Alles außer Quote

Die haben davon echt eine zweite Staffel gedreht?

Pro Sieben schickt heute tatsächlich Alles außer Sex in eine neue Runde. Manchmal freut man sich ja, wenn kaum gesehene Serien, die aber Kritikerlieblinge und deren wenige Fans wenigstens treu waren, eine zweite Chance erhalten, wie bei Stromberg oder Dr. PsychoAlles außer Sex war damals bei der ersten Staffel Ende 2005 aber allen ziemlich egal, obwohl der Abklatsch Sex And The City sogar ein paar schöne Momente hatte.

Der Sendeplatz der neuen Folgen zeugt nicht gerade von großem Vertrauen seitens des ausstrahlenden Senders. Während öffentlich-rechtliche Showmoderatoren Samstagabend um 20.15 Uhr noch immer für den begehrenswertesten Sendeplatz im deutschen Fernsehen halten, ist der gleiche Sendeplatz für Serien, die sich an ein eher junges Publikum richten, vor allem im Sommer, so eine Art Ersatzmülltonne. Pro Sieben wirft dort ab heute jede Woche zwei Folgen hintereinander hinein.

Und wie schon in ersten Staffel ist der Titel der Serie gelogen, in der es um nichts geht außer Sex.

Alles Betty

Das letzte überlebende Golden Girl wird heute 90. Shooting-Star Betty White ist im US-Fernsehen so präsent wie selten in ihrer langen Karriere, in der ihre bekanntesten Rollen Sue Ann Nivens in der Mary Tyler Moore Show und natürlich Rose Nylund bei den Golden Girls waren.

Ihr kometenhafter Wiederaufstieg begann vor gut zwei Jahren mit Auftritten im Sandra-Bullock-Film „Selbst ist die Braut“ und in einem Werbespot für Snickers. Ihr Auftritt als Gastmoderatorin der Kultcomedyshow Saturday Night Live bescherte der Show wenig später höhere Einschlatquoten als sonst, wenn die jungen angesagten Topstars kommen.

Mit 88 wurde Betty White noch einmal Hauptdarstellerin einer Sitcom, Hot In Cleveland, die den Golden Girls ähnelt, in der Betty White aber jetzt das Gegenstück zur damaligen Sophia-Rolle spielt: Die gehässige Alte, die rücksichtslos sagt, was sie denkt. Die Serie ist mittlerweile in der dritten Staffel.

Aber damit ist man mit 90 natürlich nicht ausgelastet. Gestern moderierte sie zum ersten Mal Off Their Rockers, eine neue Show mit versteckter Kamera, in der Senioren Jüngeren Streiche spielen. (Bei Sat.1 lief mal eine deutsche Fassung der „rüstigen Rentner-Comedy“ unter dem Namen Das R-Team.) NBC zeigte die Premiere im Anschluss an ein 90-minütiges Primetime-Special zu Ehren von Betty Whites Geburtstag. Mehr Sendezeit bekommen 90-jährige sonst nur an Silvester in Deutschland.

Ihren Geburtstag will Betty White angeblich allein mit ihrem Hund verbringen. Schön, dass sie drumherum noch so viel Zeit mit ihren Fans verbringt. Danke und herzlichen Glückwunsch.

Update 18.30 Uhr: Eine grobe Vorstellung davon, wie beliebt Betty White in den USA immer noch ist, bekommt man, wenn man die Einschaltquoten ihres Geburtstagsspecials im Vergleich zur Konkurrenz sieht. NBC, das Letztplatzierte unter den vier großen Networks, programmierte das Special gestern direkt gegen Erstausstrahlungen des erfolgreichen Comedyblocks beim Marktführer CBS, bestehend aus How I Met Your Mother, 2 Broke Girls und Amerikas erfolgreichster Comedyserie Two And A Half Men, die in dieser Saison noch kein direktes Quotenrennen verloren hatte. Das Betty-White-Special siegte in jeder einzelnen halben Stunde.

Alles Fließband

Es gab eine Zeit, da hatte RTL eingesehen, dass das Genre Daily Talk tot ist. Dann starb aber auch der gesamte Rest des RTL-Nachmittagsprogramms, und aus lauter Verzweiflung gibt es deshalb jetzt wieder eine Talkshow um 15.00 Uhr: Natascha Zuraw. Heikle Themen, kontrovers diskutiert in einem als Arena gebauten Studio.

