Das Sandmännchen
1959–1989 (ARD, Dritte). Fünfminütige Sendung, in der Kindern, kurz bevor sie ins Bett müssen, noch einmal kurze Bildergeschichten gezeigt werden, die ihnen eine freundliche Puppe mitbringt: das Sandmännchen.
Die erste Figur war eine Handpuppe von Johanna Schüppel, die nach einer Idee von Ilse Obrig entwickelt worden war. Inspiriert wurde Obrig dazu durch den Abendgruß im DFF, der damals noch ohne Sandmann auskam und seinerseits auf die DDR-Radiosendung „Abendlied“ zurückging, die wiederum von Obrig erfunden worden war. Als im DFF bekannt wurde, dass im SFB an einer Sandmann-Figur gearbeitet wurde, setzten die Mitarbeiter alles daran, schneller zu sein als die West-Kollegen. Tatsächlich kamen sie ihnen mit Unser Sandmännchen gut eine Woche zuvor und gingen schon am 22.11.1959 auf Sendung. Der West-Sandmann tauchte erstmals am 01.12.1959 auf – allerdings nicht, weil man langsamer arbeitete, sondern weil die Sendung ohnehin erst für die Vorweihnachtszeit vorgesehen war.
Das bekannteste Sandmännchen der Bundesrepublik wurde 1962 von Herbert K. Schulz entwickelt. Er war ein Greis mit Kinnbart, der auf einer Wolke lebte und die Filme mit den Worten ankündigte: „Nun liebe Kinder, gebt fein acht, ich hab’ euch etwas mitgebracht.“ Auch die Verabschiedung war immer gleich: „Auf Wiederseh’n. Und schlaft recht schön.“ Das dazugehörige von Kindern gesungene Lied ist von Kurt Drabek (Musik) und Helga Mauersberger (Text): „Kommt ein Wölkchen ahangeheflogen, schwebt herbei ganz sacht, und der Mond am Hihimmehel droben hält derweil schon Wacht. Abend will es wieder werden, alles gehet zur Ruh, und die Kinder auf der Erden machen bald die Äuhäuglein zu. Doch zuvor von fern und nah ruft’s: Das Sandmännchen ist daaaa.“
Foto: rbb
Richtig glücklich scheint man im Westen mit seinen verschiedenen Sandmännern nicht gewesen zu sein. 1966 versuchte der WDR, den Ost-Sandmann zu kaufen und entwickelte, als das DDR-Fernsehen trotz der verlockenden Devisen ablehnte, einen „Sandmann International“: Eine tanzende und singende Samson-ähnliche Figur, in der eine kleine Frau steckte. Anfang der 80er Jahre entstanden eine ganze Reihe neuer Sandmann-Figuren.
Eine der frühen und beliebtesten Serien, die das Sandmännchen mitbrachte, war „Hilde, Teddy, Puppi“, gespielt von der Augsburger Puppenkiste gemeinsam mit der ersten deutschen Fernsehansagerin Hilde Nocker. Die Puppenkiste lieferte viele hundert weitere Folgen verschiedener Serien. Langlaufende Reihen waren außerdem u.a. „Die Wawuschels“, eine grünhaarige Sippe mit Vater, Mutter, Opa, Onkel und den Kindern Wischel und Wuschel, die in einem dunklen Berg leben, den sie mit ihren Haaren beleuchten, in Eintracht mit ihrem Hausdrachen und in Zwietracht mit dem grimmigen Mamoffel und den Zazischels, und die sich von Tannenzapfenmarmelade ernähren; „Piggeldy und Frederick“, eine Legetrickserie mit einem kleinen und einem großen Schwein, in der das kleine (Piggeldy) seinen großen Bruder Frederick zu allen möglichen Alltagssituationen ausfragt und Frederick alles mit abnehmender Geduld beantwortet (der Off-Sprecher schloss jede Folge mit den Worten: „Und Piggeldy ging mit Frederick nach Hause“), sowie „Cowboy Jim“; „Trixi Löwenstark“; „Käpt’n Smoky“, „Der kleine Pirat“ und „Der Tierbabysitter“.
Das Sandmännchen lief im regionalen Vorabendprogramm ungefähr um 19.00 Uhr. Es erreichte nie die Beliebtheit seines ostdeutschen Vetters und wurde noch vor der Wende unauffällig eingestellt, weil Kinder für das kommerziell orientierte Vorabendprogramm der ARD als Zielgruppe uninteressant waren. Ohnehin hatten verschiedene ARD-Sender das Sandmännchen schon seit längerer Zeit nur noch in ihrem dritten Programm gezeigt.
22. November 2009 um 22:56
Es muss allerdings noch mindestens bis Anfang der 90er Jahre Wiederholungen des West-Sandmännchens gegeben haben. Ich bin Ende der 80er geboren und habe in meiner Kindheit noch desöfteren die West-Version gesehen.
23. November 2009 um 00:54
Im SFB-Regionalprogramm muss der Sandmann auch in den späten 80ern nicht mehr gelaufen sein.
Stattdessen gab es „Wolff und Rüffel“, auch eine Art Abendgruß. Da lief auch „Piggeldy und Frederick“ oder „Meine Schwester Klara und ich“.
23. November 2009 um 16:27
War in den späten Fünfzigern im DDR-Fernsehen für die Kleinsten zum Abend nicht ein gewisser „Meister Nadelör“? im Schneidersitz, der auf einem Besen (oder Elle/Lineal?) Gitarre spielte und dazu auch sang… und von dem man seltsamerweise nie wieder (?) gehört hat.
23. November 2009 um 16:28
Ooops, da isses ja schon:
„Zu Besuch im Märchenland“
Sorry, hab ich übersehen. Ist aber auch recht neu.
14. April 2011 um 20:10
Nach dem Sandmann International habe ich solange gesucht, dass ich dachte, es ist nicht wirklich ne halbverlorene Kindheitserinnerung sondern Einbildung oder Traum. Man findet fast nirgends etwas darueber. Hier ist ein Link mit dem Intro, da sieht man die Figur http://www.youtube.com/watch?v=dE3nx1MShPo&feature=related
30. Oktober 2012 um 22:34
@Torsten & Robert
es wurden längere Zeit noch Folgen im „BR“ (Bayerisches Fernsehen, 3.Programm) und über „3sat“(Satellit)und „Kabel Deutschland“ ausgestrahlt. Zudem soll die Serie auch in Australien gesendet worden sein.