Westen nichts Neues
Geheimagent zu sein bedeutet vor allem, warten zu können. Zu jedem Termin muss man früher kommen, um sicher zu gehen, dass man nicht verfolgt wurde, dass der Treffpunkt sicher ist. Man muss genau studieren, wie gut die Gegenseite vorbereitet ist. Das ist solides Handwerk, aber auch so, als würde man 24 Stunden am Tag beim Zahnarzt im Wartezimmer hocken. Man liest Zeitschriften, trinkt Kaffee, und von Zeit zu Zeit versucht jemand einen umzubringen.
Es fängt ganz nett an, mit einem Off-Erzähler, dessen lapidare Schilderungen ernster Angelegenheiten an Hugh Lauries Roman „Bockmist“ erinnert.
Bei einem Kampf muss man aufpassen, dass man sich nicht die Knöchel bricht, wenn man zuschlägt. Deshalb bin ich ein großer Freund von Toiletten: Jede Menge harter Oberflächen.
Foto: Vox
Abgesehen davon ist die neue Agenten-Action Burn Notice über den Ex-Spion Michael Westen (Jeffrey Donovan) so eine Art A-Team oder Knight Rider der Gegenwart, nur dass sich der Einfluss der Gegenwart in Grenzen hält. Der Protagonist als unerschöpflicher Off-Erzähler, ohne den seit ein paar Jahren keine Serie mehr auszukommen vermag, und ein paar schnelle Schnitte sind alles, was an modernes Fernsehen erinnert. Der Rest ist sehr 80er: Ein obercooler Held, von der Öffentlichkeit verstoßen, kämpft mit der Hilfe von ein paar bedeutungslosen Handlangern für das Gute, und das geht eben oft nur durch das Mittel der Schlägerei. Was heute DNA-Proben und Computerrekonstruktionen für die Problemlösung in Fernsehserien sind, waren damals ja Schlägereien und Verfolgungsjagden. Deshalb wirkt Burn Notice sehr anachronistisch, als sei es eine bisher unentdeckte Idee vom Fernsehfließband des Glen A. Larson, die eben jetzt erst verfilmt wurde. Man würde sich nicht wundern, wenn plötzlich Colt Seavers oder Thomas Magnum für eine Crossover-Episode vorbeischauten.
Das ist nicht unbedingt schlimm, und viele Verfechter der Früher-war-alles-besser-und-im-Fernsehen-sowieso-These werden sich womöglich freuen. Unbedingt haben muss man das natürlich auch nicht. Aber als altmodische Alternative zu den vielen ähnlichen neuzeitlichen Serien ist es schon fast wieder erfrischend.
In den USA läuft bereits die dritte Staffel. Bei uns räumt der Krimi- und Kochsender Woks ab heute wohl schweren Herzens einen der vielen Wiederholungstermine seiner zwei anderen Serien frei und beginnt mit Staffel 1.
Burn Notice, montags um 22.05 Uhr bei Vox.
28. September 2009 um 09:03
Also dann bin ich wohl ein Fan des ewig gestrigen …
Aber die „bedeutungslosen Handlanger“ passen nicht ganz ins Bild … zumindest seine IRA Freundin und den Ex-SEAL (Bruce Campbell!) würde ich nicht als bedeutungslos bezeichnen. Vielleicht noch ein paar Folgen gucken … es lohnt sich!
DNA Ausdrucker in schlecht beleuchteten Labors fangen übrigens an mich zu langweilen!
Grüße
Micha
28. September 2009 um 17:30
Ich find Burn Notice sehr unterhaltsam. Eine Mischung aus A-Team, McGyver und James Bond. Klar, die Storys sind teilweise mehr als hanebüchen – egal: Serie einschalten, Hirn abschalten! Action und Humor gibts bei der Serie auf jeden Fall in ausreichender Menge.
Das einzige, was mich abgrundtief nervt: „My name is Michael Westen. I used to be a spy…“ und das immernoch in der 3. Staffel!
29. September 2009 um 03:05
Ich kann Fiona nicht leiden. Ansonsten mag ich die Serie aber, und sogar die Einleitung nervt mich eigentlich nicht. Das hat sowas Meditatives, dass es immer damit losgeht.
Eins noch: Bedeutungslose Handlanger? Bruce Campbell spielt mit, den darf man doch nicht einfach so übergehen. Bruce Campbell!
29. September 2009 um 07:35
Wir haben gestern beim Gucken ständig darauf gewartet, dass Higgins mit den Hunden um die Ecke kommt….
Aber: Lecker Bikinimädchen!
29. September 2009 um 14:37
Könnte der Autor des Artikels bitte mal ein paar der unzähligen Serien aufzählen, die nicht mehr ohne einen Off-Erzähler auskommen? Mir fällt nur „Desperate Housewives“ ein und eine der Arztserien auf Pro7 hat glaube ich auch eine(n) (evtl. Grey’s Anatomy?), aber bei den meisten aktuellen Serien gibt es keinen: 24, Lost, Monk, House, The Closer, CSI, Boston Legal, Prison Break, Bones etc, etc…
Also, habe ich da nun einen Trend verpasst oder nicht?
29. September 2009 um 17:24
„Woks“… sehr gelacht, danke.
29. September 2009 um 19:06
Ich gucke recht viele aktuelle Serien, aber allgegenwärtige Ich-Erzähler aus dem Off fallen mir jetzt eigentlich keine ein.
29. September 2009 um 22:06
Öhm, bist du schon über die zweite Folge hinaus gekommen? Ansonsten stimme ich meinem Vorschreiber zu: sehr amüsante und kurzweilige Mischung aus McGyver und A-Team und Fiona wächst einem auch irgendwann ans Herz. Mal davon abgesehn ist man noch nie so allumfassend über den Gebrauch eines Handys informiert wurden, der nichts mit Telefonieren zu tun hat 😉
30. September 2009 um 13:18
@Stefan: In DEXTER gibts n offerzähler denn der Hauptprotagonist selber spricht.
30. September 2009 um 14:59
@ Stefan: Grey’s Anatomy, Scrubs, Moonlight, Doctor’s Diary, (Desperate Housewives), Dexter, … ich komm drauf zurück.
30. September 2009 um 19:40
Ich mag die Serie, kurzweilig, unterhaltsam, sexy. Nicht altmodisch sonder alte Schule
1. Oktober 2009 um 08:10
OK, scheint sich dabei wohl ausgerechnet um die Serien zu handeln, die ich nicht gucke.
3. Oktober 2009 um 10:23
OT: Ich hoffe, es gibt einen Verriß zu Oliver Pocher und seinem Versuch, mit schlechtem Englisch und billigen Scherzchen unter der Gürtellinie eine Late Night zu füllen!?
4. Oktober 2009 um 11:38
OT:Gute Idee auf Pocher einzuprügeln, danach nimmt er dann kleinen Kindern den Lolli weg und anngelt ein paar Fische aus nem Faß.
5. Oktober 2009 um 13:56
@ ts: Tut mir leid, ich war im Urlaub und hatte Angenehmeres zu tun. Ich musste zum Beispiel kleinen Kindern den Lolli wegnehmen und Fische aus einem Fass angeln.
6. Oktober 2009 um 11:53
Annehmbarer Pausenfüller, um die Wartezeit bis zu Boston Legal zu überbrücken.
7. Oktober 2009 um 13:40
Im Fernsehlexikon nichts Neues.