Nachruf
Wir nehmen heute Abschied vom einstmals treuen und geduldigen Sender Vox, der es durch Kontinuität und Verlässlichkeit nach oben geschafft hat. Doch jetzt ist der viel beschworene Aufstieg in die erste Fernsehliga vollendet, und Vox fängt sofort damit an, sich zu benehmen wie die da oben. Seit Herbst 2007 wurde bereits wiederholt das Nachmittagsprogramm durcheinandergeworfen, nun trifft es ein paar Primetimeserien. Shark läuft ab Ende März montags eine Stunde später, The Disctrict erst nach 23 Uhr, CSI: NY dafür vorher grundlos doppelt und Men In Trees gar nicht mehr. Willkommen in der ersten Liga!
Die Sache ist nämlich die: Shark und The District erreichen sehr ordentliche Einschaltquoten oberhalb des Senderschnitts, und dafür werden sie jetzt mit der Verschiebung in den späten Abend bestraft. Denn CSI: NY erreicht deutlich höhere Marktanteile, andererseits aber längst nicht mehr so hohe wie noch vor einem Jahr. Wie klug es ist, den Ermüdungsfaktor der Marke CSI, der mit dem Wechsel der Mutterserie zu RTL einsetzte, jetzt auch noch durch Doppelprogrammierung zu beschleunigen, zudem mit Wiederholungen, während der Aufbau eines möglichen Nachfolgers durch die Sendeplatzverschiebung gebremst wird, muss Vox selbst wissen. Oder mal bei RTL, Sat.1 und ProSieben fragen, die ihr Programmschema schon seit geraumer Zeit wöchentlich neu auswürfeln.
Vox bleibt der Sender mit den meisten der besten Serien im deutschen Fernsehen. Wenn der neue Umgang mit ihnen aber nur der Anfang ist, wird er bald ein genauso großes Ärgernis sein wie die anderen abgehobenen „Erstligisten“, die den Kontakt zur Basis verloren haben.
Wir werden das alte Vox nie vergessen.
29. Februar 2008 um 15:46
Rest in Pieces und Amen.
(Jaaa, ich geb ja zu dass der Gag nur geklaut ist.)
29. Februar 2008 um 15:51
Hatte mich schon gewundert warum im Kino (vor John Rambo!) Werbung für Men in Trees lief. Sind die Quoten so mies?
29. Februar 2008 um 16:06
„CSI: NY“ läuft nur am 24. März 2008 in einer Doppelfolge, ab dem 31. März 2008 zeigt VOX um 21.10 Uhr wieder „Criminal Intent“.
29. Februar 2008 um 16:14
Shark kommt später? Mir egal, solange die Wiederholung nach 0Uhr bleibt!
29. Februar 2008 um 16:18
@ Markus: na prima, noch mehr Durcheinander.
@Philipp: Vor ein paar jahren wäre Vox über solche Quoten noch froh gewesen.
Und Werbung für „Men in Trees“ vor dem „John Rambo“-Publikum? Toll. Das ist ungefähr so, als würde der Playboy anfangen, Eintopfrezepte zu drucken.
29. Februar 2008 um 16:53
nagut, die Sender tun also alles um die DVD-Verkäufe (bzw. Raubkopien) in die Höhe zu treiben.
29. Februar 2008 um 16:59
@Michael: Na ja, es waren zumindest knapp 5 Frauen im Kino.
29. Februar 2008 um 20:56
Das Vox, das ich das alte Vox kenne ist der Sender, der bereits in den frühen 90ern es schaffte, die 12teilige, inhaltlich aufeinander aufbauende Krimiserie „Murder One – Der Fall Jessica“ von einem Tag auf den anderen im Programm nach hinten zu schieben, so dass ich 9 Folgen umsonst gesehen und die Auflösung verpasst habe – damals habe ich bereits Abschied von diesem Sender genommen!
