Das Erbe der Guldenburgs
1987-1990 (ZDF). 40-tlg. dt. Hochglanz-Soap von Michael Baier, Regie: Gero Erhardt, Jürgen Goslar.
Der reiche Martin Graf von Guldenburg (Karl Heinz Vosgerau) hinterlässt seiner Familie nach seinem Tod (im Pilotfilm) ein Imperium, das aus einem Schloss mit Gestüt in Schleswig-Holstein, Ländereien und der traditionsreichen Bierbrauerei Guldenburg besteht. Es entpuppt sich jedoch nach und nach als gar nicht so astrein und wohlhabend, wie es zu seinen Lebzeiten schien. Die Hinterbliebenen sind Martins Witwe Christine (Christiane Hörbiger), die gemeinsamen Kinder Alexander (Jochen Horst) und Susanne, genannt Nane (Katharina Böhm), die mit 18 Jahren das Nesthäkchen ist, außerdem Sohn Thomas (Wolf Roth) und Tochter Evelyn (Iris Berben) aus Martins erster Ehe sowie sein Bruder Max (Jürgen Goslar) und allen voran Herta von Guldenburg (Brigitte Horney), seine 80-jährige Mutter und Herrin im Guldenburg-Clan, die von allen mit Respekt behandelt wird, obwohl untereinander sonst Anfeindungen und Intrigen die Regel sind. Evelyn ist mit dem hinterhältigen Werbefritzen Achim Lauritzen (Wilfried Baasner) verheiratet.
Die ärgsten Feinde der Guldenburgs sind die Balbecks, die ebenfalls eine Brauerei besitzen und aus Familienchefin Margot Balbeck (Ruth Maria Kubitschek) und deren Kindern Jan (Sigmar Solbach) und Kitty (Susanne Uhlen) bestehen. Diese Feindschaft wird interessant, als sich Kitty in Thomas von Guldenburg verliebt. Kurt Kröger (Friedrich Schütter) ist der Chauffeur der Guldenburgs, Johanna (Ingeborg Christiansen) seine Frau und Tobias (Alexander Wussow) sein Sohn. Anbusch (Franz Josef Steffens) leitet die Guldenburg-Brauerei. Aenne Günther (Monika Peitsch) ist Christines beste Freundin. Als die Reporterin Carina de Angeli (Sydne Rome) plötzlich auftaucht, kommt heraus, dass Graf Martin ein Verhältnis hatte, aus dem der uneheliche Sohn Martin junior (Arne Kähler) entstand. Graf Steinfeld (Karl Schönböck), Christines Vater in Wien, tröstet seine Tochter, als allmählich der ganze Schlamm aufgewühlt wird.
Nach langem Hickhack beginnen die Balbecks und die Guldenburgs eine Zusammenarbeit, Nane und Tobias bringen Tochter Tina (Laura Wolpers) zur Welt, Hertha von Guldenburg stirbt, Evelyn lässt sich endlich von Achim scheiden, Jan Balbeck treibt seine Mutter in den Wahnsinn, will sie entmündigen lassen und bringt sie in einer geschlossenen Nervenheilanstalt unter. Sein Plan, sich Guldenburg unter den Nagel zu reißen, misslingt. Margot stirbt, und Jan wird verhaftet, Kitty wird die neue Balbeck-Geschäftsführerin. Nane, die Tobias verlassen und eine Romanze mit Claudio Torres (Christopher Buchholz) begonnen hat, nimmt von dessen Vater Frederico Torres alias Friedrich von Guldenburg (Bernhard Wicki) Geld an und übernimmt damit Guldenburg.
Brigitte Horney starb 1988 im Alter von 77 Jahren drei Drehtage vor Ende der zweiten Staffel, weshalb auch ihre Serienrolle in der 26. Folge ziemlich plötzlich sterben musste.
Das Schloss, das den Familiensitz der Guldenburgs spielte, stand in dem kleinen Dorf Wotersen in Schleswig-Holstein. Es gehörte Nikolaus Graf von Bernstorff, der die eindrucksvolle Kulisse dem Fernsehteam gegen viel Geld zur Verfügung gestellt hatte und aus dem gewaltigen Erfolg der Serie richtig Kapital machte. Hunderte Guldenburg-Fans pilgerten täglich in den sonst so ruhigen Ort, zahlten fürs Parken, kauften Dosen mit „Balbeck“-Pils und andere Devotionalien. Graf Bernstorff war eigens nach Dallas gereist, um sich auf der Southfork Ranch zu neuen Vermarktungsstrategien inspirieren zu lassen, und hatte sich die Marke „Guldenburg“ u. a. für Getränke, Nahrungsmittel und Schmuck eintragen lassen. Das ZDF fand allerdings, dass es allein von dem von ihm geschaffenen Namen profitieren sollte, klagte und verlor 1992 vor dem Bundesgerichtshof. Das Bundesverfassungsgericht bestätigte sechs Jahre später (!) dieses Urteil.
Das Erbe der Guldenburgs schaffte den schwierigen Spagat, die absonderlichen Verwirrungen von Serien wie Dallas und Denver-Clan auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Es ging, wie in Dallas, um zwei rivalisierende Familien, die Charaktere waren (zumindest anfangs) eindeutig gut oder böse, aus der Ranch wurde ein Schloss und aus dem typisch texanischen Ölgeschäft das typisch deutsche Biergeschäft.
Drei Staffeln mit 45-Minuten-Folgen liefen höchst erfolgreich samstags um 19.30 Uhr (die Staffeln zwei und drei direkt nacheinander). Das ZDF selbst war auf diesen Erfolg offensichtlich nicht vorbereitet, weshalb die Fortsetzung nach der ersten Staffel unter einem schlechten Stern stand: Viele Schauspieler machten sich rar, es gab interne Differenzen, die möglicherweise weitere Staffeln verhinderten. Die Serie wurde in 15 Länder verkauft. Die Titelmusik stammte von Eberhard Schoener. Wem sie bekannt vorkam, der hatte vermutlich ein paar Jahre vorher die ARD-Serie Schau ins Land gesehen.
15. Januar 2010 um 12:50
[…] das nicht beneidenswert? Eberhard Schoener schafft es seit fast dreißig Jahren, dem Fernsehen immer wieder dieselbe Melodie zu verkaufen. Aber im Gegensatz zu Wedel klaut er […]