Glaube versetzt Steine
- „Faith“
- „Freedom“
- „Father Figure“
- „Wake Me Up Before You Go Go“
- „One More Try“
Fällt Ihnen bei dieser Liste etwas auf, zum Beispiel, dass dies alles Titel von George-Michael-Songs sind? Dann sind Sie schon gewitzter als derjenige, der sich um die deutschen Episodentitel der skurrilen Anwaltsserie Eli Stone kümmern sollte. Dies sind nämlich auch die Titel der ersten fünf Episoden von Eli Stone. Allerdings nicht in Deutschland. Hier heißen sie:
- „Ruf des Propheten“
- „Doppeldecker“
- „Die Verlobungsparty
- „Mr. Koma“
- „Noch ein Versuch“
Schon schade, dass der Gag in der deutschen Fassung verloren geht, obwohl es doch sonst heute so wenig Berührungsängste mit Originaltiteln gibt (Grey’s Anatomy, Desperate Housewives, Two And A Half Men, Cold Case, Without A Trace usw.)
Foto: ProSieben
Zumal ProSieben sogar damit wirbt, dass George Michael in der neuen Serie eine Hauptrolle spiele. Das ist zwar ohnehin nicht wahr, er hat lediglich Gastauftritte in einzelnen Episoden, aber seine Musik spielt eine große Rolle: Sie verfolgt den Helden Eli Stone, der an einem Gehirnaneurysma leidet, wodurch er sich immer wieder Dinge einbildet, die gar nicht da sind. Zum Beispiel George Michael. Oder einen Knabenchor, der George-Michael-Lieder singt. Diese Vorstellungen plagen ihn so lange, bis er in seiner Funktion als Anwalt für die kleinen Leute kämpft und sich damit gegen die Interessen der riesigen, mächtigen Kanzlei auflehnt, für die er arbeitet, und gegen die ihrer mächtigen Mandanten. Er ist nämlich ein Prophet. Sagt sein Kumpel. Und der muss es wissen, denn er ist ein Scharlatan. Er arbeitet als Akupunkteur, und sein wichtigstes Dienstutensil ist sein aufgesetzter chinesischer Akzent.
Foto: ProSieben
Serienerfinder Greg Berlanti, der auch die idyllische Familienserie Everwood schuf, bereichert das Fernsehen ein weiteres Mal: Eli Stone verbindet all das Pathos, das man aus anderen Anwaltsserien wie Boston Legal und L.A. Law kennt, mit all der Komik, die man aus einem inoperablen Hirnschaden schöpfen kann, ohne dabei platt, albern oder peinlich zu werden. Die Serie ist liebevoll, originell, kurzweilig, witzig, nachdenklich und hiermit wärmstens empfohlen.
Eli Stone, mittwochs um 20.15 Uhr auf ProSieben (zum Start zwei Folgen hintereinander).
6. August 2008 um 08:52
Ach: Two and a half men heißt hierzulande nicht mehr Mein ständig besoffener Onkel Charlie Sheen oder so?
6. August 2008 um 08:57
Hehe. Nee, in der Tat nicht…
6. August 2008 um 09:14
Tja Episodentitel. Das ja sowieso ein Übersetzungsthema für sich.
Entweder geht der Gag verloren wie hier oder auch bei Scrubs. (Wo der Name auhc ein bestimmtes Muster hat) oder das Ende oder der Inhalt der Episode wird immer vorweggenommen… (die Originaltitel sind ja meist *hüstel* subtiler)
6. August 2008 um 09:17
Stimmt. In der ersten Staffel von Dr. House hießen die Episoden gerne mal: „Es ist übrigens Lepra“. Oder so.
6. August 2008 um 11:43
So gut die Serie auch sein mag: mal heute oben links bei Pro7 rein geschaut? Nein, das geht nicht mehr weg. (Für alle die nicht wollen oder können: eine permanente, riesengrosse Dauerwerbeeinblendung mit Hinweis auf die Serie). Sorry, aber die sind doch nicht mehr ganz knusper. Ein Grund die Serie nicht einzuschalten.
