So Close!

Eine Serie, die Glenn Close oder Ted Danson im Ensemble hätte, wäre es schon wert, gesehen zu werden. Damages — Im Netz der Macht hat Glenn Close und Ted Danson. Vermutlich deshalb zeigt Kabel 1 immer gleich zwei Folgen.


Foto: Kabel 1

Damages, was ebenso Schäden wie Schadensersatz heißen kann, ist eine völlig andere Anwaltsserie. Hier werden nicht von sympathischen Chaoten jede Woche mehrere skurrile Fälle durchgezogen; hier zieht eine unsympathische Herrscherin einen langen, komplizierten Fall von Wirtschaftskriminalität über eine ganze Staffel. Und trotzdem ist die Serie enorm kurzweilig, was vor allem daran liegt, dass die Charaktere sich dem Zuschauer ständig weiter offenbaren und entwickeln. Eine hartgesottene Staranwältin und eine naive Jungjuristin kämpfen gegen einen abgebrühten Geschäftsmann, der klassischerweise über Leichen gehen müsste. Die Serie ist keinen Deut lustig. Sie überrascht, verblüfft und entsetzt, wenn man nach und nach feststellt, dass der Milliardär, der mit allen Mitteln sein Vermögen verteidigen will, weit mehr Skrupel zu haben scheint als seine gegnerische Anwältin, die auf millionenschwere Schadensersatzklagen spezialisiert ist.

Die Serienheldin Patty Hewes (Close) ist kein Unsympath wie Dr. House, den man eigentlich ja doch liebt, weil er am Ende immer das Gute erreicht. Es gibt keinen Grund, Patty Hewes zu lieben, denn vorerst sieht man sie immer nur Schlechtes tun, und ob sie im Endergebnis Gutes erreichen wird, kann jetzt noch niemand wissen.

Und genau deshalb bleibt man fassungslos dran. Einer muss doch hier der Böse sein! Und was hat es eigentlich mit den wirren Vorausblenden auf sich, in denen es ganz offensichtlich um einen Mord geht? Ich mag solche Zeitsprünge nicht, die sich über mehrere Episoden ziehen, ohne Ansätze von Klarheit zu schaffen, und ich weiß nicht, ob ich sie begriffen hätte, wenn ich nicht zufällig vorher gelesen hätte worum es geht. Ich schreibe es in den nächsten Satz, und wer es nicht wissen will, kann beim nächsten Absatz weiterlesen. Pattys Juniorpartnerin steht im Verdacht, ihren Lebensgefährten umgebracht zu haben. Der ist in der eigentlich erzählten Geschichte in der Gegenwart noch putzmunter.

Doch diese Zeitsprünge machen diese Serie, in der man offenbar niemandem trauen kann, nur noch geheimnisvoller und spannender. Damages passt eigentlich gar nicht in die heutige Serienlandschaft. Und genau das macht es zu einer besonderen und sehenswerten Serie.

Damages — Im Netz der Macht; montags ab 21.10 Uhr bei Kabel 1 (jeweils zwei Folgen).

Michael, 28. April 2008, 01:08.

11 Kommentare


  1. gefällt mir sehr. auch wenn durch dein spoiler sich die sache mit den zeitsprüngen schon fast entlarvt hat.

    leider sehen serien auf kabel 1 von der bildqualität aus, als ob sie aus den frühen neuzigern stammen.

  2. die synchronisation ist ja der horror! tut mir leid, aber welcher 20-jährige durfte denn dan ted danson sprechen?

    ich hab dann doch lieber zu shark auf vox umgeschaltet. das ist die synchro wahrscheinlich auch nicht lupenrein, klingt aber glaubwürdiger.

    schade.

  3. @ingo

    vll. der gleiche 51 jährige synchronsprecher welcher auch ein synchronstudio führt und . ppafilm.

  4. -und

  5. „…ist kein Unsympath wie Dr. House, den man eigentlich ja doch liebt, weil er am Ende immer das Gute erreicht. “

    Vor allem liebe ich ihn, weil ich ihn von „Jeeves and Wooster“ her kenne.

