Freitagskrimi jetzt auch am Mittwoch
Das ZDF hat großes Vertrauen in seine Serie mit Rainer Hunold als Der Staatsanwalt. Sie startete vor knapp drei Jahren mit einem erfolgreichen einzelnen Fernsehfilm. Noch bevor die wiederum einzelne Fortsetzung ausgestrahlt war, wurde eine ganze Staffel mit vier einstündigen Folgen gedreht, und noch bevor diese heute Abend an den Start geht, laufen bereits die Dreharbeiten für die nächste Staffel.
Es gibt aber auch keinen Grund, kein Vertrauen zu haben. Der Staatsanwalt ist bewährte Kost: Eine grundsolide, unspektakuläre, professionelle, zeitlose Serie wie alle ZDF-Krimis seit 35 Jahren. Nichts deutet darauf hin, dass es sich um eine Produktion der Gegenwart handelt, außer dass Rainer Hunold noch dicker geworden ist. Wenn er zwischendurch mit einem Freund Billard spielt, glaubt man trotzdem, in alte Folge von Ein Fall für zwei geraten zu sein. Aus dieser Serie stieg er damals viel zu früh aus, deshalb ist es schön, ihn wieder in einer Anwaltsrolle zu sehen.
Wer schon alle anderen ZDF-Krimiserien guckt, hat zwar keinen Grund, diese auch noch zu schauen, aber auch keine Ausrede, sie nicht zu mögen.
Der Staatsanwalt, mittwochs um 20.15 Uhr im ZDF.
19. September 2007 um 13:01
Schon seltsam, wie sich ARD und ZDF gerade gegenseitig bekämpfen. Das ZDF macht aus dem Mittwoch einen Abend für Fiction (angekündigt sind sogar 90Minüter für ein jüngeres Publikum!)und beschießt damit eindeutig den Mittwochsfilm der ARD (der sich auch eher an ein etwas jüngeres Publikum richtet!) und im Gegenzug platziert die ARD nun eine Reihe von neuen „jungen“ Serien auf den Montagabend (wo bisher keine Fiction lief) und stellt sich damit gegen den ZDF Montagsfilm. (ZDF-Fernsehspielchef Janke schimpfte erst vor Kurzem http://www.dwdl.de/article/news_12546,00.html) Sollten die Sender nicht besser gegen die Privaten kämpfen, als sich gegenseitig ein Bein zu stellen?
19. September 2007 um 13:42
Ich glaube nicht einmal, dass die Sender sich hier gezielt Konkurrenz machen. Es gibt einfach keine „freien“, konkurrenzlosen Sendeplätze mehr. Mit der Verschiebung von Dokumentationen und Magazinen in den späteren Abend und dem schrittweisen Abschied von Volksmusik, bleibt nicht mehr viel anderes als Fiktion, die gegeneinader antritt.
Und wo sollte der Kampf gegen die Privaten anfangen? Da mittlerweile sogar Vox vor ARD und ZDF liegt, ist es quasi die gesamte Programmvielfalt auf einmal, die man gezielt angehen müsste. Beispiel Montag: Soll man die Comedy auf ProSieben, die Krimis auf Vox, das Quiz bei RTL oder die Filme in Sat.1 angehen? Jedes Untergenre der Unterhaltung ist bereits besetzt.
19. September 2007 um 14:40
Du hast sicherlich Recht, dass es kaum noch andere Tage für die ÖR gibt. Die ARD sendet ja schon DI, MI, DO, FR und SO Fiction zur Prime Time, das ZDF am MO, MI, FR, SA und SO. Ich glaube aber nicht, dass Dein angeführtes Beispiel ganz stimmt. Die ProSieben-Comedy oder auch das VOX-Programm ist viel zu jung für die ÖR und keine somit Konkurrenz. Wenn die ÖR von „jungen“ Programmen sprechen, dann meinen sie Zuschauer im Alter von 35-50. Insofern ist RTL oder Sat.1 schon eher Konkurrenz.
19. September 2007 um 14:53
Aber dann machen sie es doch richtig: Gegen jemanden den Kampf um Zuschauer aufzunehmen, heißt ja nicht zwingend, das Gleiche dagegenzusetzen. Im Gegenteil: Sinnvoller ist es, Alternativen zu bieten. Und da z.B. RTL weder montags noch mittwochs Fiktion sendet, stößt man doch da in eine prima Lücke.
19. September 2007 um 16:07
Also ich bin dem ZDF für die Alternative Der Staatsanwalt durchaus dankbar. Ständig US-Serien gucken ödet mich nämlich massiv an und kein Privatsender bedient zur Zeit in irgendeiner Form mein Bedürfnis nach eigenproduzierter Fiction. Der Staatsanwalt ist zwar nicht der Kracher, hebt sich allerdings positiv von gähnend langweiligen Standardserien mit farblosen Darstellern und inflationärer Folgenanzahl wie den SOKOs Köln und Wismar ab.
Allgemein hat das ZDF sowieso keine Alternative zu Formaten wie Der Staatsanwalt. Die noch verbliebenen Zuschauer unter fünfzig Jahren schätzen das ZDF genauso wie es jetzt ist, eher unübliche Formate wie Doktor Martin oder KDD – Kriminaldauerdienst strafen alte wie junge Zuschauer konsequent mit Nichtachtung ab.
Langfristig hat das ZDF deshalb keine Zukunft und zum gegensteuern ist es schon zehn Jahre zu spät.
22. September 2007 um 21:32
Zwei Tage später jedoch einer der neuen ZDF-Freitagskrimis: „Der Kriminalist“ – super Geschichte, überraschende Wendungen, starke Charaktere. Mit Christian Berkel und dem ebenfalls super „KDD-Kriminaldauerdienst“ (Zweite Staffel wurde ja gerade gedreht) hat das ZDF Zukunft, mit Hunold und verstaubten Stunden-Krimis nicht – egal ob am obligatorischen Freitag oder wann anders in der Woche.
23. September 2007 um 20:38
@Lister Lichtspiele:
Am Freitag kam Stolberg (oder jetzt Kommissar Stolberg) mit Rudolf Kowalski und nicht Der Kriminalist mit Christian Berkel. Der kam schon eine Woche vorher.
Was du daran allerdings so toll gefunden hast kann ich weniger nachvollziehen.
Kowalski, steif und spießig siezt seine Kollegen, Charakterentwicklung null, Berkels Der Kriminalist nicht so krass, aber von den Fließbandkrimis des Herrn Ringelmann nur dadurch zu unterscheiden, dass sie nicht in München angesiedelt sind. Damit soll das ZDF zukunftsfähig werden?
24. September 2007 um 16:28
@viewer#1
zdf und ard glauben langfristig nur an das überleben eines ör fernsehens.
die ard hat die marginal bessere akzeptanz, den hörfunk und die dritten. das zdf ist linientreu im neoliberalen mainstream was das infotainment angeht und läßt sich besser vor allem vom bürgerlichen lager für kampagnen instrumentalisieren- du bist deutschland und ähnliches.
es gibt exakt drei verträgliche sendungen beim zdf für mich.
der einzige zeuge, starb an ermühdung.
die englischen und skandinavischen krimis sonntag abends um zehn und die sehr lose nachtschicht reihe.
der rest ist kuckident tv oder regierungs/wirtschaftspropaganda. wobei die ängste der älteren immer gezielter geschürt werden.