Das aktuelle Sportstudio

Seit 1963 (ZDF). Sport-Show am späten Samstagabend mit Filmberichten über die Sportereignisse des Tages wie die Fußball-Bundesliga sowie Talks mit prominenten Gästen aus der Welt des Sports. Fester Bestandteil ist die Torwand mit zwei Löchern, auf die jeder Gast aus sieben Meter Entfernung schießen muss (drei unten, drei oben), wobei gelegentlich auch mal ein Scheinwerfer zu Bruch geht. Jede Sendung beginnt mit der Einblendung einer alten Bahnhofsuhr, dazu erklingt die seit jeher gleiche und dadurch berühmte Titelmusik von Max Greger.

Ein Klassiker unter den Sportsendungen, der in den 60ern eine der beliebtesten Fernsehsendungen überhaupt war. Erster Moderator war Heribert Meisel, der nur fünf Sendungen moderierte. Dann wechselten sich u.a. Wim Thoelke, Rainer Günzler und Harry Valérien ab. Diese drei hatten die Sendung gemeinsam entwickelt. Günzler moderierte 75-mal, Thoelke 123-mal. Vom Gründungstrio hielt Valérien am längsten durch, und manchmal fand er sogar die richtige Kamera („Wo sammer? Da sammer!“). Erst 1988, 18 Jahre nach Thoelke, trat er nach 283 Sendungen ab. Auf mehr Einsätze brachte es nur Dieter Kürten (375 Sendungen von 1967 bis 2000). Die Torwand, so die Legende, war eine Idee des Moderators Werner Schneider (72 Sendungen), inspiriert durch die Trainingsmethoden von Richard Schneider, dem Trainer des 1. FC Kaiserslautern, der schon in den 50er Jahren eine durchlöcherte Wand vors Tor gestellt hatte, um die Treffsicherheit seiner Spieler zu trainieren. Es gibt aber auch anders lautende Legenden.

Wenig Freunde machte sich der neue Moderator Hanns Joachim Friedrichs (1971 – 1981), zugleich ZDF-Sportchef, als er das eigentlich ziemlich stupide Torwand-Ritual abgeschaffte, weil er glaubte, „alle Möglichkeiten, während der endlosen Ball-Auflege-Pause einen halbwegs intelligenten Satz zu sagen, hätten sich im Laufe der Jahre erschöpft“. Nach Protesten der Zuschauer wurde es wieder eingeführt.

Der Einsatz von Carmen Thomas ab dem 03.02.1973 war eine kleinere Sensation. Sie war die erste Frau, die diese Männerdomäne präsentierte. In ihre erste Sendung brachte sie die druckfrische „Bild am Sonntag“ vom nächsten Morgen mit und hielt somit bereits den ersten Verriss (Schlagzeile „Charme allein genügt nicht“) der Sendung in den Händen, die gerade erst begonnen hatte. Ihr legendärer Versprecher „Schalke 05“ in der Sendung vom 21.07.1973 führte entgegen landläufiger Meinung nicht zu ihrer Kündigung, obgleich „Bild“ damals titelte, das ZDF habe Thomas unter anderem deshalb gefeuert. Nach dieser Schlagzeile moderierte sie noch zehn weitere Sendungen.

Die häufigsten Moderatoren mit jeweils mehr als 100 Einsätzen waren neben Kürten, Valérien, Thoelke und Friedrichs Bernd Heller (1980–1993), Karl Senne (1981–1992), Michael Steinbrecher (seit 1992) und Wolf-Dieter Poschmann (1994–2011). Auf mehr als 50 Einsätze kamen neben Günzler und Schneider Doris Papperitz (1984–1990), Günther Jauch (1988 – 1997), Johannes B. Kerner (1997–2006), Rudi Cerne (1999–2006) und Katrin Müller-Hohenstein (seit 2006). Weitere Moderatoren: Helmuth Bendt, Gerd Krämer, Arnim Basche, Kabarettist Werner Schneyder, Kurt Lavall, Walter Schmieding, Alfons Spiegel, Olympiasieger Erhard Keller, Willi Krämer, Sissy de Mas und Joan Haanappel (als Duo), Bruno Morawetz, Norbert König, Christine Reinhart und seit 2011 Sven Voss. Nur jeweils einmal moderierten Jochen Bouhs und Volker Tietze (als Duo), Udo Hartwig, Robert Seger (vom ORF), Dr. Kurt Jeschko, Frank Elstner und Dieter-Thomas Heck.

1966 kam die Sendung am Abend des Endspiels um die Fußball-WM direkt vom Abschlussbankett in einem Londoner Hotel. Solche „Auswärtsspiele“ gab es fortan häufiger.

Die Sendung produzierte einige berühmt gewordene Momente: Der Boxer Norbert Grupe antwortete auf Rainer Günzlers Fragen nicht und schwieg beharrlich (1969), ein Schimpanse riss Johnny Weissmüllers Frau die Perücke vom Kopf (1971), und Franz Beckenbauer traf in die obere Ecke der Torwand mit einem Ball, den er von einem vollen Weißbierglas herunterkickte (1994). Beckenbauer war mit etwa 50 Besuchen der häufigste Studiogast. Zu den besten Torwand-Schützen mit jeweils fünf Treffern gehörten u.a. Günther Netzer und Rudi Völler, Guido Baumann und Mike Krüger lagen mit je vier Treffern ebenfalls weit über dem Durchschnitt.

1977 entstand mit Pfiff einen Ableger für Kinder.

22.00 Uhr war die ursprüngliche und eigentliche Startzeit der einst 80-minütigen Show am Samstagabend – die genaue Zeit war jedoch schon immer von der Länge des Vorprogramms abhängig. Ab Ende 1999 hieß die Show vorübergehend nur noch ZDF SPORTstudio. Vielleicht hatte jemand bemerkt, dass Bundesliga-Berichterstattung erst fünf Stunden nach Spielende an der Schwelle zum neuen Jahrtausend gar nicht mehr so aktuell ist. Und weil das ohnehin so war, begann das ZDF 2004, vor den Sendebeginn noch eine zusätzliche Krimiserie zu packen, was den Quoten- und Bedeutungsverlust der Sendung weiter beschleunigte. Dennoch kehrte man 2005 zum alten Namen zurück. Heute ist die Sendung nur noch eine Stunde lang.

5 Kommentare


  1. Sorry, aber der Mann hieß Walter Schmieding – ohne „l“. Sein Engagement sorgte übrigens durchaus für Aufsehen damals, denn er kam von der Kultur („aspekte“). Das wäre so, als würde Herr Mohr heute die „Sportschau“ moderieren.

  2. Stimmt. Danke!

  3. Kleine Korrektur:
    An Bundesligaspieltagen dauert das aktuelle Sportstudio in der Regel 75 Minuten.

  4. traf Beckenbauer nicht eher ins UNTERE Eck? 😉

    http://www.youtube.com/watch?v=950RL7-BruM

  5. ich war erst 16, aber ich erinnere mich lebhaft. danke arahf, yiyf!!!



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