  6. laut dwdl.de kam damages wohl gar nicht gut an, vor allem haben sich nur wenige die zweite folge angeschaut.

    meiner meinung nach ist das bei dieser (ich erwähnte es oben schon) katasrtophalen synchronisation auch kein wunder. komisch, dass dieses argument nur sehr selten bis gar nicht mit dem erfolg einer sendung in verbindung gebracht wird. vllt. sind synchronstudios aber auch heilig und unantastbar?

    die stimmen im fall damages sind unpassend und vermitteln keinerlei emotionen. für filme mit steven seagal vllt. passend, hierfür nicht.

  7. @ Ingo:
    Das Argument der Synchronisation im Zusammenhang mit dem Erfolg oder den Erfolgschancen einer Serie wird deshalb so selten erwähnt, weil es keine Rolle spielt.
    Es gibt keine bessere Möglichkeit, eine Serie für den deutschen Markt zugänglich zu machen. Über die Synchronisation diskutieren nur Menschen, die die Serie bereits im Original gesehen haben, und die sind für die Sender ohnehin uninteressant, weil sie als potenzielle Zielgruppe nicht zu erschließen sind, denn warum sollte jemand eine Serie auf deutsch schauen, wenn er sie im Original schon kennt?

    Siehe auch hier:
    http://www.fernsehlexikon.de/blog/aliens-in-the-house/

    Im Übrigen hätte ich mir zwar auch gewünscht, dass Ted Danson mit der aus „Cheers“, „Becker“ und „Talking To Heaven“ gewohnten Stimme von Rüdiger Bahr spricht, habe sonst an der Synchronisation von „Damages“ aber nichts auszusetzen.

  8. Danke für den Tipp. Ich hätte die Serie nie und nimmer bemerkt. Oh, Kabel 1 hat ja ein neues Logo…

    „Einer muss doch hier der Böse sein!“

    Die Frage ist nicht klassisch, ob Gut der Böse gewinnt, sondern welches Böse. Und so wie die Handlung gestrickt ist, womöglich eine dritte Partei, die beide in ihrer Niedertracht noch übertrifft.

    „Ich mag solche Zeitsprünge nicht, […]“

    Fand ich nicht so schlimm. Zumal die „Zukunft“ (eigentlich ist es die Gegenwart), Bild-stilistisch vom Rest getrennt wurde. Mal ganz abgesehen von den Zeitangaben. Man erfährt, wie es ausgeht, und will nun wissen, wie es dazu kam. Für die Option, ob es überhaupt dazu kommt, fehlt jeglicher Anhaltspunkt.

    Die Synchronisation ist mir nicht negativ aufgefallen. Liegt aber auch daran, dass ich erstens das Original nicht kenne, und zweitens Ted Danson zum ersten mal überhaupt bewusst wahrnehme. Aber eine neue Stimme stört ungemein, das kenne ich aus anderen Fällen. Das ist vermutlich das größte Problem für die Synchro-Skeptiker: Die Stimmen. Wirkliche Übersetzungspatzer sind selten.

    Bei Glenn Close fiele mir ein passender deutscher Untertitel für sie Serie ein: Der Teufel kann Jura. 😉

  9. Was mich hier schon wieder abschreckt, ist die Express-Verwurstung mit den zwei aufeinanderfolgenden Episoden pro Sendetag. Aus dem selben Grund habe ich mir auch „24“ niemals angetan. Nach einer Episode ist mein Aufnahmepensum für einen Handlungsfaden gesättigt. Aber ausgerechnet bei den so gesendeten Serien kommt es zwingend auf die Kontinuität an.

  10. @Michael
    Ich habe Damages nicht schon im Original gesehen und trotzdem fiel mir sofort die lausige Synchro auf. Das ist mir auch damals z.B. bei Friends schon sehr übel aufgefallen. Ich denke schon, dass eine gute Synchro – wie bei House – schon einiges damit zu tun hat, ob die Zuschauer mit den Protagonisten warm werden und die Serie / Film weiter verfolgen.

    Dass es in Deutschland nicht möglich ist Serien im Originalton mit Untertitel zu zeigen, ist häufig bedauerlich. Ich plädiere immer noch dafür die Serie/Flim in der Wiederholung – tief in der Nacht – im Originalton auszustrahlen (gern auch mit dt. Untertiteln).

  11. Habe mir die Serie gerade erst aus den Staaten mitbringen lassen und musste sie praktisch komplett in einem Rutsch gucken. Irre spannend, verworren, düster bis zum Staffelfinale. Und Glenn Close liefert eine 1a Leistung ab. Danke für den Tipp!



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