Zweieinhalbtes Deutsches Fernsehen
Das ZDF, das in den 90ern mal eine gewisse Comedy-Kompetenz mit Krachern wie Lukas und Salto Postale hatte, möchte gern zurück ins Comedygeschäft. Als Vorbild hat Programmdirektor Thomas Bellut etwas auserkoren, das mit seiner Aneinanderreihung an Sex- und Saufwitzen kaum weniger zet-de-effig sein könnte. DWDL zitiert ihn so:
So etwas wie Two And A Half Men muss auch in Deutschland möglich sein. Wir haben doch gute Autoren.
Dieses Zitat spricht für zwei Dinge: Thomas Bellut hat noch nie Two And A Half Men gesehen. Oder eine ZDF-Serie.
Schlagwörter: Two And A Half Men
Michael, 15. August 2011, 16:08.
15. August 2011 um 16:31
Kopf -> Tischplatte.
Wieviel verdient ein Programmdirektor beim ZDF so?
Obwohl… ich glaube, ich reiche einfach mal ein Treatment für einen Piloten ein. Wenn die dem Mann sein Gehalt zahlen, müsste ich denen auch locker was aus dem Kreuz leiern können.
15. August 2011 um 16:42
Das Problem sind weder die Autoren noch die Stoffe. Das problem sind die Redaktionen, an denen man einen Stoff wie „Two And A Half Men“ in diesem Leben nicht vorbeibekommt.
15. August 2011 um 16:58
Vielleicht sollte man einfach Belluts Aussagen trennen, dann wird’s realistischer:
„Das ZDF soll eine neue Comedy-Serie kriegen“. Punkt. Kein Einwand, immerhin gibt’s dort auch die „Heute Show“, also nicht ganz hoffnungslos.
„So etwas wie ‚Two And A Half Men‘ müsste auch in Deutschland möglich sein“. Punkt. Klar, warum nicht?
Letzteres muss ja nichts mit dem ZDF zu tun haben, allenfalls mit ZDFneo. Könnte aber auch eine Internet-Video-Serie sein – von wem auch immer. Rund ein Drittel der jungen TV-Zuschauer guckt ohnehin schon ausgewählte Sendungen zeitversetzt im Netz. Und Werbepartner für Sex- und Saufwitze finden sich sicher.
15. August 2011 um 20:06
Eine der politisch unkorrektesten, jugendfreien Serien der USA, die vor allem durch gut getimte, pointierte Dialoge funktioniert und seinen Erfolg in erster Linie seinem ehemaligen Hauptdarsteller verdankt, als Vorbild für eine ZDF-Serie, dem humoristischen
Vakuum des deutschen Farbfernsehens, dort wo alte Witze hingehen um zu sterben. Die einmal pro Dekade eine halbwegs sehbare Serie produziert kriegen.
Kleiner Realitätsflash für den ZDF-Chef, nein wir haben solch gute Autoren nicht und zwar weil sie vor langer Zeit alle vertrieben oder umgebracht wurden und nichts vergleichbares folgte.
16. August 2011 um 07:12
Mir würde ja schon reichen, wenn die ÖR-Sender gelegentlich mal Qualität einkaufen und senden würden. Warum man „Breaking Bad“ auf arte oder „Weeds“ und „Six Feet Under“ auf ZDFneo versteckt, werde ich einfach nie verstehen. Von BBC-Ware wie „Little Britain“ oder „Coupling“ mal ganz zu schweigen.
16. August 2011 um 13:43
Das ZDF hat 30Rock. Das ZDF hat Mad Men. Vielleicht sollten sie das was sie haben einfach mal im Hauptprogramm senden anstatt auf Neo verrotten zu lassen!
16. August 2011 um 14:14
Ich könnte mir eher ein deutsches Seinfeld vorstellen; eine Serie über einen Standup-Comedian, der vergeblich versucht, seine Serie ins Fernsehen zu bekommen.
16. August 2011 um 14:17
Das ist ja nun wirklich keine neue Idee, sondern eine Strategie, mit der das ZDF schon viele Jahre grandiose Erfolge feiert: nachdem „The Odd Couple“ als „Felix und Oskar“ adaptiert, das an „Cheers“ erinnernde „Bistro, Bistro“ produziert und schliesslich noch die deutsche Version von „Coach“ unter dem Titel „Is was, Trainer?“ gezeigt wurde sollte jedem Skeptiker klar sein, dass deutsche Übersetzungen erfolgreicher US-Sitcoms einen echten Mehrwert für das Programm liefern. Ungewöhnlich ist nur die rasende Geschwindigkeit. „Two and a half men“ gibt es doch erst seit 2003, wohingegen sonst meist rund 10 Jahre zwischen Original und deutscher Kopie liegen.
