Ich bin ein Star – holt mich hier raus!


Foto: RTL

Seit 2004 (RTL). Realityshow mit Sonja Zietlow und Dirk Bach.

Zehn „Prominente“, deren Karrieren ein bisschen PR gebrauchen können, werden im australischen Dschungel ausgesetzt und müssen zwei Wochen gemeinsam durchstehen – in freier Natur, mit diversem Krabbelgetier und nur rudimentären sanitären Standards. Die Nahrung ist spärlich, kann aber durch Dschungelprüfungen aufgestockt werden, in denen die Kandidaten z. B. einem Käfer den Kopf abbeißen, sich Maden, Käfer und Spinnen in die Hose schütten oder in einem Tümpel voller Gülle nach Gegenständen tauchen müssen. Die Fernsehzuschauer stimmen zunächst darüber ab, welcher Star zu den Herausforderungen antreten soll, ab der zweiten Woche können sie Prominente herauswählen (streng genommen stimmen sie für ihren Favoriten, und wer die wenigsten Stimmen hat, fliegt raus). Am Ende wird unter den verbliebenen drei Kandidaten der „Dschungelkönig“ gekürt. Jeder Promi spielt für einen wohltätigen Zweck.

Kameras filmten rund um die Uhr, Zusammenschnitte wurden im Rahmen der Live-Sendung gezeigt, die an 13 aufeinanderfolgenden Tagen um 22.15 Uhr oder 21.15 Uhr lief und mal eine, mal zwei Stunden lang war. Die „Stars“, die sich für die erste Staffel zur Verfügung stellten, waren Daniel Küblböck, Costa Cordalis, Dustin Semmelrogge, Lisa Fitz, Susan Stahnke, Mariella Ahrens, Antonia Langsdorf, Caroline Beil, Carlo Thränhardt und Gottlieb Wendehals. Schon damit machte RTL sich von vornherein viele Freunde, denn wer hatte nicht schon immer davon geträumt, diese Menschen einfach irgendwo aussetzen zu können.

Kritiker und Politiker geißelten die Realityshow als „Trash“ und übersahen dabei, dass sie erstaunlich aufwendig, liebevoll und handwerklich perfekt produziert war. Durch gekonnte Schnitte, geschickt ausgewählte Musik und ein ideales Moderatorenpaar wurde die Show zur Comedy. Bach und Zietlow legten die sonst übliche Heuchelei in solchen Shows ab und ersetzten sie durch herrliche Schadenfreude; sie kommentierten die Ereignisse mit beißendem Sarkasmus und ließen sich anmerken, dass sie diese Art von Trashfernsehen nicht ernst nahmen. Zwei Wochen lang war die Show das Gesprächsthema in Deutschland (und fast täglich der Aufmacher in der „Bild“-Zeitung). Sie wurde mit im Schnitt mehr als sieben Millionen Zuschauern und Zielgruppenmarktanteilen bis über 50 % der erste Sensationserfolg des Jahres 2004. Dschungelkönig der ersten Staffel wurde Costa vor Lisa und Daniel.

In der zweiten Staffel im Herbst des gleichen Jahres schickte RTL Carsten Spengemann, Désirée Nick, Dolly Buster, Jimmy Hartwig, Willi Herren, Harry Wijnvoord, Isabell Varell, Fabrice Morvan, Heydi Nunez-Gomez und Nadja Abd el Farrag in den Dschungel und erreichte nur unwesentlich weniger Zuschauer als beim ersten Mal. Désireé Nick wurde im Finale im November 2004 zur Dschungelkönigin gewählt. Am nächsten Abend folgte das Primetime-Special „Die große Aussprache“. Das war von vornherein so geplant. Den Krach, der für die Aussprache nötig war, gab es zum Glück tatsächlich.

Danach ging einige Zeit ins Land, in der eine dritte Staffel mal im Gespräch war, dann aber auch wieder aus den Gedanken verschwand. RTL hatte ein recht konstantes Abendprogramm etabliert und wollte es sich ungern durch eine Sendung durcheinander bringen lassen, die zwei Wochen lang das Sendeschema zerschießt. Als kaum noch jemand daran glaubte, kündigte RTL plötzlich die dritte Staffel an. Nach mehr als drei Jahren Pause zogen im Januar 2008 Björn-Hergen Schimpf, Julia Biedermann, Bata Illic, Isabel Edvardsson, DJ Tomekk, Eike Immel, Ross Antony, Michaela Schaffrath, Barbara Herzsprung und Lisa Bund in den australischen Dschungel, und fast alles war wie damals: Die beiden Moderatoren waren herrlich gemein und witzig, die Einschaltquoten fantastisch und der Dschungel als Gesprächsthema allgegenwärtig, obwohl die großen Konflikte der zweiten Staffel fehlten und unter den zehn Stars eine überraschende Harmonie herrschte. Im Finale setzte sich der Ex-Bro’Sis-Sänger Ross gegen Michaela und Bata durch.

