Karlchen

1984–1991 (RTL). Eineinhalbminütige Puppensatire.

Karlchen ist eine rosafarbene Handpuppe mit norddeutschem Schnodderdialekt, Schlafzimmerblick, wirren weißen Haaren, gewaltigen Ohren und einer langen spitzen Nase. Direkt nach 7 vor 7 bzw. RTL aktuell gibt er live und ungefragt Kommentare zum Weltgeschehen ab — oder auch nur zu der Art, wie es gerade in den Nachrichten präsentiert worden ist. Bundesverteidigungsminister Stoltenberg nennt er einen „Schnullermund“, amerikanische Politiker „Laberheinis“ und Helmut Kohls Entwicklung vom Gegner der Ostverträge zum Wiedervereiniger einen „Treppenwitz“.

Stimme und Hände lieh der Figur Björn-Hergen Schimpf. Er beschrieb Karlchens Charakter so: „Frech, besserwisserisch gegenüber vor allen Dingen Prominenten, opportunistisch, immer scharf auf Mädels, aber typisch Maulhuber: Immer wenn sie in seine Nähe kommen, wird er ohnmächtig.“ Mal war er albern, mal sagte er zu aktuellen Entwicklungen die Sätze, die gesagt werden mussten, die sich aber kein Fernsehmensch zu sagen traute.

Nach sieben Jahren und 2500 Folgen musste Karlchen seinen Platz räumen. Schimpf führte das später darauf zurück, dass RTL bei seinem Bemühen, terrestrische Frequenzen zu bekommen, auf das Wohlwollen der Politiker angewiesen war, die sich regelmäßig über Karlchens Respektlosigkeiten beklagt hatten. Auch der zunehmenden Entwicklung vom Spaßsender zum Marktführer mit Informationskompetenz stand die Puppe vermutlich im Weg, die manchmal sekundenlang nichts tat, als vorwurfsvoll in die Kamera zu schauen und mit der einzigen Hand auf die Tischplatte zu klopfen.

Dennoch tauchte Karlchen immer wieder im Fernsehen auf, u. a. als ARD-Olympia-Kommentator 1996, RTL-Fußball-EM-Kommentator 2000 und inzwischen wieder regelmäßig bei RTL im Frühmagazin Punkt 6.

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