16. August 2011 um 15:09
Das ZDF und Comedy…na dann: „Prost Helmut!“ 😀
17. August 2011 um 12:22
So wie man das ZDF kennt gibt es dann demnächst eine unglaublich innovative Comedy über eine schnellsprechende Krankenschwester, die sich im Dauerstreit mit ihrem Chefarzt befindet, der dummerweise auch noch ihr Vermieter ist und im gleichen Haus wohnt.
(Wenn man sich das Original heute mit dem zeitlichen Abstand ansieht, konnte man an der Serie schon den beginnenden Verfall von RTL erkennen. Das ist inzwischen alles richtig furchtbar unlustig.)
17. August 2011 um 15:55
Stimmt, gute Autoren für ein deutsches 2 1/2 Men hätten wir, am besten Mario Barth: Witze, Niveau und Zielgruppe 1:1 gleich, da müsste er gar nicht viel umschreiben.
Ach, waren das noch Zeiten, als wir Deutschen wenigstens anständige Sitcom-Vorbilder gewählt haben, siehe Til Death Do Us Part (1 Herz & Eine Seele), The Office (Stromerg) oder Curb (Pastewka). Und dass das ZDF nicht wirklich gut darin ist, amerikanische Comedy auf deutsche Verhältnisse zu übertragen, hat doch schon der nach wie vor sehr durchwachsene Daily Show-Klon „heute-show“ gezeigt.
17. August 2011 um 15:59
@Helmprobst: Den Rekord für die späteste deutsche Kopie dürfte allerdings die ARD halten, die vor ein paar Jahren mit der grottigen Laurel & Hardy (!) – Kopie „Rick und Olli“ die Originale im Grab rotieren ließ.
17. August 2011 um 19:20
das wird dann bestimmt genauso ein wahnsinnsburner wie die deutsche version der IT crowd …
17. August 2011 um 20:26
Verstehen das wirklich viele so, dass Bellut ein Remake der Serie haben will? Es ist doch offensichtlich so gemeint, dass er eine dt. Sitcom möchte, die ähnlichen Erfolg und Gesprächswert hat wie 2 1/2 Men und keine Adaption davon. Grundsätzlich ist das doch eine lobenswerte Einstellung, auch wenn ich die Erfolgsaussichten eher gering einschätze.
18. August 2011 um 06:25
„Das ZDF hat 30Rock. Das ZDF hat Mad Men. Vielleicht sollten sie das was sie haben einfach mal im Hauptprogramm senden anstatt auf Neo verrotten zu lassen!“
@FrankN.Stein,
das zdf hat vor allem eine stammzuschauerschaft die überwiegend weit über 60 ist. wenn ich mich frage wer diesen ganzen unfassbar spießigen mist den das zdf hauptprogramm nennt anschaut muß ich nur ins wohnzimmer meinner eltern schauen. wir werden wohl auf eine biologische lösung des problems warten müssen.
18. August 2011 um 11:38
Wobei sich beim ZDF-Zuschauer-Alter aber auch die Huhn-oder-Ei-Frage stellt: Wenn dort nur Senioren-Unterhaltung wie Rosmaunde Pilcher oder In Aller Freundschaft kommt, ist doch klar, dass dann auch nur die Generation 60 plus zusieht. Aber das ZDF war mal anders: Was heute kaum noch einer weiss, ist, dass das ZDF einst der Erste war, der Serien-Perlen wie Simpsons und ALF in Deutschland gezeigt hat. Heute hingegen zeigt man gute Ami- und Brit-Serien nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf Neo. Aber wenn man den Hauptsender ein Bisschen entstauben und verstärkt jüngere Sachen zeigen würde, würde man sicher auch jüngere Zuschauer erreichen. Mit der heute-show und der Idee einer eigenen Sitcom geht man ja prizipiell bereits in diese Richtung, auch wenn an der Umsetzung berechtigte Kritik angebracht ist bzw. sein dürfte.
18. August 2011 um 13:42
Wenn man von den Schauspielergagen absieht, dürfte die Produktion vom coolen Onkel Charly doch noch im ZDF Budget drin liegen und dass deutsche Autoren so was drauf haben, zeigen ja Stromberg und Pastewka.
Und sooooo sophisticated ist der Two and a Half Men Humor ja auch nicht…
18. August 2011 um 18:33
„Aneinanderreihung von Sex- und Saufwitzen“ –
Dieses Zitat spricht für zwei Dinge: ‚Der Autor hat noch nie Two And A Half Men gesehen. Oder den Subtext nicht begriffen.
