Aliens In The House
Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ständig an der deutschen Synchronisation der meisten US-Serien herumnörgeln. Natürlich lässt sich nicht jede amerikanische Wendung hundertprozentig ins Deutsche übertragen, wenn sie erstens passgenau auf den Lippenbewegungen sitzen und zweitens verständlich sein soll. Aber es gibt kein besseres oder zuschauerfreundlicheres System als die Synchronisation, um fremdsprachige Programme dem einheimischen Publikum zugänglich zu machen. Untertitel lenken beim Lesen zu sehr vom Bild ab, und eine ausschließliche Ausstrahlung im Originalton schließt zu viele aus. Wer glaubt, eine Originaltonfassung könnte auch nur annähernd ähnliche Zuschauermassen erreichen wie die Synchronfassung — oder sogar höhere, weil sich die „Fans“ ja dann „alle“ das Zeug nicht mehr dem Internet ziehen oder auf DVD kaufen müssten — irrt schlicht.
Dazu kommt, dass in keinem anderen Land die Synchronisation in solcher Perfektion betrieben wird wie in Deutschland. Selbst Die Simpsons, wo es so viele Übersetzungsfehler gibt wie in keiner anderen Serie, sind auch auf Deutsch ein Genuss.
Dr. House ist ein besonders positives Beispiel hiesiger Synchronkunst. Die deutsche Fassung von Dieter B. Gerlach funktioniert auf allen Ebenen und bringt die Serie so originalgetreu wie irgendmöglich ins deutschsprachige Fernsehen. Sie macht sogar noch Spaß, wenn man das Original schon vorher gesehen hat.
So schaffte es auch dieser Satz aus der heutigen Episode „Erster Kontakt“ in unsere Sprache, der vor 30 Jahren wahrscheinlich noch ein Grund gewesen wäre, sicherheitshalber die ganze Episode einfach gar nicht in Deutschland zu zeigen:
Mamis Körper ist wie ein kompliziertes deutsches Bahnsystem. Alle Züge verkehren pünktlich. Wenn sie schwanger wird, ist das wie die Eröffnung eines neuen Bahnhofs in Düsseldorf, organisiert von Anfängern, da muss einiges schiefgehen. Kinder spielen auf den Gleisen und kriegen einen Stromschlag, und bevor man sich umsieht, staut sich der Verkehr bis nach Berlin, und überall sitzen wütende Fahrgäste fest. Und deutsche Wut ist nicht gut für die Juden.
Umso interessanter ist es, dass dem Synchronautor wenig später ausnahmsweise ein kompletter Gag durch die Lappen gegangen ist, ohne dass es einen Grund dafür gab. An den Lippenbewegungen kann es nicht gelegen haben, denn an der fraglichen Stelle nuschelte Dr. House in seinen OP-Mundschutz, die Lippen waren also gar nicht zu sehen. An einem unbekannten Popkulturbezug auch nicht. Zwar weiß man in Deutschland nicht, was „TiVo“ ist (ein digitaler Videorekorder), doch für die Pointe spielte die genaue Art der Videoaufzeichnung keine Rolle.
Als während der Operation am ungeborenen Kind im Bauch der Mutter das Baby seine Hand aus der Gebärmutter streckte und nach Houses Finger griff, war House für einen sehr langen Moment irritiert, bevor er wieder zu sich fand und sagte:
Sorry. Ich habe vergessen, den Alien zu markieren.
Im Original war hier ein Gag, der aus der ungewohnten Irritation des Doktors sofort zurück zu seinem eigentlich Ich führte:
Mir ist gerade eingefallen, dass ich vergessen habe, „Alien“ zu programmieren.
18. März 2008 um 22:46
Ich gehöre auch zu der Fraktion, die meist unzufrieden mit der deutschen Synchronisation ist, möge sie auch noch so gut sein. Das trifft auch auf House zu, ich kann mich einfach nicht an Cuddys deutsche Stimme gewöhnen, die im Gegensatz zum Original im Deutschen wesentlich zickiger rüberkommt. Zudem gab es schon mehrere Schnitzer der Kategorie „Alien“.
Aber natürlich jammern wir auf hohem Niveau. Seit ich einmal das Vergnügen hatte, eine Folge Emergency Room im russischen Fernsehen erleben zu dürfen bin ich im Grunde für jede deutsche Synchronisierung dankbar. Nur wäre es schön, wenn man einen Zweikanalton anbieten würde. Dafür würde ich liebend gern auf Stereo verzichten.
