Yellowlookingfor (Gelbsucht)
Die Simpsons werden heute mal wieder 20 Jahre alt. Als sie es das letzte Mal wurden, feierten wir dies ausführlich mit einem Jubiläumstext. Heute feiern wir den 20. Jahrestag der Erstausstrahlung der ersten regulären Episode in den USA mit einer Liste von 10 schlimmen Übersetzungsfehlern bei den Simpsons. Für Zuschauer, die des Englischen nicht mächtig sind, gibt es ja deutsche Synchronfassungen. Die der Simpsons wurde aber leider bis zu dessen Tod von Ivar Combrinck erstellt, der des Englischen nicht mächtig war.
- Eine Baseballkappe mit obszöner Aufschrift wird im Original „offensive baseball cap“ genannt. In der deutschen Übersetzung wird daraus eine „offensive Baseballmütze“ – was auch immer das sein mag.
- Zwei Außerirdische unterhalten sich darüber, dass die ganze Struktur des Universums zerstört werden könnte – sie sprechen vom „fabric of the universe“. „Fabric“ heißt soviel wie „Fasern“, „Stoff“ oder „Gewebe“. Aber wenn man das nicht weiß, könnte man natürlich denken … richtig: In der deutschen Fassung sorgen sie sich um die „Fabrik des Universums“. „Fabrik“ heißt auf Englisch übrigens „factory“.
- Stephen Hawking macht sich ähnliche Sorgen. Er hat einen Riss im Raum-Zeit-Gefüge entdeckt. „Riss“ heißt auf Englisch „tear“, „tear“ aber leider auch „Träne“, und entsprechend ist die deutsche Übersetzung („Träne im Raum-Zeit-Gefüge“) zum Heulen.
- Marge Simpson verkauft Hackfleischpasteten, englisch: „Minced Meat Pies“. Wenn man nicht genau hinhört, klingt „minced“ aber ein bisschen wie „Minze“ (englisch: „mint“), und so muss Marge auf Deutsch tatsächlich Abnehmer für ihre „Pfefferminzfleischpasteten“ finden.
- „What’s your sex“ ist im Englischen eine vergleichsweise harmlose Frage: „Was für ein Geschlecht haben Sie?“ In der deutschen Übersetzung ist daraus „Wie steht es mit Ihrem Sex“ geworden.
- Auf der ganzen Welt drücken entnervte Windows-Benutzer die Tastenkombination „Control-Alt-Delete“, um ihren Computer neu zu starten. Nur in der deutschen Simpsons-Übersetzung wird aus den drei Begriffen das Wort „Alternativkontroll-Löschung“.
- „I will not surprise the incontinent“, schreibt Bart brav an die Tafel: Er wird keine Inkontinenten mehr erschrecken. Die deutsche Version ist ungleich rätselhafter: „Ich darf die Unkeuschheit nicht überrumpeln.“
- Als Simpsons-Filmstar Rainer Wolfcastle mit einem Klostein beworfen wird, beklagt er sich: „Hey, das geht jetzt wirklich zu weit: Ein Urin-Kuchen!“ Das ist weniger abwegig, wenn man weiß, dass die Amerikaner zu Klostein „Urin Cake“ sagen.
- Die Polizei ist bestohlen worden. Polizeichef Wiggum klagt, dass Uniformen, Pistolen und Laser weg sind – „Laser“? In der nächsten Szene sieht man, was der Bandit wirklich geklaut hat: ein Elektroschockgerät, englisch: „Taser“.
- Dialog zwischen Bart und Homer: „You seem so damn sure.“ – „Do you think you can stop the casual swearing?“ – „Hell, yes!“. Was so viel heißt wie: „Du wirkst so verdammt sicher.“ – „Glaubst du, du könntest mit dem gelegentichen Fluchen aufhören?“ – „Zur Hölle, ja!“
Im deutschen Fernsehen klingt der Dialog aber sinnfrei so: „Du scheinst felsenfest davon überzeugt zu sein.“ – „Könntest du mit dem gelegentlichen Fluchen aufhören?“ – „Aber ja!“
Da möchte man nur noch fluchen.
Aus dem Buch: „Zapp! Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“
Bei YouTube gibt’s übrigens ein historisches Video von Ende 1989, in dem der junge Zeichner Matt Groening beim jungen Moderator David Letterman für die bevorstehende Premiere seiner neuen Trickserie wirbt.
17. Dezember 2009 um 10:18
Das mit der Alternativkontrolllöschung kenne ich eigentlich bloß aus „Futurama“
17. Dezember 2009 um 10:29
@onlime: Das ist definitiv aus Futurama.