Ein Protokoll der Premiere.

14.57 Uhr: Drei Minuten zu früh. Die neue RTL-Talkarena Natascha Zuraw beginnt wie alle Sendungen des RTL-Nachmittagsprogramms. Schon jetzt erkenne ich den positiven Effekt, dass sie dann wohl wenigstens auch früher zu Ende sein wird.
KT Tunstall singt „Suddenly I See“. RTL ist konsequent: Ein abgedroschener Hit als Titelsong für das abgedroschene Genre Daily Talk.

15.00 Uhr: Natascha Zuraw beginnt mit einem raffinierten Täuschungsmanöver: Ihr erstes kontroverses Thema „Schwanger mit 50″ wird sensibel mit nachvollziehbaren Argumenten diskutiert und erweckt den Eindruck, als sei dies gar keine Sendung für Prolls, die sich gegenseitig ankeifen.

15.07 Uhr: Auftritt keifende Prolls. Nach nicht einmal zehn Minuten war die 50-jährige junge Mutter als Thema erschöpft und das Talkfließband zu einem bekennenden Partyluder weitergelaufen. Die 24-jährige feiert die Wochenenden durch und will berühmt werden, nämlich Schauspielerin in einer Soap. Den Widerspruch in sich erkennt sie nicht. Ihre Schwester will sie zu einem vernünftigeren Leben drängen, drückt sich aber auch nicht besser aus. Eine lange Werbepause, die nicht eingeplant war, sondern rumpelig mitten in die Sendung geklebt wurde, dehnt das Thema auf 20 Minuten aus, bevor Natascha Zuraw es mit all dem psychologischen Geschick, das man bei RTL Shop lernt, beendet.

15.27 Uhr: Eine 19-jährige mit bunten Haaren und mehreren Lippenpiercings als Pickelersatz bekennt sich zu ihrer Faulheit. Zu Hause rührt sie keinen Finger, und Mama räumt ihr ständig hinterher. Und Mama ist auch da und bekennt, ihrer Tochter ständig hinterherzuräumen. Natascha Zuraw, die ihren Job besser macht, als ich erwartet hätte, verkommt zur Mikrofonhalterin für ihr Publikum, das dem Mädchen der Reihe nach die Meinung geigt. Sie selbst sagt kaum noch was, verabschiedet sich von dem Mädchen aber mit dem wegweisenden Rat: „Vielleicht machst ja in Zukunft ein bisschen mehr.“ Wahnsinn.

15.37 Uhr: Zehn Minuten rum, nächstes Talkhäppchen: Eine Familie, die sich unzählige Reptilien hält. Hier scheint jedes Thema möglich zu sein, solange es am Ende viele sind. In der Mitte des Themas wieder ein schlecht hineingeschnittener Werbeblock.

15.54 Uhr: Wie, jetzt noch ein neuer Gast? Es muss doch gleich Schluss sein. Ein Kleptomane schildert sein Problem. Vielleicht packt er in zwei Minuten die Studiodeko ein und verschwindet, dann kann die Sendung noch pünktlich zu Ende gehen.

15.58 Uhr: Tat er nicht. Schade. Sein Problem wurde in den wild gekürzten dreieinhalb Minuten auch kaum gelöst, aber Natascha Zuraw drückt ihm „ganz fest die Daumen“, dass er es in den Griff bekommt.
Premiere vorbei. Wer sich unterhalten fühlte oder einen Erkenntnisgewinn für sich verbuchte, kann ja morgen wieder einschalten. Ich klopfe auf den Tisch und bin weg.

NACHTRAG 6. MAI:
Interessante Einschaltquote zur Premiere: 480.000 Menschen sahen Natascha Zuraw. Das ist haargenau ein Zehntel dessen, was Daily-Talk-Pionier Hans Meiser in der Spitze auf dem gleichen Sendeplatz erreichte.

Alles fließt

Audience flow. Das Zauberwort für Fernsehmacher. Fließende Übergänge verzweifelt gesucht. Die entscheidende Frage: Wie schaffe ich es, die Zuschauer auch nach dem Ende einer erfolgreichen Sendung am Bildschirm zu halten? Die meisten versuchen es mit einem Format, das der vorausgehenden Sendung ähnelt, und manchmal klappt’s (CSI: NY und Criminal Intent). Einfallslosere Sender versuchen es gleich mit einer weiteren Folge derselben Serie, weshalb ProSieben jüngst gleich drei Folgen von Grey’s Anatomy hintereinander zeigte und so einen ganzen Mittwochabend füllte.

