Nackte X
Die Serie beginnt mit „You Can’t Always Get What You Want“ von den Rolling Stones, ein Song, der auch die Pilotfolge von Dr. House prägte. „Californication“ von den Red Hot Chili Peppers kommt in Californication nicht vor. Keine Ahnung, ob das die Band versöhnt hätte oder nicht. Die verklagte den US-Sender Showtime nämlich im vergangenen Jahr, weil sie den Begriff „Californication“ für ihre Erfindung hielt und nicht einfach ein dahergelaufener Fernsehsender kommen und eine Serie so nennen könne.
Die zweite Staffel, die gestern in den USA anlief, heißt trotzdem noch so.
Hank und sein Agent (Evan Handler).
Fotos: RTL2
Heute beginnt bei RTL2 die erste Staffel, und das ist schön, denn Californication ist eine gute Serie, wenn man außer Sex auf wenig andere Themen Wert legt. Doch auch davon abgesehen ist Californication gut, weil es der Serie gelingt, Sex in Wort und Bild zwar das vorherrschende Thema sein zu lassen, es aber trotzdem wirken zu lassen, als stecke noch mehr drin.
Es geht um einen schreibblockierten und sexsüchtigen Schriftsteller, und hätte sein Darsteller, Akte-X-Mulder David Duchovny, sich im wahren Leben nicht schon vor einem Monat wegen seiner eigenen Sexsucht in eine Therapie begeben, sondern erst jetzt, wäre das für die Serie bestimmt eine noch bessere Werbung gewesen. Seine Figur Hank hängt noch an seiner Exfreundin, die aber einen Anderen heiraten will. Hank rät ihr davon ab.
Hank: „Hab‘ ich nicht auch ein Wörtchen mitzureden?“
Karen: „Nein!“
Hank: „Ganz sicher? Ich glaub‘ nämlich doch. Vielleicht.“
Mit Karen teilt sich Hank das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Becca. Er bemüht sich um Erziehung. Als sie schon wieder „Fluch der Karibik“ sehen will, rät Hank:
„Willst du nicht vielleicht deinen filmischen Horizont erweitern und einen Film sehen, der auf einem Buch und nicht auf einer Freizeitparkattraktion basiert?“
Trotz der Erziehungsbemühungen gelingt es ihm nicht, sein verlottertes Privatleben vor ihr zu verbergen.
Becca: „Vater?“
Hank: „Tochter?“
Becca: „Darf ich dich was fragen? Warum ist da eine nackte Frau in deinem Zimmer? Sie hat keine Haare an der Vagina, Ist sie vielleicht krank?“
Hank: „Ich sehe nach.“
Oder vor Karen:
Karen: „Du riechst nach Muschi.“
Hank: „Dankeschön!“
Ein paar weitere schöne Dialoge machen die sehr monothematische Handlung wett, und vielleicht ist Californication wirklich, wie wiederholt zu lesen war, so eine Art Sex And The City für Männer, aber ich als Mann kann das leider nicht objektiv und seriös beurteilen. Sex And The City fand ich langweilig. Californication nicht.
Hank und seine Affäre Mia. Den Hank-Darsteller David Duchovny erkennen Sie sofort aus Akte X. Die Mia-Darstellerin womöglich erst auf den zweiten Blick: Madeline Zima spielte in den 90er-Jahren die kleine Tochter Gracie in Die Nanny.
Californication, montags um 22.15 Uhr bei RTL2.
29. September 2008 um 07:42
Höchst amüsante Serie, bei solchen kurzen Comedy-Formaten wären allerdings Doppelfolgen angenehm, wie es z.B. der ORF mit „Californication“ bereits seit einigen Wochen praktiziert. ACHTUNG! Nach dem Ende nicht um- bzw. abschalten, denn direkt im Anschluss startet die wunderbar geniale Serie „Dexter“ endlich auch im Free-TV – und für all jene, die Pay-TV Zugang haben, geht es voraussichtlich Ende Oktober mit der 2. Season weiter.
