EM-TV
Pressekonferenzen mit Fußballspielern erinnern mich immer an Starinterviews in Wetten, dass…?. Jemand stellt eine belanglose Frage, dann schaut der Interviewpartner eine Weile ins Leere, und dann antwortet er.
Bei Wetten, dass…? sind das die Sekunden, die der Dolmetscher braucht, um die Übersetzung der Frage ins Ohr des Stargastes zu sprechen. Und bei Fußballern… Wahrscheinlich hat auch Michael Ballack einen Knopf im Ohr und muss zuerst die Übersetzung der Fragen in Fußballerdeutsch abwarten.
Besonders schön heute übrigens diese Frage der dpa:
Herr Ballack, wo liegt morgen die größte Gefahr in dem Spiel, aus deutscher Sicht?
Nun, ich als Laie hätte ja gesagt, die größte Gefahr liegt darin, dass die Mannschaft verlieren und ausscheiden könnte. Aber was weiß ich schon? Also bitte, Herr Ballack?
Die Gefahr ist, dass man in einem Spiel verlieren kann und ausscheiden kann.
Ah ja. Zurück ins Studio.
15. Juni 2008 um 12:30
Also von irgendwo kommt mir das bekannt vor… Ich glaub das hab ich eben im Radio gehört 😉
15. Juni 2008 um 12:41
Skandal! Fernsehlexikon.de klaut Gags von SWR3!
15. Juni 2008 um 12:43
…und auch noch selber geschriebene!
15. Juni 2008 um 13:59
Ich möchte aber viel lieber auf den Reportern rumhacken, als auf den Fussballern. Seit Jahrzehnten die ewig gleichen Interviews mit den ewig gleichen Fragen. Was soll man denn als Fussballer machen?
Der Blick ins Leere zwischen Frage und Antwort, diese sekundenlange Pause nutzt Ballack wohl dazu um zu denken: „Himmelherrgott, die anderen dürfen alle jetzt schon duschen und ich steh hier mit diesem Trottel“.
15. Juni 2008 um 15:00
[…] spielt Deutschland gegen Österreich und kann dabei ausscheiden. Denn schon einmal verlor Deutschland ein wichtiges Spiel gegen Bergdeutschland […]
15. Juni 2008 um 15:27
@ Patrick:
Ich auch! Ich auch!
Genau so war das gemeint.
15. Juni 2008 um 15:28
Ich fand die Aussage im Videotext vom ZDF zum Kopfschütteln, da wurde einer der Elf mit den Worten zititert: „Wir gehen mit dem Willen zu Siegen in’s Spiel“. HÄ? Das man den Willen zum Sieg nicht daheim lassen sollte, weiß man doch eigentlich… Aber wahrscheinlich verdienen schlichte Reporterfragen auch schlichte Sportlerantworten.?
15. Juni 2008 um 16:38
Interviews im Fussball sind durchweg ein Trauerspiel. Offensichtlich dumme Fragen sind ebenso an der Tagesordnung wie dumme Antworten. Die Crux ist halt, dass die Fragen nicht dem Erkenntnisgewinn dienen sollen, sondern allein dem Materialgewinn, also dem Erlangen irgendeiner verwertbaren Aussage oder eines O-Tons. Das führt dann seitens der Interviewer öfters zu offenkundig dämlichen Fragestellungen mit z.T. vorweggenommenen Erwartungshaltungen („nach diesem unglücklichen Ausscheiden, wie niedergeschlagen fühlen sie sich jetzt?“), und seitens der Interviewten zu genervten oder arroganten Reaktionen weil sie sich von der blöden Frage belästigt oder irgendwie an der Ehre beschädigt fühlen.
15. Juni 2008 um 18:35
Die einzig richtige Art mit solchen Fragen umzugehen macht Markus Baur hier vor: http://www.myvideo.de/watch/1393203/markus_baur_verarscht_komentator
Aber das kann natürlich nicht jeder, erst recht nicht direkt nach einem Spiel.
15. Juni 2008 um 19:03
@ Michael:
Ach so. Und tatsächlich, wo ich’s jetzt nochmal lese…
Und da ich grade schon mal beim Tippen bin: Ist denn nicht zur Zeit auch noch Wasserballett-Meisterschaft in Fallingbostel, die Steffen Simon kommentieren könnte?
15. Juni 2008 um 21:54
Alle beklagen hier, dass solche Arten von Interviews sinnlos und sinnentleert sind. Frage: Warum werden sie dennoch durchgeführt? Warum gibt es diese schwachsinnigen Pressekonferenzen überhaupt? Warum sagt eigentlich niemand mal diesen gnadenlos schlechten Schauspielern (Journalisten vs. Beteiligte), dass ihr Spiel so gnadenlos schlecht ist?
@patrick
Ist denn nicht zur Zeit auch noch Wasserballett-Meisterschaft in Fallingbostel, die Steffen Simon kommentieren könnte?
Psssst, sonst kommentiert Beckmann wieder bei der ARD! (Da sei Gottlob vor – aber der ist irgendwie nicht da.)
15. Juni 2008 um 23:24
@Gregor: Hab‘ ich mich auch schon öfters gefragt. Ich vermute mal, dass es eine Art Ritual ist, an das sich beide Parteien inzwischen einfach gewöhnt haben. Oder auch einfach Gewohnheit. Eingelaufene Schuhe, ausgelatschte Pfade, …
15. Juni 2008 um 23:42
@ Nona, Gregor:
Ich fürchte wir wollen das so haben. Vielleicht als Rausschmeißer. Wenn direkt nach dem Spiel das Wort zum Sonntag anfängt oder die x-te Wiederholung von Der Weisse Hai II, dann ist uns das auch nicht recht.
