Bunz deutscher Mädel
Foto: ProSieben
Hätte ProSieben nur die erste Folge der neuen Comedyserie Der kleine Mann verschickt, stünde hier jetzt eine ausschweifende Lobpreisung für die originelle Handlung und die witzigen Dialoge. Bjarne Mädel, bekannt als Ernie aus Stromberg, spielt den Elektrofachverkäufer Rüdiger Bunz, der in einem Werbespot mitspielt und dadurch so etwas ähnliches wie prominent wird, was ihm umgehend noch mehr zu Kopf steigt als der Schnaps, für den er wirbt. Aus dem Off, weil ja keine Serie mehr ohne Off-Erzähler auskommt (Sie kennen das aus sog. Büchern), sagt er Sätze wie:
Unsere Beziehung dauert nun schon länger als das Dritte Reich. Und ist meistens auch lustiger.
Und im Elektrofachgeschäft kommt es zu Diagnosen wie dieser, die der alte Chef über einen reparaturbedürftigen Staubsauger erstellt, während er dessen Besitzerin, eine Rentnerin, ansieht:
Ist eben alt. Und alt ist Scheiße.
…
Leider hat ProSieben auch die zweite Folge verschickt, die bereits weitgehend ohne Pointen auskommt, dafür mehr Fremdschämmomente enthält, wie man sie aus Stromberg kennt. Kilometer über den Berg sieht man die Peinlichkeiten kommen, und wenn sie da sind, decken sie sich exakt mit der schlimmen Vorstellung, die man gerade noch davon hatte.
Die Macher selbst sind sehr von ihrem Produkt überzeugt. In mehreren Interviews verglichen Hauptdarsteller Mädel und Autor Ralf Husmann ihre Serie mit Seinfeld, was ungefähr so vermessen ist, als vergliche sich ein Realschul-Physiklehrer mit Albert Einstein oder wir unsere kleine Freizeit-Internetseite mit dem Feuilleton der New York Times.
Aber immerhin die erste Folge heute Abend kann ich empfehlen.
Der kleine Mann, heute um 22.45 Uhr auf ProSieben.
24. März 2009 um 04:49
Hm, ich find’s vermessener, Seinfeld mit Albert Einstein zu vergleichen. Seinfeld war eine durchschnittliche Sitcom mit ebenso vorhersehbaren Witzen, die (wie Friends) auch nicht gut gealtert ist.
Mich nervt diese Seinfeld-Schwärmerei. Wenn man sagt, dass man die Serie langweilig fand: „Du darfst dir auch nicht die deutsche Synchro angucken, guck dir das Original an!“ Und dann guckt man das Original an und stellt fest, dass es genauso öde ist wie die deutsche Version.
24. März 2009 um 08:44
Ich moechte an dieser Stelle anmerken, dass ich total enttaeuscht vom Fernsehblog bin, dass hier kein Wort ueber das Serienende von Battlestar Galactica verloren wurde! 😛
24. März 2009 um 08:45
Ach, nee… Fernsehlexikon meine ich natuerlich… Fernsehblog war das andere. Die Enttaeuschung bleibt trotzdem!! ^^
24. März 2009 um 10:25
Welches Serienende?
Das endgültige in den USA nach der 4. Staffel, das hier, wenn überhaupt, in 10 Jahren gesendet wird?
24. März 2009 um 10:52
„Und im Elektrofachgeschäft kommt es Diagnosen wie dieser“
Kann es sein, dass da ein „zu“ fehlt? 😉
Zu der Serie: Also ich werde es mir auf jeden Fall mal ansehen. Die Idee an sich hat ja durchaus Potenzial und Bjarne ist zweifelsohne ein Guter. Allerdings sehe ich es schon kommen, dass das Ganze genauso austauschbar und vorhersehbar ablaufen wird wie bei „Stromberg“, zumal ja derselbe Autor dahinter steckt.
Wobei ich aber mal anmerken muss, dass „Stromberg“ dank perfektem Timing trotzdem immer superwitzig ist und vor allem dank seines Hauptdarstellers einige Drehbuchschwächen kompensiert. Ob Bjarne dazu auch in der Lage ist? Ich bin gespannt.
24. März 2009 um 11:14
@onlime
Genau das.
