Angelas wachsame Holzaugen
Es gibt mehrere Möglichkeiten, unbedarften Zuschauern die Grundkonstellation einer neuen Serie und die wichtigen Eigenschaften ihrer Charaktere näherzubringen. Zum einen die simple: Eine Off-Stimme erklärt einfach alles schon im Vorspann. So geschehen beim A-Team, bei Law & Order, Seven Days oder Immer wenn er Pillen nahm. Im letzten Beispiel war der Erklärtext sogar gereimt.
Zum anderen gibt die natürliche Möglichkeit, von der am häufigsten Gebrauch gemacht wird. Man erzählt die Geschichte einfach ohne Einführung und geht davon aus, dass sich die Zusammenhänge von selbst erklären. Dr. House, Frasier, Seinfeld, Without A Trace, … kurz: Etwa 98 Prozent aller Serien, die je gedreht wurden, entschieden sich für diesen Weg. Es hat immer funktioniert.
Und dann ist da noch das, was wir ab heute „Angela-Henson-Methode“ nennen, nach der neuen RTL2-Serie Angela Henson – Das Auge des FBI. Man kannte sie bisher als Holzhammer-Methode: So unnatürlich wie vorstellbar führen zwei Seriencharaktere, die sich dem Anschein nach schon lange kennen, ein Gespräch, wie es zwei Menschen, die sich schon lange kennen, niemals führen würden. So groß wie bei Angela Henson war der Holzhammer noch nie, und das viele Holz färbt sogar aufs Schauspiel ab:
Leo: „Ach so, ja, deine Gabe, Lügner zu entlarven, klar.“
Angela: „An die du nicht glaubst!“
Da merkt man schon, dass sich die Serie an den DAZ richtet, den dümmsten anzunehmenden Zuschauer. Das bleibt auch so. Jede Schlussfolgerung, mit der der aufzuklärende Kriminalfall ein Stück weitergetrieben wird, ist mit einer Rückblende zu einer Begebenheit verbunden, auf der die Schlussfolgerung basiert, auch wenn diese Begebenheit gerade erst zwei Minuten vorher in einer eigenen Szene gezeigt wurde. Damit passt diese Serie, obwohl sie erst ein Jahr alt ist, überhaupt nicht mehr in die heutige Zeit, in der Zuschauer herausgefordert werden, ihnen eine gewisse Kombinationsgabe, eine gedankliche Eigenleistung abverlangt wird, die sie dankbar erbringen. Vermutlich deshalb wurde Angela Henson nach nur drei Monaten abgesetzt.
Neben dem abgeschlossenen Handlungsstrang mit dem Kriminalfall der Woche etabliert die Pilotepisode noch eine zweite, fortlaufende Handlungsebene, in der es um Angelas kriminellen Vater geht, der als Landesverräter im Knast sitzt und den ein Geheimnis umgibt. Dabei gelingt es der sonst so plumpen Serie sogar, ein gewisses Interesse zu wecken, was es denn nun mit diesem verräterischen Vater auf sich hat. So groß, dass ich deshalb nächste Woche noch einmal einschalten würde, ist das Interesse aber auch wieder nicht.
Angela Henson – Das Auge des FBI, donnerstags um 20.15 Uhr bei RTL2.
29. November 2007 um 09:42
Viel schlimmer ist es, daß sich gestandene Wissenschaftler wie die von den ca 5 Mio CSI-Teams jede Woche erklären müssen, was ein DNA oder ein Fingerabdruck ist, oder wie der Highspeeddatenelektronenbunsenbrenneranzünder funktioniert. Machen die das immer noch? Ich habs nicht mehr ertragen können.
29. November 2007 um 14:11
Hm… ein Hauptdarsteller, dem kein Detail entgeht und der somit die härtesten Fälle löst. Liest sich wie die Urlaubsvertretung von Monk.
Kann das sein, das Angela Henson erst während des Drehbuchautorenstreiks entworfen worden ist?
30. November 2007 um 02:39
ich hab’s vorhin angefangen zu schauen. schlimm schlimm! hab mir dann lieber die wiederholung von zapp im ndr angeschaut.
4. Dezember 2007 um 07:48
Zumindest in der Vorschau ist die Serie absolut supergrottig synchronisiert. Ist das in der Folge selber auch so schlimm?
29. Januar 2008 um 21:46
Also ich finde die Serie echt klasse und freue mich auf jeden Donnerstag. Weiter so !!!