Neues aus Maden-Maden (7)

Ich frage mich, ob die einzelnen Folgen von Ich bin ein Star — holt mich hier raus hinterher wissenschaftlich ausgewertet werden. Als Anschauungsmaterial für ein Psychologie-Hauptseminar zum Beispiel, das sich mit der Frage beschäftigt, wie verschieden Menschen unter großem Druck reagieren.

Da war zum Beispiel Isabel Edvardsson, die am Freitag eine Prüfung machen musste, die für sie besonders unerträglich war: Sie, die offenbar einen größeren Teil jedes Tages damit verbringt, sich um ihr makelloses Aussehen zu kümmern, musste den Kopf in allerlei Schleim und Getier halten und hatte am Ende den ganzen Körper voller Insekten und undefinierbarem Dreck. Und faszinierend war, dass sie diese Prüfung scheinbar fast unbewegt absolvierte, mit höchster Disziplin eine Zumutung nach der anderen ertrug — und hinterher, als sie wieder zu den anderen ins Lager kam, umso massiver zusammenbrach. Es war eine der erschütterndsten Szenen, wie sie verzweifelt, hysterisch, weinend im Teich badete und dabei wirkte, als wollte sie nicht nur die Überreste der Prüfung von ihrem Körper entfernen, sondern auch jede Erinnerung daran.

War das nur die Überreaktion einer Frau, die bessesen ist von ihrem makellosem Aussehen? Die es schlimmer findet, von anderen in dreckigem Zustand gesehen zu werden, als den Kopf in Insekten zu stecken? Oder ist ihr Verhalten ganz normal für einen professionellen Sportler, der es mit seiner antrainierten Disziplin schafft, eine Weile lang die Unerträglichkeit einer Situation auszublenden (und hinterher, in diesem Fall zumindest, erst recht von ihr eingeholt zu werden)?

Im Gegensatz dazu Julia, die die Aussicht, in 40.000 Kakerlaken zu baden, nur so lange ausblenden konnte, bis sie die Tiere unmittelbar über sich sah. Natürlich kann man streiten, ob das für oder gegen sie spricht: dass sie die Prüfung noch vor dem Beginn abbrach (insbesondere weil Julia ungefähr jeden Belastbarkeitstest in der Sendung nicht bestanden hat). Aber ich fand es sehr beruhigend, dass es da auch Kandidaten gibt, die reif genug sind, Nein zu sagen, und es nicht demütigender finden als zigtausend Insekten über sich gekippt zu bekommen.

Und dann Lisa, die das Camp wegen einer Entzündung der Magenschleimhaut verlassen musste. Ein paar Stunden vorher hatte sie noch die meisten Mitstreiter verdächtigt, falsch zu sein und sie hinter ihrem Rücken zu verraten. Nun umarmte sie jeden und nannte sie alle, alle „ganz tolle Menschen“, und ich glaube nicht mal, dass das bewusst geheuchelt war. Am traurigsten war der Moment, als sie mit ihrer Mutter telefonierte und ihr sagte, dass sie aufgeben musste, und immer wieder betonte, wie unbedingt sie durchhalten und stark sein wollte: „Du weißt, ich bin so stark gewesen, du hast es selber gesehen.“ Ich glaube, Starksein wird überschätzt.

Schön war Lisas Komplimentversuch für Barbara Herzsprung:

Mit der könnte man heute noch in die Disco gehen, und die würde abgehen wie ein… wie ein… nasser Turnschuh.

Aber natürlich nicht so schön wie diese Synonyme von Sonja Zietlow und Dirk Bach für die Kandidaten:

„tag- und nachtaktiver Tanzbär“
(Ross Antony)

„Gottesanbeterin, die sogar ihre Farbe wechseln kann“
(Barbara Herzsprung)

„Zauberpony“
(Barbara Herzsprung)

„gefährliches Aggro-Äffchen“
(DJ Tomekk)

„singender Schlafsack“
(Bata Illic)

„das Innenfutter von Karlchen“
(Björn-Hergen Schimpf)

Über Schimpf verrieten die Moderatoren noch, dass er der einzige gewesen sei, der sich selbst um eine Teilnahme an der Show beworben habe. Weitere Moderations-Höhepunkte:

(nachdem Julia die Dschungelprüfung abgebrochen hat)
Zietlow: Und ich hab die ganze Nacht hier gesessen und 40.000 Kakerlaken abgezählt…

Bach: Ein trauriger Tag im Dschungel. Neun hungrige Mägen und 40.000 enttäuschte Kakerlaken. Wir hätten denen nicht vorher noch den „Playboy“ zeigen sollen.

Bach: Medizinisch sieht es im Camp folgendermaßen aus. Babba hat offene Füße vom Barfußlaufen, der Bata Liegeschwielen und der Rest hat Hornhaut an den Ohren vom Eike Immel.