Das ZDF geht den vorgetäuschten Mittelweg: Das Format, das heute Abend an Das Traumschiff anschließt (übrigens die Episode mit Gaststar Harald Schmidt als Gentleman-Unterhalter für allein reisende Damen), heißt nicht Das Traumschiff. Kreuzfahrt ins Glück heißt die neue Traumreisenreihe, mit der das Experiment vor einem Jahr erstmals glückte. Dem Titel nach könnte man tatsächlich vermuten, dass es sich um eine andere Serie handelt. Aber warum spielt sie dann auf demselben Schiff? Mit denselben Schauspielern in denselben Rollen?

Die Sache mit dem Audience flow mag auf diese Weise ganz gut funktionieren. Andererseits ist das Original-Traumschiff, das auch so heißt, noch immer ein Stück erfolgreicher. Von jeder Reihe werden zwei Folgen pro Jahr produziert. Schriebe man einfach auf alle vier Folgen Das Traumschiff, wären die Zuschauerzahlen vielleicht sogar noch höher. Es ist ein Wunder, dass das ZDF noch nicht auf diese Idee gekommen ist. Am Vorabend heißen ja auch alle Serien SOKO.

Alles hat ein Ende, nur Bienzle hat zwei

So muss ein großes Finale aussehen! Der letzte Tatort mit dem Stuttgarter Kommissar Bienzle hatte alles, was man für ein würdiges Ende einer Reihe benötigt. Zum Schluss wurde es noch einmal spannend (mit „Schluss“ meine ich hier natürlich nicht den ganzen letzten Film, sondern nur die letzten fünfzehn von neunzig Minuten, denn wir sprechen schließlich trotz allem noch immer von Bienzle — da die Verwendung des Begriffs „spannend“ im Zusammenhang mit Bienzle bisher landläufig als Oxymoron galt, ist das schon enorm), Bienzle macht seiner großen Liebe Hannelore endlich einen Heiratsantrag, und sie nimmt ihn am Ende auch noch an, und zwischendurch schenkt man dem ebenfalls scheidenden SWR-Intendanten Peter Voß auch noch einen Gastauftritt als Polizeipräsident. Wie gesagt: Ein schöner Abschluss der Bienzle-Ära.

Wenn mir jetzt noch jemand einleuchtend erklären könnte, warum dieser zuletzt geschriebene und zuletzt gedrehte Bienzle-Tatort, dieses große Finale, nicht auch zuletzt gezeigt wird, sondern noch eine weitere Erstausstrahlung im Februar folgt, wäre das echt ganz, ganz toll.

Alles im Fluss

Man merkt, dass man in einer pulsierenden Stadt lebt, wenn einen Block weiter ein Flugzeug runterkommt, und irgendwann sieht jemand auf und fragt: „Glaubst du, es war ein Unfall?“

Jon Stewart, der seine Show in New York in einem  Studio am Hudson River aufzeichnet, in der Nähe der Stelle, an der das Flugzeug gestern notwasserte, zu Beginn der gestrigen Show.

Alles Lisa

Seit Lisa Plenske wieder da ist, haben sich die Einschaltquoten von Verliebt in Berlin erkennbar erholt. Das dürfte Sat.1 Hoffnung geben für den Serienstart von Alles Betty am Freitag, der amerikanischen Version derselben Serie, auf der auch Verliebt in Berlin basiert. (Ausführliche Besprechung dann an dieser Stelle.)

Wenn allerdings die US-Version mit dem bescheuerten deutschen Titel ebenfalls einigermaßen beim Publikum ankommt, ist zu befürchten, dass Sat.1 demnächst auch noch die bereits existenten Adaptionen der Serie aus Indien, Israel, Russland, der Türkei, Mexiko, den Niederlanden und Spanien sowie das Original aus Kolumbien zeigen wird und derweil hofft, dass bald noch ein paar weitere Länder liefern können.

Alles SOKO

Die ZDF-Krimiserie Die Spezialisten: Kripo Rhein-Main gibt’s nicht mehr. Ab heute kommen die neuen Folgen.

