Bill Cosbys Familienbande und auf ProSieben als Bill Cosby Show zu sehen.

Im aktuellen Fall hatte es eine Weile gedauert, bis Law & Order: Special Victims Unit nach dem US-Start im September 1999 überhaupt nach Deutschland kam. US-Serien galten damals noch als bäh-bäh, und auch die Mutterserie Law & Order lag in Deutschland gerade für Jahre brach. 2005 stieg RTL2 endlich ein und verfügt durch den späten Start seitdem quasi ununterbrochen über neue Folgen. Inzwischen hängt die deutsche Ausstrahlung den USA nur noch so viel hinterher wie die meisten Serien ihrer US-Ausstrahlung hinterherhängen. Neben dem beständigen Donnerstagstermin werden sonntags Wiederholungen gezeigt, und Vox fängt heute nochmal ganz von vorn an. Allmählich bekommen wir das gute Gefühl, zumindest der Nachholbedarf dürfte gedeckt sein.

Blättern:  1 ... 106 107 108 109 110 ... 149


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links