Und Gregor: Auch wenn mich alle gleich hassen, ich wünsche mir Wontorra zurück. Als Moderator bzw. generell als Person des öffentlichen Lebens eine Qual, aber als Live-Kommentator war er ziemlich gut.
16. Juni 2008 um 00:24
Der Reporter hat keine Frage und fragt trotzdem.
Der Spieler hat keine Antwort, und antwortet trotzdem.
Dem Zuschauer geht’s irgendwo vorbei, und er schaut trotzdem.
Ob die Werbewirtschaft, die hinter den Spieler eine Tafel mit Sponsorenlogos gestellt hat, damit was zu tun hat?
Was würden die machen, wenn der Sender sagen würde: „Heute ist uns keine interessante Frage eingefallen, wir schauen gleich auf die Tabelle.“
Es gibt nur sehr, sehr wenige Situationen, in denen ich als Zuschauer eine Frage habe – das Bogenlampentor von rechts außen – war das eigentlich als Flanke gedacht, oder wirklich Absicht?
Den großen Rest kann man getrost vergessen, und wegen des ganzen Bla-Bla bekäme ich auch nicht mit, wenn wirklich mal was interessantes gesagt würde.
Die Gefühle der Fußballer interessieren mich nicht – die interessieren niemanden, außer Kerner.
16. Juni 2008 um 10:20
Nein, Kerner interessieren die auch nicht. Glaub mir.
16. Juni 2008 um 16:04
@patrick
Wontorra – ahhhh jaaa. Inzwischen weiss man, was danach noch alles kommen kann. Da ist sogar Marcel Reif noch Gold (den ich mangels Pay-TV wenig bekomme). Oder Rubenbauer.
Nur nicht Hansch. DEN nicht!
17. Juni 2008 um 22:40
@ Gregor Keuschnig
„Alle beklagen hier, dass solche Arten von Interviews sinnlos und sinnentleert sind. Frage: Warum werden sie dennoch durchgeführt? Warum gibt es diese schwachsinnigen Pressekonferenzen überhaupt? Warum sagt eigentlich niemand mal diesen gnadenlos schlechten Schauspielern (Journalisten vs. Beteiligte), dass ihr Spiel so gnadenlos schlecht ist?“
Habe ich, mehrere Male, am besten ist mir meine ellenlange Mail an das ZDF, allerdings für Olympia 2004, in Erninnerung. Fünfundvierzig Minuten Feinschliff meinerseits, um auch wirklich alle Grausamkeiten in Kommentar und insbesondere Sportlerinterviews anzumerken, was kam zurück? „Wir danken für Ihre rege Anteilnahme an unserem Onlineangebot. Wir werden es an die entsprechende Abteilung weiterleiten.“ Natürlich danach nie wieder etwas gehört, wie auch bei keiner anderen Mail (an die richtigen Kontaktadressen!) an das ZDF oder ARD. Offensichtlich ist es wurscht, was der Zuschauer denkt.
Und ich fühle jedesmal mit den Sportlern wenn sie weniger Sekunden nach einem Spiel ans Mikro gezerrt werden, bei jedem „Wie enttäuscht sind sie?“ möchte ich reinhauen.
18. Juni 2008 um 10:20
@Kat
Naja, meine Frage war eher rhetorisch. Ähnliches habe ich auch schon mal gemacht (in ellenlangen Briefen sogar). Mit gleichem Resultat.
(Es ginge nur, wenn die Einschaltquoten bei solchen Ausstrahlungen ständig und drastisch zurückginge. Aber man sage das mal den paar Hundert repräsentativen Fernsehguckern…)
18. Juni 2008 um 11:18
Die Höhepunkte der Sportberichterstattung sind für mich folgende zwei:
a) Olympiade in den USA, als deutsche Reporter allen Amerikanern Cowboyhüte als Present überreicht haben. Ihr wißt es vielleicht nicht, aber Deutschland ist international bekannt für seine Cowboyhüte.
Man hat auch nicht davor zurückgeschreckt einem Indianerhäuptling nach dem Interview einen solchen Hut zu schenken, aber der Würdenträger hat seine Überraschung und Irritation schnell in den Griff bekommen und auf das Rufen des weißen Wagens verzichtet.
b) Ebenfalls diese Olympiade.
Ein Sportler – Skifahrer in einer der vielen Disziplinen – hat eben die Goldmedaille erreicht und kommt freudig ins Studio.
Der Reporter fragt ihn, ob er an seinen Freund gedacht habe, der kürzlich unerwartet verstorben ist.
Der Sportler verläßt weinend das Studio. Einen der Cowboyhüte, für den uns die Welt so liebt, hat man ihm noch verpaßt, als Trost.
Den Anspruch nicht unkritisch zu sein hat der dt. Sportreporter mißverstanden als Aufforderung immer etwas Schlechtes zu finden, worüber man berichten kann.
– 4:0 gewonnen, aber die Stürmer haben wieder nicht getroffen.
– Die Stürmer haben getroffen, das Spiel ist gewonnen, aber letzte Woche ist man aus dem internationalen Wettbewerb ausgeschieden. Was sagt der Sportler dazu?
Etwas schade, daß man von diesen Cowboyhüten abgekommen ist.
Die Sportler hätten die dt. Reporter sonst schnell schon aus der Ferne erkennen, und ihr Heil in der Flucht suchen können.
21. Juni 2008 um 20:36
@Felix
hui danke für das video, genial Baur, unglaublich wie er von noch freundlich antwortend blitzschnell, als er merkte dass die 28. gleiche, dumme, sinnlose Frage kommt, umschaltet auf eine köstliche Verarsche, wie aus dem Drehbuch 😀 einfach nur groß :p