18. August 2011 um 20:11
Ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht diejenigen die Premiumserien lieber im ZDF-Hauptprogramm sehen wollen. Auf Neo gibt es feste Sendeplätze, keinen Quotendruck und die Serien haben Zeit ein Publikum aufzubauen. Die Forderung macht daher keine großen Sinn, im Gegenteil es sollten viel mehr lizensierte Serien dort laufen, die Aufzählung kann ich mir sparen, sind ja sowieso immer die gleichen üblichen Verdächtigen.
@butterchicken, der Humor bei Taahm mag eher rustikal sein, aber so einfach ist das nicht zu schreiben und dann muss es auch noch gut getimed und von den richtigen Schauspielern präsentiert werden. Comedy ist schwer, sehr schwer sogar.
@Torsten
Seit wann ist Mario Barth Autor?
18. August 2011 um 22:26
@dent42: War nur eine sarkastische Anspielung darauf, dass MB von Themen, Zielgruppe und Humorniveau her 2 1/2 Men sehr ähnlich ist.
19. August 2011 um 07:50
@dent42:
Sehe ich auch so. Ich weiß nicht, wieso hier im Zusammenhang mit z.B. ZDF neo immer von „verstecken“, „verrotten“ „versenden“ gesprochen wird. Ich finde das im Gegenteil ein sehr gutes Beispiel, wie das ZDF seine Spartenkanäle sinnvoll nutzt.
19. August 2011 um 14:32
@Torsten,
es war keine Anspielung von Dir. Es war ein Hau-drauf-Argument.
So wie sie Mario Barth auch gern verwendet.
So wie sie bei 2 1/2 Men nicht vorkommen.
Aber es ist ja so leicht, gell: Da schläft die Hauptperson mit viel Frauen und findet das gut – das ist doch primitiv, proletarisch und verachtenswert.
Sorry, wer da nicht mehr drin sieht, der braucht tatsächlich keine guten Autoren – denn er weiß deren Arbeit nicht zu schätzen.
19. August 2011 um 14:45
@Claus: Meinungen sind gottseindank verschieden, und ich kann von Niveau und Zielgruppe her keine großen Unterschiede zwischen den immergleichen Männer/Frauen-Witzchen bei Barth und den immergleichen Sex-Witzchen bei 21/2M erkennen. Wer das für großees Sitcom-Kino hält, hat eher keien Ahnung von guter Sitcom. Wenn du mal wirklich gute Sitcoms sehen willst, deren Humor nicht nur auf Mann/Frau-Steretoypen und Zoten beruht, sieh dir lieber mal eine der folgenden Sendungen an:
The Big Bang Theory
Golden Girls
ALF
The IT Crowd
The Thin Blue Line
The Black Adder
The Office
Fawlty Towers
Mumbai Calling
Nathan Barley
19. August 2011 um 18:50
„Two and a half men“ ist doch nicht innovativ. Das hab ich schon tausendmal genau so gesehen (einer kriegt alle Weiber ab, der andere ist der Loser). Da kenn ich Pornos mit mehr Handlun bei denen die Frauen dann wenigstens komplett nackt zu sehen sind, im Gegensatz zum prüden US-FreeTV.
@Twipsy
Sowas gibt es und es heißt „Pastewka“.
20. August 2011 um 14:11
Taahm mag nicht besonders originell sein, der Humor ist auch nicht jedermanns Sache, aber es ist gut produziert, gut besetzt und die punchlines sitzen. Das muss man so erstmal hinkriegen, in Deutschland schwer vorstellbar. Hier man noch nichtmal das Konzept des showrunners umgesetzt hat, eine Grundvoraussetzung für gutes Fernsehen, das eben nicht nur von den Autoren abhängt, was Bellut aber anscheinend nicht Begriffen hat. Die besten britischen und amerikanischen Serien der letzten Jahre sind alle mit EINEM bestimmten Namen verknüpft und nicht mit einem altersstarren Rentnergremium.
20. August 2011 um 18:54
Das finde ich nicht lustig, was die mit meinem Geld machen, da in Mainz auf….. diesem Berg…lieber ein Eis für Alle …. so wie im Radio 🙂
2. September 2011 um 21:31
Ich werde jetzt nichts über Two and a half Men schreiben, um die Fanboys die hinter der mäßig lustigen Serie einen kritischen Subtext vermuten nicht zu verärgern.
Um Belluts Unsinn zu analysieren müsste man allerdings einen ganzen Aufsatz schreiben.
Was die ganzen deutschen Programmdirektorennasen nicht begreifen ist, das selbst eine so formelhafte Serie wie TAAHM ein dutzend Autoren beschäftigt.
Alles Autoren mit Jahre-/jahrzehntelanger Erfahrung im Bereich Comedy.