29. Februar 2008 um 21:07
Wieso wird denn „Men in Trees“ nicht einfach ins Nachtprogramm verschoben? Dann könnte man das wenigstens aufnehmen. Ich werde mir in Zukunft gut überlegen, ob ich überhaupt noch anfangen werde, eine neue Serie im Fernsehen zu gucken. Das ist zwar schlecht für die Fernsehsender, aber, wie ein Vorredner bereits sagte, gut für die DVD-Verkäufe. Außerdem kenne ich jemanden, der mir Serien gerne mal auf Premiere aufnimmt. So bekommt man vieles zu sehen, bevor (wenn überhaupt) es im Free-TV gesendet wird. Dem glücklichen Zufall hatte ich zu verdanken, dass ich „Six Feet Under“ recht zügig, kontinuierlich und ungestört genießen konnte.
1. März 2008 um 11:58
Dadurch das die Sender im Moment Serien sehr schnell verschieben oder ganz absetzten wenn die Quote nicht stimmt, vergraulen sie die Zuschauer. Ich habe mir auch stark überlegt, ob es sich überhaupt lohnt EUReKA bei Pro7 anzuschauen. Wer weiss, ob ich mehr als die ersten drei Folgen zu sehen bekomme. Und wenn viele Leute so denken, ist die Quote erst recht im Keller und die Serie noch schneller abgesetzt. Ein Teufelskreis.
2. März 2008 um 10:44
Verdienen deutsche Sender eigentlich beim DVD-Verkauf von eingekauften Serien mit? Vielleicht verschieben die Sender deswegen die Serien hin und her, damit man sich die DVD kauft, mit der man momentan bzw. zukünftig mehr Geld verdient als mit Werbeeinnahmen?
Beim Gucken von LOST fragte ich mich erst gestern, ob die Sender Serien nur zum Anteasen zeigen, damit der DVD-Verkauf angekurbelt wird.
Denn ich beispielsweise könnte mir eine Serie niemals im TV angucken.
Mal abgesehen, dass ich deutsche Synchronisationen überhaupt nicht mag, würde mich dieser Wochentakt und die Werbung kirre machen.
2. März 2008 um 17:16
Ohne eine amtliche Bestätigung dafür zu haben oder an einem Sonntag mit der Recherche besonders weit zu kommen: Nein, deutsche Sender verdienen am DVD-Verkauf nicht mit. Zumindest nicht bei US-Serien. Wie es sich deutschen Eigenpoduktionen verhält, z.B. bei der DVD zur gescheiterten ProSieben-Show „Mein neuer Freund“ oder den „Post Mortem“-Staffelboxen, weiß ich nicht.
2. März 2008 um 18:21
Bei Auftragsproduktionen sind die Sender in der Regel an den Erlösen aus DVD-Verkäufen beteiligt – zu welchem Anteil ist aber natürlich von Produktionsfirma zu Produktionsfirma bzw. von Produktionsvertrag zu Produktionsvertrag unterschiedlich. Im Fall von „Mein neuer Freund“ meine ich zufälligerweise zu wissen, dass SonyBMG 50 Prozent der Erlöse erhalten hat und Brainpool und ProSieben jeweils 25 Prozent.
Wie das bei Lizenzprogrammen aussieht, weiß ich nicht. Meine Vermutung: Manche Lizenzgeber sind durchaus daran interessiert, die Sender an den Erlösen zu beteiligen – sofern sie im Gegenzug ein kostenloses Mediavolumen zur Verfügung stellen.
So in der Art funktioniert das zumindest bei der Musikvermarktung. Wenn ProSieben einen Trailer musikalisch mit „Mach die Augen auf“ von Nena unterlegt und den Songtitel einblendet, ist ProSiebenSat.1 beispielsweise zu 10 Prozent an den Einnahmen aus Single-Verkäufen/Downloads des Songs beteiligt. Und wenn RTL „In My Arms“ von Kylie Minogue zum „RTL Single-Tipp“ macht, verdient der Sender auch ein wenig an den CD-Verkäufen mit. Könnte mir vorstellen, dass es solche Modelle auch bei der Vermarktung von DVDs gibt.
2. März 2008 um 23:22
Legendär auch, wie SAT.1 in ab den späten Neunzigern die Star Trek-Folgen wild durchs Wochenprogramm flipperte. Wer es schaffte eine Staffel verlustfrei zu gucken, durfte sich wahrhaft Programm-Scout nennen.
9. Juni 2010 um 22:08
„Doch jetzt ist der viel beschworene Aufstieg in die erste Fernsehliga vollendet, und Vox fängt sofort damit an, sich zu benehmen wie die da oben“
genial :p