Sendeplatz war an 15 aufeinander folgenden Tagen um 22.15 Uhr, das große Finale am 16. Tag setzte RTL mutig an einem Samstag um 21.30 Uhr parallel zu Wetten, dass…? an. Sechseinhalb Millionen Menschen sahen insgesamt zu, in der Zielgruppe hatte die Show mehr als eine Million Zuschauer Vorsprung vor dem ZDF. Es war das erste Mal, dass Wetten, dass…? einen Quotenkampf mit einer zeitgleich ausgestrahlten Sendung verlor.

Ein Jahr später in der vierten Staffel füllten Ingrid van Bergen, Günther Kaufmann, Lorielle London, Gundis Zámbó, Peter Bond, Giulia Siegel, Christina Lugner, Michael Meziani, Norbert Schramm und Nico Schwanz den Dschungel, und die 77-jährige Ingrid van Bergen wurde von den RTL-Zuschauern zur Dschungelkönigin gekürt.

Schon in England war das Format „I’m A Celebrity, Get Me Out Of Here!“ ein großer Erfolg, und schon dort musste man lange überlegen, woher die so genannten Prominenten denn nun prominent sein sollten. Gedreht wurden alle internationalen Versionen im selben australischen Studio-Dschungel der Produktionsfirma Granada.

18 Kommentare


  1. […] ziehen heute in den „Dschungel“. Jawohl, es ist soweit: RTL startet die dritte Staffel von Ich bin raus – macht mich wieder zum Star! Und mit ein bisschen Glück schwingen im Dschungel Tarzan und Jane vorbei und Sat.1 kann sich […]

  2. […] Frau Zietlow und Herr Bach scheinen sich schon auf eine angenehme Gehässigkeit vorgeglüht zu haben. Gleich geht’s los: Die dritte Staffel der einzigen Show im deutschen Fernsehen mit einem ironischen Titel: Ich bin ein Star — holt mich hier raus! […]

  3. […] morgen gilt bei Ich bin ein Star — holt mich hier raus! wieder das Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip: Die Zuschauer wählen täglich ihren […]

  4. […] glaubt, dass Julia (7,0) und Bata (6,7) als erstes aus Ich bin ein Star — holt mich hier raus rausgewählt […]

  5. […] sind die wahren Helden von Ich bin ein Star — holt mich hier raus: Die Menschen, die die Musik aussuchen, mit denen die Szenen unterlegt sind, und natürlich die […]

  6. […] einem Abend! Bevor am späteren Abend ein dicker Mann und eine dünne Frau wieder lustvoll über informierte Prominente herziehen, lachen am frühen Abend ein anderer dicker Mann, eine andere dünne Frau und Dieter Bohlen […]

  7. ross for djungle-king

  8. […] Dauergast Ross Anthony auftrat, der ein paar Tage zuvor die überaus erfolgreiche Dschungelshow Ich bin ein Star – holt mich hier raus! gewonnen hatte. Erst eine Verlegung des Sendeplatzes auf den sehr späten Samstagabend, aber im […]

  9. […] solche Sendungen im Fernsehen zu sehen sind. Da regt sich die halbe Nation über Ekel-TV wie das Dschungelcamp auf, aber sowas darf man zeigen ohne dass der Untergang des Abendlandes beschworen […]

  10. […] Lisa Fitz am RTL-Dschungelcamp Ich bin ein Star – holt mich hier raus! teilgenommen hatte und deshalb beim Saarländischen Rundfunk rausgeflogen war, schenkte RTL ihr […]

  11. […] noch schauen. Ab morgen wird ja wieder die unterste Schublade des Assi-TV aufgemacht, wenn auf RTL Ich bin ein Star, holt mich hier raus! läuft und Menschen bzw. menschenähnliche Wesen, die nie Stars waren, das aber auch nie sein […]

  12. […] dann. Der Dschungel hat wieder geöffnet und setzt die RTL-Themenwoche „Knast“ fort. Nach dem […]

  13. […] mal so am Rande: Ich bin süchtig nach „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!” Und zwar aus den Gründen, aus denen ich dieses Blog schreibe: Es ist britisch, und es ist […]

  14. […] Größere Kartenansicht Mutmaßliche Lage des Dschungelcamps in “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ […]

  15. […] Körper zum Trotz muss der Seifenmann Michael Meziani das RTL-Dschungelcamp zuerst […]

  16. […] der zeitgleichen anderen Laberrunde wurde derweil Peter Bond rausgewählt, der selbst diese Nachricht mit „Wunderbar!“ […]

  17. […] wieder ein paar Beiträge senden, die unter Umständen nichts mit der Dschungelshow Ich bin ein Star – holt mich hier raus zu tun haben. Ob die das noch […]

  18. […] auf extreme Weise nachspielen und niemanden interessiert’s. Das “Dschungelcamp” (Ich bin ein Star, holt mich hier raus) machte dann vier Jahre später nochmal das gleiche durch – die Diskussion habe ich dann […]



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