Hesse sucht Frau
Manchmal fragt man sich ja schon, wie Atze Schröder im wirklichen Leben aussieht. Und ob Maddin Schneider tatsächlich so ein lahmer Depp ist. Komiker tun sich nicht zwingend einen Gefallen, sich selbst die Beschränkung einer einzigen eindimensionalen Rolle aufzuerlegen, die irgendwann erschöpft ist. Tom Gerhardt hat das eines Tages gemerkt. Maddin Schneider noch nicht. Vorausgesetzt, es ist wirklich eine Rolle.
Und so ist seine neue Comedyserie Maddin in Love über weite Strecken eine Qual. Als einer von mehreren Teilnehmern in Panelshows, als Dauergast in der Schillerstraße oder als sporadisch auftauchende Nebenrolle in Pastewka ist Maddin noch einigermaßen zu ertragen, als Hauptfigur seiner eigenen Serie, in der auch fast alle Nebenrollen Klischeefiguren sind, wird es allmählich schwierig.
Die Drehbücher sind vermutlich nur halb so dick wie bei anderen Serien, weil Maddin für jeden Satz so lange braucht.
Oliver Welke hat sie geschrieben, und es gelingt ihm trotz der Hindernisse, aus der an den Haaren herbeigezogenen Ausgangssituation eine einigermaßen stimmige, liebenswerte Geschichte zu machen: Maddin darf eine Millionenerbschaft nur dann antreten, wenn er innerhalb von vier Wochen die Frau fürs Leben findet und heiratet. Und das ist der Punkt, der tatsächlich nur funktioniert, wenn Maddin ist wie er ist: Wer um Himmels Willen würde den heiraten? Das macht es halbwegs interessant, und dazu kommt das alte Kriegen-sie-sich-oder-nicht-Spiel, das immer funktioniert, auch hier, bei dem der Zuschauer schon viel früher als die Beteiligten weiß, worauf es hinausläuft. Denn auch hier scheint festzustehen, dass Maddin am Ende seine Traumfrau in der Person finden wird, die schon die ganze Zeit an seiner Seite ist: Es ist eine gutherzige Freundin, die ihm bei der Partnersuche hilft, weil sie offenbar als Einzige seine positiven Eigenschaften zu schätzen weiß. Man wünscht ihnen schnell, dass sie sich kriegen – und dass sie uns später vielleicht mal erzählt, welche Eigenschaften das sind.
Maddin in Love, sonntags ab 19.15 Uhr in Sat.1 (jeweils zwei Folgen).
20. Januar 2008 um 10:58
Das ist halt das Dilemma Schneider. Einerseits hat er ein Gesicht und eine Art, die einfach ins Fernsehen gehört (weil, wohin sonst?). Andererseits war nach dem Ende der Comedy Factory auch langsam die Luft raus. Und das ist ja auch schon ewig her.
20. Januar 2008 um 12:36
Ich fürchte, Schneider bzw. die Redaktion von Sat1 begreift die enervierende Eindimensionalität Maddins mittlerweile als Markenzeichen.
20. Januar 2008 um 14:04
Dann prognostiziere ich mal den nächsten Comedy-Flop von Sat.1 – vor allem mit dieser einfallslosen Ausgangssituation mit dem Erbe, das an Bedingungen geknüpft ist. Das gabs nun wirklich schon 1000 Mal, und jedes Mal strapaziert diese Konstruktion die Glaubwürdigkeit.
Ich weiß ja selbst, dass es verdammt schwer ist, als TV-Macher im Vornhinein zu wissen, was funktioniert – das weiß niemand. Aber Sat.1 macht es einem einfach. Da muss man nur das Konzept auf drei Sätze zusammengefasst lesen oder einen 30sek Trailer sehen, um mit 100prozentiger Sicherheit sagen zu können, dass es floppt!
20. Januar 2008 um 14:22
Ich habe es nicht gesehen. Aber Maddin ist einfach nicht witzig. Ich muss einfach mal Pocher (!) zustimmen, der mal gesagt hat, der Maddin kann doch nur „Aaaschenbäscher“. Und dann ein ganze Serie mit dem – nee das kann ich mir wirklich nicht antun.
20. Januar 2008 um 15:58
Die Ausgangslage gab es doch schon hundertmal, ein sogenannter „Comedian“ bekommt ein paar professionelle Schauspieler an die Seite gestellt und spielt sich dann selber (Kalle kocht, Ritas Welt, Alles Atze usw.), aber bei Maddin Schneider ist bei mir die Schmerzgreze definitiv erreicht und ich werde den Teufel tun und da reingucken.
Wobei ich mich frage, ob man bei Sat.1 ernsthaft mit einem Erfolg rechnet, ist das Verballern von Doppelfolgen in der Access-Prime ein Vertrauensbeweis?
Immerhin läuft es nicht am Funny-Friday.
20. Januar 2008 um 21:45
Also ich muss ehrlich sagen, ich hätte Schlimmeres erwartet. Es war zwar noch meilenweit entfernt von guter Comedie, aber nicht so nervig, weil nicht so bemüht lustig, wie z.B. die angestrengten Gags vom iTeam. Maddin ist einfach nur harmlos und unschuldig und versteht die Welt um ihn herum nur zum Teil – diese Witz-Ebene funktioniert für mich ganz gut. Konnte mir die ersten 2 Folgen problemlos anschauen. Also volle Zustimmung zu Deiner Kritik.
Wird trotzdem ein Flop! Ich schätze mal 8,5% in der Zielgruppe.
20. Januar 2008 um 22:33
War ganz nett, mindestens 11%.
21. Januar 2008 um 10:15
Schön, dass die Welt des Fernsehens voller Überraschungen und der Zuschauer weiterhin unbekanntes Wesen ist. Da hab ich mich wohl etwas verschätzt – „Maddin“ erreicht glatt das Doppelte meiner geschätzten 8%!