Rette die Millionen Sendungen!

Gehässige Menschen werfen Jörg Pilawa vor, durch seinen Wechsel zum ZDF habe sich im Prinzip nichts geändert; er moderiere die gleiche Art Show auf die gleiche Weise jetzt eben im Zweiten statt im Ersten.

Und doch! Etwas hat sich geändert. Während Pilawa bei der ARD war, sagte er Dinge wie diese, zum Beispiel im Januar 2004 im „Spiegel“:

Wenn man eine erfolgreiche tägliche Sendung hat, dann kann man nicht einfach plötzlich weniger machen. Allerdings habe ich im Herbst drei große Abend-Shows in einem Monat moderiert, das war eindeutig zu viel. Ich denke aber, dass man den Abend fünf bis sechsmal bedienen kann, allerdings übers Jahr verteilt. Sonst könnte es vielleicht wirklich so kommen, dass der Zuschauer sagt: ‚Das Gesicht von diesem Pilawa kann ich nun wirklich nicht mehr sehen‘.

Oder im Juni 2005 in der „Berliner Zeitung“:

Ich werde auch ab diesem Herbst weniger machen und noch eine Sendung abgeben.

Oder gegenüber dem Deutschen Depeschendienst im Juni 2007:

In mir breitet sich langsam so etwas wie Ermüdung aus. Aus diesem Grund mache ich bereits von Jahr zu Jahr weniger – auch 2007. Das sieht so aus, dass ich jährlich zwischen 15 und 20 Sendungen streiche. Es ist allerdings schwierig, sich von etwas zu trennen, denn alle meine Formate laufen erfolgreich.

Oder in der „Bild am Sonntag“ im Dezember 2007:

Ich weiß noch nicht, was ich streiche, aber ich werde im Januar ein paar Sachen abgeben. (…) Weil das einfach zu viel ist. Ich musste es zwar lange lernen, aber ich habe inzwischen gelernt, auch Nein zu sagen.

 Oder in der „Welt“ im September 2008:

Fest steht, dass meine Ankündigung steht, kürzer zu treten.

Dann trat er zum ZDF.

Und jetzt das Neue: Im aktuellen Interview mit Hörzu erklärt Jörg Pilawa, künftig häufiger auf Sendung gehen zu wollen, und kündigt mindestens vier neue Shows an.

Spitze. Zeiten und Menschen ändern sich eben doch.

Richtige Margerichtung

Ich habe gerade zum ersten Mal Anke Engelke als Synchronstimme von Marge Simpson gehört und musste feststellen, dass sie das ganz fantastisch macht. Pro Sieben hatte ja nach dem Tod ihrer Vorgängerin Elisabeth Volkmann betont, nicht eine Prominente zu suchen, sondern eine passende Stimme, die die Rolle trifft. Und dann wurde es doch eine Prominente. So, und nun das: Sie passt und trifft die Rolle. Ich bin beeindruckt. Wer schon einmal Julie Kavner, Marges amerikanische Stimme gehört hat, weiß, wie unglaublich dicht Anke Engelke am Original ist. Chapeau!

Am Rande: Gleich nochmal Chapeau. Es war beglückend, mal wieder einen kompletten Abspann im deutschen Fernsehen zu sehen. Man könnte sich so schön daran gewöhnen, sanft aus einer Schlussszene zu gleiten und nicht ruppig herausgerissen zu werden und sofort einen schrillen Programmtrailer oder den Anfang der nächsten Sendung in die Fresse geknallt zu bekommen. Ich entschuldige mich für die Wortwahl, aber genau so fühlt es sich an. Also bitte mehr davon.

Richtigstellung

Ursprünglich war dieses Fernsehlexikon im Internet ja mal als reine Werbung für das gleichnamige Buch gedacht. Eher aus Versehen ist es dann in den vergangenen 15 Monaten zu einem semijournalistischen Unterhaltungsangebot geworden.