18. März 2008 um 22:50
Vollkommen off-topic, aber für alle auch nur leidlich Fußballinteressierten und alle Kerner-„Fans“ folgende Perle des investigativen Journalismus gerade nach dem Pokalspiel (frei wiedergegeben):
Kerner: „Wie sieht es denn mit Sebestian Kehl aus?? An ihm sind doch auch noch andere Vereine interessiert. Wird das Finale vielleicht sein letztes Spiel für den BVB sein?“
Doll: „(stutzend) Sebastian Kehl? (Pause) Er hat gerade erst vor ein paar Wochen seinen Vertrag verlängert. Um vier Jahre.“
Woraufhin Kerner dann nach einer peinlichen Pause noch verlegen anmerkte, ja, so etwas habe ja heutzutage nichts zu bedeuten…
18. März 2008 um 23:33
Hm, in dem Text fehlt aber nun die Beobachtung, das eben eine sehr lustige Monk Folge kam, in der Snoop Dog synchronisiert werden musste.. Das war wirklich etwas komisch… Ansonsten finde ich die Deutschen Synchronstimmen echt nicht schlecht. Zumeist bin ich richtig begeistert. Alan Shore z.B. ist auf deutsch noch viel besser als im original, viele andere auch…
18. März 2008 um 23:36
Ich glaube, diese Diskussion hier schon öfter verfolgt zu haben, aber Zweikanalton schließt im analogen Fernsehen die Stereoausstrahlung aus.
Und da wollen wenige drauf verzichten, auch wenn sie nicht mal wissen, was Stereo eigentlich bringt. Die sind ja schon begeistert, wenn sie ne 5.1 Anlage an den Fernseher anschließen und sich über „Dolby Digital“ ausm analogen Fernsehen freuen.
Daher schaue ich mir die neuen Folgen Dr. House erst an, wenn ich die DVDs habe. Wobei ich letztens „genötigt“ wurde, mir eine Folge der neuen Staffel anzuschauen. Und ich finde Hugh Lauries Stimme im Original viel passender. Wobei ich auch zugeben muss, dass die deutsche Synchronisation recht gelungen ist. Für Stereolegastheniker 😉
18. März 2008 um 23:39
@ts Ja, vielleicht sollte Kerner es sich nochmal überlegen und mit Markus Lanz tauschen. Habe gerade einen wirklich guten Sportreporter gesehen: Harry Valérien bei Maischberger!
18. März 2008 um 23:39
Schade, habe Monk nicht gesehen. Hätte Snoop Dogg gerne von Smudo gehört. Da ist ja mal auf die kausale „Herkunft“ des Synchronsprechers Rücksicht genommen worden. Und Smudo ist ja an sich kein Schlechter …
18. März 2008 um 23:41
Oder, wie Michael Ballack so schön sagte: „Mach deine Kochsendungen und lass das mit dem Fußball. Davon hast du offensichtlich keine Ahnung.“
18. März 2008 um 23:43
Sorry für Multiposting, aber @ Nils: Monk wird um 1:25 Uhr wiederholt! ein Fall für den Rekorder.
19. März 2008 um 03:34
Ich steh ja auf die Synchronisation bei div. Sendern aus dem fernen Osten.
Wo EIN Sprecher in einer herrlichen Monotonie ALLE Personen… hm… naja – „synchronisiert“ und man im Hintergrund noch die Originalspur hört.
19. März 2008 um 05:27
Ich finde, dass deutsche Syncrostudios zum größten Teil hervorragende Arbeit leisten.
Sicher kriegt man nicht jeden Gag und jede Nuance unter, trifft nicht immer den Ton des englischen Schauspielers, doch im großen und ganzen funktioniert das System. Als einzige Alternative bleibt das Original mit deutschen Untertiteln (wie es Arte zeigt), nur muss man so dialoglastige Filme eigentlich komplett im unteren Drittel des Bildschirmes verbringen und kriegt vom eigentlichen Film nicht viel mit.
Ich schaue mir Filme und Serien eigentlich am liebsten mit englischen Untertiteln an, da ich dann auch die Schauspieler verstehe, die ihren Text dialekt- oder rollenbedingt in einen imaginären langen Bart nuscheln. Sopranos im Original hätte ich mir sonst gar nicht mehr gegeben – das New-Jersey-Kauderwelch, was dort gequasselt wird, hatte mit Englisch nur wenig zu tun.
Bei House finde ich die Syncro sogar besser als das Original. Hier hat man bei der Auswahl der Sprecher ganze Arbeit geleistet. Der überheblich-gelangweilte Ton eines Gregory House und das herrisch-genervte Gehabe einer Cuddy übertreffen das Original noch mal um Längen. Aber insbesondere Wilson gefällt mir in der deutschen Fassung wesentlich besser. Was hier mit der Stimme überzeugend gespielt wird, ist einfach eine Wucht.