24. März 2009 um 13:08
Was’n das für’n Name, Bjarne Mädel ?
24. März 2009 um 13:12
Wg. Seinfeld
http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/SeinfeldIsUnfunny
24. März 2009 um 14:01
„als“, nicht „wie“.
24. März 2009 um 14:54
Was’n das für’n Name, Klaus? 😉
24. März 2009 um 15:24
Ich freu mich auf den kleinen Mann.
Fand Stromberg schon klasse und habe mich bei Dr. Psycho gekringelt.
Diese Werke waren ein deut(s)chliches Zeichen, dass herausragendes Fernsehen auch aus Germany kommen kann.
Gut inszeniert, gute Drehbücher, passende Schauspieler, die teils beeindruckende Leistungen abliefern, dazu kongeniale Sprüche und irre Situationen.
Schade eigentlich, dass nicht viel mehr deutsche Serien diesen Standard erreichen.
Und schade auch, dass das deutsche Publikum die Qualität in Stromberg nicht zu schätzen weiß.
Ein Lob muss allerdings Pro7 gemacht werden, die trotz schwacher Quoten, drei Staffeln Stromberg (vierte ist unterwegs) und zwei Staffeln Dr. Psycho komplett gezeigt haben und jetzt dennoch weiter auf Ralf Husmann setzen. Ist für diesen Sender ziemlich ungewöhnlich. Nur wenige Serien (wie zum Beispiel Lost) überleben dort mit schwachen Quoten die erste Staffel, manche nur wenige Episoden.
Aber Herrn Husmann mit einem Realschullehrer gleichsetzen zu wollen, ist ziemlich streng bewertet. Das kann eigentlich nur von einem Mittelstufenschüler kommen, der Physik in der 9. Klasse abgewählt hat, aber der bei der „Welt der Wunder“ mitbekommen hat, dass Einstein der Michael Jordan der Zeit und des Raumes ist. Husmann ist doch zumindest Stundent im 8 Semester, wenn nicht sogar Doktorant.
24. März 2009 um 16:07
@Manuel:
Falls Du das „wie man sie aus Stromberg kennt“ meinst, das „wie“ ist korrekt. Nicht „mehr Momente als bei Stromberg“, sondern „mehr (solche) Momente, (so) wie bei Stromberg“.
(Ist mein Hirn beim ersten Lesen aber auch mit einem „äh?“ drüber gestolpert…)
24. März 2009 um 17:22
dann ist aber das „mehr“ falsch, da es einen Bezug stellt.
24. März 2009 um 18:20
Ich habe nicht „mehrere“ sondern nur ein Interview mit Husmann gelesen, aber sein Vergleich dort zu Seinfeld bestand darin, dass er (Husmann) seine Charaktere gerne als Normalos in vollkommen durchgeknalltem Umfeld oder umgekehrt zeigt. Ein anderes Beispiel, wo das auch schon so gehalten wurde sei eben Seinfeld. Man KANN daraus folgern, dass Mädel und Husmann „vermessen“ seien. Man muss aber nicht. Schade, dass auch in einem zumindest zu 50 Prozent niggemeierten Blog Meldungen derart verzerrt wiedergegeben zu werden scheinen 🙁
24. März 2009 um 19:01
@ Klopfer: Klar, man kann die Relativitätstheorie doof finden, aber selbst wenn wir persönliche Humorvorlieben völlig außer Acht lassen: Auch objektiv hat Seinfeld Maßstäbe gesetzt und andere Comedyserien beeinflusst wie kaum eine weitere.
@ BloodyFox: Stimmt, das ist bedauerlich, aber es gibt tatsächlich Dinge, die wir nicht sehen. Ich empfehle für Anmerkungen zu Battlestar Galactica deshalb Sablog:
http://www.sablog.de/
Zu Torsten: Richtig, danke.
@ Paralyta: Ende der 10. Klasse.
@ artois: Stimmt, das Interview habe ich auch gelesen. Das war einfach nur eine unzutreffende Beschreibung von Seinfeld.
24. März 2009 um 19:59
Normalos? Bei Seinfeld? Die Definition von „normal“ würde mich interessieren.
