Römisch II
Vor einem Jahr gab es im ZDF schon einmal eine Krimiserie, die zum Teil in Rom spielte und in den gegensätzlichen Hauptrollen eine deutsche Frau einem Mann aus Italien gegenüberstellte. Donna Roma war ganz nett, floppte aber.
Auf dem gleichem Sendeplatz beginnt heute ein neuer Versuch, der aber weit weniger weltlich ist und ein bisschen an den „Da Vinci Code“ erinnert. Aber nur ein bisschen, denn während der „Da Vinci Code“ eine wirre Abenteuergeschichte im Stil von Fünf-Freunde-Büchern war, ist Ihr Auftrag, Pater Castell ein nachvollziehbarer Krimi, der an ZDF-Serien erinnert.
Foto: ZDF
Das Umfeld ist ein ungewohntes. Hauptfigur ist ein Pater aus Rom, der als Sonderbeauftragter des Vatikans kriminelle Taten in aller Welt aufklären soll, deren Opfer Mitarbeiter der Kirche wurden. Bei seinem ersten Fall trifft er wenig überraschend auf eine toughe Kirchengegnerin in ungefähr seinem Alter, die rein zufällig ebenfalls keinen Lebensgefährten hat. Sie ist die Hauptkommissarin, mit der er in München zusammenarbeiten muss. München, weil es verboten ist, dass in ZDF-Serien niemand bayerisch spricht. Was die Sache ein wenig unglaubwürdig macht, ist, dass ihn auch seine nächsten Fälle immer wieder nach München führen werden, wo in den nächsten Wochen so viele Mönche, Kardinäle und Theologen ermordet werden, dass das ohnehin bestehende Personalproblem der katholischen Kirche bedenkliche Ausmaße annimmt. Auf diese Weise können sich die beiden gegensätzlichen Hauptdarsteller nämlich noch eine Weile kabbeln.
Auch die Besetzung macht die Sache ein wenig unglaubwürdig, denn ein bisschen fühlt man sich an Karneval erinnert. Alle Männer, die hier Würdenträger spielen, sind bekannte deutsche Schauspieler, die wir schon tausendmal als Verdächtige in ZDF-Krimis oder als Ärzte gesehen haben, die sich aber diesmal mit bunten Mützchen und Gewändern als Kirchenleute verkleiden.
Letztendlich kommt es aber auf die Geschichte an, und die ist in der Premiere völlig okay, gegen Ende wird es sogar noch richtig spannend. Ihr Auftrag, Pater Castell ist originell, schön umgesetzt und ordentliche Unterhaltung.
Ihr Auftrag, Pater Castell, donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF.
8. Mai 2008 um 09:46
Sehr schön: „München, weil es verboten ist, dass in ZDF-Serien niemand bayerisch spricht.“
Ich mußte lachen, meine Kollegin auch.
8. Mai 2008 um 11:43
papa csi, ich fall vom glauben ab …
8. Mai 2008 um 12:01
Ich finde den Beitrag einigermaßen schizophren.
Am Anfang schreibst du das Ding als klischeebehaftet in Grund und Boden, um es in den letzten Zeilen als originell, gut umgesetzt und ordentlich zu empehlen.
???
8. Mai 2008 um 13:48
Genau so ist das. Objektiv spricht wenig für die Serie, aber insgesamt fühlte ich mich ganz gut unterhalten.
Das Grundkonzept ist klischeehaft, aber die konkrete Geschichte originell und neu.
8. Mai 2008 um 20:41
Wobei es mal dahingestellt sei, ob „erinnert an ZDF-Serien“ ein durchweg erstrebenswertes Prädikat ist.
Ist das „bayerisch“ im Text Absicht?
8. Mai 2008 um 21:51
„Ist das „bayerisch“ im Text Absicht?“
Ja, das ist ein Wort.
9. Mai 2008 um 00:09
Schon klar dass das ein Wort ist. :p
Ich frag‘ nur weil die mir bekannten Bajuwaren sehr gerne Wert darauf legen, dass die Sprach(famili)e „Bairisch“ heisst. Der Formulierung „bayerisch sprechen“ würde ich dann gewollt subtilere Bedeutung á là „bayernhaft“ oder „bayernartig“ (also nicht wirklich bairisch) zumessen.
(Ich hab‘ heute meinen kleinkarierten…)
9. Mai 2008 um 07:48
Aber genau so ist es doch auch!
9. Mai 2008 um 07:51
Ah jo, dann…
10. Mai 2008 um 03:26
Bayerisch/bairisch/München:
Das erinnert mich an einen Dialog, den ich im Oberbayern erlebt hab.
Männlein schaut Weiblein zu, wie sie Weißbier unbeholfen einschenkt.
M: „Mei, du bist ned aus Bayern, hä?“
W: „Doch, ich bin aus München!“
M: „Sog i doch, Minga is ned Bayern!“