19. März 2008 um 07:58
Ja, DR. HOUSE hat wirklich eine sehr hochwertige deutsche Synchronfassung bekommen. Klaus-Dieter Klebsch klingt Hugh Laurie wirklich nicht ähnlich, aber er bringt eben das, was die Rolle ausmacht, so perfekt rüber. Daher ist Ähnlichkeit der Synchronstimmen zu den Originalstimmen nicht alles! Auch die übrigen Sprecher wie Sascha Rotermund, Tanja Dohse, Sabine Arnhold, Dietmar Wunder oder Robert Missler – alle 1A!
Aber ich glaube generell, dass so totale Ausrutscher-Synchros wie früher z.B. FRIENDS heutzutage nur noch selten gemacht werden, weil sich die Synchronfirmen wie Auftraggeber bewusst sind, dass es heutzutage mehr Leute gibt, die auf sowas achten und es mit DVDs etc. Alternativen zur deutschen Synchro gibt. Man höre sich z.B. KING OF QUEENS an, da stimmte von den wortwitzigen Dialogbüchern samt nahezu aller Anspielungen bis zu den markanten Synchronstimmen (und das obwohl, oder gerade weil Christine Pappert der Leah Remini überhaupt nicht ähnlich klingt!) einfach alles.
Man gibt sich heutzutage schon mehr Mühe. Liegt aber auch daran, dass US-Serien heutzutage doch einen höheren Stellenwert bei der „breiten Masse“ an Zuschauern besitzen als noch vor 10 Jahren. Und dadurch dass die US-Serien die Messlatte qualitativ auch immer höher liegen, wäre es den Auftraggebern, also den TV-Sendern etc., wohl sehr peinlich, große „Schnitzer-Synchros“ hinlegen zu lassen. Das kann höchstens bei billigen Dumpingsynchros passieren, die es durchaus gibt, vor allem wenn eine Serie nicht mit Primetime-Programm-Budget bearbeitet werden muss oder nicht mal bei einem der großen Sender, sondern im Pay-TV läuft.
Doch im Großen und Ganzen kann man schon zufrieden sein mit der deutschen Synchronkultur. Und wer sich das nicht geben will, guckt’s halt nicht. Gibt ja inzwischen genügend (legale) Mittel und Wege, um sich den O-Ton einer Serie zu gönnen.
19. März 2008 um 10:13
Ich habe normalerweise viel Verständnis für nicht so gelungene Synchronisationen, denn ich arbeite selbst in der Branche. Sowas ist mitunter richtig richtig schwer, manchmal tut es geradezu weh wenn man weiss dass man diese oder jene Wendung oder Bedeutung unmöglich auf angemessene Weise übertragen kann und sie quasi unter den Tisch werfen muss. Und ja, wir mosern hier auf sehr hohem Niveau, deutsche Synchros gehören durchweg mit zu den allerbesten überhaupt. Aber: der Zuschauer darf schon erwarten, dass der Übersetzer wenigstens die Ausgangssprache beherrscht, und sich in deren Kulturkreis ein wenig auskennt. Obiges Alien-Beispiel ist schon ein ziemlich übler Schnitzer, sowas sollte schlichtweg nicht passieren. (Liest das denn auch kein Mensch Korrektur? Ein-Personen-Betrieb?) Das „deutsche Bahn“-Geschwafel ist dagegen unnötig ausgefeilt, es besteht keine Notwendigkeit der „Eindeutschung“ von ausländischen Zusammenhängen. Der Zuschauer ist nicht doof, der versteht das schon, und wenn nicht ist es ihm zumindest meistens herzlich egal.
Herrliches Beispiel, zufällig gestern reingezappt, „Eine schrecklich nette Familie“ – Kelly wird von ihrem Bruder darüber belehrt, dass Beavis & Butthead lediglich Cartoonfiguren sind. Kellys deutsche Antwort: „Sie sind lieber dimensional herausgefordert.“ Ich meine, da fallen einem doch die Hände zu Boden und man schlägt die Kinnlade über dem Kopf zusammen…
Ausländische Dokumentationen sind auch *sehr* gerne mies übersetzt, was für meine Begriffe besonders schwer entschuldbar ist, da es dort nicht auf lippensynchrones Ausfeilen ankommt. Besonders die Massenware auf N24 und Konsorten ist da weitgehend mit sehr heisser Nadel zusammengeschustert. Gut, der Übersetzer mag sich in der Materie nicht so ausgekannt haben. Aber man kann Sachen nachschlagen oder meinetwegen ergoogeln, oder auch gleich einen Fachübersetzer anheuern. Wir sind durchaus erschwinglich. 😉
Re: Smudo als Snoop Dogg-Stimme – hab’s nur in Teilen gesehen, war aber für meine Begriffe nicht gut. Die Idee dahinter war schon nicht schlecht, aber im Resultat doch relativ künstlich und hölzern und gequält auf Rapper-mässig cool getrimmt. Smudo ist ein prima Kerl, Synchrosprechen muss er aber noch üben.
