Badass Wombels
Die Wombels haben schon einiges erlebt in den letzten 40 Jahren. Erfunden von Elisabeth Beresford für eine Kinderbuchreihe schafften es die spitznasigen Flauschzottel ins Fernsehen und eroberten das Herz von jedem, der sie sah — in Deutschland nicht zuletzt dank Dieter Hallervorden, der ihnen seine Stimme lieh. Die Wombels waren als Pausenact beim Eurovision Song Contest 1974 dabei, kamen mit einem Weihnachtslied fast auf den ersten Platz der britischen Charts, wombelten in einem eigenen Kinofilm und erlebten Ende der neunziger Jahre sogar ein Comeback im Fernsehen.
Jetzt sind sie in Großbritannien wieder aufgetaucht — als Mahnmal gegen die Amerikanisierung des britischen Kinderfernsehens. Nur ein Prozent der neuen Programme werde in Großbritannien produziert, behauptet eine Vereinigung namens Producers Alliance for Cinema and Television (PACT) und fordert „die Wombels in der Regierung“ auf, dafür zu sorgen, dass wieder britisches Fernsehen für britische Kinder gemacht wird.
Um das Volk aufzurütteln, haben sie einen Clip produziert, der zeigt, wie die Wombels aussehen würden, wenn sie in den USA produziert worden wären — Slang und Konservengelächter inklusive. Schockierend!
13. April 2008 um 17:28
Offenbar gibt es nicht nur in Deutschland Menschen, die den US-amerikanischen Einfluss für zu stark erachten. Interessant ist dabei, dass doch die Briten eigentlich origineller bei ihrem Fernsehprogramm sein sollen (man denke nur an halbherzig abgekupferte Konzepte, die in Deutschland ausgestrahlt werden). Man möchte annehmen, dass bei besseren Eigenproduktionen kein Problem durch „kulturelle Dominanz“ entstehen sollte. Ob die Leute, die hinter dieser Aktion stehen, wohl als „anti-amerikanisch“, „nationalistisch“ oder „sprachpuristisch“ gegeißelt werden?
13. April 2008 um 23:29
Nein, PACT betreibt hier plumpe Interessenpolitik.
Es geht hier nicht um „Anti-Amerikanismus“ sondern um simple Standort-Politik.
Warum den US-Firmen das Geld überweisen, wenn die eigene Industrie das auch herstellen kann.
Die Zahl halte ich im Uebrigen fuer stark übertrieben. Vielleicht 1% der Kinderprogramme ausserhalb der BBC, die ja vieles selbst produziert.
14. April 2008 um 00:31
Die „Amerikanisierung“ des Kinderprogramms ist eigentlich nur für kommerzielle Digitalkanäle relevant, nicht für BBC One oder CBBC.
Die Produktion von Kinderprogrammen ist in UK aktuell ein großes Medienthema. Zum einen sind die Sendeflächen für Kinderprogramme in den „großen“ Sendern in den letzten Jahren reduziert worden (ITV bringt werktags nix mehr, BBC One überlegt „Weakest Link“ um eine halbe Stunde vorzuziehen, „Grange Hill“ wird eingestellt).
Zum anderen überlegt man bei der Medienaufsicht Ofcom, Gebührengelder umzuverteilen und ein Teil der Gelder möglicherweise von der BBC abzuziehen („top slicing“) um vorallem Regionalnachrichten und eben Kinderprogramme bei den Privaten oder Channel 4 zu subventionieren.
Klar dass die Kinder-TV-Produzenten im Rahmen der Kuchenverteilung ganz besonders laut „hier! hier!“ schreien.
Die Wombels sind also nichts anderes als Flauschlobbyisten im Zottelgewand (oder umgekehrt).
14. April 2008 um 14:17
Was ja auch kein Wunder ist: In den Digitalkanälen tummeln sich ja nicht unabhängige Programmanbieter sondern Sendermarken, die mit ihrem gesamten Rechtestock ein neues lokales Outlet geschaffen haben.
Neuestes Beispiel sind hier Baby First und Baby TV, zwei konkurrierende israelische Programmveranstalter, die nicht nur das Programm, sondern gleich den ganzen Sender international vermarkten.
14. April 2008 um 18:30
..na toll, jetzt hab ich wieder 2 DVDs für den Kurzen bestellt..
;o)
15. April 2008 um 09:48
Der grosse Chris Spedding hat einmal bei der Gruppe „mitgespielt“….
15. April 2008 um 12:45
Irgendwo im selten geöffneten Plattenschrank steht meine wohl behütete Wombles-Single „Remember you’re a Womble“. Ganz, ganz groß.
15. April 2008 um 14:03
@rrho: Hoch lebe YouTube! http://youtube.com/watch?v=hFRIpvOPIBQ