17. Dezember 2009 um 10:35
Sehr geil ist auch die eine Folge, in der die Simpsons eine alte Schulfreundin von Marge zu Besuch haben.
Sie berichtet von einem Totentanz, den Delinquenten in China vor Ihrer Hinrichtung tanzen müssten.
Homer scheint diesen Tanz nachzuäffen und spuckt Laute aus, die wie „Eintantscho“ oder so klingen. Es stellt sich heraus, dass er einen Hänchenknochen verschluckt hatte, wodurch man auf die Idee kommen könnte, es müsste im englischen Original „I can’t choke“ heißen.
17. Dezember 2009 um 10:46
Die „Alternativkontrollöschung“ kenne ich jetzt nur aus Futurama – auch eine unermessliche Fundgrube vergeigter Übersetzungen.
Schön bei den Simpsons ist es auch immer wieder, wenn „swear“ mit „schwören“ übersetzt wird.
17. Dezember 2009 um 11:34
ja, ist schon toll, diese „übersetzung“. auch toll sind die vielen „journalisten“ die anlässlich des jubiläums texte aus der wikipedia zusammenfriemeln, so etwa auf ard.de (http://www.ard.de/unterhaltung/zwanzig-jahre-die-simpsons/-/id=420126/nid=420126/did=1324844/1jlpl3w/index.html), die dann auch noch fehler einbauen (homer war zwar im all, aber nicht auf dem mond. und das bier heißt „Duff“ und nicht „Duff’s“. wenn schon mit details protzen, müssen die aber auch stimmen).
17. Dezember 2009 um 11:39
Auch gut ist, das sämtliche Verweise auf „MTVJackass“ mit Affenschande, Tölpel etc übersetzt wurden. (So wie auch fast alle anderen Popkulturreferenzen, was ab Staffel 12 – die meiner Meinung im Original sehr realitätsbezogen sind – ins niveaulose abgleiten).
17. Dezember 2009 um 11:59
Nicht zu vergessen die Folge, in der Homer die Springfield Isotopes mit dem durchaus gängigen „Isotopes rule!“ anfeuert. In der deutschen Synchronisation wurde daraus „Isotopen-Regeln!“…
17. Dezember 2009 um 12:06
Auch sehr schön ist die Folge, in der ein Obdachloser Homer die verschiedenen Gruppen von Pennern erklärt. Im Original gibt es die „vets“, also die Kurzform von „veterans“. Dem Übersetzer war das wohl nicht klar, und er hat es deshalb eins zu eins als „Tierärzte“ übersetzt. Logisch. 🙂
17. Dezember 2009 um 12:26
Der Ivar-Klassiker schlechthin ist doch eigentlich „Rauchen aus zweiter Hand“
17. Dezember 2009 um 12:34
Aus dem Subway Sandwich wurde ein U-Boot Sandwich???
und aus der Halfpipe eine Halbröhre???
so sind wenigstens viele dümmliche Insidergags entstanden. Im echten leben jetzt.
17. Dezember 2009 um 12:51
Meine Lieblingsfehlübersetzung ist diese hier: Homer ist in einer Folge Fan der lokalen Baseballmannschaft Springfield Isotopes. Aus seinem Ausruf „Isotopes rule!“ wird in der Übersetzung „Isotopen-Spielregel!“ und somit ziemlich Unsinn.
17. Dezember 2009 um 13:14
Diese, zugegebenermaßen für sich genommen fast schon wieder witzigen, Übersetzungskatastrophen sind der Grund warum ich seit 7 Jahren keine Simpsons mehr im deutschen Fernsehen anschaue. Nimmt man noch die schrecklichen Synchronstimmen dazu (vor allem das Gequäke von Lisa), bekommt man nämlich eine leichte Hirnerweichung.
17. Dezember 2009 um 13:17
Noch viel mehr B.A.R.T.s (Bugs And Rigged Translations) gibt’s auf ULOC.de (Uter’s Land of Chocolate):
http://www.uloc.de/cgi-bin/wiki.pl?Barts
Wird leider nur noch bedingt aktualisiert.
Auch wenn man nicht schlecht über Verstorbene reden sollte: Combrincks Übersetzungen waren z.T. wirkliche Katastrophen. Gut, dass sie den Simpsons nicht viel anhaben konnten. Denen wurde durch einige hundmiserabele Staffeln leider viel mehr geschadet. Wobei die aktuell laufende Staffel m.E. wieder mal sehr gelungen ist.
17. Dezember 2009 um 13:25
Um es mit Homer zu sagen: Schade, dass Gott nicht mehr lebt, um das zu erleben.