19. März 2008 um 10:15
Dennoch frage ich mich, warum nicht mehr Sender die Möglichkeiten des Digitalfernsehens benutzen und dort mit zwei Tonspuren senden. Das dürfte ja kein allzu großes Problem darstellen, oder wären die Lizenzen dann teurer?
19. März 2008 um 10:17
Schade, dass grade eine hochwertige Sendung wie Heroes ziemlich vermurkst wurde, jedenfalls alles, was mit Hiro zu tun hat.
19. März 2008 um 10:36
@ nona: Das „deutsche-Bahn-Geschwafel“ war in diesem Fall keine unnötige Eindeutschung, sondern eine originalgetreue Übernahme. In der US-Fassung ging es tatsächlich ausdrücklich um die deutsche Bahn, Berlin und Düsseldorf.
@ Malte: Ja, dann wären die Lizenzen teurer.
19. März 2008 um 11:08
ähm, vielleicht ne dumme frage. aber kam denn der vergleich mit dem deutschen bahn-system auch im original? inkl. deutsche wut und juden?
19. März 2008 um 11:16
Zu Heroes: Ich habe irgendwo gelesen, man konnte keine Synchronsprecher finden die auch japanisch können (das betrifft ja nicht nur Hero, auch andere Sprechen das eine oder andere Wort japanisch).
Bei Alien und Syncho muss ich immer an die erste deutsche Version von Ghost in the Shell denken. Zwei Müllmänner unterhalten sich das ein Kollege ausgewiesen wurde weil „er war ein illegaler Außerirdischer“ Jetzt ist GitS zwar ein SF Anime, aber Außerirdische kommen da nicht drin vor. Da merkt man auch, dass da wie so oft die Ami Version als Vorlage für die deutsche Syncho diente. Und die Amis halten sich in dem Bereich nicht wirklich eng an die Vorlage. Da werden auch mal gerne zwei oder drei Serien zu einer neuen zusammengeschnitten.
19. März 2008 um 11:26
@ tsc: Ja, originalgetreue Übernahme der US-Fassung mit deutscher Bahn, Berlin, Düsseldorf, deutscher Wut und Juden:
„Mom’s body is like an intricate German metro system. All the trains run on time. When she gets pregnant, it’s like a new station opening in Düsseldorf. A bunch of rookies running things, bound to be mistakes. Kids play on the tracks, get electrocuted. Before you know it, trains are backed up all the way to Berlin and you’ve got a bunch of angry Germans with nowhere to go. And we all know that ain’t good for the Jews.“
19. März 2008 um 11:33
„and who are the jews in this metaphor“
19. März 2008 um 12:01
ich will allerdings noch nicht einsehen, dass das austrahlen von serien im originalton so viele zuschauer ausschließen würde. warum werden die ständigen wiederholungen nachts um 1.00 nicht z.b. einfach im o-ton ausgestrahlt? wer sich nichts neues traut, gewinnt auch nix neues.
19. März 2008 um 12:10
ich versteh nicht, wie Untertitel so stark vom Film ablenken sollen. Ich schau mir fast alle US-Serien mit englischen Untertiteln an und das ist ein kurzer Blick auf den Text, der Rest meiner Aufmerksamkeit gilt den bunten Bildern. Deutsche Untertitel sind oft um einiges schlimmer als die deutsche Synchro (ich schau manchmal mit einer spanischsprechenden Freundin Filme auf deutsch, mit deutschen Untertiteln – ein Graus!).
Ich denke, das größte Problem ist, dass jede Übersetzung _immer_ eine Interpretation ist, das heißt, das komplette „Kunstwerk“ erfährt man einfach nur im Original. Wobei mir eben gerade bei Filmen aus Vietnam, China oder Japan einfach nichts anderes als Untertitel übrig bleiben:-)
PS: Simpsons sind auf deutsch super!
19. März 2008 um 14:03
…alleine schon zu hören, wie Hugh Laurie „Düsseldorf“ ausspricht, war’s wert, die Folge im O-Ton anzuschauen.
