Emil
1973–1985 (SWR, ARD). Specials von und mit Emil Steinberger, der in Kabarett und Sketchen den Schelm gibt und den Schweizer Akzent und die Langsamkeit zelebriert – oder?
Der Süddeutsche Rundfunk hatte den Kabarettisten Steinberger, der sich schlicht Emil nannte, bei Auftritten in seiner Heimat Schweiz entdeckt und nach Deutschland geholt. Das erste Special „E wie Emil“ lief zunächst im Dritten Programm, im nächsten Jahr in der ARD. Emil wurde auch hierzulande ein Star und weitete seine Bühnentourneen nach Deutschland aus. Weitere Specials mit verschiedenen Titeln folgten in unregelmäßigen Abständen. Sie waren zum Teil Zusammenschnitte aus seinen Bühnenprogrammen und zum Teil aneinandergereihte Sketche und hießen z. B. „Emil auf der Post“, „Emil träumt“ oder „Emil und seine Berufe“.
Emil brauchte nur in den seltensten Fällen Sketchpartner, meist reichte ihm eine Telefonattrappe auf dem Tisch. Der Part des imaginären Gesprächspartners ergab sich aus Emils Antworten (Das Telefon klingelt. „Jetzt versuche ich mal einen Gag!“ Er hebt den Hörer ab. „Hier spricht der automatische Anrufbeantworter. Bitte sprechen sie nach meinem Signal. Piep.“ Er grinst spitzbübisch. Dann erstarrt sein Gesicht. Zum Publikum sagt er: „Mein Chef!“. Pause. Dann: „Nein, hier ist immer noch der Automat.“) Mal war er Postbeamter, mal Polizeibeamter, Garderobier, werdender Vater, Mann in der Sauna oder Blutspender.
Im April 1978 überbrückte Steinberger zur Primetime in dem kurzen ARD-Special „Emil – 10 Minuten warten“ direkt nach der Tagesschau die Viertelstunde bis zum Beginn des Eurovision Song Contest. Er spielte einen Techniker, der erklärt, was kurz vor dem Grand Prix hinter der Bühne passiert, und dabei beinahe die ganze Sendung gefährdet. Sein letztes Programm, „Emil: Feuerabend“, lief abendfüllend am Silvesterabend 1985 in der ARD. Er mimte einen Feuerwehrmann, der während einer Theatervorführung hinter der Bühne seinen Dienst leistet. Kurz vor Mitternacht zog er an den Bühnenseilen, die Glocken aus mehreren Hauptstädten der Welt erklingen ließen, zündete Feuerwerksraketen und zählte den Countdown ins neue Jahr herunter. Danach gab er die Rolle des Emil auf und zog sich zurück.
Steinbergers Sketche wurden noch viele Jahre in Sendungen wie der Sketchparade wiederholt. Im Jahr 2000 zeigte die ARD drei Best-of-Folgen unter dem Titel E wie Emil und anschließend doch noch eine einmalige neue 55-minütige Sendung namens „Emil – Wahre Lügengeschichten“. Steinberger hatte in der Zurückgezogenheit ein gleichnamiges Buch geschrieben, daraus las er jetzt vor.
6. Januar 2008 um 15:39
[…] großartige Emil Steinberger wird heute 75. Wir haben versucht, ihm persönlich hinter seinem Tisch zu gratulieren, aber er […]