Ein Mann wie ein Herzog
Alex Degen ist ein Anwalt mit Prinzipien. Zum Beispiel „dienstags nur rasierte Beine auf den Beifahrersitz“. Er erinnert ein bisschen an Herzog, aber nur die zwölf Zuschauer, die Herzog gesehen haben.
Herzog war aber, wenn auch nur kurz, bei RTL zu sehen, und Alex Degen ist die Hauptfigur einer neuen Sat.1-Serie, also die weichgespülte Version. Degen darf nicht der ungehobelte, Frauen vernaschende Macho und skrupellose Karriereanwalt bleiben, ohne plötzlich die Vormundschaft für ein Kleinkind aufgebrummt zu bekommen, seinen Job zu verlieren, sich fortan für die kleinen Leute einsetzen zu müssen und seine liebende Seite zu entdecken.
Foto: Sat.1.
Damit ist die Geschichte erzählt, und ab Folge 2 nächste Woche ist Plötzlich Papa – Einspruch abgelehnt eine konventionelle, leichte Anwaltsserie, deutlich näher an Liebling Kreuzberg als an Boston Legal. Nicht neu, nicht besonders originell, aber ganz nett umgesetzt, mit einigen schönen Gags, die angenehm beiläufig passieren: Als Degen seine Schreibtischschublade öffnet, um dort ein Diktiergerät verschwinden zu lassen, liegt darin nichts anderes als Kondome. Die Situation ist nach einer Sekunde vorbei, und das ist angemessen, denn genau so lange war sie witzig. Und der abgehalfterte Schlagersänger im Tigersakko, den Degen in der ersten Episode vertritt, heißt mit Vornamen Jürgen, wie Jürgen Drews, und mit Nachnamen Kornfeld, wie der Standort von Jürgen Drews‘ Bett.
Dieses Kleinkind, das maßgeblicher Bestandteil der Grundkonstellation ist, spielt schon in der zweiten Folge keine Rolle mehr. Dann geht’s um zwei recht originelle kleine Fälle und ein privates Problem mit seinem Porsche. Das Kind wird nur noch ein paar Mal kurz durchs Bild gereicht oder liegt auf dem Beifahrersitz. Und vermutlich ist genau dieser Umgang ebenfalls angemessen.
Plötzlich Papa – Einspruch abgelehnt, donnerstags um 20.15 Uhr in Sat.1.
23. Oktober 2008 um 13:38
Verdammt, ich dachte zuerst an ein „Plattfuß in Afrika“-Remake.