Klar, wir jammern hier auf hohem Nivaeu, gerade die Serien-Übersetzungen haben sich in den letzten Jahren spürbar verbessert. Trotzdem gibt’s da so manch Dinge, die eigentlich an jeder Synchro zu bemängeln sind. Z.B. frage ich mich beim direkten Vergleich jedesmal, ob deutsche Frauen tatsächlich grundsätzlich höher sprechen als jene im angelsächsischen Sprachraum. Und oft fehlt auch der Mut, Akzente und Dialekte in die deutsche Fassung zu übertragen. Dazu kommen dann noch diejenigen Übersetzungsfehler/falsche Freunde, auf die man sich fast schon verlassen kann: Warum wird z.B. „fresh water“ grundsätzlich als „Frischwasser“ übersetzt? Wurde der Begriff „Süßwasser“ zwischenzeitlich aus der deutschen Sprache getilgt?
Bei den angesprochenen N24-Dokus bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, ob ich da wirklich eine bessere Übersetzung möchte – die Qualität der Eindeutschung paßt da m.E. ziemlich gut zur Qualität des Ausgangmaterials…
19. März 2008 um 15:11
Tja, wer ein paar Jahrzehnte zurückschaut, kann sehen, dass eine deutsche Synchronisation einen gesamten Film ändern kann. So geschehen damals bei den Bud Spencer und Terence Hill Filmen. Einige „ernste“ Western-Filme der beiden wurden durch die deutsche Synchro zu Komödien umgemodelt. Da wurde der Film teilweise neu geschnitten und mit einer „lustigeren“ Synchro zusammengefriemelt.
Heute würde das keiner mehr so machen…
19. März 2008 um 15:16
Bei der Synchro gibts immer wieder mal Schnitzer, zB. im genialen Film „The Abyss“ von James Cameron wurde mal von O2 im O-Ton gesprochen, also Sauerstoff. Die deutsche Fassung sprach von „Null-Zwei“…aua. Aber trotzdem-Synchro in Deutschland ist im großen und ganzen Weltklasse, da sie als Unterart des Schauspiels begriffen wird(sieht man ja auch an der hohen Popularität von Hörspielen). Ich sehe gern Serien im Original, würde diese Form aber nie auf Gedeih und Verderb der deutschen Fassung vorziehen.
Zur Heroes-Problematik: Mir war direkt klar, dass Hiro im Original wohl japanisch sprechen muss(obwohl ich es bis vor kurzem nicht wusste), da er ja mit seinem Kumpel fließend deutsch spricht, mit den anderen englischsprachigen Protagonisten jedoch gebrochenes, akzentbehaftetes deutsch. Da mag man drüber denken, wie man will, für den deutschsprachigen Zuschauer ist es aus meiner Sicht eine annehmbare und komfortable Lösung.
19. März 2008 um 17:03
teilweise geht die Synchro-Sucht hier aber eindeutig zu weit. Nehmen wir mal Chappelle’s Show: Wer hat den Verantwortlichen eigentlich so übel ins Hirn defäkiert, dass sie ernsthaft geglaubt haben, man könne Stand-Up-Comedy synchronisieren?
Bei House bin ich auch ein großer Fan des O-Tons, aus ähnlichem Grund: Viele Szenen (vor allem jene, in denen House austickt und Leute wild beleidigt) sind improvisiert, was wieder in Richtung Stand Up geht und schwer zu übertragen ist.
19. März 2008 um 17:40
wollte mal sehen, wie die Leute, die OmU fordern, blöd aus der Wäsche schauen würden, wenn wir es hier mit hauptsächlich spanischen/französischen/italienischen Serien zu tun hätten, bei denen sie die Sprache nicht ausreichend beherrschen
ich bin froh über die deutsche Synchro, habe schon oft Serien nachträglich (auf DVD) im Original mit Untertitel geschaut, aber wenn, dann im 2. oder 3. Durchgang, weil mir die Handlung bekannt war und ich mich auf Text und Untertitel konzentrieren konnte
19. März 2008 um 17:44
Oder glaubt irgendwer ernsthaft, eine Serie wie damals „Allein gegen die Mafia“ wäre in Deutschland so erfolgreich gewesen, wenn sie auf italienisch mit deutschen Untertiteln gelaufen wäre?
19. März 2008 um 19:35
Die Synchro von House ist wirklich nicht übel, was mich aber wirklich ankotzt ist, dass RTL mir 15 Sekunden vor Beginn der Folge jedes Mal verraten will, wie Houses Diagnose lautet.
