Güllcan: Simpel live
Ich bin jetzt schon gespannt, wie vehement der Widerspruch in den Kommentaren sein wird, wenn ich behaupte, Gülcan Kamps sei nicht halb so nervig wie Paris Hilton.
Bild: ProSieben/Oliver S.
Der Vergleich zwischen Gülcan und Paris hinkt an vielen Stellen. Die offensichtlich durch The Simple Life mit Paris Hilton und Nicole Richie „inspirierte“ ProSieben-Reihe Gülcan und Collien ziehen aufs Land funktioniert schon im Ansatz nicht: Der Reiz, zwei verwöhnte Millionärstöchter, die ihr Leben lang keinen Finger rühren mussten, mitten im Mist zu sehen, ist nicht gegeben, wenn man bedenkt, dass Gülcan und Collien durchaus Finger rühren mussten. Beide sind Einwanderertöchter, Gülcans Vater ernährte die Familie mit seinem Einkommen als Taxifahrer in Travemünde. In Saus und Braus ist Gülcan Kamps, geborene Karahanci, mit Sicherheit nicht aufgewachsen, und den Reichtum, in dem sie seit einigen Jahren lebt, hat sie sich, so lustig es klingt, selbst erarbeitet. Ferner ist Gülcan, wie schon an anderer Stelle zu lesen war, die Älteren werden sich erinnern, nicht halb so nervig wie Paris Hilton, und abgesehen davon ist dies natürlich nicht die erste Fernsehsendung mit Gülcan oder Collien, in der viel Mist zu sehen ist.
In der Umsetzung funktioniert es dann trotzdem, weil die Sendung ausschließlich mit dem Holzhammer produziert wurde: Gülcan und Collien spielen die verwöhnten Dummchen, sagen Sätze wie „Ich will jemanden, der meinen Koffer trägt, so wie immer“, fürchten sich vor Spinnen, wissen nicht, wie man ein Ei aufschlägt und tragen auch im Stall tief ausgeschnittene Tops, was wahrscheinlich ebenso eine Anweisung des Senders war wie die an die Bauernfamilie Estermann, geschlossen in Tracht aufzutreten und dazu so tiefes Bayerisch zu sprechen, dass Untertitel nötig sind. Off-Sprecher und Schnitte amüsieren sich derweil über die Schnitten.
Leider funktioniert es maximal 20 Minuten, dann hat man im Grunde alles gesehen, was kommen kann. Da ist die Sendung aber noch nicht einmal halb zu Ende, und wenn sie es endlich ist, wird schmerzlich bewusst, dass dies erst die erste Folge einer ganzen Serie war. Stimmt, die Mädels müssen ja noch lernen, an welchem Ende man eine Mistgabel korrekt anpackt.
Natürlich ist es ein bisschen traurig, dass Gülcan und Collien für die Arbeit auf dem Bauernhof, die sie schlecht machen, vermutlich wesentlich großzügiger entlohnt werden, als die Bauern, die dieselbe Arbeit gut machen. Dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass der eigentliche Beruf der beiden ja nicht die Landwirtschaft ist. Ihr eigentlicher Beruf, für den sie entlohnt werden, ist es, im Fernsehen reiche Tussis zu spielen. Und diesen Job machen sie vorbildlich und unterhalten damit Millionen.
Die Bauern ernähren uns ja nur.
25. Juni 2008 um 03:16
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Konzept wirklich analog zum „reiche verwöhnte Gören“-Original gedacht ist. Kommt mir eher so vor als beschränkte man sich hier auf „Gören“ oder „dumme rumzickende Schnepfen“ oder sowas in der Art (das ist jetzt analytisch gemeint, nicht beleidigend – man könnte ja diskutieren, inwiefern die Besetzung darauf passt).
25. Juni 2008 um 07:29
Ich bin mir nicht mehr sicher, ob Deutschland der Ort ist, an dem ich fürderhin leben möchte.
25. Juni 2008 um 11:04
@Alberto:
Achje, wenn das Format schon für Auswanderungsgedanken reicht, dann öffnen Sie bloß nie eine Tageszeitung und schalten Sie bloß nie aus Versehen auf 9Live, DSF oder Comedy Central.
25. Juni 2008 um 11:35
ich fand die Sendung auf erschreckende Art und Weise unterhaltsam:-) Und ich hätte nicht gedacht, dass Gülcan sympathischer sein könnte als Collien.