29. September 2008 um 10:04
[…] kommt auf RTL2 sowohl die geniale Serie Dexter (unbedingter Anschaubefehl), sowie Californication, dass ich mir selber als Anschaubefehl auferlegt habe (Dexter natürlich auch, aber […]
29. September 2008 um 11:21
Ha! „Californication“ benutzte ich schon lange vor den Peppers um bestimmte Fanbriefe einzuordnen; war einer etwas „verwirrt“ kam er tatsächlich meist aus CA; auch bestimmten Anrufern – natürlich immer mitten in der Nacht – konnte ich sofort ansprechen: „you are from California?“ „Yes, how did you know??“
(Ja, ich arbeite im Musikbereich. Und die Californier wissen nicht, dass Berlin eine andere Uhrzeit hat als CA; die Erde ist eine Scheibe und CA der Mittelpunkt, die ganze Welt zahlt mit Dollars und betet ihn an). Ich freute mich inbrünstig, als die Peppers das ebenfalls deutlich und erfolgreich aussprachen, resp. sangen (man ist dann nicht so alleine mit einer meist als etwas ungewöhnlich angesehenen Meinung).
Übrigens: Auf Platz 2 „seltsamer“ Fanreaktionen ist Belgien. Man frage nicht wieso; ich hab keine Antwort.
29. September 2008 um 15:49
Nanu? Wo stecken denn heute die üblichen Hab-ich-schon-im-Original-gesehen bzw. bei-der-Synchronisation-geht-viel-verloren Kommentare?
29. September 2008 um 18:40
ja ich hab sie schon gesehen, ja sie ist toll … und ja, wegen dem Sex und wegen den Frauen … leicht bekleideten Frauen … nackten Frauen.
Egal. Einfach mal reinschauen! Die Season hat 12 Folgen, der Sex-Anteil geht am Ende dann spürbar runter. Trotzdem hab ich (sehr fasziniert) weitergeschaut!
Mehr davon!
29. September 2008 um 20:05
In einer der ersten Folgen gibt es übrigens einen guten Witz über Blogs 🙂
Ich hab übrigens nach etwa vier Folgen aufgehört, mir die Serie anzusehen, gebe ihr bei RTL II aber nochmal ne Chance. So richtig bin ich aber nicht dahinter gekommen, was an diesen ganzen Sexwitzen und Hank Moodys Persönlichkeit unterhaltsam sein soll. Es ist nicht enthüllend oder schockierend, es ist einfach so da, das alles. Irgendwie komisch.
29. September 2008 um 22:52
@Zirfeld Hab ich schon im Original gesehen, muss aber sagen dass die Synchro in dem Fall wirklich gut funktioniert. Bin zwar Original-Fan, aber noch lang kein -Purist 😉
In jedem Fall tolle Serie, freue mich, dass die jetzt auch in Deutschland zu sehen ist
30. September 2008 um 11:07
Hab ich auch schon im Original gesehen und war dort wirklich ganz wunderbar – aber sie funktioniert auch sehr gut in der Synchro, da kann ich Sebastian nur zustimmen.
Klar, teilweise ein wenig ungewohnt für den OV-Kenner aber alles in allem doch eine runde Geschichte.
@Thomas
Mir kam gestern so ein wenig der Gedanke, dass die Serie deshalb ein Erfolg ist, weil sie so ein bisschen ist, wie Mann es sich im Traume vorstellt.
Man hat sich schon oft vorgestellt, dem telefonierenden Idioten im Kino ordentlich die Fresse zu polieren. Man hat sich sicherlich schon mal vorgestellt, dass eine nackte Frau im eigenen Schlafzimmer auf einen wartet. Mit einem Blowjob aufgeweckt zu werden ist auch nicht von schlechten Eltern. Und so weiter und so fort.
Das Schöne dabei ist, dass diese Dinge aber dann eben auch meistens schön gebrochen werden, so wie eben die Tochter, die die Nackte im Schlafzimmer entdeckt und Hank sich halt ganz grundsätzlich immer so ein wenig durch das Leben tölpelt, aber nie so wirklich unsympathisch vorkommt.
Naja, muss weiterarbeiten. Die Serie macht einfach Riesenspaß. Und funktioniert im Deutschen wirklich erstaunlich gut. Punkt.
1. Oktober 2008 um 19:39
Wunderschöne Serie! Habt Ihr noch mehr Infos über die Nähe zu Bukowski? Stimmt das, dass Duchovny ursprünglich ne Biografie drehen wollte?
7. Oktober 2008 um 10:37
@Marsellinho Naja, ich glaub‘ ja nicht, dass es hier um Traumvorstellungen geht. Schlussendlich, und das wird in den weiteren Folgen ja immer deutlicher, ist Hank Moody ja ein armer Loser.
Und zum eigentlichen Text: Jemand der viel Sex hat, vielleicht auch mit unterschiedlichen PartnerInnen, ist also sexsüchtig? Komische Vorstellungen habt ihr.