19. März 2008 um 20:14
ja snoop doggs stimme hätte ich liebend gern im original gehört, smudos stimme passte nicht so ganz drauf, die idee mit dem rapper aus Deutschland fand ich sehr gut, nur hätten da andere besser gepasst, vielleich auch mit gleicher hautfarbe (bushido, samy deluxe, manuellsen,…). Ansonsten ganz gut
19. März 2008 um 23:50
Ich bekomme immer ein bisschen Bauchschmerzen, wenn wir uns ob der Weltklasse-Synchronisationen hierzulande auf die Schulter klopfen.
In den skandinavischen Ländern sind z.B. Untertitel gang und gebe – Vorteile u.a.:
1. Skandinavier sprechen größtenteils besseres Englisch als die meisten Deutschen und
2. Late Night Shows und dergleichen können ohne Probleme zeitversetzt gesendet werden.
Beides schließt sich bei uns aus, weil man dem deutschen Zuschauer kein fremdsprachiges Programm zumuten will.
Warum ist also die Synchronlandschaft bei uns so Weltklasse? Weil wir in meinen Augen das einzige westliche Land sind, dass sich einen derartigen Stress darum macht, alles einzudeutschen.
Unterm Strich kann man aber sagen, dass der Ottonormalseher nichts an den Synchros hierzulande auszusetzen hat. Und wenn man den Unterschied nicht kennt, wird man auch nichts zu meckern haben. Und ich sehe z.B. an meinem Vater, dass er stellenweise wirklich Probleme hat, bei Originalton so einige Dinge zu verstehen, da ihm das Verständnis für die US-Alltagskultur schlichtweg fehlt. Ob er diese hätte, würden mehr Serien im Originalton hierzulande gezeigt (und er dieses Alltagswissen dadurch hätte aufbauen können), ist wieder so ein Henne&Ei-Problem.
20. März 2008 um 02:06
@Patrick
Wieso sollen plötzlich über 100 Mio deutschsprechende Menschen ihr halbes TV-Programm auf englisch vorgesetzt bekommen? Nur weil es ein paar Freaks toll finden ihre Serien im englichen Originalton zu sehen? Die können die meisten Serien doch im US-TV verfolgen, sich zeitnah DVDs besorgen oder andere legale, wie illegale Quellen nutzen.
Wenn, dann bitte auch gleich französische, spanische, italienische, polnische, tschechische, japanische, vietnamesische Filme im Originalton. Damit sich keiner benachteiligt fühlt, gleich mit einer Quote abgesichtert.
Und in den restlichen 5% leben die deutschen dann ihre „Filmkultur“ aus. Ich bin mir sicher, dass jede deutsche Billigproduktion alleine wegen der deutschen Sprache die besten Einschaltquoten hätte.
Also ich bin da völlig gegen eine solche Ausstrahlungsart. Als Option im Zweikanalton mit zuschaltbaren Untertitel (mit dem Teletext schon jetzt nutzbar – man könnte sogar Dutzende von Untertitelsprachen gleichzeit anbieten) gerne, aber genauso wie eine schlechte Syncronisation macht, meiner Meinung nach das ständige Ablesen vom unteren Bildrand die Atmosphäre eines Filmes zunichte. Es ist immer noch was anderes, wenn jemand etwas in einer fremden Sprache ausspricht und ich es jedesmal ablesen muss, als wenn es durch die Syncronisation quasi direkt und verständlich ins Ohr geht.
In diesem Zusammenhang möchte ich hier Smudo zitieren, der gefragt wurde, wieso die Fanta4 gerade auf deutsch und nicht, wie viele Kollgen zu Beginn der 90er Jahre, auf englisch gerappt haben:
„Es ist leicht, sich auf die Bühne zu stellen und auf Englisch zu sagen: „I’m lonely.“ Der Schriftsteller Max Goldt hat einmal geschrieben, das sei, wie hinter einer Milchglasscheibe zu agieren. Man ist nicht ganz haftbar für das, was man sagt. Ganz anders, als wenn man erklärt: „Ich bin einsam.“ Man muss sich erst einmal trauen, das vor einem Publikum zu sagen. Andererseits kann ich mich als Deutscher in dieser Sprache am besten ausdrücken. Auch, weil ich in diesem Kulturkreis lebe und die Feinheiten kenne: „Sportreportagen-Deutsch“, „Theater-“ oder „Studenten-Deutsch“.“
Besonders bei asiatischen Filmen kommen bei mir im Originalton mit Untertitel nicht die gesamte Bandbreite an Gefühlen so gut rüber wie bei einer Syncro. Die Sprachkulturen sind so unterschiedlich, dass nicht nur der Text, sondern auch die gesamte Kultur quasi mitübersetzt wird. Das dabei einiges auf der Strecke bleibt, ist klar (Anspielungen auf popkulturelle Erscheinungen) muss leider in Kauf genommen werden, eben um den Film auch verständlich für alle zu machen, die nicht jede Nuance einer fremden Sprache verstehen können.
