Gute Frauen
Nachdem ProSieben die Ausstrahlung der aktuellen Staffel von Desperate Housewives vergangenen Mittwoch an einer willkürlichen Stelle abgebrochen hat, kehrt heute das Sommerprogramm mit Grey’s Anatomy zurück. Anschließend schickt ProSieben The Good Wife an den Start, einen der erfolgreicheren Newcomer der laufenden US-Saison.
The Good Wife ist eine ganz klassische Justizserie: Engagierte Anwälte setzen sich vor Gericht für ihre Mandanten ein, die ein straf- oder zivilrechtliches Problem haben. Das ist dann aber auch schon alles, was sie mit Boston Legal gemeinsam hat. The Good Wife ist ernst und weitgehend humorfrei, kümmert sich um die Fälle und um die Charaktere.
Leider werde ich ausgerechnet mit der Hauptfigur nicht richtig warm. Julianna Margulies, bekannt als Oberschwester Carol Hathaway aus Emergency Room, spielt eine gebeutelte Frau: Ihr prominenter Mann (gespielt von „Mr. Big“ Chris Noth aus Sex And The City) sitzt nach einer Sex- und Korruptionsaffäre im Knast, und in ihrem neuen Job als Anwältin droht sie von ihrem deutlich jüngeren Konkurrenten (Matt Czuchry, der Logan aus Gilmore Girls) untergebuttert zu werden. Dabei ist sie nicht die klassische Serienheldin, die eine starke Frau wäre, die ihren eigenen Kopf durchsetzen und allen zeigen würde, wo’s langgeht. Sie ist aber auch nicht der klassische Anti-Held, der sympathische Loser oder das unsympathische Genie. Sie ist irgendwo dazwischen. Und das ist das Problem: Serienhelden sind einfach nicht „irgendwo dazwischen“, sondern stellen alle anderen in den Schatten. Aber auf mich wirken ihr Ex-Mann, ihr Konkurrent, ihre Detektivin, ihre Schwiegermutter, ihr Studienfreund und ihre Chefin allesamt stärker als sie selbst. Sie selbst wirkt unsicher, manchmal unbeholfen bis resignierend und macht es schwer, mit ihr mitzufiebern. Das betrifft nicht nur die Pilotepisode, sondern ist noch wochenlang der Fall. Falls sie eine Entwicklung durchmacht, dann lässt sie sich dafür viel Zeit.
Das mag die Serie zwar realistischer machen, aber „realistisch“ steht für mich nicht ganz oben auf der Liste der Eigenschaften, die eine gute Serie erfüllen muss.
Den Listenpunkt mit den interessanten Geschichten erfüllt sie aber zum Glück sehr gut. Und wer Für alle Fälle Amy mochte, wird wohl auch an dieser Serie Gefallen finden.
The Good Wife, mittwochs um 22.10 Uhr auf ProSieben.
31. März 2010 um 10:13
Ähm … wie viele Folgen hast du denn gesehen? Dass sie anfangs unsicher wirkt, ist glaube ich in ihrer Situation (medial vorgeführte betrogene Ehefrau, Jobanfängerin mit zwei Kindern und einem ehemaligen Versorger, der vom Staatsanwalt zum Knacki wird) ganz normal. Wir war denn dein erster Arbeitstag?
Und nach 16 Episoden hat Julianna Margulies eine enorme Verwandlung durchgemacht. Die einzelnen Fälle wandern in den Hintergrund. Vielmehr wird der Skandal um ihre Ehe und ihren Ehemann immer wichtiger. Außerdem entwickeln auch die Nebenfiguren erstaunliches Eigenleben.
Kann mich also deinem Urteil überhaupt nicht anschließen. Und mit dem braven „Für alle Fälle Amy“ würde ich es schon mal überhaupt nicht vergleichen. „The Good Wife“ ist nicht zu Unrecht in den USA ein Erfolg im TV und bei den Kritikern.
Aber Geschmäcker sind verschieden.
PS: Wer soll denn der Ex-Mann aus deinem Text sein? Chris Noth ist es nicht, denn zu einer Scheidung ist es bislang nicht gekommen.
31. März 2010 um 10:59
Stimmt, da war ein Ex zu viel, das müssen wir abziehen. Was macht das in Schilling?
Ich hab bis jetzt die ersten sieben Folgen gesehen. Und zwar grundsätzlich gern. Aber mein Urteil über die Julianna Margulies änderte sich von Folge 2 bis Folge 7 nicht.
31. März 2010 um 12:13
Schilling? Da müssen wir die Mady Riehl fragen.
Und was die gute Frau angeht … TV ist halt immer Ansichtssache.
31. März 2010 um 13:14
Geschmäcker sind verschieden, gerade durch diese unsicherheiten fand ich die figur Alicia Florrick sehr interessant, in den meisten anderen serien hätte die betrogene frau wohl die scheidung eingereicht und ein neues leben angefangen ohne zurückzublicken.
2. April 2010 um 01:52
Schade, ich fand es komplett uninteressant. Schon die Minuten bis zum Vorspann reichten aus, um mein Interesse zu erlöschen.
2. April 2010 um 09:13
Also zumindest die Übersetzung spricht schon mal dagegen, die Serie (zumindest auf deutsch) weiter zu verfolgen. Wenn das eine Mädel am Anfang sagt: „Ich bin die Interne“ könnte man sich vorstellen, was sie wohl im Original gesagt haben könnte – vielleicht „intern“ – und dann wäre sie z.B. die Praktikantin oder Volontärin …
Ja, aber so ist das, wenn man die Übersetzungen von irgendwelchen „Internen“ machen lässt. Danke Pro7!
2. April 2010 um 16:23
Auch wenn die Bemerkung wahrlich nicht originelle ist wird sie trotzdem nicht weniger richtig:
Synchronisierte Serien/Filme gehen grundsätzlich gar nicht und ein Urteil, das auf der eingedeutschten Version eines Films/einer Serie beruht kann getrost angezweifelt werden.
Dabei geht es nicht nur um Übersetzungsfehler sondern den Wortwitz, Charme und die Authentizität des gesamten Produktes. Aber Untertitel zu lesen kann man den Deutschen natürlich nicht zumuten…..