Von Lorre mal angefangen hat da jeder jahrelang Erfahrung mit eigener Standup- oder Sketchcomedy, die meisten sind durch Improvisationstheaterschmieden wie Second City oder UCB gegangen und außerhalb der Drehzeiten treten viele Autoren von Comedyserien selbst noch in Clubs mit eigenem Standup auf.
Nenne mir einen mäßig bekannten amerikanischen Komiker und die Chance steht gut dass er irgendwann mal als Autor bei einer Comedyserie oder Sketchshow beschäftigt war
Schaut man sich Kultklassiker wie News Radio, 30 Rock, Parks and Rec oder ähnliche an sind selbst die Darsteller Veteranen der Comedyszene. (Bei Parcs and Rec ist der halbe Cast von Saturday Night Live dabei)
Wo soll diese Erfahrungsquelle in DE denn herkommen? Selbst wenn, welcher ÖR Sender hält sich für eine 20 Minuten Comedy ein Autorenteam von 8 – 12 Leuten?
Jon Stewards Daily Show z.B. beschäftigt 12 Leute und hat veritable Hollywoodstars wie Steve Carell aufgebaut und zahlreiche Komikern den Karrierestart ermöglicht oder zumindest ein breiteres Publikum (John Hodgeman, Lewis Black, John Oliver, Demetri Martin, Rob Riggle …).
Die Heute-Show muss mit Welke, Sonneborn und dieser unsäglichen Lewis Black Kopie auskommen. (Kopieren von Acts würde dem Kerl in den USA übrigens die weitreichende Ächtung in der Branche einbringen siehe Carlos Mencia)
Selbst eine absolute „kleinster-gemeinsamer-Nenner“ Comedy wie TAAHM wäre auf dem Niveau in Deutschland absolut unvorstellbar, selbst Pastewka, der angetreten ist eine „Curb your Enthusiasm“ Hommage zu machen trifft vielleicht ein zehntel der Gags.
In den USA geben jedes Jahr mehr aufstrebende Komiker das Handwerk auf als in DE in den letzten zwanzig Jahren überhaupt aufgetreten sind.
Mit einem überdurchschnittlichem Degeto Rosamunde PIlcher/“erfundener ausländischer Frauenname“ Skript würde man in den USA auf keiner Filmhochschule zugelassen.
Ein Programmdirektor der einen solchen Unsinn verzapft hat von seiner eigenen Branche und der Qualität der Arbeit seiner amerikanischen Kollegen keinen blassen Schimmer aber sowas von überhaupt keinen Schimmer.
Um an den anderen Artikel anzuknüpfen. Es gibt einen Grund warum Loriots Output so war wie er war, weil es die einzige Möglichkeit ist eine solche Qualität überhaupt zu erreichen.
Das Bellut nicht einmal zu verstehen scheint welchen Aufwand selbst Sender wie die BBC betreiben MÜSSEN um ab und an mal Perlen wie Dr. Who oder Sherlock zu bekommen (selbst eine absolut trashige Soap kriegen die Briten hochwertiger hin, man sehe sich nur mal Eastenders oder Emmerdale an) macht mich nicht gerade zuversichtlich.
Die Kohle dafür hätten sie, das Talent müsste man aufbauen oder zumindest mal jemandem anders als die ewig gleichen Degeto Mietschreiber ranlassen.
3. September 2011 um 11:20
@Jeff Kelly: Sehr gute Analyse, das trifft’s. In der Tat fehlt es eben einfach an (genug) fähigen und erfahrenen Leuten, um gute Comedy hierzulande zu produzieren, und Deutschland hat in Sachen TV-Comedy-Produktion einfach nicht die Tradition und Erfahrung wie die USA oder UK, da sich die Fernsehmacher hierzulande ja lieber auf das deutsche Nationalheiligtum Nr. 1, den Krimi, beschränken.
Hinzu kommt, dass ARD und ZDF sich schon seit Jahrzehnten aus der Produktion von Sketch- und Seriencomedy so gut wie völlig zurückgezogen und dieses Feld fast kampflos den Privaten überlassen haben. Und die haben zumindest früher auch schonmal sehr gute Sachen produziert, wie etwa RTL Samstag Nacht, Bullyparade, Wochenshow, aber seitdem kam da bis auf Stromberg und DR. Psycho auch nix brauchbares mehr.
Die einzigen Sender, wo hierzulande noch Kreativität möglich ist und belohnt wird, sind die Dritten, da können schon echt gute Sitcom- und Comedy-Perlen entstehen, siehe Familie Heinz Becker, Dittsche, Mama ist unmöglich, Extra 3, Dennis & Jesko, Krömer, Pelzig, etc.. Insgesamt aber ziemlich trostlose Situation, irgenwann packe ich meine Koffer und wandere nach England aus, denn beim deutschen Fernsehen hat man wirklcih in jederlei Hinsicht nichts zu lachen.