Wenn man eine Sprache gut beherrscht, sollte man aber immer das Original vorziehen, da hier das Werk in seiner gedachten Form vorliegt und Worte, Dialoge, Pointen und Spitzfindigkeiten in ihrer gedachten Form vorkommen und keine weitere Filter zwischengeschaltet werden, die das Urwerk verfälschen können.
Nur zu Info:
Die offiziellen Untertitel auf DVD und im TV sind meist auf unter 40 Zeilen pro Zeile beschränkt, eine Veränderung, Kürzung und Anpassung ist da Gang und Gebe. Nur die Fan-Untertitel im Netz, sind oft texttreu bis aufs letzte Wort.
20. März 2008 um 21:38
@Patrick:
„Warum ist also die Synchronlandschaft bei uns so Weltklasse?“
Primär weil es jahrzehntelange Tradition hat und weil Deutschland ein sehr starker Medienmarkt ist, der neben entsprechender Nachfrage beim Konsumenten auch die nötige Angebotsvielfalt und damit Qualität auf der Produktionsseite vorweist. Anders gesagt – es wird verlangt, und wir können’s auch sehr gut. Die Nachfrage nach Originalfassungen, insbesondere auf Englisch, ist im Vergleich zur „Masse“ kaum relevant und eher eine Nische für Spezialisten. Schade eigentlich, aber ist so, und wird auch längerfristig wohl so bleiben, auch wenn dieser Status durch die zunehmende Verfügbarkeit von Originalfassungen (DVDs, Internet) langsam aufweicht.
„Weil wir in meinen Augen das einzige westliche Land sind, dass sich einen derartigen Stress darum macht, alles einzudeutschen.“
Natürlich sind wir das. Die Franzosen und Spanier machen sich eher selten irgendwelchen Stress damit, alles einzudeutschen…
Nein im Ernst, auch in sehr vielen anderen Ländern ist die Synchronisation üblich, nachgefragt, und qualitativ hochwertig. Die gerne zitierten Beispiele Skandinavien oder Niederlande , wo in der Tat viel im Original bzw. untertitelt gesendet wird, sind keineswegs die Regel. Aber ich muss sagen, mich stört die ewige Konzentration in dieser Argumentation auf Englischsprachiges. „Original“ ist nicht automatisch gleichbedeutend mit „Englisch“, Englisch ist lediglich die häufigste Fremdsprache und es wird natürlich viel aus den starken Medienmärkten im angelsächsischen Raum importiert. Es wird in Deutschland aber auch eine wahrlich nicht zu unterschätzende Menge an Fiktion und Dokumentation aus nicht-englischsprachigen Ländern gesendet, ist ja zu komisch dass den Synchronisationskritikern da dann der Schrei nach Originalfassung oder Untertiteln weitgehend im Hals steckenbleibt, von sporadischen Spezialisten und ihren Nischen mal abgesehen.
23. März 2008 um 13:17
„Wer glaubt, eine Originaltonfassung könnte auch nur annähernd ähnliche Zuschauermassen erreichen wie die Synchronfassung — oder sogar höhere, weil sich die “Fans” ja dann “alle” das Zeug nicht mehr dem Internet ziehen oder auf DVD kaufen müssten — irrt schlicht.“
Für diese Aussage würde ich angesichts der genannten Beispiele, wie z.B. die Niederlande, auch gern die Begründung hören. Ich denke auch, dass es für eine Serie mit Untertiteln und Originalton keine Chance hätte, aber nur, da die deutschen Zuschauer sich seit Jahren an die Synchro gewöhnt haben.
Eine Wiederholung nachts im Originalton fände ich eine gute Lösung.
23. März 2008 um 14:03
@ Jack: Du hast Deine Frage schon selbst beantwortet.
Kein Sender wäre bereit, die Zuschauer über Jahrzehnte an Originalfassungen zu gewöhnen, bevor sie endlich Erfolg damit haben.
25. März 2008 um 15:00
Ich möchte ja keine Werbung machen, aber 2-Kanal-Ton gibt’s bei Premiere bei den meisten Filmen und Serien.
26. März 2008 um 00:05
Ich komme gerade aus meinem Feiertagsurlaub aus der Schweiz und war angenehm überrascht, dass dort generell die Originalversion einer deutschen Synchronisation vorgezogen wird.
So zeigte SF-1 „Madagascar“ in Zweikanalton, selbstverständlich wurde der auf englisch geschaut von meinen Schweizer Gästen.