17. Dezember 2009 um 13:38
…und die guten Sojawürstchen mit Humor-Unterdrücker.
Nichtsdestotrotz: Als Synchronsprecher für Tingeltangel-Bob (und diese Übersetzung für Sideshow finde ich absolut tragbar) oder Zapp Brannigan war er top.
17. Dezember 2009 um 14:48
Der Klostein heißt im Englischen „Urinal Cake“, also ist die Deutsche Übersetzung nicht einmal wörtlich.
17. Dezember 2009 um 14:57
Ich frage mich immer, ob es niemanden bei Pro7 oder Arena gibt, der die deutschen Dialogbücher vor dem Einsprechen noch mal prüft – seit Jahren sind die Übersetzungsfehler ein Ärgernis. Besonders erschüttert war ich, als ich Bart an die Tafel schreiben sah „Bewitched doesn’t promote Satanism“, was als „Verhextsein fördert nicht den Satanismus“ vorgelesen wurde. „Verliebt in eine Hexe“ lief aber so viele Jahre erfolgreich in Amerika und Deutschland, dass man den Titel doch hier schon problemlos hätte korrekt wiedergeben können. Aber wie aus den Kommentaren hervorgeht ja wohl nur ein weiterer Tropfen auf den heissen Stein.
17. Dezember 2009 um 15:14
Begründet wurde das dann häufig auch mit dem Hinweis darauf, dass deutsche Zuschauer solche Anspielungen nicht verstehen würden. Dass man dann aber gleich immer mit dem Holzhammer kommen muss(te)…
17. Dezember 2009 um 15:21
Da er meine Lieblingsfigur bei den Simpsons ist, muß ich dann doch anmerken, daß der Mann, dessen Ausruf „Auf zum Atem!“ Geschichte schrieb, mit Vornamen Rainier heißt, nicht Rainer. Rainier Luftwaffe, um ganz genau zu sein. 🙂
17. Dezember 2009 um 15:29
Bis du sicher, das Marge tatsächlich „minced meat pies“ verkauft und nicht „mincemeat pies“ oder „mince pies“? Esteres wären tatäschlich Hackfleichpastenen, aber ich halte das letztere für wahrscheinlicher: http://de.wikipedia.org/wiki/Mince_Pie
17. Dezember 2009 um 15:34
>Auf der ganzen Welt drücken entnervte Windows-Benutzer die Tastenkombination „Control-Alt-Delete“, um ihren Computer neu zu starten.
Fail!
Ich habe keine Control taste auf der tastatur!
Wenn dann bitte korrekt klugscheißen!^^
US:Control-Alternate-Delete
D:Steuerung-Alternativ-Entfernen
17. Dezember 2009 um 15:34
Auch nicht schlecht: „Ich trinke nicht, ich schwöre nicht…“ (Ned Flanders) – to swear… fluchen…
Folge leider vergessen.
17. Dezember 2009 um 17:21
das allerschlimmste – und was für mich das fass zum überlaufen brachte – war, marge durch frau engelke synchronisieren zu lassen. a) hat sie’s nicht drauf, und b) dürfte die überschneidung zwischen leuten, die den simpsons-humor mögen, und denen, die anke engelke’s humor mögen, stark gegen null tendieren.
17. Dezember 2009 um 17:26
Engelke schreibt die Texte ja nicht selbst.
17. Dezember 2009 um 17:36
@mus:
Vielleicht ist das auch nur eine Sache der Gewöhnung.
Ich finde auf jeden Fall gut, dass sich Anke Engelke nicht an der Stimme von Elisabeth Volkmann orientiert hat, sondern an der von Marge im Original.
17. Dezember 2009 um 20:06
Sehr schön sinnfrei auch die unnötigen Übersetzungen von Popkultur-Begriffen: Gebiet 51, Hallo-Kätzchen-Fabrik, Halbröhre, Verliese und Drachen …?
17. Dezember 2009 um 22:33
Bart Simpson entdeckt das Satellitenfernsehn: „Das ist die NBC Nachfütterung“ – Abenteuerliche Übersetzung von „feed“ in dem Zushg. 😀
17. Dezember 2009 um 23:42
Raoul: Es sind Soja-Lutscher, keine Würstchen
18. Dezember 2009 um 01:37
Ah, herzlichen Glückwunsch an mich selbst. Ich habe soeben den Gag in der Überschrift kapiert! %-)
18. Dezember 2009 um 01:42
Verdammt. Onlime. Jetzt sehe ich ihn auch.
