In Memoriam Peter Steiner
Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, aber in den frühen 90er-Jahren war der kleine, dickliche, schnauzbärtige, damals 65 Jahre alte Bayer Peter Steiner einer der größten und wichtigsten Stars des deutschen Privatfernsehens.
RTL warb den Volksschauspieler 1992 von Sat.1 ab, wo seine Bauernschwänke im eigenen Theaterstadl vorher gelaufen waren, und programmierte die vorhersehbaren Stücke drei Jahre lang fast jeden Samstagabend. Die Ausstrahlungen waren höchst erfolgreich (und darüber hinaus unglaublich preiswert), und Steiner, der sich als Regisseur stets selbst in der Hauptrolle des hinterlistigen Grantlers besetzte, wurde A-Prominenz und Zugpferd von RTL. Der Sender machte ihn zusätzlich zusammen mit seiner Tochter Gerda zum Moderator seiner Volksmusik-Primetime-Sendung Heimatmelodie und gab ihm seine eigene Freitagabend-Sitcom Zum Stanglwirt, die im Grunde genauso war wie der Theaterstadl, aber nur ein Viertel so lang und dafür mit doppelt so vielen Zuschauern. Neun Millionen Menschen schalteten ein, so viele wie bei wenig anderen Sendungen im Privatfernsehen.
Das ist im Nachhinein deshalb so unglaublich, weil es sich um Späße handelte, die nach heutigem Privatsenderhumorverständnis gar keine sind, und über die Menschen lachten, die heute tot oder MDR-Zuschauer sind. Bauerntheater und Volksmusik gehörten noch vor 15 Jahren zu den wichtigsten Stützen von RTL, und Peter Steiner war der größte Star, der daraus hervorging.
Auch im Nachtprogramm von RTL und Sat.1 war Steiner damals dauerpräsent, denn dort rotierten in Wiederholungsschleife die 70er-Jahre-Bumsklassiker wie „Liebesgrüße aus der Lederhose“, „Zum Gasthof der spritzigen Mädchen“ oder „Lass jucken Kumpel 5″, in den Steiner vor seiner Theaterstadl-Karriere meist den Bürgermeister, den Wirt oder den Sepp gespielt hatte.
Peter Steiner starb gestern im Alter von 81 Jahren.
23. Dezember 2008 um 15:30
Netter Nachruf, kommt denn noch einer auf Tana Schanzara? Die werde ich persönlich mehr vermissen.