„Sie!“ – „Nein, Sie!“ – „Nein, Sie!“
Scheint so, als sei die Debatte der Spitzenpolitiker im amerikanischen Fernsehen auch diese Nacht wieder ohne größere Skandale, Ausschreitungen, Pannen oder Beleidungungen abgelaufen. Langweilig. Dann müssen wir eben wieder auf Archivmaterial zurückgreifen.
(Willy Brandt und Helmut Kohl in der Bundestagsrunde zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 12. Mai 1985 um 20.15 Uhr zeitgleich in ARD und ZDF.)
Schlagwörter: Fernsehmuseum
Michael, 8. Oktober 2008, 08:38.
8. Oktober 2008 um 11:06
Die Überschrift erinnert mich an http://www.youtube.com/watch?v=jJtk1KaCwng&feature=related (Unpassende Louis de Funes-Links II)
8. Oktober 2008 um 11:45
Ja, das hatten wir mal: Politiker mit Ecken und Kanten, vor allem aber mit Charisma und der Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Wenn ich mir die weichgespülten Luschen ansehe, die uns heute „regieren“, trauere ich den Zeiten von Schmidt,Brandt, Wehner, Strauß und Geisler echt nach.
Das, was Helmut Schmidt mit seinen heute fast 90 Jahren sagt, ist schlauer und weitsichtiger als all das hohle Gebrabbel, was man sich in Bundestagsdebatten anhören muß.
Ist doch wahr.
8. Oktober 2008 um 12:06
Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Ausschnitt schon jemals zuvor gesehen habe. Zwei Politiker, mit denen ich großgeworden bin und die ich als Typen sehr schätze, benehmen sich wie Kindergartenkinder und schaffen es trotzdem, dabei würdevoll und staatstragend zu wirken. Toll!
Besonders beeindruckend aber, in welche Ruhe Kohl plötzlich verfällt, als Brandt mit Goebbels anfängt.
8. Oktober 2008 um 13:44
„Herr Brandt!“
„Herr Bundeskanzler!“
„Die Ente bleibt draußen!“
Ironie der Geschichte: Rund anderthalb Jahre später hat Kohl bekanntlich Gorbatschow mit Goebbels verglichen.
8. Oktober 2008 um 14:30
Was ich auch gerne mal wieder sehen würde: Das Gespräch von Wolf Feller (CSU/BR) mit Franz-Josef Strauß (mit geschätzten 2,4 Promille) am Abend der Bundestagswahl 1987.
8. Oktober 2008 um 17:37
@MiniMoppel
Das ist nicht Ihr ernst.
Helmut Schmidt ist weitsichtiger?
Der Helmut Schmidt, der Oskar Lafontaine mit Hitler verglichen hat?
Sie scherzen!
8. Oktober 2008 um 18:06
@J.S.: Schmidt hat Lafontaines Rhetorik (bzw. genauer: dessen Charisma) mit der/dem Hitlers verglichen. Und nicht den Lafontaine, der ihm vor Jahr und Tag mal vorgeworfen hatte, er (Schmidt) hätte auch ein KZ führen können.
8. Oktober 2008 um 18:11
@Andreas:
Danke! *lachtränenausdenaugenwinkelnwisch*
8. Oktober 2008 um 19:32
Ja, das waren noch Zeiten. Damals war das Vorbild des politischen Gegners natürlich Goebbels, die billigen Hitler-Vergleiche von heute kann jeder. Aber wer kennt heute noch Goebbels? Herr Knopp, übernehmen sie! Verhelfen Sie der politischen Rhetorik zu alter Stärke…
9. Oktober 2008 um 19:29
ach ja, „früher war alles besser“.
9. Oktober 2008 um 20:10
Es ist doch immer das selbe:
Egal ob Musik, Filme, Serien, Videospiele, Bücher, Autos, Betriebssysteme, Spielzeug,… – alles war früher besser.
Und nun auch Politiker!
Es kann ja natürlich nicht sein, dass es an unseren Gedächtnislücken, an unserer damaligen Unerfahrenheit und unserem geringem Horizont liegt, dass wir unsere Vergangenheit so verklären.
Ich bin auf den Tag gespannt, an dem ich über die neue Garde von miesen, korrupten Politiker schimpfen werde und mich nach unseren lupenreinen *hust*Sozial*hust*-Demokratenfreund Schröder sehnen werde. Ach nee, da lasse ich mir lieber vom Pfleger die doppelte Dosis Glücksmacher bringen, bevor es wieder anfängt wehzutun.
Nicht auszudenken, dass ich vielleicht auf den Trichter komme, dass Menschen gestern wie heute ziemlich korrupt, asozial, dumm, bescheuert, peinlich, rassistisch sind und wir das in der heutigen Sensations- und Informationsgesellschaft nur immer öfter zum Abendbrot vorgesetzt bekommen.
Der obige peinliche Auftritt auf Kindergartenniveau wurde in diesem Video schön eingeordnet:
http://de.youtube.com/watch?v=RBVxn4a_lzE