Aber im Grunde ist alles egal. Heute Abend gewinnt Deutschland und morgen gibts das Spiel um Platz 2.
25. Juni 2008 um 11:40
@Alberto Green
Das gilt für mich erst, wenn dieser Müll in drei Jahren in den ö-r läuft. Wetten, dass…?
25. Juni 2008 um 12:42
ähm selbst erarbeitet so so… da meinen sie die paar kröten von pro7, nicht das geld von kamps junior der läßt nähmlich backen …
ob man das wirklich als arbeit im sinne der aus gebeuteten und beleidigten unseres wirtschaftssystems nennen sollte was frau kamps da macht möchte ich mal dahingestellt sein lassen.
das sie bei weitem nicht so penetrant ist wie frau hilton aka das wandelnde infomercial für den klassenkampf ist keine kunst, aber trotzdem sehr erfreulich.
25. Juni 2008 um 13:01
Habe erst auf den zweiten Blick das Doppel-L in der Überschrift entdeckt. Feines Wortspiel, richtig schön fies. War das tatsächlich Absicht oder ein Freudscher Vertipper?
25. Juni 2008 um 13:04
Ich gebe zu, dass mir zwar immer wieder Tippfehler unterlaufen, aber dieses Doppel-L war durchaus Absicht.
25. Juni 2008 um 15:36
@westernworld:
Kamps Junior lässt schon seit mindestens fünf Jahren nicht mehr backen, da wurde die Kamps-Kette nämlich an Barilla (die mit den Nudeln) verkauft.
25. Juni 2008 um 16:00
„Die Bauern ernähren uns ja nur.“
Lese ich da aus dem letzten Satz etwa einen Hauch von Kapitalismuskritik oder nur einfach den blanken Neid, dass eine so talentierte Frau wie Frau Fernandes eben mehr leistet als ein doofer Bauer (Jack aus 24 ausgenommen)? Ich widerspreche hier ausdrücklich, dass ein schwer arbeitender Mensch mehr Anerkennung und Entlohnung bekommen sollte als so ein zierliches Geschöpf wie Collien. Schließlich ist sie eine Moderatorin und Model für Unterwäsche (!!) und Schauspielerin (!!!) und sie macht sogar Werbung für Produkte. Ist das etwa nichts.? Ein Bauer melkt Kühe und kippt die Milch vor dem Lidl aus, weil er zu faul ist Milch billiger zu produzieren. Soll er halt statt um 5, 2 Stunden früher aufstehen-> der Chinese schläft ja auch nicht. Das ist eben Globalisierung!
Also ich finde Collien macht ihren Job super. Ohne Ton (ganz wichtig!) und mit offener Hose (optional, geht auch ohne) ist die Sendung eine Wucht. Leider stört immer dieser türkische Esel mit seinem Elefantenarsch und dem Pferdegesicht und macht die ganze Stimmung kaputt. Das ist noch schlimmer, als wenn Mutti ins Zimmer kommt.
Wer immer noch nicht von Colliens Talenten überzeugt ist, wird es spätestens nach diesem Video sein:
http://de.youtube.com/watch?v=C94eA8wsK2M
Verbesserungswünsche für eine zweite Staffel „Gülcan und Collien ziehen aufs Land“:
„Collien zieht sich aus in the City“ …und Gülli bleibt im Stall
Verbesserungswünsche für diesen Blog: Mehr Collien, mehr Qualitätsserien, mehr Telemedial
25. Juni 2008 um 17:31
Immer schön zu wissen, für welch anspruchsvolle Leser man schreibt… 🙂
25. Juni 2008 um 18:14
Naja, wieder ein kläglicher Versuch von alternden Viva-Moderatoren beim „normalen“ Fernsehen einen Fuß in die Tür zu bekommen.
Kommt mir das nur so vor oder sind Raab und Pocher die einzigsten die heute noch Gehälter für ihre Arbeit vor der Kamera beziehen…
25. Juni 2008 um 18:36
à propos anspruchsvolle Leser …
Die besten Kommentare zu „Dumm und Dümmer im Real Life!“ gibt’s übrigens hier http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=4413
und der beste Artikel zur neuen „Gülle Gülle Show“ ist dagegen hier zu finden http://www.focus.de/kultur/kino_tv/focus-fernsehclub/guelcan-und-collien-ziehen-aufs-land-bauer-sucht-das-weite_aid_313530.html
Dafür habt ihr neuerdings die kürzesten URLs … auch ne Leistung 😉
25. Juni 2008 um 20:24
Ich hab die Sendung zwar nicht gesehen und habs auch nicht vor, aber ich bin sicher Kader Loth badend in einer Ladung Koth wird für immer unereicht bleiben.
