Das Ende der Daily-Talk-Ära

Und so endete am vergangenen Freitag nach 17 Jahren die Ära der Daily Talkshow auf RTL:

Man kann das natürlich ein bisschen unwürdig finden. Aber eigentlich war es ein angemessenes Ende für das Genre im Allgemeinen und die Oliver-Geissen-Show im Besonderen: mit noch ein bisschen Sich-gegenseitig-eklig-finden und Durcheinander-Reden, einem vagen „Wenn ihr glücklich seid, hab ich auch nichts dagegen“-Fazit und einem Moderator, der wirkte, als sei er ohnehin nur kurz vorbeigeschlappt, weil das Studio zufällig auf dem Weg vom Bett zum Badezimmer lag.

Britt, die immer noch tapfer werktags um eins Vaterschaftstests öffnet und Lügendetektor-Ergebnisse verliest, ist jetzt die letzte Vertreterin eines Genres, das es zu seiner Hochzeit in der Fernsehsaison 1999/2000 auf 13 verschiedene Sendungen täglich brachte.

Vermutlich wird man sich angesichts des pseudodokumentarischen Quatsches, der sich stattdessen im Tagesprogramm breit macht, schon bald danach zurücksehen, dass man die Hartz-IV-Empfänger wieder in irgendwelchen bunten Fernsehstudios sieht anstatt in ihren Wohnzimmern und dass sie wenigstens nur sich selbst spielen. Aber vorerst ist die Zeit des Daily Talk abgelaufen.

Zur Erinnerung an die guten, schlechten Zeiten bietet Ihnen „Das Fernsehlexikon“ die ganze Epoche auf einen Blick:

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Stefan, 31. August 2009, 13:04.

15 Kommentare


  1. Es gab eine Zeit, da habe ich die Glotze nachmittags eingeschaltet und diesen ganzen Dreck – anders kann man es ja nicht nennen – als Berieselung laufen lassen.

    Hätte ich eine Zeitmaschine, ich würde mich selber besuchen, am Kragen packen und kräftig durchschütteln.

    Selbst diese kurzen dreieinhalb Minuten konnte ich jetzt nicht durchstehen.

    Ich bin jetzt knapp 18 Monate bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen live-fernsehfrei und schaue nur noch Konserven auf DVD. Kann ich wirklich nur empfehlen – dann wirken Ausschnitte wie der aus der Geissen-Show noch bizarrer.

  2. Kann es sein, dass ihr in der Zeitleiste Peter Imhof übersehen habt?

  3. Die RTL2-Talkshow „Wildfang“ fehlt auch (lief ca. 1997. Kennt man eiegntlich nur aus „Kalkofes Mattscheibe“)

  4. Ja, sieht so aus, als ob PI fehlt.

  5. Puh, ja. Ich hoffe, jetzt ist die Liste komplett. Danke!

  6. das war allen ernstes der abgang von geissen nach 10 jahre daily talk!? unglaublich, wie ich finde.

    ps: die vorschau-grafik ist noch auf dem alten stand, z.b. fehlt RTL2.

  7. Aber immerhin haben es 5 geschafft auf 10 Jahre zu kommen, also würde ich mal sagen Britt hört dann auch nächstes Jahr aus… 😉 hoffentlich!

  8. Der Dreck hier wurde in der Grafik auch vergessen:
    http://www.fernsehserien.de/index.php?serie=9355
    Ich denke jetzt ist die Hall-of-Shame vollständig.
    Ich hoffe in ein paar Jahren werden dann diese elendigen Reality-Dokus mit diesen quasirealen Menschen/Laiendarsteller, die quasireale Dinge tun auch endlich aus dem Programm verschwinden. Kann ich es noch halbwegs nachvollziehen, dass man sich bei der „Super-Nanny“ oder „Raus aus den Schulden“ am Leid des Nachbarn ergötzt und bei „Goodbye Deutschland“ halbtot lacht, wenn man völlig unvorbereitete Deutsche dabei zusehen darf, wie sie ohne jegliche Sprachkenntnisse oder konkrete Zukunftspläne im Ausland scheitern, kriege ich alleine bei den Trailern zu „Frauentausch“ das Kotzen. Bei so ultraspannenden Reality-Dokus wie U20 frage ich mich immer wieder, ob das eigene Leben so langweilig ist, dass man sich das der Anderen reinziehen muss. Aber wenn es immer noch Leute gibt, die Big Brother einschalten, habe ich meine Antwort schon bekommen.
    Den Fernseher vor 18 Uhr einzuschalten, würde ich heutzutage eigentlich keinem mehr empfehlen – erst recht nicht Kindern. Und selbst danach ist man nicht unbedingt davor gefeit solches sehen zu müssen:
    http://www.youtube.com/watch?v=fGL971K-Z2Q
    http://www.youtube.com/watch?v=6nI_CSBs9xA

    Lang lebe die DVD!

  9. Ein Bild des Grauens 🙂

  10. Da lob ich mir den ÖR: die schicken ihre Teams nicht zu „normalen Menschen“ und Hartz-IV-Empfängern nach Hause, sondern gleich in den Zoo!

  11. Schindelschwinger,

    Schon vor vielen Jahren habe ich mir das Ende der Talk-Shows herbeigesehnt. Wie hätte ich denn ahnen sollen, mit was für einem Müll die Sendeplätze statt dessen gefüllt werden?

    Ich traue mich nicht, ein Ende der Reality-Soaps herbeizusehnen.

  12. @ Richard
    Ja, diese Talkshow kannte ich auch nur von Kalkofe her. Eine wunderbare Vorlage: Wie das gedemütigte Mädchen heulend aus dem Studio läuft und die blonde Moderatorin – sinngemäß – sagt: „Tja, jetzt ist sie weg … war ja doch ein bisschen hart, was du zu ihr gesagt hast“ 🙂

  13. @Rainer: Die Produktionsgeschichte von Wildfang (soweit ich sie aus einer TV-Zeitschrift von damals kenne) war sogar noch besser. Die erste Moderatorin hatte nach ein paar Tagen einen Nervenzusammenbruch und kam nicht mehr wieder. In dem Artikel (muss TV-Movie oder TV-Spielfilm gewesen sein) wurde auch vom Dreh einer Folge berichtet, und da musste die Reaktion der Jungs im Publikum auf die Beichte „Ich bin noch Jungfrau“ eines weiblichen Gasts von einem indifferenten „Na und?“ zu einem „Buh, du frigide Kuh!“ hochgepeitscht werden, weil die Sendung sonst noch langweiliger gewirkt hätte. Herrlich.

  14. […] Lichter”, „Chaos vom Feinsten”). Anfang Januar ließ RTL dann das auch das ebenso typische wie unwürdige Ende der letzten „Oliver Geißen”-Talkshow löschen. Mag sein, dass der Ausschnitt mit über dreieinhalb Minuten Länge nicht mehr […]

  15. Ricky fehlt auch!



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