Aber keine Sorge, wir werden diese Unachtsamkeit nun korrigieren, denn im nächsten Monat erscheinen zwei neue Bücher aus den Fernsehlexikon-Schreibstuben, und insofern werden wir hier wochenlang schamlos, dreist, plump und penetrant dafür werben, bis endlich jeder eins gekauft hat. Da rechts können Sie sie schon sehen: „Die kleine House-Apotheke“ ist der ausführliche „Beipackzettel zur Kultserie“ Dr. House, und „New York für Fern-Seher“ ist ein fröhlicher „Wegweiser zu den TV-Schauplätzen“ bekannter Fernsehserien, die in New York spielen oder gedreht wurden.

Und wenn Sie sie direkt über den Link von uns zu Amazon bestellen, verdienen wir sogar noch mehr Geld damit, das wir dann nach Liechtenstein verschieben freuen wir uns doppelt.

Keine Ursache.

Rimadonna

Auf dem Sendeplatz für lustige Verkleidungen zieht ab heute Marco Rima die bunten Kostüme an. Rima, bekannt geworden mit der Wochenshow, kehrt nach neun Jahren mit einer eigenen Show ins deutsche Fernsehen zurück, ohne viel Neues mitzubringen. Aber das ist ja nicht zwingend schlimm. Wer Bewährtes überzeugend und unterhaltsam präsentiert, ist ja schon willkommen, der muss nicht gleich noch das Rad erfinden. Doch leider erzählt Rima stattdessen eine lange eklige Geschichte, wie er in einem Flugzeug den Boden volluriniert und es dann mit seinem Sakko aufgewischt hat, die zu peinlich ist, um wahr zu sein, aber zu unlustig, um erfunden zu sein.

Die Marco Rima Show ist eine klassische Comedyshow mit einer schillernden Showtreppe. Rima erzählt ein paar Witze vor Studiopublikum, aber die meiste Zeit füllen Filmzuspielungen mit Sketchen und Versteckte-Kamera-Streichen, fast alles in schrillen Kostümen und Masken.

Die Reihe wird sicher nicht als Höhepunkt in die Fernsehgeschichte eingehen, aber sie ist zumindest keine so große Geschmacksbeleidigung wie der Sendeplatzvorgänger 3 ein Viertel mit Markus Maria Profitlich, der damals Rimas Nachfolger in der Wochenshow war.

Und es gibt noch einen anderen Grund, warum es gut ist, dass Marco Rima wieder eine eigene Show hat. Das letzte, das man von ihm in Erinnerung hatte, war sein Auftritt als Stadtwettpate bei Wetten, dass…?, der wie alle Gastauftritte von Komikern bei Wetten, dass…? vor allem dadurch auffiel, dass Thomas Gottschalk ihm das Wort abschnitt. Und das hat niemand verdient.

Die Marco Rima Show, freitags um 21.45 Uhr in Sat.1.

Risiko und Nebenwirkung

Selbstverständlich bin ich ein Befürworter des gebührenfinanzierten, öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems. Schon allein, weil ich von Gebühren bezahlt werde. Aber vor allem, weil es viele Fernsehsendungen und ganze Radiosender wie Deutschlandradio Kultur vermutlich ohne wie auch immer geartete Gebühren nicht gäbe.

Andererseits: Wenn man die Höhe seiner Gebühren nicht mit Apothekenpreisen vergleichen lassen will, sollte man sein Konto vielleicht bei einer anderen Bank haben.

Risse im House

Die ersten Journalisten Medieninteressierten haben begonnen, der Erfolgsserie Dr. House eine Krise anzudichten. Das ist nachvollziehbar. Auch in den vergangenen Wochen erreichten die Dr.-House-Wiederholungen zwar Marktanteile, die dieselben Medieninteressierten bei anderen Serien als „sensationell“ bezeichnen würden, aber in der Tat weit hinter den sonst beinahe utopischen Werten zurückblieben, an die man sich in den vergangenen Jahren als Normalfall gewöhnt hatte. So niedrig wie zurzeit waren die Zuschauerzahlen von Dr. House zuletzt zu Beginn der ersten Staffel, als die Serie noch eine Stunde später gezeigt wurde.

Der Zuschauerschwund ist keine Überraschung und schnell erklärt.