6. August 2008 um 13:06
Naja, hoffentlich ist die Serie nicht wirklich so unoriginell, wie sie auf den ersten Blick wirkt.
Nachdem was du hier geschrieben hast, hört es sich sehr stark nach folgendem Rezept an: „Man nehme 750g ‚Wonderfalls‘, einen Schuß ‚Boston Legal‘, zwei Löffel ‚Ally McBeal‘ und verrühre alles gut…fertig ist ’ne neue Serie.“
Ich hoffe ich liege falsch mit meiner Einschätzung und werde positiv überrascht…
6. August 2008 um 16:22
Kennt ihr eigentlich alle diesen tollen George Michael Witz:
Q: What’s white and drops from the toilet wall?
A: George Michaels latest release!
(jaja, hab ich aus The Office geklaut, möglichweise aus der ausgezeichneten Folge Gay Witch Hunt, aber ich weiß es nicht mehr, aber hier gehts ja auch um Eli Stone).
6. August 2008 um 16:28
schade ich dachte, ich hätte dieses eine mal den Artikeltitel vorhersehen können
6. August 2008 um 16:34
Ich würde sagen, über diese Zutatenliste kann man sich nicht beschweren – es hätte schließlich auch eine ungenießbare Mischung aus „Just Legal“, „Cavemen“ und „Help Me Help You“ sein können, alles so schlecht, dass es zurecht abgesetzt wurde. Und im Zweifelsfall lieber gut gemischt als schlecht neu erfunden…
6. August 2008 um 18:32
@ Eli McBeal:
Wenn ich so schön erfinden könnte wie Du hellsehen: Das wäre in der Tat die schönere und treffendere Überschrift gewesen…
6. August 2008 um 19:17
[…] und man stelle sich vor, die Serie ist gut aber es kommen nur drei Folgen. Andererseits: Das Fernsehlexikon meint ja, es lohnt sich. Und wenn es wer wissen muss, dann ja wohl die Leute vom […]
6. August 2008 um 21:21
Ich finde es besser als erwartet, wobei meine Erwartung bereits durch Eure beiden Artikel recht hoch war.
6. August 2008 um 21:38
Ganz schlimm fand ich auch die Episodenübersetzungen von „friends“. So ging der Gag, daß jeder titel mit „The one with/where…“ im Deutschen komplett verloren. So wurde aus „The One Where Monica Gets A Roommate“ im Deutschen „Liebe? Nein, doch nicht!“ oder „The One With the Birth“ wurde zu „Wehe, wenn die Wehe kommt!“(ein echter Brüller) oder „The One With All The Cheesecakes“ wurde zu „Das Leben ist süß“…
Schon merkwürdig, daß wenn sonst alles unübersetzt bleibt und dann sowas (schlecht) übersetzt werden muß…
7. August 2008 um 01:03
Also ich habe jetzt nur die erste Folge gesehen, aber irgendwie hat mich diese nicht wirklich überzeugt.
Ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, dass ich das alles so oder so ähnlich schon mal gesehen habe. Im Endeffekt hat die erste Folge meine zuvor geäusserte Befürchtung, dass die Serie nur aus Versatzstücken von
‚Wonderfalls‘, ‚Boston Legal‘ und ‚Ally McBeal‘ zusammengeschustert wurde, für mich bestätigt. Über ‚liebevoll‘, ‚kurzweilig‘, ‚witzig‘, ’nachdenklich‘ kann man sich ja streiten, aber ‚originell‘ würde ich die Serie (nach meinem ersten Eindruck) nicht gerade nennen. Nachdem ich bisher nur eine Folge gesehen habe, möchte ich mir zwar noch kein abschließendes Urteil erlauben, aber wenn es ähnlich weitergeht, dann bezweifele ich ernsthaft, dass ich noch länger als zwei bis drei Folgen dranbleibe…
[rant]
Von all dem einmal abgesehen, ist es aber auch bedauerlich, dass in dieser Folge die Mär von dem angeblichen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus verbreitet wird. Für diesen Zusammenhang gibt es nicht nur keine wissenschaftliche Grundlage (genauso gut kann man z.B. auch behaupten, dass das Tragen von grünen Hosen Autismus bei Kindern auslöst, dafür ist die Beweislage ähnlich), sondern er wurde durch verschiedene Studien mittlerweile sogar widerlegt. Nun ist ‚Eli Stone‘ mitnichten eine Informationssendung, das ist mir schon klar, aber selbst die Verbreitung solcher Falschinformationen in einer Unterhaltungsendung ist in meinen Augen unerträglich, weil auch dadurch der realen Gefahr einer weiteren Zunahme der Impfmüdigkeit Vorschub geleistet werden kann. Und die mittlerweile vermehrt zu beobachtenden Folgen dieser Impfmüdigkeit (Masern-Epidemien, anyone?) sind nun mal überhaupt nicht unterhaltsam…
[/rant]
Kurz: Ich bin noch nicht von dieser Serie überzeugt, gebe ihr aber nochmal ein oder zwei Folgen, um mich umzustimmen, obwohl ich nach der ersten Folge wenig Grund habe, optimistisch zu sein.
7. August 2008 um 03:51
@Rotker: An die Impfproblematik habe ich auch denken müssen. Aber es wurde explizit nicht der Impfstoff selbst, sondern das Konservierungsmittel als Ursache benannt. Nicht zuletzt hat der Chef der beklagten Pharmafirma seine Tochter ja auch impfen lassen – allerdings nicht mit seiner eigenen „Plörre“. Den Autoren scheint das Thema also bewusst gewesen zu sein. Was natürlich nicht ausschließt, dass sich ein Impfskeptiker trotzdem bestätigt fühlen könnte. Man sollte diesbezüglich dennoch keine zu hohen Anforderungen an ein kommerzielles Unterhaltungsprodukt stellen, dann ginge schnell der Stoff aus.
7. August 2008 um 08:47
@ Rotker + Montana:
Ich fand, dass das eine geschickte Wendung war, gerade in den impfmüden Vereinigten Staaten. Erst dachten wir alle doch „Oh je, schon wieder die Impfskeptiker“, aber in Wirklichkeit wurde die Impfung meines Erachtens nach als unerlässlich dargestellt.
Und Impfskeptiker werden auch noch das Tragen von grünen Hosen zu verbieten versuchen…
7. August 2008 um 08:53
Ach verdammt, jetzt habe ich vergessen, das zu gucken.
7. August 2008 um 09:35
Die George-Michael-Halluzinationsmacke hat nicht einmal eine Folge lang getragen. Bin ich der Einzige, der das (spätestens beim zweitenmal) müde und witzlos findet? Die Rückblende auf die Vater-Sohn-Geschichte: klebrig, aus dem Klischeebaukasten. Und die Autismusgeschichte ist schier unerträglich. In ihrem Zweck, den Hauptdarsteller wohl irgendwie moralisch aufzuwerten, denunziert sie die Figur des Jungen. „In der einen Woche war er zufrieden und glücklich, und in der nächsten Autist“ (Mutter). Kotz.
(Außerdem habe ich seit gestern abend dieses affige „Faith“ als Dauerschleife in meinem Kopf. Das finde ich gemein.)
7. August 2008 um 10:19
Ich muss sagen, ich fand die Anspielung auf “Der unsichtbare Dritte“ ganz nett gemacht.
Da ich “Boston Legal“ nie und “Ally McBeal“ selten gesehen habe, kann ich nicht beurteilen, ob das ganze schlecht oder gut zusammen “geklaut“ ist. Zumindest hat mir das Resultat gut gefallen, und das ist letztendlich das einzige was (für mich) zählt.
7. August 2008 um 22:56
ja so toll wars nicht. bin mal gespannt ob sich das konzept bzw. idee sich trägt.
Aww, Boston Legal, Ich glaub das kauf ich mir mal auf DVD.