24. März 2009 um 21:01
[…] wohl aufnehmen – direkt nach ihrem Ende soll sie allerdings auch frei beim Sender zugänglich sein. Eine Kritik, die ich zu “Der kleine Mann” gelesen habe, lässt zumindest eine interessante, lustige […]
24. März 2009 um 23:39
„Unsere Beziehung dauert nun schon länger als das Dritte Reich. Und ist meistens auch lustiger.“
Also, wenn jetzt nach „The Office“ auch noch die alten Woody Allen-Witze als Arbeiten von Ralf Husmann ausgegeben werden, dann Gnade uns Gott. Das wird böse enden, ganz böse.
24. März 2009 um 23:40
Übrigens bin ich außerordentlich enttäuscht und verwundert darüber, dass hier mit keiner Silbe der Beginn der neuen Staffel Switch Reloaded erwähnt wurde. Jetzt habe ich doch deswegen tatsächlich die ersten 10 Minuten verpasst.
Naja, warum fangen die auch mit Switch schon ab, wenn nebenan noch House läuft? 😉
25. März 2009 um 00:04
Switch gibt´s doch bei Pro7 als Stream wenn man was verpasst hat….übrigens auch „Der kleine Mann“
25. März 2009 um 03:16
Martina „Lorielle“ Hill ist meine neue Lieblingsfigur bei Switch. Noch näher dran am Original als Max Giermanns Stefan Raab.
Unglaublich.
25. März 2009 um 08:03
Ja, Martina Hill war das Beste was Switch passieren konnte.
25. März 2009 um 12:34
Ich fand’s durchaus nett, wenn auch nicht überragend. Mich wundert aber, dass Florian Lukas hier gar nicht lobend erwähnt wurde. Den fand ich fast am Besten und er hatte definitiv die besten One-liner.
25. März 2009 um 13:06
Switch: Und die Ludolfs erst! Beim Kleinen Mann bin ich mir nicht so sicher, ob der groß wird. Reicht der Atem, hält er durch? Man weiß es nicht, man wird abwarten müssen.
25. März 2009 um 13:26
Schließe mich auch an, war „nett“. Werde mir auch die zweite Folge ansehen, bin gespannt, ob es noch Ausreißer nach oben oder unten gibt, oder ob es „nett“ bleibt…
25. März 2009 um 17:43
die erste folge war tatsächlich gut, schade falls wirklich bergab geht
25. März 2009 um 18:37
Insgesamt hätte ich mir schon ein wenig mehr erwartet.
Insbesondere die weiblichen Darsteller waren völlig farblos.
Lediglich Kranzkowski hat mich voll überzeugt.
25. März 2009 um 19:32
Kranzkowksi war sensationell („Sie hat es nicht so dicke? Aber ich, was? Ich hab es dicke!? Das Einzige, was ich dicke habe, ist meine Prostata.“), aber der Brüller des Tages war für mich ganz klar „Frankensteinmeier“ bei Switch.
Davon ab entwickelt sich „Wipeout“ für mich nach anfänglichen üblen Magenschmerzen und einiger Abstumpfung inzwischen irgendwie zu einem liebenswerten Extrem-Trash-Format, das ich nicht mehr missen möchte…
26. März 2009 um 16:32
Irgendwie werden die Seinfeld-Vergleiche in letzter Zeit etwas inflationär genutzt…zuerst bei HIMYM, jetzt bei DKM – Seinfeld war genial, weil es sehr viel visuellen Humor und clever konstruierte Handlungsstränge hatte (und auf Holzhammergags verzichtete!). Seinfeld und CYE (wer alle Kürzel dieses Posts errät, bekommt das Bild eines Keks‘) sind mMn unerreichbare Glanzstücke in der Sitcom-Geschichte; auch davon ausgehend finde ich es deutlich sinnvoller wenn neue Serien sich einen eigenen Ruf erarbeiten und nicht versuchen, sich an was dranzuhängen, um auf ewig als – für Fans der Ausgangsserie – mittelmäßiger Abklatsch dazustehen. So finde ich nach anfänglichem Desinteresse HIMYM mittlerweile echt gut, DKM werd ich auf jeden Fall mal testweise anschauen und ja, auch ich vermisse einen Beitrag zum Start der neuen Staffel Switch Reloaded (das aber nur nebenbei).
14. Mai 2009 um 23:38
@ Leif Czerny: Danke, tolle Website.