Und als wir im Kino uns „John Rambo“ anschauten, gab es gar keine Sprachwahl, hier laufen alle Filme Original mit Untertiteln, ganz egal welche Sprache.
Ich denke zwar, dass dies primär daran liegt, dass die Schweiz als mehrsprachiges Land nur so wirklich keinen Bevölkerungsteil diskriminiert, dennoch war es schon seltsam mir von den Deutsch-Schweizern vorhalten zu lassen, dass wir Deutschen uns nicht immer tot-synchronisieren sollen an Filmen, weil es sinnentstellend wäre..
13. April 2008 um 17:34
Den Wert dieses Artikel kann man nur begreifen, wenn man weiß, dass beim Fernsehlexikon sehr oft Serien aus den USA gelobt und Sendungen besprochen werden, die gar nicht bei uns laufen, die man also im Original auf Englisch sehen muss. Hier ist also kein Englisch- oder USA-Hasser am Werk, sondern jemand, der zumindest weiß, was auf der anderen Seite des Teiches läuft. Von so jemandem einen Kommentar für Deutsch zu lesen, tut doch sehr gut.
12. Juli 2008 um 15:05
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25. Juli 2008 um 10:25
Ich schreibe Untertitel für House und sehe so die deutsche und englische Fassung nebeneinander und gehe sie Satz für Satz durch. Ich muss sagen, von all den Serien und Filmen, die ich untertitle, gehört House zu den schlechtesten (Sitcoms ausgenommen). Alles wird sehr frei übersetzt, und z.T. auch einfach neu erfunden. Fehler im Stil von „Ich habe vergessen, den Alien zu markieren“ kommen pro Folge 2 – 3 mal vor. Manchmal versteht der Übersetzer die simpelsten Wendungen nicht, übersetzt das Gegenteil davon, was eigentlich gesagt wurde, Witze gehen verloren, nicht, weil sie nicht übersetzbar wären, sondern weil der Übersetzer sie nicht versteht. Folge 4×01 z.B.:
Cuddy: And don’t say a building fell on her.
House: Okay. A structure collapsed …
Deutsch:
Cuddy: Sagen Sie nicht, es war der Gebäudeeinsturz.
House: Da ist ein Gebäude eingestürzt.
Ich weiss nicht, ob der Mann das nicht versteht, oder zu faul war, nach Synonymen zu suchen.
Die Medizin ist für gewöhnlich gut übersetzt, aber auch da hatten wir schon Brust-Suppressionen und Ply-Spikes anstelle von Burst-Suppressionen und Poly-Spikes. Sehr oft sind zwar die richtigen Worte da, aber der Sinn eines Satzes oder Autauschs geht verloren.
Beispiel aus Folge 4×01:
Wilson: You want to change his mind about something, you need a more convincing argument than „You promised.“
Deutsche Synchro: Wer ihn umstimmen will, braucht ein überzeugendes Argument. Und Sie haben es versprochen.
Generell scheint er deutschsprachige Zuschauer für dumm zu halten (z.B. ändert er Ausdrücke wie Youtube und Voldemort ab, weil das hierzulande ja keiner kennt …) Das erschreckendste Beispiel von allen findet sich in 3×09. Wilson vergleicht House mit Lenny Bruce. Okay, den kennt hier keiner, ist in diesem Fall aber egal, da uns Wilson etwa 5 Gründe aufzählt, warum genau House wie Lenny Bruce ist. Der Übersetzer ersetzte Lenny Bruce durch Jim Morrison, den natürlich jeder kennt, aber Wilsons 5 Gründe beliess er so wie im Original. Wilson behauptet nun auf Deutsch allerlei Unsinn über Jim Morission, z.B. dass er bessesen von seinen Rechtsproblemen gewesen wäre und dass sich deshalb seine Show in lange, humorlose Tiraden über faschistische Cops und die Verletzung seiner Rechte verwandelt hätte.
Michael, ich habe Dutzende solcher Beispiele, falls es dich interssiert.
1. August 2008 um 14:11
@ Ste:
Ich bin bestürzt. Das hat ja Simpsons-Ausmaße.
War mir in diesem Ausmaß nie aufgefallen, aber ich habe auch erst 70 Folgen im Originalton und dann dieselben 70 Folgen in deutscher Fassung gesehen, und nicht nebeneinander – da war der Direktvergleich nicht mehr da und die Erinnerung offenbar verblasst.
Es ist beruhigend, dass trotzdem immer noch genug Gutes übrig geblieben ist, dass die Serie auch für deutsche Zuschauer sehenswert ist.