Die Serie war zwar von Beginn an populär, hatte sich aber erst allmählich zu dem Sensationserfolg entwickelt, der sie seit der dritten Staffel ist. Diese dritte Staffel war die (bisher) erfolgreichste der Serie, und genau diese dritte Staffel wiederholt RTL momentan. Sprich: So viele Menschen wie bei keiner vorherigen Staffel, die wiederholt wurde, kennen die Episoden bereits. Dazu kommt, dass die Serie ab der dritten Staffel immer mehr von dem strengen Schema abkam, das die ersten Staffeln auszeichnete. Anfangs war jede Episode in sich abgeschlossen, die Handlung erledigt und die Reihenfolge der Episoden damit im Grunde beliebig. Inzwischen gibt es diverse episodenübergreifende Handlungsstränge, die die Serie zwar interessanter und weniger vorhersehbar machen, aber auch schlechter wiederholbar. Die meisten Zuschauer haben keine Probleme damit, sich eine Stunde lang eine abgeschlossene Geschichte ein zweites Mal anzusehen, investieren aber nicht so gern eine Stunde in einen Bruchteil eines größeren Handlungsbogens, dessen Fortgang sie bereits kennen. CSI, Criminal Intent und Navy CIS erreichen deshalb auch mit Wiederholungen noch hervorragende Einschaltquoten, Desperate Housewives, Grey’s Anatomy und 24 nicht.


Foto: RTL

Dennoch kann diese Entwicklung dazu führen, dass auch die neuen Folgen der fünften Staffel, die schon in vier Wochen beginnt, nicht mehr so viele Zuschauer erreichen werden wie die der dritten und vierten Staffel. Denn von all jenen, die sich zwischenzeitlich von der Gewohnheit verabschiedet haben, dienstags um 21.15 Uhr RTL einzuschalten, werden vielleicht ein paar die Gewohnheit nicht wieder aufnehmen.

Allerdings wird auch dann das Schlimmste, das der erfolgreichsten US-Serie im deutschen Fernsehen passieren kann, vermutlich allenfalls sein, dass der Abstand zur Zweitplatzierten kleiner wird.

Risse im Spiegel werden mit Kleber geflickt

Los, Wunschkonzert! Wenn Claus Kleber zum „Spiegel“ geht, wer soll dann heute-journal-Moderator werden?

Robert Stromberger ist tot

Die größte Bekanntheit, vor allem bei Menschen, die heute noch fernsehen, erlangte der Drehbuchautor Robert Stromberger durch Diese Drombuschs, einen der größten Erfolge der deutschen Seriengeschichte.

Die meisten Diskussionen verursachte seine Serie Tod eines Schülers.

Die meisten Serien aus einem Stoff schuf er mit PS, PS —  Brodzinski und PS — Feuerreiter

Aber wir haben Robert Stromberger auch zu verdanken, dass Inge Meysel die Mutter der Nation wurde. Schon 1965 schuf er Die Unverbesserlichen, die zwar jährlich mit nur einer Folge zu sehen waren, aber ebenfalls TV-Geschichte schrieben.

Robert Stromberger starb im Alter von 78 Jahren in Darmstadt.

Rolandswache

Zu Ehren des am Wochenende verstorbenen Jürgen Roland hat das NDR Fernsehen etliche Programmperlen ausgegraben, die unter Jürgen Rolands Regie entstanden, und zeigt sie die ganze Nacht.

Die lange Nacht beginnt um 21.30 Uhr mit dem halbdokumentarischen Film Polizeirevier Davidswache von 1964, wird dann rüde von Extra 3 mit Tobi Schlegl unterbrochen, und dann:

23.35 Uhr: Die allererste Folge von Großstadtrevier mit Mareike Carrière und Arthur Brauß, und im Anschluss Folge 150 mit Jan Fedder und Dorothea Schenk.

1.15 Uhr: eine Folge aus dem seit zehn Jahren nicht gezeigten Actionklassiker Peter Strohm mit Klaus Löwitsch.

2.15 Uhr: Beide Teile der StahlnetzDoppelfolge „E 605″ von 1960 mit Heinz Engelmann.

Ab 3.50 Uhr folgen noch eine einstündige Dokumentation und ein halbstündiges Interview.

Rolf

Rolf Scheider. Das ist der Neue in der Jury von Germany’s Next Topmodel. Merken! In einem Jahr hat der eine eigene Show im Ersten!

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