Zietlow: Ich finde es total süß, dass sich da unten im Camp ein zartes Pflänzchen entwickelt zwischen Eike und Michaela.
Bach: Die passen aber auch einfach gut zusammen. Beide sind Singles, beide hatten früher die gleiche Zielgruppe, beide waren sehr erfolgreich in ihrem Beruf…
Zietlow: Eike Immel zum Beispiel hat in 147 Partien keinen reingelassen!
Bach: Ja, gut, es gibt Unterschiede…

Und schließlich die vielleicht ehrlichste Eigenpromotion einer RTL-CD überhaupt:

Beide (machen nach einem Gesangswettbewerb unter den Kandidaten Michaelas Lied nach und singen): Ich habe Zwiebeln auf dem Kopf, ich bin ein Döner…
Zietlow: Ja, meine Damen und Herren, auch dieser Song ist nicht auf dieser CD, die ab sofort im Handel erhältlich ist (zeigt die offizielle CD zur Sendung).
Bach: Und auch Eikes Rap-Versuche sind nicht auf dieser CD. Für mich zwei wichtige Gründe, diese CD zu kaufen — wenn nicht sogar die einzigen.
(Er wirft die CD von einer Brücke in den Dschungel. Als Sonja protestiert, beruhigt er sie:)
Bach: Schatz, was gut ist, kommt auch wieder zurück. (Beide schauen der CD hinterher in die Tiefe.) — Komisch, bleibt unten.

Stefan, 20. Januar 2008, 18:17.

10 Kommentare


  1. >>“Über Schimpf verrieten die Moderatoren noch, dass er der einzige gewesen sei, der sich selbst um eine Teilnahme an der Show beworben habe.“

  2. “Über Schimpf verrieten die Moderatoren noch, dass er der einzige gewesen sei, der sich selbst um eine Teilnahme an der Show beworben habe.“

    Was so nicht stimmt, da man in der ersten Samstagnachmittags- Sendung das Bewerbungsvideo von DJ Tommek gezeigt hatte. Also waren es mindestens 2 „Stars“ die sich beworben haben…

  3. Dschungel-Camp-Guckerin,

    Ich gucke das Ganze inzwischen fast mehr wegen der Kommentare von Dirk B. & Sonja Z. – Heute habe ich kurz mal in der Zusammenfassungs-Show von Leonard Diepenbrock (schreibt der sich so?) reingeschaut und bin erstaunt, daß es noch unentwegter geht als bei Bata Illic, der ist ja eine echte Temperamentsbombe dagegen.
    Isabel ist wohl einfach nur professionelles Durchhalten vom Tanzen gewöhnt? Und Julia…naja: ein bißchen mehr von Michaelas „Mumm“ würde ihr m.E. gut tun, sonst nutzen die schönen Playboy-Fotos nix und verpuffen in der Wirkung. Wenn sich das Management schon die beste Wirkung für die Fotos überlegt und sie so wohl-terminiert platziert…

  4. Lisa sagte Barbara zum Abschied: „Du bist die tollste Frau, die ich überhaupt jeh kennengelernt habe!“ – fand ich extrem pathetisch.

  5. Bei der Promo für CD habe ich mir vor Lachen fast in die Hose gemacht. Das ist das Schöne an der Sendung… Absolute Selbstironie und Ehrlichkeit. Ich finde auch die Kommentare von Zietlow und Bach grandios. Insbesondere dann wenn die beiden von ihren Texten abweichen.
    Und was die Kandidaten angeht, muss ich gestehen dass mir einige so langsam symphatisch werden… Die Isabel hat mir richtig leid getan, eben weil ich glaube dass sie aus „Professionalität“ keine Reaktion gezeigt hat. So wie ich im Krankenhaus als Zivi bei Notfallpatienten mit offenem Bruch keine Miene verzogen habe und die Gänsehaut (und der Kotzreiz) erst kamen als ich meinen Job erledigt hatte…
    Und die Schaffrath und der Immel sind anscheinend erfrischend normale Menschen. Würde mich nicht schämen mit denen befreundet zu sein 😉
    Großes Kino waren – wie ich finde – noch die Imitationen der anderen Kandidaten durch Ross…

  6. Nicht nur „der anderen“ – auch sich selbst hat Ross treffend imitiert … 🙂
    Der Junge wird mir wirklich langsam sympathisch.

  7. ich liebe diese sendung.
    und-achtung- ich stehe dazu:-)
    wenn selbst die moderatoren von trash-tv reden.
    beide zynisch bis zum anschlag.
    immel und schaffrath sind putzig,zumindest seinerseits ist ein starkes interesse an schaffrath nicht zu uebersehen.
    und ross ist der allergeilste.
    und jetzt schau mer mal,wer rausfliegt.
    schoenen abend noch,
    marc.

  8. Highlight bei Bunds Abgang war für mich der Abschiedsspruch für Bata: „Ich werde mich um Deine Frau kümmern“.

    Ich darf nicht mehr essen während der Sendung.

  9. Und nicht zu vergessen, die medizinische Diagnose von Sonja Zietlow für Eike Immel: Sprech-Durchfall!
    Alleine der Begriff hat die 10 Minuten Qual des Guckens gerettet. 🙂

  10. […] und desto dicker die Unterschrift…),  den,  den,  den,  den,  den,  den und auch  den). Will ja keinen […]



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