25. Juni 2008 um 20:25
Finde persönlich Gülcan gar nicht so unsympathisch. Umd dumm ist sie nicht. Hat Abi, was viele nicht wissen. Heisst zwar nicht viel, aber sie stellt sich manchmal extra etwas naiv an, denk ich.
Die Sendung fand ich schwach soweit ich sie gesehen habe. Und lustig ist es, dass beide von der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Dorf, wo sie waren, nach schon erfolgter Einladung wieder ausgeladen wurden. Hab ich im Fernsehexpress gelesen.
Es war viel zu viel gestellt. G. wollte man krampfhaft die Rolle der Tussi Paris aufzwängen, was sie nicht ist, höchstens vielleicht vom outfit her. Sonst ist sie aber natürlich und hat eben ein „sonniges“ Gemüt, ist aber nicht tussig!
Ja, Coleen mag ich persönlich gar nicht so besonders. Insofern war sie auch ein Störfaktor für mich!
Alles in allem ein schlechter Abklatsch von „Simple live“; wobei das a auch nicht die Offenbarung schlechthin war. Aber es war das
25. Juni 2008 um 20:28
Bin irgendwie auf Tastatur gekommen!
Wollte nur noch schreiben : Aber es war das Orginal. Der einzige Vorzug vielleicht zur dt. Kopie!
25. Juni 2008 um 20:38
@Sänfte: In der Tat, gute Links.
Naja, jedes Fernsehvolk kriegt wohl den Dung den es verdient. Wir leben halt in einer Idiokratie, was will man machen…
25. Juni 2008 um 20:55
„Immer schön zu wissen, für welch anspruchsvolle Leser man schreibt… :-)“
Man kann sich seine Fans eben nicht aussuchen. Da finden sich unter dem Randsatz von Fernseherzuschauern doch der ein oder andere Kultur- und Medien-Experte.
Als bekennender PI-Fan weiss ich die Damenwelt mit Mirationshintergrund zu schätzen und huldige ihr mit dem Abstimmen per Fernbedienung. Ob MTVIVA oder SexySportClips – wenn Frau zeigt, dass sie mehr kann als nur Briefe abtippen und Schnittchen schneiden, bin ich dabei. Dem gemeinen TV-Gucker fehlt da vielleicht etwas Substanz und Ratio, aber diese vermissen dann wohl auch Freianrufe bei 9Live.
Ich meine, was soll das? Ich gucke, doch nicht Fernsehen um was zu lernen, ich will unterhalten werden. Und ich bitte Sie: Frauen und Intelligenz – sehen Sie da nicht einen krassen Widerspruch?
26. Juni 2008 um 08:31
@andreas ich meinte das im übertragenen sinne von wegen „brötchen verdienen“ und zwar selbst und das tut und muß die gute gülcan ja nicht mehr und herr kamps junior noch nie, es ging wie der aufmerksame leser feststellt um die vom autor aufgestellte thesde vom selbst erarbeiteten reichtum der gülcan k. .
26. Juni 2008 um 09:26
Ich würde fast sagen, das Format wurde mit drei Worten verkauft: „Titten – Wonderbra – Tanktops“. Und als solches funktioniert es wunderbar.
11. Juli 2008 um 11:33
da ich aus purem lokalpatriotismus nicht umhin konnte, mir eine folge anzusehen, darf ich mich den weitgehend negativen beurteilungen anschliessen und mit einer kleinen korrektur auch schon wieder verabschieden: der ort heisst „Grainbach“ und nein, das bayerisch, welches die bauersfamilie spricht, ist nicht gekünstelt, am samerberg – wie der name der weiteren umgegend lautet – sprechen die einheimischen tatsächlich so! da bin selbst ich als gestandener oberbayer dankbar für die untertitel…
12. Juli 2008 um 12:59
Es wird eben immer schwerer, die Pausen zwischen der Werbung mit irgendwelchem Mist zu füllen… darf ja auch nix kosten !