Klingt widersprüchlich? Dann noch mal ausführlicher: Vergangenes Jahr sendete das ZDF mittwochs um 20.15 Uhr eine Serie namens Die Spezialisten: Kripo Rhein-Main. Ab heute um 18.00 Uhr laufen dienstags neue Folgen dieser Serie, die aber einen neuen Titel bekommen hat: SOKO Rhein-Main.

Das ist dann die siebte Serie unter dem SOKO-Dach und zugleich die Lösung für alle Probleme, die das ZDF jemals bekommen könnte: Einfach den SOKO-Stempel drauf! Vielleicht ist auf diese Weise sogar die abgesetzte dänische Serie Anna Pihl zu retten. Einfach in SOKO Kopenhagen umbenennen, fertig!

Alles wird gut. Und zwar ab Montag.

Hallo. Wir, die populären Verbraucherratgeber, weisen darauf hin, dass DVD-Importe ab Montag günstiger werden.

Wer DVDs z.B. in den USA bestellte, musste bisher neben der Einfuhrsteuer horrende Zölle bezahlen. Ab 1. Dezember gilt nun eine Zollfreigrenze von 150 Euro. Sprich: Auf DVD-Post bis zu einem Wert von ca. 190 US-Dollar wird zwar weiterhin der Steuersatz von 19 Prozent aufgeschlagen, aber nicht mehr der Zoll von gefühlten vier Jahresgehältern.

Und wer persönlich aus den USA (oder von sonstwo) zurückkehrt, darf ab sofort zollfrei DVDs im Wert von 430 Euro (statt bisher 175 Euro) mitbringen.*

*Streng genommen gilt die Reisefreigrenze natürlich für die Gesamtmenge an Mitbringseln, aber was soll man denn außer DVDs sonst kaufen?

Jetzt zur Eigenwerbung, denn noch billiger sind DVDs natürlich, wenn Sie sie geschenkt bekommen. Zum Beispiel von uns.

Ebenfalls ab Montag verlosen wir auf fernsehlexikon.de unsere Lieblingsserien auf DVD!



Abschließend noch ein uneigennütziger Hinweis für alle, die Interesse an amerikanischen und britischen Serien im Originalton haben: In England verscherbelt amazon.co.uk jetzt schon Komplettboxen mit ganzen Serien zu extrem reduzierten Preisen (ohne deutsche Tonspur!), zum Beispiel:

Die ganze reduzierte Produktpalette gibt’s hier.

Hinweis: Wenn Sie über die Links rechts bei amazon.de zum Beispiel unsere Bücher oder andere Produkte kaufen, profitieren wir über das Amazon-Partnerprogramm davon. Von den Links zu amazon.co.uk haben wir nichts außer der Hoffnung, Ihnen ein paar interessante Tipps gegeben zu haben.

AllesSender im Einsatz

„Es gibt ja kaum jemanden, der nicht gern ein Schnäppchen macht“, sagt die neue Allestesterin von Sat.1, dem Sender, der alles sendet. Der Titel AllesTester im Einsatz lässt vermuten, dass hier niemand Wert auf eine sinnvolle redaktionelle Auswahl legt, sondern blindlings alles getestet wird, was man unter die Finger bekommt. Tests gehen ja immer. So ähnlich wie Kinder und Tiere.

Heute also: Schnäppchen. Der Eröffnungssatz ist schon ein Hammer. Es stimmt natürlich, es gibt wohl wirklich kaum jemanden, der nicht gern ein Schnäppchen macht. Es gibt auch kaum jemanden, der nicht gern Sachen isst, die gut schmecken. Und freuen tut sich ja eigentlich jeder gern.

Nach aufschlussreichen 25 Minuten haben wir sinngemäß gelernt: Wenn man das Schnäppchen nicht da kauft, wo es am billigsten ist, hätte man woanders ein besseres Schnäppchen machen können, aber das Billigste ist auch nicht zwingend das Beste. Doch, echt.

Und nächste Woche lernen wir dann wahrscheinlich, dass Kartoffeln schneller gar werden, wenn man sie kocht, Mülleimer nicht so schnell überlaufen, wenn man sie von Zeit zu Zeit ausleert und man Tomaten dadurch von Mähdreschern unterscheiden kann, dass sie rot sind.

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