Kleiner Fisch
Es wurde höchste Zeit, dass Oliver Pocher endlich den „Preis der beleidigten Zuschauer“ erhält. Denn seit 15 Jahren (1993: Karl Dall) hatte niemand mehr die Größe einen eigenen Sendeplatz, den er mit der persönlichen Abholung des Preises füllen konnte.
Gut also, dass Oliver Pocher den Preis persönlich abgeholt und dies in Schmidt & Pocher gezeigt hat. Denn man könnte durch die alljährliche umfangreiche Berichterstattung in allen wichtigen Publikationen von Abendzeitung bis Zeit ja leicht den Eindruck bekommen, dass es sich beim „Preis der beleidigten Zuschauer“ um eine Auszeichnung von hoher Relevanz handelt, hinter der eine kompetente Fachjury steckt. Dank Oli Pocher kennen wir nun die traurige Wahrheit. Er musste sich nicht einmal darüber lustig machen, die Umstände sprachen für sich.
Pocher holte den Preis im Wohnzimmer eines alten Mannes ab, der mit seiner Frau in einem hässlichen Wohnklotz in Köln-Lövenich residiert, und dessen Lebensinhalt es ist, beleidigt zu sein. Der 70-jährige Augustus Hofmann überreichte Pocher den Preis, bei dem es sich um einen potthässlichen Fisch handelt, der aussieht, als habe ihn Hofmanns Enkel für den Kunstunterricht in der Schule basteln müssen, ohne große Lust darauf zu haben.
Zum Abschied kündigte Pocher an, das Team von Einsatz in vier Wänden mal in Hofmanns Wohnung zu schicken. Davon hatte der Alte, der sich „Profizuschauer“ nennt, noch nie gehört. Pocher: „Ist Fernsehen. Müssen Sie nicht kennen.“
10. Oktober 2008 um 08:41
Bleibt nur die Frage, warum der Ein-Mann-Preisausgeber von nahezu allen Medien immer wieder zitiert wird und ihm somit Relevanz attestiert wird.
10. Oktober 2008 um 08:54
Gute Pressearbeit. Der hat ja sonst nix zu tun.
10. Oktober 2008 um 09:46
Schmidt & Pocher war gestern wieder sehr schwach. Die haben wirklich Urlaub gemacht, keine schöpferische Pause. Themen gab es doch genug. Finanzkrise, CSU-Absturz, von mir aus auch amerikanischer Wahlkampf. Okay, das können die Amerikaner eh besser, das Schlimme ist nur, dass sie vermutlich auch die CSU-Krise besser verwerten könnten. Aus dem Stegreif. Es wurde zwar alles irgendwie abgearbeitet, aber genau so fühlte es sich für den Zuschauer auch an. Wie Arbeit.
Nur Gottschalk fand ich gut. Der kann ja richtig sympathisch sein, wenn er sich nicht auf tiefgehende Fragen, eine geschliffene Moderation und einen hochkomplexen Sendeablauf konzentrieren muss.
10. Oktober 2008 um 09:49
Hat nix mit Oliver Pocher zu tun, muss es aber jetzt mal loswerden: liebe Leser dieser Zeilen mit dem Programm iTunes, bitte begebt euch in den iTunes Store, dort gibt es umsonst eine Folge „Charlotte Roche trifft“, sie trifft dort Karl Dall. Komme drauf, weil er oben erwähnt wird. Bitte angucken, sehr amüsant.
10. Oktober 2008 um 10:04
Ich bin zwar Fernsehjunkie, aber kannte den Preis noch nicht.
Auf seiner Homepage schreibt der ältere Herr, dass 147927 Personen an der Abstimmung teilgenommen haben. Kann ich mir irgendwie so gar nicht vorstellen.
10. Oktober 2008 um 10:05
Wieviel kriege ich, wenn ich jetzt nicht schreibe: „ich finde den Pocher irgendwie lustig“ und somit eine Monsterdiskussion mit Beleidigungen, Pi, Pa und Po auslöse?
😉
10. Oktober 2008 um 11:09
Warum sollst du mit mir eine Monsterdiskussion auslösen? 😉
Ich finde, Pocher hat durchaus Potential…
10. Oktober 2008 um 11:57
Der Einspieler war auf eine desillusionierende Weise schön. Ich gebe zu, tatsächlich von einer wenigstens etwas höheren Institution als einem gelangweilten Studienrat („die sind so“ – Gottschalk, Lehrer)ausgegangen zu sein. Vielleicht ein paar Journalisten, wie bei der goldenen Himbeere.
Schmidt selber hatte leider keine guten Momente, toll waren hingegen noch der Talk, der Anruf bei Jauch und Pocher als Gottschalk als Joker.
10. Oktober 2008 um 20:27
LOL. Das war wirklich ein grandioser Höhepunkt einer ansonsten eher mauen Sendung. Da bin ich sogar mal kurz vor Lachen aus dem Schlaf hochgeschreckt. 😉
10. Oktober 2008 um 20:53
Wikipedia behauptet:
Ausgelobt ist der Preis vom Augustus Hofmann Verlag. Die jährliche Verleihung auf der Frankfurter Buchmesse findet durch die Pressearbeit des Verlegers Augustus Hofmann ein regelmäßiges Medienecho.
11. Oktober 2008 um 12:36
Das is korrekt, Voynich. Und wieviele Bücher hat der August Hofmann verlag seit 1990 bisher verlegt? Eins: „Der Profizuschauer – Chronik eines unvollendeten Aufstandes“. Von August Hofmann.
12. Oktober 2008 um 12:55
Mag sein, dass dieser Preis und sein Erfinder etwas lächerlich sind.
Interessant war aber die Begründung, warum Pocher für preiswürdig befunden wurde. Pocher hatte nach dem verlorenen EM-Finale der Deutschen gegen die Spanier letztere verhöhnt. Bei dem öffentlichen Auftritt der Nationalmannschaft beantwortete er die rhetorische Frage „wie gehen die Spanier?“ mit einem vorgeführten Entengang, während der Gang der Verlierer als aufrechter und erhobenen Hauptes dargestellt wurde. Pocher hat sich damit als schlechter Verlierer erwiesen, dessen Komik hilflos in ein peinliches nationalistisches Ressentiment abgerutscht ist.
Solche Fehltritte haben durchaus einen Denkzettel verdient. Es ist außerdem kein besonderes Heldenstück, als Medienprofi einen fernsehunerfahrenen alten (vielleicht eben auch etwas lächerlichen) Mann in Stefan-Raab-Manier wie einen Volldeppen aussehen zu lassen.
12. Oktober 2008 um 13:23
Eine abservierte TV-Größe nutzt die letzten Auftritte um kräftig gegen das eigene Medium zu schimpfen und kommt zu neuer unverhoffter Popularität. Das kennen wir schon aus dem Film „Network“, der alle Schaltjahre mal im ARD-nachtprogramm kommt.
8. November 2008 um 02:33
[…] MC P. und Bushido dissen D-Promis Das Großfeuilleton war bisher eher enttäuscht von “Schmidt & Pocher”, der Kombination aus Altmeister Harald Schmidt und dem “jungen Wilden” Oliver Pocher, Träger des “Preises der beleidigten Zuschauer”. […]