Stehaufquizchen
Vor knapp acht Jahren, etwa ein Jahr nach dem Start von Wer wird Millionär?, war der Sensationserfolg von Günther Jauchs RTL-Quiz Titelthema vieler Zeitschriften. Kaum eine Publikation kam am Thema vorbei, und keine hatte Negatives zu berichten. Zwölf Millionen Menschen sahen damals zu.
Seit knapp einem Jahr hat die Berichterstattung über Wer wird Millionär? vor allem in zwei viel gelesenen Online-Mediendiensten eine entgegengesetzte Einseitigkeit angenommen. Immer wieder wurde thematisiert, dass Jauchs Marktanteile in der Zielgruppe hinter die der Vox-Serie CSI: NY oder der Sat.1-Montagsfilme oder gar beider zurückgefallen seien. Neue Negativrekorde, zuletzt vor einer Woche, schienen immer eine eigene Schlagzeile wert.
Gute Quoten sind kaum noch Thema, womöglich weil sie noch immer als Normalfall angesehen werden. Insgesamt entsteht durch diese Art der Berichterstattung aber das Bild einer dahinsiechenden Show kurz vor dem Exitus, das weit von der Wahrheit entfernt ist (ebenso wie die ständig neuen Negativrekorde von Wetten, dass…? die Show noch auf viele Jahre nach Zahlen nicht zu einem Misserfolg machen werden).
Deshalb, und nur deshalb, damit das Bild zurechtgerückt wird, sei an dieser Stelle kurz darauf hingewiesen, dass Wer wird Millionär? sowohl am Freitag als auch gestern nicht nur beim Gesamtpublikum, sondern auch in der Zielgruppe mit Marktanteilen jeweils um 20 Prozent mit deutlichem Abstand Marktführer um 20.15 Uhr war und die Show mit sechs bis acht Millionen Zuschauern auch nach fast neun Jahren noch immer eine der erfolgreichsten im deutschen Fernsehen ist.
11. März 2008 um 17:04
Es sind immer Verluste auf hohem Niveau. Das schreiben wir zumindest bei „Wetten, das..?“ und „Wer wird Millionär?“ in der Regel dazu. Wer sich etwas mit dem Thema beschäftigt, weiß das ja auch. Wobei der durchschnittliche „WWM“-Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen in dieser Saison nun mal in der Tat schwach ist. Ganz falsch ist der Eindruck also nicht, dass es dort nicht so gut läuft.
Und das nicht über gute Quoten berichtet wurde, ist auch falsch. Es gab auch schon solche Artikel mit explizit positiven Headlines zu „WWM“. Dass auf der anderen Seite eine so schlechte Quote wie noch nie eher eine Schlagzeile ist als die Quote die ab und an mal wieder erzielt wird und irgendwo im unteren Mittelfeld liegt, dürfte klar sein.
Zusätzlich veröffentlichen wir ja auch noch die reinen Zahlen, die den Stand der Dinge vom Vortag wiedergeben. Da sollte kein falscher Eindruck entstehen. Man kann so oder so argumentieren: Beim Gesamtpublikum ist „WWM“ immer noch recht stark. Bei den 14- bis 49-Jährigen immer öfter unter Senderdurchschnitt.
11. März 2008 um 17:29
ah, schön! die herren haben neuerdings ein favicon!
11. März 2008 um 17:52
Ich finde gerade zu diesem Thema Einschaltquoten und Altersdurchschnitt das Interview mit Günter Jauch bei DWDL interessant, in dem er sagte „Es ist ja nicht nur die Demographie, die für die über 50-Jährigen spricht“, erklärt Jauch im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de. „Es geht auch um die Tatsache, dass dort eine enorme Kaufkraft sitzt.“
Also: solange er eine unterhaltsame Sendung macht, die er mit Spaß moderiert, haben wir als Zuschauer auch was davon.
Hoffentlich sieht RTL das auch so.
11. März 2008 um 19:35
Jaja, diese homogene Gruppe der 14-49jährigen…
11. März 2008 um 20:07
Ein Misserfolg ist Wetten Dass sicherlich nicht. So langsam setzt sich aber endlich die Erkenntnis durch, dass es schon seit geraumer Zeit zumindest ein Mieserfolg ist…
11. März 2008 um 21:57
Wer wird Millionär ist auch nach neun Jahren immer noch reichweitenstärker als nahezu alle anderen momentan im TV laufenden Sendungen. Und dies bei zwei (bis vor kurzem sogar drei) Ausgaben pro Woche seit fast neun Jahren.
Aber: Spricht das eigentlich für das deutsche Fernsehen?
Blockiert nicht Jauch mit seinem Quiz zwei Werktage komplett? Verhindern nicht er, zusammen mit dem US-Serien-Dienstag und dem Doku-Soap-Mittwoch eine durchaus wünschenswerte Erneuerung im RTL-Programm? Schickt man durch dieses festgefahrene Sendeschema nicht neue Formate wie Die Anwälte in ein von vornherein aussichtsloses Rennen?
Ich finde Jauch und die Show auch noch immer spannend und möchte nicht darauf verzichten, aber mittlerweile wäre mir eine deutliche Reduzierung seiner Bildschirmpräsenz sehr recht.
Natürlich ist das angesichts des immer noch beachtlichen Erfolges ausgeschlossen. Dennoch sollten kritische Töne erlaubt sein.
12. März 2008 um 06:33
@ Thomas von DWDL:
Dies sollte auch eigentlich kein Vorwurf sein, denn es kann natürlich nicht Eure Aufgabe sein, aus dem Normalfall eine Schlagzeile zu machen.
Weil bei uns da oben aber „…lexikon“ steht, wollte ich auf eben diesen Normalfall mal hinweisen: das enorme Stehvermögen dieser Show, die, als sie im achten Jahr war, häufig gegen eine vergleichsweise frische US-Serie verlor, die im zweiten Jahr war. Nun, im neunten Jahr der Show, liegt sie kurioserweise wieder fast ausschließlich vor CSI:NY, das mit drei Jahren nun wirklich noch keine altersschwache Serie ist.
12. März 2008 um 12:18
@nixloshier: Jawoll. Hat uns ein netter Leser geschenkt!
12. März 2008 um 22:04
@Stefan: beim Komentarfeed wird’s nicht angezeigt.
14. März 2008 um 00:42
Hab den Artikel leider jetzt eben erst gelesen und stimme grundsätzlich zu: Das Jammern findet im Falle von WWM sicherlich auf sehr hohem Niveau statt – vor allem, wenn man natürlich bedenkt, wie lange die Sendung schon läuft. Dass natürlich mittlerweile nur noch über die Quoten von Show-Specials oder besonders schwache Ausgaben geschrieben wird, liegt nach all der Zeit in der Natur der Sache.
Aber sicherlich: Den Vorwurf, dass insgesamt recht negativ berichtet, muss ich mir durchaus anhören – jedenfalls was große Artikel angeht.
Dennoch sei nebenbei noch erwähnt, dass wir die Quoten von WWM immer erwähnen – auch, dass es am Freitag sehr gut lief: http://www.quotenmeter.de/index.php?newsid=25876
Gerade in unserem Primetime-Check habe ich eigentlich wöchentlich das Gefühl, mich zu wiederholen, wenn ich schreibe, dass WWM „schon wieder“ vorne lag.