18. Dezember 2009 um 10:04
Das Stephen-Hawking-Zitat ist doch auch aus Futurama und nicht von den Simpsons, oder? Das müsste aus der Folge sein, in der gezeigt wurde, was passiert wäre, wenn Fry nicht in den „Gefrierschrank“ gefallen wäre.
18. Dezember 2009 um 10:48
Mein Lieblings-Ivar ist aus Futurama.
Zapp Brannigan sitzt auf einem Pferd, Fry schießt irgendwo hin, was das Pferd erschreckt.
Zapp: „Watch where you’re shooting, private! You spooked Felicity!“
Auf Ivar: „Pass auf wohin du zielst, Soldat! Du gespenstische Glückseeligkeit!“
Und das „shooting“ mit „zielen“ übersetzt wurde ist dabei eher nebensächlich 🙂
18. Dezember 2009 um 11:15
@ alle, die das beiden Zitate Futurama zuordnen: Danke! In der Tat, schon die Anwesenheit von Außerirdischen macht es wahrscheinlicher, dass es zu Futurama gehört. Leider in die falsche Liste gerutscht. Aber derselbe Übersetzer hat ja auch diese Serie verbockt.
18. Dezember 2009 um 12:02
Ich halte es so, wie turtle schon schrieb: Ich schaue die Simpsons schon seit Jahren nicht mehr auf deutsch an.
Das gilt aber auch für die meisten anderen US-Serien/-Filme. Denn auch dort gibt es grobe Fehler. Angemerkt sei hier zB Trinitys Aussage in Matrix I „Dodge this“ welches zu „Nur ein Agent“ wurde -.-
Aber eine schöne Zusammenstellung. Unabhängig davon, ob sie nun aus Futurama oder Die Simpsons stammen.
18. Dezember 2009 um 13:06
Ich werde nie die „Hallo-Kätzchen-Fabrik“ vergessen…
18. Dezember 2009 um 15:27
Wes Geistes Kind Kollege Combrinck gewesen zu sein schien, läßt sich mit Blick uf seine Vita in Wikipedia erahnen.
So hat er 1985 die Serie „Cheers“ als „Prost, Helmut!“ fürs ZDF synchronisiert.
Norm wurde „Helmut“, Cliff musste sich „Uwe“ schimpfen lassen und Wirt Sam wurde mit – das liegt auf der Hand -„Hubert“ übersetzt.
Das sollte aufzeigen, dass dieser Mann aus einer gaaanz anderen Zeit stammte.
19. Dezember 2009 um 11:59
Stammt das „Fabrik des Universums“-Zitat nicht aus einer Halloween-Folge?
19. Dezember 2009 um 16:13
Sehr geil auch das „Arschkopf-Gedächtnis-Auditorium“ der Grundschule.
Und: Lob und Anerkennung für die fantastische Überschrift!
20. Dezember 2009 um 21:09
Wenn #4 so stimmt, dann ist tatsächlich ein großes Rätsel für mich gelöst.
Auf englisch könnte ich mir „Die Simpsons“ dennoch nicht anschauen, ich habe mich zu sehr an die alten deutschen Stimmen gewöhnt.
29. Dezember 2009 um 12:09
„Glaubst du, du könntest mit dem gelegentichen Fluchen aufhören?“ – Abgesehen vom fehlenden „l“ muß es natürlich „ständigen“ heißen, um Sinn zu ergeben; „casual“ bedeutet hier eben nicht „gelegentlich“, sondern „nachlässig, nebenbei“, also so etwas wie „gewohnheitsmäßig“.
Hier zeigen die Übersetzungskritiker dieselbe wohlfeile Wurschtigkeit wie der von ihnen kritisierte Combrinck – sie schreiben bloß Wörter ab, sie denken nicht über Zusammenhänge nach, sie lesen nicht nach, was sie hingeschrieben haben. Vielleicht wäre etwas mehr Verständnis für die Schwierigkeiten des Übersetzens angeraten und etwas weniger Bescheidwissen (vor allem, wenn man noch die eingeräumte 20prozentige Fehlerquote bei der Zitatzuordnung bedenkt).
13. Januar 2010 um 18:46
Gerade kam wieder einer:
„Sojalutscher mit Humorunterdrücker“ („gag suppressant“)
13. Januar 2014 um 16:59
[…] Zitat von ElPistolero viele Übersetzungen bei den Simpsons sind unfassbar schlecht, z.B. "Only crab juice and Mountain Dew" im Original was auf Deutsch einfach mit "Nur Krabbensaft und Wasser" übersetzt wurde. Ich sag nur "Die Fabrik des Universums" Schoene Liste hier – Kommentare mitlesen: Fernsehlexikon […]