Tutti Frutti


Foto: RTL

1990-1992 (RTL). Lustige Fleischbeschau mit Hugo Egon Balder und die erste Striptease-Show im deutschen Fernsehen.

Nach dem italienischen Vorbild „Colpo grosso“ – und auch in deren Kulissen in Italien – spielen Kandidaten, Männer und Frauen, gegeneinander. Es gibt dauernd Länderpunkte, und dann ist da noch das Tutti-Frutti-Ballett „Cin Cin“, eine Horde bunt und leicht bekleideter Tänzerinnen, die verschiedene Fruchtsymbole auf ihren Brustwarzen tragen. Das muss wohl auch irgendwie mit dem Spiel zu tun haben. Und irgendwann ziehen sich auch die Kandidaten aus. Männer und Frauen. Die Unterwäsche wird anbehalten. Und dann ist die Sendung zu Ende.

Woher die guten Einschaltquoten kamen (anfangs vier Millionen Zuschauer, später im Schnitt rund 1,5 Millionen — 80 Prozent davon Männer), hat, wie auch die Spielregeln, keiner verstanden, da sich natürlich niemand die Sendung ansah, wie auch niemand zu McDonald’s geht oder die „Bild“-Zeitung liest. Keine andere Sendung erregte Anfang der 90er-Jahre so viel Aufsehen. Balder avancierte zum „Herrn der Möpse“ und hatte sichtlich Spaß an der eigentlich harmlosen und selbstironischen Show. Er selbst sagte z. B.: „Andere Leute machen intelligente Arbeit, ich mache Tutti Frutti.“ Und seine Assistentin Scarlett war so übertrieben großbusig, lispelnd und mit albernem holländischem Akzent, dass der Unernst der ganzen Veranstaltung eigentlich deutlich war. Tutti Frutti war eine der ersten Sendungen, die ab März 1991 versuchsweise in 3D ausgestrahlt wurden und mit entsprechenden Brillen dreidimensional zu sehen waren.

Insgesamt liefen 143 Folgen, erst sonntags, später samstags und auch mal freitags im späten Abendprogramm, die den Sender fast nichts kosteten. Angeblich lag der Preis pro Sendeminute bei 1000 DM (eine Minute einer Daily Soap kostet das Fünffache, eine Minute Tatort etwa das Zwanzigfache). Immer fünf Folgen wurden am Stück in den Originalkulissen des italienischen Formates aufgezeichnet.

Tatsächlich gingen die Spielregeln so: Jeder Kandidat wählt unter den sieben Models, die die Namen und Farben von Früchten tragen, eines aus. Auf Kommando von Balder tanzen die Models, öffnen am Ende ihre BHs und präsentieren ihre Brüste. Auf manchen davon stehen Sterne, die der Kandidat, der die jeweilige Frucht gewählt hat, als Startkapital bekommt. Weitere Punkte gibt es für richtig beantwortete Ratefragen (und niemals ein, zwei oder zehn Punkte, sondern z. B. gleich 10 000, was schlicht damit zusammenhing, dass sie im Original Lire entsprachen). Je 50 000 erspielte Punkte werden in 1000 DM Bargeld und einen Länderpunkt umgetauscht. Für jeden Länderpunkt macht eine der so genannten „acht internationalen Damen“ einen Strip. Wenn ein Kandidat schlecht rät, kann er Punkte gutmachen, indem er selber strippt. Dafür erhält er – je nach der Zahl abgelegter Kleidungsstücke — in der Regel einen Länderpunkt und 1000 DM in bar. Alles klar?

6 Kommentare


  1. Jetzt hab auch ich endlich die Regeln verstanden. Juhu!!!

  2. Bin vielmehr überrascht, dass es tatsächlich Regeln gab… 😉

  3. Bin ich eigentlich der einzige der findet, dass Hugo Egon Balder damals aussah wie Hugh Laurie?

  4. Ich find, er sieht eher aus wie Thomas Anders!

  5. OK, einigen wir uns auf André Rieu!

  6. In der Show gab es verschiedene Assistentinnen, ich kann mich nicht mehr an alle erinnern. Die mit dem übertrieben holländischen Akzent hieß aber ganz bestimmt nicht Scarlett, sondern Monique.



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