Die Vorfahren des Dr. House
Ich liebe Dr. House. Auch weil er so anders ist als alle anderen Fernsehhelden. Aber hat es eigentlich vorher schon jemals eine erfolgreiche Serie gegeben, in deren Mittelpunkt eine echter Unsympath stand? — Sabine
Du meinst außer allen Serien mit Robert Atzorn? Klar, aber selten. Die gängige Meinung ist, dass die Hauptfigur einer Serie liebenswert sein müsse, weil sich ihr sonst kein Zuschauer freiwillig zuwende. Doch es gibt berühmte Gegenbeispiele, allen voran Ekel Alfred in Ein Herz und eine Seele, über den sich halb Deutschland in den 70er-Jahren das Maul zerriss, weil er sich über halb Deutschland das Maul zerriss (und zwar über die SPD-wählende Hälfte). Die Serie Motzki versuchte ein ähnliches Prinzip später noch einmal.
In den USA gab es außerdem den Krimi Mike Hammer mit einem brutalen Schläger als Hauptfigur, der Erfolg war aber ziemlich begrenzt.
Doch sogar Dr. House selbst hat einen sehr konkreten Vorfahr, um nicht zu sagen ein Vorbild: Becker. Die erfolgreiche Sitcom mit Ted Danson wurde Anfang 2004 nach sechs Staffeln beendet, also genau zehn Monate bevor Dr. House erstmals auf Sendung ging. Becker war Arzt mit eigener Praxis in der Bronx, der das Leben und alle Menschen hasste und den ganzen Tag schlecht gelaunt die negativen Seiten des Alltags herausstellte. Es war eine grandiose Serie, die von Sat.1 im Nachtprogramm versteckt und bisher noch nicht einmal komplett ausgestrahlt wurde. Doch immerhin haben wir jetzt mit Dr. House einen würdigen – und sogar enorm erfolgreichen – Erben.
24. April 2007 um 10:08
Doch sogar Dr. House selbst hat einen sehr konkreten Vorfahr, um nicht zu sagen ein Vorbild
Was ist denn mit den Ähnlichkeiten im Gebahren von Dr. House und Dr. Perry Cox aus Scrubs? Bilde ich mir das etwa nur ein?
24. April 2007 um 11:24
Guter Punkt. Fällt ein bisschen aus dem Rahmen, weil Perry Cox nicht die Hauptfigur, also der Mittelpunkt der Serie ist, trifft aber trotzdem zu.
Und Al Bundy habe ich natürlich vergessen zu erwähnen.
24. April 2007 um 12:20
Hmmm…,
wollen wir mal nicht „Dallas“ vergessen, das wohl nur durch J.R. so erfolgreich war. Und das scheint mir einer der Ur-Unsympathen zu sein.
24. April 2007 um 13:26
Auch wenn es ein ganz anderes Genre ist wäre noch die misanthrope Alex aus „mein Leben und ich“ zu nennen.
24. April 2007 um 23:52
Dies scheint mir ein geeigneter Zeitpunkt, um die himmelschreiende Ungerechtigkeit zu beklagen, dass „Becker“ dem deutschen Publikum nahezu vorenthalten wird.
Wenn „Becker“ seine Chance um 21.15 statt 1.30 (teilweise) gehabt hätte, wie sähe die deutsche Fernsehlandschaft dann heute wohl aus?
Sat1 soll sich erst schämen, dann die Rechte der Serie wieder verkaufen und an RTL abtreten.
Was wäre das für ein grandioser Abend: House und Becker vereint!
25. April 2007 um 00:36
Wobei das Problem ja ist, dass der Post-Mitternacht-Slot inzwischen für US-Serien komplett weggefallen ist wegen der Call-In-Shows. Da sind ja noch ganz andere Perlen verloren gegangen… Seinfeld, Frasier, Cheers, The Larry Sanders Show,…
6. Mai 2007 um 18:53
…Harrys wundersames Strafgericht, Murphy Brown, M*A*S*H…
Ich vermisse die ganzen 80er/90er Serien.
2. Oktober 2007 um 23:02
Um auf die Ursprungsfrage zurückzukommen: Nicht zu vergessen die Serie, mit der Hugh Laurie bekannt geworden ist: Black Adder, der außer in Staffel 1 ein noch schlimmerer ätzenderer sarkastischerer Misanthrop ist als House!!!
2. September 2008 um 12:30
Ausgerechnet die Urmutter aller Serien-Fieslinge blieb hier leider unberücksichtigt, das ist und bleibt nämlich Basil Fawlty aus Fawlty Towers!!!
29. Januar 2010 um 11:42
Fieslinge gab es eine Menge, aber Becker ist der Ursprung dieser Reihe, die dann eben doch chronologisch von Cox fortgesetzt wurde und dann erst von House. Ekel Alfred ist ein extremes Beispiel für „als Vergleich ok, aber mehr nicht“, denn ein „Vorfahr“ war es sicher nicht. Britische Serien schon eher, aber das wichtigste ist trotzdem, dass die drei genannten Ärzte keine Bösewichte sind, sondern eher Helden, die in der Vorgeschichte der Serie vielleicht ähnlich sympathische Helden wie J. D. waren, dann aber von der Wirklichkeit eingeholt wurden.
J. R. Ewing z. B. ist einfach nur gierig, will niemandem etwas gutes, da passt Alfred noch besser…..
Ich kenne es, dass man durchs seine Erfahrung vieles gelernt hat, es anderen sagen will, die wollen nicht hören und dann wiederfährt ihnen etwas schlechtes und „ich habe es ja gleich gesagt“.
Je öfter das passiert, desto frustiger wird es, desto verbitterter wird man, obwohl man nur helfen will.
Interessant auch, dass im gesamten Web der offensichtliche Vergleich zwischen den drei Ärzten so selten ist.